DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-05-2018 17:30
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.05.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht im Westen und Süden noch Gewitter oder gewittriger (Stark)Regen.
Am Montag im Süden kräftige Gewitter, teils Unwetter, vor allem durch
Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... zeigt die großräumige Potenzialverteilung ein dipolartiges Höhentief
mit Drehzentren über der östlichen Biscaya und dicht an der südfranzösischen
Mittelmeerküste. Letzteres zieht zum Golf von Genua, während sich das andere
unter Abschwächung gen Spanien verlagert. Ein weiteres, im Satellitenbild schön
anzusehendes Höhentief befindet sich über der Ukraine, von wo aus es sich ganz
gemächlich in Richtung Polen orientiert. Deutschland liegt zwischen den beiden
Systemen, wobei sich im Laufe der Nacht ein flacher Rücken von Norden her bis in
die mittleren Landesteile vorschiebt, was nicht ohne Folgen für die
Wetterentwicklung bleibt.
So sorgt der Rücken im Zusammenspiel mit dem Tagesgang nicht nur dafür, dass
sich die anfangs noch sehr rege Konvektion abschwächt. Er drückt auch die
diagonal über dem Vorhersageraum liegende Tiefdruckrinne nebst eingelagerter
Konvergenz mehr und mehr nach Süden, wobei sie zunehmend eine zonale
Orientierung annimmt. Konkret bedeutet das, dass die Gewitter bzw.
schauerartigen Regenfälle zunächst im Nordwesten schwächer werden bzw. nach
Benelux abziehen. Auch in den übrigen, von Konvektion noch betroffenen Gebieten,
schwächt sich diese zwar ab, kommt aber nicht gänzlich zum Erliegen. Teilweise
verclustern die Zellen und die Gewitter gehen in gewittrigen oder auch
nicht-gewittrigen Starkregen über. Die deutlichsten Signale dafür liefert
C-DE-EPS in der ersten Nachthälfte für Teile Bayerns und BWs. Letztlich bleibt
uns bzw. den Nachtdiensten nichts anderes übrig, als den Werkzeugkoffer des
Nowcastings offen zu lassen.
Trocken und wolkenarm geht die Nacht im Norden und Osten über die Bühne, im
Nordwesten könnte sich das eine oder andere Nebelfeld bilden.

Montag ... verlagert sich das mediterrane Höhentief nur noch wenig, dafür
erreicht das Tief von der Ukraine den Osten Polens. Bei uns dreht die immer noch
schwache Höhenströmung langsam auf Nordost, wobei noch immer der flache Rücken
mit im Spiel ist. Er sorgt u.a. dafür, dass die mittlerweile zonal exponierte
Bodenrinne im Süden bleibt. Auf ihrer Nordflanke wird nunmehr nicht nur in den O
und NO, sondern auch in die mittleren Landesteile trockenere und stabilere
Kontinentalluft advehiert, was dort einen sonnenscheinreichen und warmen (Tmax
24 bis 28°C, nur an der See z.T. etwas kühler) Wochenstart zur Folge hat (auch
wenn die Temperatur im Osten gegenüber Sonntag etwas zurückgeht; T850 auf unter
10°C). Etwas "störend" könnte allerdings der böig auffrischende Ost-Nordostwind
werden, der in Böen Stärke 6-7 Bft, in exponierten Hochlagen wie dem Brocken und
dem Fichtelberg auch etwas mehr erreicht.
Die meiste Action spielt sich am Montag im Süden im Bereich der inzwischen zonal
exponierten Rinne ab, in der weiterhin die Konvergenz zu finden ist und die nach
wie vor mit potenziell instabiler Warmluft gefüllt ist. Nach einem morgendlichen
Minimum lebt dort die Konvektion bereits im Laufe des Vormittags,
schwerpunktmäßig dann aber zum Nachmittag hin auf. Zwar sind die hoch
aufgelösten Modelle noch etwas unterschiedlich aufgestellt, gleichwohl zeichnen
sich zwei Areale ab, in der die Gewitteraktivität am wahrscheinlichsten ist. Zum
einen ist ein Streifen betroffen, der etwa vom Saarland/Hunsrück über die Pfalz
und die Hohenloher Ebene bis in die bayerischen Donauniederungen reicht. Etwas
später kommt dann noch mit orografischer Unterstützung der Grenzbereich zu
unseren österreichischen und schweizer Nachbarn dazu. Unwetter insbesondere
durch Starkregen sind wieder wahrscheinlich, weswegen sich auch die erneute
Herausgabe einer Vorabinfo lohnt (entweder in der Nacht oder spätestens in der
Früh). Zudem muss auch wieder etwas größerer Hagel (2-4 cm) und einzelne
Sturmböen 8-9 Bft ins Kalkül gezogen werden. Summa summarum steigt die Scherung
zumindest gebietsweise etwas an, ob das aber reicht, um organisierte Zellen mit
längerer Lebensdauer aufs Trapez zu bringen, bleibt abzuwarten.
Fakt ist, dass es im äußersten SW mit Tageshöchsttemperaturen von unter 20°C
deutschlandweit am frischesten bleibt.

In der Nacht zum Dienstag zieht sich die Zone potenzieller Gewitter und
Starkregenfälle in den äußersten Süden zurück, wobei die eigentliche
Gewitterneigung tendenziell zurückgeht. Trotzdem gibt es genügend Hinweise auf
stärkeren Regen (6 h oder 12 h; ICON punktuell um 50 mm/12 h), der nicht
zwingend gewittrig bzw. an Gewitter gekoppelt sein muss.
Der große Rest der Nation glänzt durch unspektakuläre Rahmenbedingungen ohne
signifikantes Wetter, wenn man mal von einigen Böen 7-8 Bft in exponierten
Hochlagen absieht.

Dienstag ... drehen sich die beiden o.e. Höhentiefs weiter um eine virtuelle
Achse, wobei das "polnische" noch etwas nach Westen, das "mediterrane" etwas
nach Osten vorankommt. Letztlich nimmt die gesamte Trogstruktur eine zunehmend
meridionale Exposition ein, auf deren Westflanke die Höhenströmung bei uns
weiter zurückdreht. Die Tiefdruckrinne verliert zusehend an Kontur und bläht
sich zu einem umfangreichen, aber flachen Tief auf, das sein Zentrum von
Oberitalien zum nördlichen Balkan verlagert.
Im Süden kommt es zu weiteren gewittrigen Regenfällen oder Gewittern, wobei
Starkregen weiterhin ganz oben auf der Agenda begleitender Parameter steht.
Allerdings nimmt die Unwettergefahr aufgrund der mittlerweile trockeneren
Luftmasse merklich ab.
Darüber hinaus wird die Luftmasse von Polen und Tschechien her allmählich
labiler wird, was die Wahrscheinlichkeit von Schauern und vereinzelten Gewittern
im Osten und Südosten sowie der östlichen Mitte deutlich erhöht. Außen vor
bleiben der komplette Westen und Nordwesten, wo trotz einiger lockerer Wolken
häufig die Sonne scheint und die Temperatur zumindest an der einen oder anderen
Stelle auf 25°C oder etwas darüber steigt, während man im regnerischen Süden
nicht mal auf 20°C, an den Alpen vielleicht noch nicht mal auf 15°C hoffen darf.

Tendenziell fächert der Gradient gegenüber Montag zwar etwas auf, trotzdem sind
insbesondere in der Mitte mitunter noch ein paar steife Böen 7 Bft möglich,
besonders in für NO-Wind anfälligen Lagen.

In der Nacht zum Mittwoch weiten sich die schauerartigen Regenfälle weiter nach
Westen aus. Wie weit, da herrscht noch Uneinigkeit zwischen den Modellen (ICON
am defensivsten). Am östlichen Alpenrand kann es staubedingt länger andauernd
und etwas kräftiger regnen.

Mittwoch ... bleiben wir in der Peripherie des o.e, Trogkomplexes, der über
Polen ein eigenständiges Bodentief induziert. Mit nordwestlicher bis nördlicher
Strömung gelangt weniger warme Luft nach Deutschland (T850 um 7°C => Höchstwerte
bei überwiegend bewölktem Himmel 14 bis 22°C), in der sich schauerartige
Regenfälle und Gewitter entwickeln. An den Alpen kommt es möglicherweise zu
weiteren Stauniederschlägen (Dauerregen), ansonsten sind hinsichtlich der
räumlichen Verteilung der Schauer noch ein paar Fragen offen. Die höchste
Intensität wird für den Süden simuliert.


Modellvergleich und -einschätzung
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Der Grundkurs steht, die Feinheiten noch nicht ganz.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann