DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-05-2018 17:01
SXEU31 DWAV 251800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 25.05.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Heute in einem Streifen vom Rheinland bis nach Niederbayern erneut Gewitter mit
Starkregen, aber kaum Unwettergefahr. Am Samstag im Nordosten einzelne kurze
Gewitter, sonst nur geringe Gewitterneigung. Am Sonntag und Montag im Südwesten,
ganz im Süden sowie zusehends auch im Westen wieder zunehmende Gewittergefahr,
Unwetter durch heftigen Starkregen und / oder größeren Hagel nicht
auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland zwischen einem Höhentief über Cornwall und einem
sich von Nordwestpolen nähernden Kaltlufttropfen. Der dazwischen liegende Sattel
ist von Geopotentialanstieg geprägt. Im Bodendruckfeld hat sich eine Hochbrücke
etabliert, die vom Seegebiet nördlich der Azoren über Mittelskandinavien hinweg
bis nach Westrussland reicht. Diese Brücke weitet sich noch etwas nach Süden
aus. Nachlassende Dynamik dürfte daher eine Entspannung der Gewitterlage
bringen; nennenswerte Hebungsantriebe lassen sich nicht mehr ausmachen. Dennoch
verbleibt eine Region mit feuchtlabiler Luft, die sich vom Rheinland nach
Südostdeutschland erstreckt. Entrainment von trockenerer Luft aus dem über
Nordeuropa liegenden Hoch lässt aber den Flüssigwassergehalt auf 25 bis 30 mm
und bis Samstagfrüh größtenteils unter 25 mm sinken. Innerhalb dieses Streifens,
der sich vom Niederrhein bis zum Bayerischen Wald und zum Inn erstreckt, können
sich noch einmal einzelne Gewitter entwickeln. Die Unwettergefahr ist deutlich
geringer als am Vortag.
Ganz im Südwesten und im Süden deutet sich durch Überströmen der Alpen eine
leichte Austrocknung an, was sich in einem bis auf rund 2000 m erhöhten
Kondensationsniveau äußert und dort hochreichende Konvektion weniger
wahrscheinlich werden lässt. Dennoch sind mit Hilfe der Orografie
(Hochschwarzwald, unmittelbarer Alpenrand) konvektive Umlagerungen nicht
auszuschließen.
Im Norden und Nordosten hält sich trockene Warmluft, die aus dem über
Fennoskandien liegenden Hoch ausfließt. Somit bleibt es dort niederschlagsfrei.
Absinken unterdrückt Konvektion weitgehend, so dass nahezu ungehinderte
Einstrahlung zu erwarten ist. Allerdings konnte tagesgangsbedingt der Wind etwas
auffrischen, was entsprechende Warnungen erforderlich werden ließ.
In der Nacht zum Samstag lässt Kaltluftadvektion an der Vorderseite des sich
nähernden Kaltlufttropfens und das hieraus resultierende Absinken en Himmel
aufklaren. Die in einem Streifen vom Rheinland bis nach Südostdeutschland
zunächst noch vorhandene Konvektion sollte alsbald zum Erliegen kommen.
Im Westen und Süden, aber zu Teil auch in den mittleren Gebieten, können sich
flache, aber zum Teil dichte Nebelfelder bilden, die in den Frühstunden des
Samstags alsbald verschwinden dürften.

Samstag ... verlagert sich das Höhentief von Cornwall, das Bestandteil eines
westeuropäischen Höhentiefkomplexes ist, weiter westwärts. Der über
Nordwestpolen liegende Kaltlufttropfen wird ins Oderhaff gesteuert. Dazwischen
liegt Mitteleuropa, das von leichten Geopotentialgewinn profitiert. Allerdings
beginnt im Südwesten und ganz im Westen die Strömung auf Südwest zu drehen, d.h.
die bisher eher gemäßigte Luftmasse wird in diesen Gebieten durch Subtropikluft
abgelöst. Dabei steigt CAPE auf ca. 1500 J/kg und der Gehalt an
niederschlagbarem Wasser wieder auf rund 30 mm. Noch ist das Kondensationsniveau
relativ hoch und liegt meist oberhalb von 800 hPa, auch fehlt jeglicher
dynamischer Antrieb, so dass die Auslösung am ehesten mit Hilfe der Orografie
erfolgen dürfte. Am wahrscheinlichsten wäre dies im Hochschwarzwald und im
westlichen Allgäu. Sollte es zu hochreichender Konvektion kommen, wären Unwetter
durch heftigen Starkregen und auch größeren Hagel vorstellbar. Die
Wahrscheinlichkeit hierfür ist jedoch gering.
Im Nordosten macht sich der Einfluss des Kaltlufttropfens bemerkbar. Dort können
sich mit Unterstützung durch den Tagesgang ebenfalls Schauer und einzelne
Gewitter entwickeln. Diese dürften allenfalls "mit Mühe" die Kriterien für eine
markante Warnung erreichen.
Im weitaus größten Teil Deutschlands sorgt Absinken für längere sonnige
Abschnitte. Hierdurch steigen die Temperaturen noch etwas an, so dass
Höchstwerte zwischen 25 und 31 Grad zu erwarten sind. Dabei wird es am
Niederrhein am wärmsten. An der Küste, im Bergland und ganz im Nordosten wird es
mit 18 bis 24 Grad nicht so warm.
In der Nacht zum Sonntag verlagert sich der Kaltlufttropfen ein wenig nach
Westen. Ein von dem Höhentief über der Biskaya und der Bretagne ausgehender
breiter Trog schwenkt nach Nordfrankreich, wodurch über dem Westen teils
mehrschichtige Bewölkung aufzieht. Für nennenswerte Niederschläge reicht es
jedoch kaum. In weiten Teilen Deutschlands klart es auf, wobei sich erneut Nebel
bilden kann.

Sonntag ... wird der Kaltlufttropfen an der Südflanke des blockierenden Hochs
über Fennoskandien nach Westen gesteuert und überquert Jütland. Einzelne Schauer
oder vielleicht auch kurze Gewitter können ganz im Norden erneut ausgelöst
werden. Wahrscheinlich werden dabei nicht einmal die Schwellenwerte für markante
Warnungen erreicht.
Allmählich wird der Kaltlufttropfen in das Zirkulationssystem des vor Westeuropa
liegenden Höhentiefkomplexes einbezogen, wodurch sich eine allmählich weiter auf
Südwest bis Süd-Südwest drehende Strömung ergibt. Hierdurch arbeitet sich die
feuchtlabile Subtropikluft, die am Vortag nur im äußersten Südwesten und Süden
zu finden war, etwas nach Norden und Osten vor. Dennoch sollte hochreichende
Konvektion auf die Unterstützung durch die Orografie angewiesen bleiben.
Dynamische Antriebe fehlen weitgehend. Mit dem Anstieg des Flüssigwassergehalts
auf 30 bis 35 mm sinkt das Kondensationsniveau auf Höhenlagen um 800 hPa, zum
Teil bis 850 hPa ab. Sollten sich konvektive Umlagerungen entwickeln, sind die
Kriterien für Unwetter relativ rasch erreicht. Unwettergefahr besteht dann durch
heftigen Starkregen und größeren Hagel, aufgrund der trockenen unteren
Troposphäre wären dann auch Böen bis Sturmstärke nicht ganz auszuschließen.
Immerhin wird von den globalen Modellen in diesen Gebieten Konvektion wieder für
wahrscheinlicher gehalten als am Samstag.
Im weitaus größten Teil Deutschlands hält sich noch Hochdruckeinfluss, der auch
im Nordosten die Schauer- und Gewittertätigkeit einigermaßen dämpft. In einem
breiten Streifen von Niederrhein und Ems bis in den Osten und Südosten
Deutschlands hinein dauert das Absinken an, dort scheint die Sonne längere Zeit
und es bleibt durchweg niederschlagsfrei. Mit Höchsttemperaturen zwischen 25 und
30 Grad bleibt es frühsommerlich warm. Ganz im Norden sowie im Bergland bewegen
sich die Temperaturen zwischen 18 und 24 Grad.
In der Nacht zum Montag setzt der Kaltlufttropfen seine Verlagerung nach
Nord-Nordwest fort, so dass sich das nord- und nordosteuropäische Hoch wieder
etwas mehr nach Mitteleuropa ausweiten kann. Dies sollte der ggf. noch
vorhandenen hochreichenden Konvektion alsbald den Garaus machen. Verbreitet
klart es auf. Dort, wo es an den Vortagen viel geregnet hat, kann sich noch
einmal stellenweise Nebel bilden.

Montag ... ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur wenig.
Allerdings nimmt in der südlichen bis leicht auf Südost drehenden Strömung die
Zyklonalität etwas zu, ohne dass sich ausgeprägte dynamische Antriebe
abzeichnen. Dies geht vor allem im Süden mit einer weiteren Zunahme der
Labilität einher. Der Gehalt an niederschlagbarem Wasser erreicht in der Mitte,
im Westen und im Süden Deutschlands relativ großflächig 30 bis 35 mm, CAPE
erreicht mehr als 2000 J/kg. Die Zutaten für Gewitter bis hin zum Unwetter sind
vorhanden. Was noch fehlt, ist die dynamische Unterstützung, so dass sich
konvektive Umlagerungen am ehesten mit Hilfe der Orografie entwickeln. Aufgrund
der relativ schwachen Strömung dürfte es sich hierbei meist um stehende Einzel-
oder Multizellen handeln, die aber aufgrund ihrer hohen Intensität rasch die
Schwellenwerte für Unwetter (vor allem durch heftigen Starkregen, aber auch
durch größeren Hagel) erreichen.
Im Norden und Nordosten sowie auch in den östlichen Landesteilen bleibt der
Einfluss des blockierenden, nach wie vor über Nord- und Nordosteuropa liegenden
Hochs bestehen. Großräumiges Absinken lässt dort keine nennenswerte
Wolkenbildung zu, so dass sich infolge nahezu ungehinderter Einstrahlung die
Luftmasse weiter erwärmen kann.
Die Tageshöchsttemperaturen können daher gegenüber Sonntag noch leicht
ansteigen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann