DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

24-05-2018 09:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 24.05.2018 um 10.30 UTC



Leicht unbeständiger zu Schauern und teils kräftigen Gewittern neigender
Wettercharakter mit lokalem Unwetterpotential. Sommerlich warm, teils schwül
heiß.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 31.05.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Sonntag liegt Mitteleuropa weiterhin
auf der Vorderseite eines Langwellentroges, der sich von Island über die
Britischen Inseln bis nach Nordwestafrika erstreckt und mehrere Drehzentren
aufweist. Dem gegenüber kann sich über Skandinavien zudem das Höhenhoch
behaupten. Die Verbindung zu einem ausgeprägten Rücken, der sich von Nordafrika
bis nach Italien amplifiziert, wird jedoch von einem Höhentief unterbrochen, das
über dem Norden Deutschlands sowie Westpolen ankert, um im weiteren Verlauf
allmählich wieder vom Langwellentrog verschlungen zu werden. Korrelierend zu
Trogvorderseite ist am Boden über Westfrankreich und der Iberischen Halbinsel
tiefer Luftdruck zu verzeichnen, während sich ausgehend von dem hohen
Geopotential über Skandinavien in Bodennähe weiter ein ausgeprägtes
Hochdruckgebiet befindet. Deutschland liegt analog zu den Vortagen zwischen den
Stühlen im Bereich schwacher Luftdruckgegensätzen mit dem tiefen Druck nach
Südwesten zu. Das Höhentief über dem Norden und Nordosten des Landes lässt sich
bodennah nur zeitweise durch ein schwaches kleinräumiges Tief ausmachen.
Aufgrund der dynamischen und teils diabatischer Hebungsprozesse werden vor allem
im Umfeld des Höhentiefs im Nordosten sowie im Westen und Südwesten teils
vertikale Umlagerungen zu erwarten, die schließlich zu teils kräftigen Schauern
und Gewittern führen.

Zu Wochenbeginn am Montag und Dienstag bleibt das Zirkulationsmuster
grundsätzlich erhalten. Das Höhentief ist von dem Langwellentrog geschluckt
worden. Gleichzeitig bilden sich in dem Höhentiefkomplex wiederholt neue kleine
neue Geopotentialeier, die mit der Strömung von Nordafrika nordwärts geführt
werden. Dessen kurzwelligen "Trogbeulen" sorgen auf deren Weg allerdings für
dynamische Hebung und befeuern somit die Auslösung konvektiver Ereignisse. In
Deutschland führt vor allem in der Südwesthälfte der zyklonale Einfluss weiter
für einen unbeständigen zu kräftigen Schauern und Gewittern neigenden
Witterungscharakter. Der Norden und Osten profitiert nach Abzug des Höhentiefs
wieder von dem antizyklonalen Einfluss des Höhenhochs über der Ostsee bzw.
Finnland sowie dessen korrelierendem Hoch am Boden mit Zentrum über
Nordosteuropa.

Am Mittwoch und Donnerstag wird das Höhenhoch sowie der von ihm ausgehender
Rücken von nachschiebenden Langwellentrog weiter nach Osten abgedrängt und
verliert somit zunehmend den Einfluss auf das Bundesgebiet. Stattdessen kann
sich korrelierend zur Höhe im Bodenniveau von Südwesten her tiefer Luftdruck bis
weit in den Nordosten breit machen. Dynamische Hebungsprozesse durch
durchschwenkende kurzwellige Anteile, konvergente Bodenströmungen sowie
diabatische Komponenten treiben dabei den vertikalen Luftaustausch weiter an.
Bis Donnerstagabend muss schließlich nahezu im ganzen Land mit kräftigen
Schauern und Gewittern gerechnet werden, die nachfolgend von Südwesten her auch
die Temperaturen wieder etwas sinken lassen.

Grundsätzlich ist mit Blick auf die Geopotentialverteilung über den
mittelfristigen Zeitraum weiter eine stabile Omegalage zu erkennen. Dem
beschriebenen Langwellentrog über Westeuropa und dem Ostatlantik steht ein
Pedant über Osteuropa gegenüber, der sich dort von Russland über das Schwarze
Meer bis in den östlichen Mittelmeerraum zeiht. Dazwischen kann mehr oder
weniger stark ausgeprägt (Problem kleinräumiger Höhentiefs) durchweg ein Rücken
verifiziert werden, der hohes Geopotential über Nordafrika mit dem Höhenhoch
über Nordeuropa verbindet.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen 00 UTC Laufs des EZMW kann bezüglich der
allgemeinen Zirkulationsmuster als gut bezeichnet werden. Über dem gesamten
Vorhersagezeitraum liegt Deutschland auf der Vorderseite eines Langwellentroges,
der sich von den Britischen Inseln bis nach Nordwestafrika erstreckt. In
Bodennähe hält sich gleichzeitig vor allem nach Westen und Südwesten zu ein
schwachgradientiger Tiefdrucksumpf, der gebietsweise zu Schauern und Gewittern
führt, die allerdings heterogen verteilt sind. Geringe Unterschiede sind in den
vergangenen Modellläufen bei der genauen räumlichen Einordnung eines Höhentiefs
über dem Norden Deutschlands zu verzeichnen. Damit einhergehend wird auch die
Verteilung der dortigen Wolken- und Niederschlagsfelder leicht abweichend
simuliert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die betrachteten Globalmodelle ICON, EZ, GFS sowie LEPW zeigen über den gesamten
Vorhersagezeitraum identische Zirkulationsmuster. Geringe Abweichungen sind aber
beide der Intensität der Geopotential und Luftdruckgebilde sowie deren Phasen zu
verzeichnen. Entsprechend ist sowohl die räumliche Verteilung als auch die
Stärke der konvektiven Ereignisse etwas unterschiedlich simuliert. Das LEPW
lässt beispielsweise den Tiefdrucksumpf am Boden schneller und auch großräumiger
ostwärts vorankommen, was auch in Verbindung mit einem intensiveren und
großräumigen Höhentief/Trog zu setzen ist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen ausgewählter Städte in Deutschland zeigen übereinstimmend eine
hohe Güte der Temperaturvorhersage. Von Sonntag bis Donnerstag ist insgesamt nur
eine leichte Zunahme des Spreads der 850-hPa-Temperatur zu verzeichnen. Der
Hauptlauf sowie auch der Kontrolllauf des EZMW liegen dabei in der Mitte des
Ensembles im Bereich der höchsten Wahrscheinlichkeit, sodass der
deterministische Lauf die wahrscheinlichste Temperaturverteilung des Ensembles
derzeit gut abbilden kann. Die größten Unsicherheiten mit der Vorhersagezeit
sind in der Mitte zu beobachten. Dort kommen die Phasenunterschiede bei den
großskaligen Entwicklungen am stärksten zu tragen. Bei den Rauchfahnen des
Geopotential sind im Vergleich zur Temperatur ähnlich Erkenntnisse
festzustellen. Allerdings nehmen die Unsicherheiten ab Montag stärker zu.
Hauptlauf und Kontrolllauf liegen aber ebenfalls im Bereich der
wahrscheinlichsten Lösung. Auch die Niederschlagssignale des Ensembles sind mit
einer recht guten Güte verteilt. Lediglich die Intensität/Niederschlagsmengen
wird, wie bei einer konvektiven Wetterlage aber auch nicht anders erwartet, von
den Membern sehr unterschiedlich wiedergegeben. Die gemachten Aussagen lassen
sich komplett auch auf die Rauchfahnen des GFS übertragen. Insgesamt zeigt das
GFS Ensemble aber sogar noch eine etwas bessere Güte der Temperatur und auch des
Geopotentials.

Bei den Clustern sind im Zeitintervall +72-96h zwei Interpredationen der
Wetterlage gegeben, die sich insgesamt aber wenig unterscheiden und beide auch
dem Regime "Blocking" zugeordnet werden. Analog zu den Ausführungen zur
Wetterlage, die sehr stabil ist (Omega) und sich über den gesamten
Vorhersagezeitraum nur wenig verändert, ist sowohl für den Zeitraum +120-168h
als auch für +192-240h nur ein Cluster vorhanden, das jeweils weiter eine stark
blockierende Lage darstellt. Deutschland liegt dabei überwiegend auf der
Südseite des großräumigen Feldes hohen Geopotentials. Somit sind vor allem nach
Südwesten zu Störungen in Form von dynamischen Hebungsprozessen zu erwarten, was
sich wiederum mit der Detailanalyse deckt. Gleichzeitig kann nahezu über den
gesamten Zeitraum warme bis heiße Subtropikluft einfließen, die das
Temperaturniveau ansteigen lassen. Nach den EPS-Meteogrammen ist demnach je nach
Bewölkungsverhältnissen eine Temperaturspanne zwischen 25 und 30 Grad zu
erwarten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt von Sonntag bis Donnerstag im Vergleich zum Modellklima landesweit
überdurchschnittliche bis stark überdurchschnittliche Temperaturen. Entsprechend
zeigt auch das C-LEPS für Sonntag und Montag nahezu landesweit 100% für
Temperaturen über 25 Grad. Beim schlechter aufgelösten ICON-EPS sind die
Wahrscheinlichkeiten regional nur geringfügig niedriger. Für Temperaturen über
30 Grad gibt es sowohl beim C-LEPS als auch beim ICON-EPS bei bis zu 90%
Wahrscheinlichkeit (60% ICON) im Osten, Teilen Norddeutschlands sowie entlang
des Rheins, des Mains und des Neckars signifikante Hinweise.

Bezüglich heftigen Starkregen gibt es vor allem im Südwesten bevorzugt vom
C-LEPS und EZ-EPS im 6-stündigen Zeitraum örtlich Signale bis 10%. Schwerpunkte
heraus zu arbeiten macht bei dieser Wetterlage jedoch keinen Sinn.

Bezüglich der Böen gibt es bis einschließlich Montag abseits von konvektiven
Ereignissen lediglich im Küstenumfeld sowie dem angrenzenden Binnenland
signifikante Hinweise. Dabei werden die Bft 7 beim LEPS von bis zu 60% der
Ensemblemitglieder gestützt. Für Bft 8 sprechen lediglich exponiert
Wahrscheinlichkeiten bis 5%. Vom EFI gibt es keine Signale für
überdurchschnittliche Windverhältnisse.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Analog der Bewertung der Prognose ist für die Temperatur das MOSMIX, EPS, det.
Modelle, für Niederschlag EPS und evtl. det. Modelle zu verwenden.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel