DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-05-2018 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 17.05.2018 um 10.30 UTC



Im Norden weitgehend trocken, sonst meist wechselhaft mit Schauern und
Gewittern, Unwetter nicht ausgeschlossen. Mäßig warm bis warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 24.05.2018


Am Pfingstsonntag liegt Deutschland unter einem Höhenkeil, der sich über
Skandinavien hinweg bis in die Ostgrönlandsee erstreckt. Dieser Keil, der sich
bis Pfingstmontag abschnürt, wird von Trögen über dem nahen Ostatlantik und
Osteuropa und einem Höhentiefkomplex über Westeuropa flankiert. Letzterer sorgt
am Pfingstsonntag im Westen und Süden Deutschlands für die Entwicklung von
Schauern und Gewittern, wobei Unwetter durch heftigen Starkregen nicht ganz
auszuschließen sind. Im Norden und Osten dürfte hochreichende Konvektion durch
ein kräftiges Bodenhoch über dem Ostseeraum weitgehend unterdrückt werden. Im
Laufe des Pfingstmontags wird der Höhentiefkomplex etwas weiter nach Westen
abgedrängt, das Hoch weitet sich südwestwärts aus, wodurch die Schauer- und
Gewitterneigung dann auch im Westen und Süden Deutschlands geringer wird. In
weiten Teilen Deutschlands werden dann Maxima oberhalb von 25 Grad erreicht.
Am Dienstag greift ein weiterer Höhentiefkomplex von Osten her auf Polen über.
Das einst blockierende Hoch regeneriert sich weit über Osteuropa.
Kompensierendes Absinken hält über weiten Teilen Deutschlands hochreichende
Konvektion zunächst noch im Zaume. Eine Ausnahme stellen die alpennahen Gebiete
und der äußerste Süden dar, wo sich erneut Gewitter entwickeln können.
Bereits ab Mittwoch beginnt dieser Höhentiefkomplex, die Strömung über dem
Vorhersagegebiet zyklonal zu deformieren. Da sich im Bodendruckfeld keine
eindeutigen Strukturen ergeben, können sich erneut Schauer und Gewitter
entwickeln. Eine Ausnahme dürfte der Nordwesten und der Norden Deutschlands
darstellen, wo sich noch schwacher antizyklonaler Einfluss hält und somit
hochreichende Konvektion unterdrückt wird.
Über dem gesamten Nordatlantik hat bereits zuvor eine Zonalisierung eingesetzt,
die am Freitag auch über Mitteleuropa zum Tragen kommt. Am Samstag stellt sich
eine zyklonale Westströmung ein, die auf Nordwest dreht. Die zuvor
wetterbestimmende Luftmasse wird zu den Alpen abgedrängt. Daher dürfte sich ein
Temperaturrückgang einstellen, der im Norden und in der Mitte deutlicher
ausfällt als im Süden. In Teilen Norddeutschlands sind dann kaum mehr als 15
Grad zu erwarten. Zudem frischt ganz im Norden der Wind auf, an der Küste und
auf exponierten Berggipfeln der nördlichen Mittelgebirge sind dann stürmische
Böen nicht auszuschließen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Montag ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter zurückliegenden
Modellläufen noch einigermaßen konsistent. Danach kann von einer Konsistenz
keine Rede mehr sein. Jeder Modelllauf positioniert die einzelnen Höhentiefs,
die in dem über weiten Teilen Europas liegenden Höhentiefkomplex eingelagert
sind, anders, so dass sich nur grob die Entwicklung skizzieren lässt. Worin dann
wieder Einigkeit besteht, ist die über dem Atlantik einsetzende und bis Samstag
allmählich auf Mitteleuropa übergreifende Zonalisierung. Ob diese mehr
antizyklonal geprägt ist, wie es der aktuelle Lauf zeigt, oder zyklonalen
Charakter aufweist, wie es die beiden gestrigen Modellläufe im Programm hatten,
ist noch unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ähnlich der Konsistenzbetrachtung lassen sich ab Dienstag auch im Vergleich mit
den anderen globalen Modellen nur wenige Parallelen finden, was eine
Konsens-Vorhersage bzgl. der Lage der einzelnen Höhentiefs unmöglich werden
lässt. Bis einschließlich Mittwoch lässt sich jedoch das Hoch über Fennoskandien
und Nordwestrussland herausarbeiten, das auch im Norden und Osten Deutschlands
wetterwirksam sein dürfte und dort hochreichende Konvektion unterdrücken sollte.
Dieses Hoch bleibt nach GFS und nach dem Modell des kanadischen Wetterdienstes
auch am Donnerstag noch bestehen, wogegen ICON und EZMW von Nordosten her erneut
einen Höhentiefkomplex übergreifen lassen.
Die Zonalisierung, die im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum von
EZMW gezeigt wird, ist auch beim kanadischen Modell erkennbar. Nach GFS
entwickelt sich erneut eine Blockierung, wonach ein Hoch sich bildet, das sich
vom Seegebiet zwischen )Island und Schottland bis zu den Baltischen Staaten
erstrecken soll. Dieses Szenario ist als weniger wahrscheinlich anzusehen und
wird auch vom Parallellauf des GFS nicht gestützt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt im wesentlichen dem Szenario des Hauptlaufes, wobei
letzterer eher am oberen Rand der Verteilung der Einzellösungen zu finden ist.
Hinweise auf einen Temperaturrückgang im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum lassen sich auch in Norddeutschland nicht finden. Allerdings
zeigen sich teils in der Mitte, vor allem im Süden Signale für eine zunehmende
Labilität, was Gewitter mit Unwettercharakter wahrscheinlicher werden lässt.
Eine ausgewachsene Schwergewitterlage zeichnet sich jedoch nicht ab.
Das EPS des EZMW bietet ein ähnliches Bild wie die deterministischen
Betrachtungen. Bis H + 168 werden 5 Cluster gebildet, die sich in der Lage der
einzelnen Höhentiefs unterscheiden. Für den erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum werden nur noch 3 Cluster gezeigt, wobei das mit 22 Membern
am besten besetzte Cluster die GFS-Version abbildet. Dies lässt sich als Hinweis
werten, dass diese Version nicht aus dem Auge verloren werden sollte. Der
Temperaturrückgang, der vom deterministischen Lauf im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum gezeigt wird, ist beim EPS nur ansatzweise zu
finden. Somit ist es am wahrscheinlichsten, dass es mäßig warm bis warm bleibt.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag sind im Westen, Süden und in Teilen der Mitte Gewitter zu erwarten,
die sich bevorzugt über dem Bergland entwickeln. Unwetter durch heftigen
Starkregen lassen sich aufgrund der geringen Verlagerung möglicher
Konvektionszellen nicht ausschließen.
Am Montag und Dienstag sind Gewitter auf die südwestdeutschen Mittelgebirge, die
alpennahen Gebiete und den äußersten Westen beschränkt; Unwetter sind nur noch
wenig wahrscheinlich. Auf exponierten Berggipfeln der nördlichen und östlichen
Mittelgebirge können einzelne stürmische Böen auftreten.
Am Mittwoch nimmt die Gewitterneigung in weiten Teilen Deutschlands
wahrscheinlich wieder zu, wobei auch wieder Unwetter durch heftigen Starkregen
auftreten können. Wahrscheinlich ist hiervon nur der äußerste Norden und
Nordosten ausgenommen. Eine großräumige Schwergewitterlage zeichnet sich jedoch
nicht ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann