DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

21-05-2018 18:01
SXEU31 DWAV 211800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.05.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Südhälfte, morgen auch im Westen und in Hessen lokal teils kräftige
Gewitter. Vereinzelt Unwetter durch heftigen Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland befindet sich weiterhin auf der Südwestseite eines
blockierenden Hochs über Nordosteuropa, wobei das Höhenhoch ein Zentrum im Raum
Ladogasee aufweist. Über Polen, am Ärmelkanal, über Westfrankreich und dem
westlichen Mittelmeer befinden sich flache Höhentiefs. Der Süden und teils der
Westen liegen abends in potentiell instabiler Luft mit Cape-Werten zwischen 300
und 800 J/Kg und PPWs von 20 bis 26 mm. Einzelne Gewitter in dieser Region
sollen sich am späten Abend und nachts abschwächen oder auflösen. Von einigen
Modellen sollen im Bereich eines flachen Randtroges auch noch in der 2.
Nachthälfte im Westen und teils auch in Hessen einzelne Gewitter möglich sein
(Euro4, EZMW, GFS, bedingt CosmoDE2 am Niederrhein). Nowcasting ist also vor
allem in diesen Regionen auch noch nachts angesagt. Im Südwesten gibt es bei
nahezu Normaldruck einen schwachen Gradienten. Im Norden und Osten ist dagegen
ein recht kräftiger Ost- bis Nordostwind spürbar. Warnwürdig ist der Wind aber
ab dem späten Abend wohl nicht mehr.

Dienstag ... gelangt der gesamte Westen und die Mitte Deutschlands sowie ganz
Süddeutschland in eine gradientschwache, von NW-Afrika bis nach Mitteleuropa
reichende Tiefdruckzone (um 1013 hPa). Sie wird überlagert von schwachen
südwestlichen, im Nordosten auch nordwestlichen Höhenwinden in der mittleren und
oberen Troposphäre. Im Nordosten Deutschlands gibt es dagegen mäßigen, in Böen
frischen, an der See teils starken Ostwind.

Während die Luftmasse im Norden und Osten größtenteils trocken bleibt mit
einstelligen Taupunkten und PPWs meist unter 20 mm, nimmt die
Feuchteakkumulation insbesondere im unteren Teil der Troposphäre und das
besonders nach Westen und Südwesten hin zu (spez. Feuchte 10-11 g/kg, PPW
vereinzelt nahe 30 mm). Auch das ML-CAPE breitet sich flächenmäßig gegenüber den
Vortagen etwas aus bei gleichzeitig leichtem Anstieg auf Spitzen bei 1000 J/kg.
Somit steigt von NRW bis nach Baden-Württemberg das Gewitterrisiko an. Da lassen
sich in der Tiefdruckzone zwar leicht konfluente Strukturen finden bei
allerdings extrem schwachem Wind. Überlagert ist das Ganze von einem
kurzwelligen, von Südost nach Nordwest gerichteten Höhenrücken, der tendenziell
eher konvektionshemmend wirken dürfte. So ruhen die Hoffnungen einmal mehr auf
das Erreichen der Auslösetemperatur (19 bis 24°C) sowie die Orografie. Vom
Alpenrand (vielleicht noch im Bayerischen Wald) über die Mittelgebirge BWs bis
hoch nach NRW sollte man sich jedenfalls auf teils kräftige Gewitter einstellen,
die örtlich auch wieder als Unwetter auftreten können (Starkregen, Hagel).
Dabei ist die geringe Zuggeschwindigkeit ausschlaggebend für den heftigen
Starkregen. Letztendlich ist am Dienstag wieder Nowcasting angesagt. Für eine
Unwetter-Vorabinformation sind die Signale zu klein.

Temperaturmäßig bewegen wir uns auf sehr ähnlichem Niveau wie heute mit Werten
zwischen 22 und 27 Grad und an der Küste auch mit Werten unter 20 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch schwächt sich die Gewitteraktivität im Westen und
Süden nur zögernd ab.

Mittwoch ... greift ein neuer Höhenrücken vom Atlantik zur Nordsee und nach
Südskandinavien aus. Auf seiner Vorderseite bzw. in seinem Einflussbereich
kräftigt sich ein Hoch, das von den Britischen Inseln bis zum südlichen Nordmeer
reicht. Damit steigt auch über dem Nordwesten und Norden Deutschlands der
Luftdruck. Die dort lagernde labile Luft gerät unter Absinken und stabilisiert
sich, was die Gewitterneigung im südwestlichen Niedersachsen und im nördlichen
NRW deutlich abschwächt. Somit verbleibt laut ICON nur noch die Südhälfte,
südlich etwa einer Linie Eifel-Erzgebirge, unter feucht-labiler Luft. Deren
Eigenschaften ändern sich im Vergleich zum Vortag nur wenig. Die ppw-Werte
liegen zwischen Schwarzwald und Ostbayern um oder über 25 mm, die CAPE-Werte
erreichen bei ICON6-Nest 300 bis örtlich 1200 J/kg.
Bezüglich der Begleiterscheinungen sollte sich die Situation gegenüber den
Vortagen nicht wesentlich ändern.
In der Höhe bleiben wir im schwachgradientigen Randbereich eines Höhentiefs über
Westfrankreich und eines weiteren über der Adria. Damit ist weiterhin nur
geringe Dynamik in der Höhe zu erwarten. Somit sollten eventuelle Gewitter im
Bergland einsetzen und langsam ziehend sein, was ein hohes Starkregenpotential
(bis hin zu Unwettern) bedeutet. Sturmböen und Hagel sind nicht ausgeschlossen.

In der Nacht zum Donnerstag ist zunächst mit einer Abschwächung der Gewitter zu
rechnen. In der 2. Nachthälfte könnten von Südwesten erneut Gewitter auf
Deutschland übergreifen. Ursache hierfür ist ein etwas stärker ausgeprägter
Randtrog (s. u.)

Donnerstag ... Im Randbereich des Höhentiefs über Westfrankreich hat sich ein
etwas intensiverer Höhentrog gebildet, der von der Schweiz her auf Deutschland
übergreift und vorderseitige Hebung produziert. Damit dürften sich in
Süddeutschland bereits vormittags Gewitter zeigen, die sich im Tagesverlauf zur
Mitte und in den Westen ausdehnen. An der Labilität der Luftmasse ändert sich
nicht viel mit Cape-Werten zwischen 300 und 800 J/Kg. Der Feuchtegehalt wird
noch etwas größer mit PPWs von 25 bis 35 mm.
Erneut muss bei den Gewittern mit Starkregen vereinzelt bis in den
Unwetterbereich gerechnet werden, da die Einzelzellen meist nur langsam ziehen.
Die Tagestemperaturen ändern sich nur wenig.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die Entwicklung recht ähnlich.

Nach CosmoLEPS steigt die Starkregenwahrscheinlichkeit am Donnerstag in einem
Streifen von Nordbayern bis ins südliche NRW an.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden