DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-05-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.05.2018 um 10.30 UTC



Bei unsicherer Vorhersage im Westen und Südwesten meist wechselhaft mit Schauern
und Gewittern und warm. Im Nordosten überwiegend Hochdruckeinfluss und
geringfügig kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 22.05.2018


Hauptdarsteller der ab Freitag beginnenden Mittelfrist ist dem aktuellen
EZMW-Lauf von 00 UTC zufolge ein Höhentief, das ab Freitag in die Nordsee sticht
und sich bis zum Dienstag kommender Woche über Korsika und Sardinien
wiederfindet. Dem gegenüber steht ein Höhenhoch über Fennoskandien, das ein
Bodenhoch mit einem Kerndruck von meist über 1030 hPa dort stützt. Deutschland
befindet sich damit zwischen den Stühlen: der Westen und Süden "profitiert" eher
vom Höhentief mit Schauern und Gewittern, die Nordosthälfte dagegen mehr vom
fennoskandischen Hoch mit häufig heiterem Wetter.

Am Freitag zieht besagtes Höhentief von der mittleren Nordsee zum östlichen
Ärmelkanal. Am Boden lässt sich ein allerdings nur schwach ausgeprägtes Tief
finden, dessen Feuchtefelder weite Teile Deutschlands außer dem äußersten
Nordosten erfassen. Zusätzlich kommt ein wenig PVA ins Spiel, sodass mit
Schauern und Gewittern zu rechnen ist. Bei T850 hPa von 5 bis 8 Grad bleiben die
Höchsttemperaturen vielfach unter 20 Grad.

Am Samstag vollführt das Höhentief eine kleine Kreisbewegung vom östlichen
Ärmelkanal nach Benelux, dann etwas nach Norden in die Nordsee, um
schlussendlich wieder am Ursprungsort am östlichen Ärmelkanal anzukommen.
Schauer und Gewitter treten damit im Westen und Südwesten auf. Im Süden wird
dabei etwas wärmere Luft angezapft, die die T850 hPa auf über 10 Grad ansteigen
lässt und wieder verbreiteter Höchstwerte von über 20 Grad bringt.

Am Sonntag erreicht unser Hauptdarsteller bei nur langsamer Verlagerung etwa den
Pariser Raum. Schauer und Gewitter sind somit dem Westen und Südwesten
vorbehalten, während der Nordosten unter Hochdruckeinfluss weitgehend trocken
bleibt. Die warme Luft aus dem Südosten mit T850 hPa über 10 Grad breiten sich
auch in den Westen aus.

Am Montag kommt das Höhentief wieder etwas schneller voran und liegt abends über
dem Löwengolf. Schauer und Gewitter ziehen sich damit etwas in den Westen und
Südwesten zurück.

Am Dienstag schließlich erreicht das Höhentief das zentrale Mittelmeer und
verliert an Einfluss auf unser Wetter. Wir verbleiben dann in einer
indifferenten Höhenströmung, die jedoch einen leicht zyklonalen Touch aufweist.
Am Boden scheint jedoch der Hochdruckeinfluss zu überwiegen, sodass konvektives
Geschehen die Ausnahme bleiben sollte. Die warme Luft hält sich jedoch in der
Südhälfte, im Norden ist es bei 7 bis 10 Grad in 850 hPa aber auch nur
geringfügig kühler.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch formiert sich aus dem zyklonalen
Umfeld in der Höhe über Mitteleuropa ein neues schwaches Höhentief, das sein
Drehzentrum über Norddeutschland hat. Neuerlich muss daher mit Schauern und
Gewitter gerechnet werden, wobei die 10 Grad-Isotherme in 850 hPa auch
Norddeutschland erfasst. Im Süden steigt die Temperatur dann sogar auf über 15
Grad. Angesichts der beteiligten Luftmasse nimmt das Gewitterpotenzial wieder
zu. Eine geringe Zuggeschwindigkeit möglicher Gewitterzellen könnte Starkregen
begünstigen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Wie so häufig ist die Brauchbarkeit von Vorhersagen, in denen ein Höhentief
involviert ist, nicht besonders gut. Die grundlegenden Muster sind zwar im
neuesten EZMW-Lauf noch wiederzuerkennen, das für uns relevante Höhentief
erfährt aber doch einige Modifikationen, die auch eine Änderung der Vorhersage
bedingen. So ist das Höhentief nun insgesamt schwächer ausgeprägt und zieht
westlicher nach Süden. Am kommenden Dienstag liegt das Höhentief nun über
Korsika/Sardinien, während es nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf zunächst südlich an
den Alpen vorbei nach Osten zog, um anschließend auf Nordostkurs zu schwenken
und damit wieder in den Süden Deutschlands zurückzukehren. Alles in allem gibt
es mit der neuesten Lösung etwas weniger Niederschläge, insbesondere in der
Nordosthälfte. Zudem gelangt durch die westlichere Bahn des Höhentiefs nicht
ganz so kalte Luft in den Westen Deutschlands wie in den gestrigen Läufen noch
angedacht. Die Temperaturunterschiede betragen dabei in 850 hPa um die 6 Kelvin.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Nicht unerwartet treten natürlich auch beim Modellvergleich Unterschiede in der
Vorhersage des Höhentiefs zutage. ICON lässt es über Deutschland hinweg ins
zentrale Mittelmeer ziehen, außerdem ist es kräftiger. GFS ist eher auf der
EZMW-Linie, vollführt der "Kreis" am Samstag aber über Benelux. Am Montag bleibt
das Höhentief zunächst über Frankreich liegen, um dann unter Auffüllung in den
Westen Deutschlands zu ziehen. GEM zufolge zieht das schwächer ausgeprägte
Höhentief über Westdeutschland ins Mittelmeer und kommt anschließend nicht
zurück. NAVGEM lässt das Höhentief ebenfalls nach Deutschland ziehen, dort aber
verweilen, bis es sich langsam auflöst. Beim CMA zieht das Höhentief wiederum
über Deutschland zur Iberischen Halbinsel. Einigkeit kann den globalen Modellen
damit nicht attestiert werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die T850 hPa-Rauchfahnen des EZMW-Ensembles diverser deutscher Städte offenbaren
bereits ab Freitag einen sich öffnenden Spread. Haupt- und Kontrolllauf liegen
meist am oberen Rand der Streuung im Median. Dabei steigt die Temperatur langsam
wieder an, außer in Norddeutschland, wo sich am Samstag und Sonntag eine kleine
Delle nach unten hin zeigt. Einige kältere Lösungen bis nahe 0 Grad könnten
darauf hin deuten, dass der KLT doch über Deutschland verläuft und von Westen so
kühlere Luft eingeschleust wird. Das bestätigen die sehr ähnlich aussehenden 500
hPa-Geopotenzial-Rauchfahnen mit einigen Mitgliedern mit niedrigerem
Geopotenzial am Samstag und Sonntag.

Die Clusteranalyse liefert heute keinen Mehrwert, weil das Höhentief in den
Berechnungen quasi untergeht und kaum oder nur in Ansätzen zu erkennen ist.
Ansonsten wird der Rücken bzw. das kräftige Höhenhoch über Fennoskandien aber
durch alle Cluster (3 zwischen Freitag und Samstag, 5 zwischen Sonntag und
Dienstag und 3 zwischen Mittwoch und Freitag) bestätigt.

Fazit: Das Höhenhoch/Hochdruckgebiet über Fennoskandien ist unstrittig. In wie
weit das Höhentief über der Nordsee ab Freitag dann Richtung Süden zieht, ist
mit dem neuesten Lauf nur mit Unsicherheit vorherzusagen. Nimmt man den goldenen
Mittelweg, wird es von der Nordsee am Freitag über Benelux nach Frankreich bis
ins Mittelmeer am Dienstag geführt und stellt so die Basis für Schauer und
Gewitter vor allem im Westen und Südwesten dar. Die Temperaturen steigen dabei
insbesondere nach Süden und Westen hin. Aber auch dahinter sind noch einige
Fragezeichen zu setzen, ist doch ein Kaltlufteinbruch von Westen her bei
östlicherer Zugbahn des Höhentiefs noch nicht ganz vom Tisch. "Schaun mer mal",
was die nächsten Modellläufe so bringen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wettergefahren beschränken sich mit dem neuesten Modelllauf auf
gebietsweise Gewitter, die lokal aufgrund mangelnden Antriebs aus der Höhe
markant mit Starkregen einhergehen können.

Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass mit neueren Modellläufen die gestern
noch angedachten Dauerregenszenarien am Samstag und am Montag/Dienstag wieder
zurückkehren. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist nach heutigen Erkenntnissen
allerdings gesunken.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-MOS, EZMW-EPS, EZMW-Det., MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler