DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-05-2018 17:01
SXEU31 DWAV 161800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 16.05.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Abends kräftige Gewitter, nachts nachlassend. Keine Unwetter mehr. Auch an den
nächsten Tagen gebietsweise Schauer und Gewitter, vereinzelt Unwetter nicht
ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... überdeckt ein komplexes Höhentief große Teile des mittleren und
südlichen Europas. Es weitet sich über dem östlichen Mitteleuropa nach Norden
aus, während sich ein ins südöstliche Deutschland gerichteter Trog zu den Alpen
verlagert.
Dazu gehört ein Tief in der unteren Troposphäre, dessen Kern relativ stationär
über dem südöstlichen Polen liegt. Insgesamt wird dabei eine relativ warme, aber
auch feuchte Luftmasse von Nordosten her nach Deutschland gelenkt.
In ihr haben sich außer ganz im Nordwesten und Norden gestützt durch einen
Randtrog, wieder Schauer und Gewitter gebildet, in einem Streifen über dem
westlichen Niedersachsen und NRW auch wieder unwetterartige Gewitter, die nachts
nachlassen, aber wohl nicht ganz zum Erliegen kommen.
Sie ziehen sich dabei mehr und mehr in den Süden zurück. Auch die Gefahr von
Starkregen nimmt tagesgangbedingt ab, in einzelnen kräftigen Gewittern ist aber
vor allem anfangs noch Starkregen möglich und sollten sich aus den Gewittern
Regengebiete formieren, ist auch mehrstündiger Starkregen im markanten Bereich
nicht ganz ausgeschlossen.

Mit Annäherung eines Hochs über Schottland hat sich der Gradient im Nordwesten
verschärft mit starken bis stürmischen Böen an der Nordsee, die auch nachts ein
Thema bleiben, obwohl der Gradient langsam beginnt auch dort wieder
aufzufächern.
An der Nordostflanke des Hochs dringt über die Nordsee eine kühlere, vor allem
aber stabiler geschichtete und trockene Luftmasse nach Südosten vor, deren
Vordergrenze, markiert durch eine Kaltfront nachts auf den Nordwesten der
Republik übergreift.

Donnerstag ... liegen wir weiterhin zwischen dem hochreichenden Tief
über Polen und hohem Druck über Großbritannien, der sich leicht
abschwächt, aber zögernd nach Osten ausdehnt, in einer schwachen nördlichen
Strömung. Dabei liegt ein Höhentrog über den Alpen, der auch den Süden
beeinflusst und eine flache Bodenrinne reicht ausgehend vom Tief nach
Ostdeutschland und Dänemark.
Die Kaltfront kommt vor allem im Westen langsam weiter nach Süden, aber kaum
ostwärts voran, da sie durch das Tief blockiert wird.

Rückseitig gelangt trockenere und stabile Luft in den Nordwesten und
Westen Deutschlands, so dass dort gebietsweise die Sonne scheint,
teilweise hält sich aber auch tiefe SC-Bewölkung.

Präfrontal kommt es zu weiteren Schauern und Gewittern, vor allem südlich des
Mains, wiederum verbunden teilweise mit Starkregen (siehe Cosmo D2 EPS). Die
Wahrscheinlichkeit für unwetterartige Mengen ist allerdings niedriger als am
Mittwoch, da auch deutlich niedrigere Cape Werte vorherrschen dürften und auch
der Wassergehalt der Luftmasse nicht gerade den Rahmen sprengt. Auch im Bereich
der Rinne über Ostdeutschland können sich Schauer bilden, ob es dort für
Gewitter reicht ist fraglich, da ein schwacher Höhenrücken etwas Absinken
generiert und die Konvektion maximal bis 500 hPa hinaufreichen dürfte.
Der Wind bleibt vor allem im Bereich der Nordseeküste Thema. Es gibt
weiterhin steife Böen aus nordwestlicher Richtung und vielleicht mal eine
stürmische Böe auf Helgoland oder auf Sylt.

In der Nacht zu Freitag wird die Lage in der Höhe sehr amorph, am Boden ändert
sich nicht viel. Die Niederschläge lassen allgemein nach, kommen aber wiederum
nicht ganz zum Erliegen. Die Gewitterwahrscheinlichkeit ist im Laufe der Nacht
aber nur noch gering. Lokal bildet sich Nebel.
Der Wind lässt nach, sodass lediglich auf den ost- und nordfriesischen Inseln
anfangs steife Böen zu erwarten sind.

Freitag ... baut sich unter einem schwachen Höhenrücken eine Hochdruckzone am
Boden auf, die vom Atlantik nach Skandinavien reicht. Das Bodentief entfernt
sich unter Abschwächung nach Osten.
Wir liegen dabei in einer schwachen vorherrschend nördlichen Strömung, wobei
immer noch ein Bodentrog nach Nordostdeutschland reichen soll.

Auch seitens der Höhenströmung sieht es alles andere als "astrein"
aus. Es formiert sich u.a. durch Einbeziehung des Höhentiefs ein Trog
über Nordeuropa, an dessen Südflanke sich nun eine schwache westliche
Höhenströmung einstellt, die wiederum von kurzwelligen Trögen
durchlaufen wird. Es werden dabei zwar nur schwache Hebungsvorgänge
induziert, aber immerhin.

Da auch die Luft im Süden und Nordosten immer noch nicht ausgetauscht wurde,
kommt es dort zu weiteren Schauern und örtlichen Gewittern, vereinzelt weiter
mit der Gefahr von Starkregen und kleinkörnigem Hagel und der Option, dass auch
mal Unwetter nicht ganz ausgeschlossen sind.

Sonst bestimmt, und zwar im großen Rest des Landes, trockenere und etwas kühlere
Luft das Wetter und unter einem schwachen Bodenkeil passiert nicht viel, außer
das bei wechselnder Bewölkung zeitweise die Sonne scheint.

Die Temperaturen pendeln sich um die 20 Grad ein, wobei ein mehr
oder weniger an Sonne ausschlaggebend ist, ob die 20 Grad
überschritten werden, oder nicht gepackt werden.
In der Nacht zum Samstag schwächen sich die Gewitter erneut ab, vor allem in der
Rinne über dem Norden und ganz im Südosten beruhigt es sich nur zögernd.

Samstag ... legt sich eine Hochdruckzone über Nordeuropa, gestützt durch einen
Rücken von Irland bis Südskandinavien. An der Südflanke des Hochs herrscht bei
uns eine schwache nordöstliche Strömung bei sehr geringem Druckgradienten.
Ob wirklich wie ICON simuliert kleinräumige Tiefs über Deutschland zu finden
sein werden, ist unsicher. Klarer dürfte sein, dass seitens der Höhenströmung
ein deutlich zyklonaler Touch vorhanden ist, in Form eines Troges über
Norddeutschland mit eingelagertem Höhentief.

Die Labilität nimmt dabei wieder zu, vor allem im Süden und Osten, eine Schliere
feuchter Luft soll auch nach Norden geführt werden, in der sich dann ausgehend
vom Süden und Osten, später eben aber auch gebietsweise im Norden wieder Schauer
und Gewitter bilden. Von den Begleiterscheinungen ähnlich wie am Freitag, eher
vielleicht sogar wieder etwas kräftiger.

Die trockene Luft hält sich noch im Westen und Südwesten sowie ganz im
Nordosten, dort sollte sich konvektiv entsprechend auch am wenigsten tun.



Modellvergleich und -einschätzung
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Großräumig ist die Entwicklung einigermaßen klar. Da es aber auf Details ankommt
mit denen die Modelle so ihre Schwierigkeiten haben, z.B. Lage und Intensität
der (recht kleinräumigen) Höhentiefs und Tröge, dürfte die Entwicklung der
Konvektion auch recht unsicher sein.
Vielleicht lassen sich noch Regionen herausarbeiten, in denen konvektiv nicht
viel passiert.
Bei den Gewittern ist nachmittags und abends immer auch ein latentes
Unwetterrisiko mit dabei, vor allem durch Starkregen, aber auch durch Hagel.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner