DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-05-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 10.05.2018 um 10.30 UTC



Wechselhaft und relativ kühl. Am Sonntag und Montag gebietsweise Dauerregen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 17.05.2018


Zu Beginn der Mittelfrist am Sonntag befindet sich über Westeuropa ein weit nach
Süden bis in den westlichen Mittelmeerraum reichender Höhentrog, dessen
Südspitze im Tagesverlauf allmählich nordostwärts Richtung Italien schwenkt.
Korrespondierend dazu erstreckt sich vorderseitig des Troges eine Tiefdruckrinne
von Nordwest nach Südost über Deutschland hinweg. Darin eingelagert ist ein
wellendes Frontensystem, das warme Luft auf der Vorderseite der Rinne (T850 hPa
8 bis 12 Grad) von kühlerer Luft auf der Rückseite (T850 hPa 7 bis -1 Grad)
trennt. Sowohl die Rinne als auch der Trog verlagern sich am Montag nur wenig,
wobei Letzterer Kontakt mit einem Höhentief über Osteuropa aufnimmt. Durch
Aufgleiten und der langsamen Verlagerung der Rinne kommt es in einem von
Nordwest nach Südost orientierten Streifen über Deutschland gebietsweise zu
Dauerregen, wobei anfangs in der warmen Luft noch teils kräftige Gewitter zu
erwarten sind.

Ab Dienstag etabliert sich über weiten Teilen Europas eine umfangreiche und
hochreichende Tiefdruckzone, wobei zeitweise über Mitteleuropa mehrere
Höhentiefs auszumachen sind. Die Tiefdruckrinne kommt weiter ostwärts Richtung
östliches Mitteleuropa voran, sodass rückseitig landesweit kühlere Luft
wetterbestimmend ist. Dabei pendelt sich die Temperatur in 850 hPa etwa auf 4
bis 0 Grad ein.

Die auftretenden Niederschläge nehmen zunehmend konvektiven Charakter an, wobei
sich einzelne Gewitter entwickeln können.

In der erweiterten Mittelfrist kommt es vorübergehend zu einer Wetterberuhigung
und leichten Temperaturzunahme, bevor sich von Westen erneut ein Höhentrog dem
Vorhersageraum nähert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorliegenden Modellläufe des EZMW kann insgesamt als gut
bezeichnet werden. So wird beispielsweise die Position der Tiefdruckrinne und
somit die Gebiete mit Dauerregen am Sonntag und Montag über Deutschland in den
letzten Läufen sehr ähnlich prognostiziert.

Ab Dienstag nehmen die Unterschiede im Druck- und Potentialfeld zwar etwas zu,
diese beschränken sich aber weitgehend auf die Lage der Höhentiefzentren, sodass
sich daraus keine grundsätzlichen Änderungen der Wetterentwicklung ergeben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Modellvergleich zeigt bei den betrachteten Modellen EZMW, ICON und GFS eine
sehr ähnliche Orientierung der Tiefdruckrinne, sodass die Bereiche mit den
höchsten Niederschlagsmengen relativ gut übereinstimmen. Dabei geben alle drei
Modelle gebietsweise Hinweise auf markante Regenmengen, wenngleich die
Schwerpunkte nicht überall übereinstimmen. Signale für unwetterartige Mengen
sind zumindest bei den deterministischen Modellen nur bei GFS vorhanden,
allerdings auch nur sehr lokal im Bereich Sauer-/Siegerland.

Ab Dienstag nehmen die Unterschiede zwischen den Modellen zwar etwas zu, alle
deuten aber zumindest bis einschließlich Donnerstag auf eine Fortsetzung des
zyklonal geprägten Wetters hin.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne für Offenbach zeigt einen markanten Temperaturrückgang am Sonntag
und nachfolgend pendelt sich die Temperatur in 850 hPa unter Berücksichtigung
des Spreads bei Werten zwischen 0 und etwa 7 Grad ein. Dabei befinden sich
allerdings der Haupt- und auch der Kontrolllauf am kalten Rand des Ensembles,
sodass die Abkühlung nach dem deterministischen EZMW noch etwas stärker ausfällt
als auf Basis der meisten Ensemble Member. Betrachtet man die Position des
Bodentiefs bzw. der Rinne ab Mitte der Woche, so bedingt diese auf Basis des
deterministischen EZMW die Zufuhr kühlerer Luftmassen als bei GFS und ICON.
Tatsache ist aber dennoch, dass eine für die Jahreszeit eher kühle Witterung ins
Haus steht. Hinzu kommen ab Sonntag wiederholt auftretende Niederschlagssignale
mit Maxima am Sonntag und Montag.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum von t+72 bis 96 Stunden zwei
Cluster, wobei sich keine signifikanten Unterschiede zu der beschriebenen
Entwicklung ergeben. Für den Zeitraum von Montag bis Mittwoch gibt es vier
Cluster. Dabei zeigen alle das tiefe Geopotential über Deutschland, wobei sich
die Unterschiede durch die unterschiedliche Positionierung der Höhentiefkerne
ergeben.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag und Montag fällt in einem Streifen vom Nordwesten Deutschlands über
die Mitte (Hessen, Thüringen) hinweg bis in den Süden teils länger anhaltender
Regen, wobei gebietsweise markante Regenmengen zwischen 30 und 50 Liter pro
Quadratmeter in 24 Stunden erreicht werden. Die genauen Schwerpunkte sind aber
sowohl auf Basis der deterministischen als auch der probabilistischen Modelle
noch nicht einheitlich. Die größten Übereinstimmungen gibt es aber für
Unterfranken, Westthüringen, Mittel- bzw. Nordhessen und das Sauerland. Auch für
unwetterartige Mengen über 50 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden gibt es
seitens COSMO-Leps, EZMW-EPS und ICON-EPS lokal geringe Wahrscheinlichkeiten.


Zudem kann der Regen anfangs mit Gewittern durchsetzt sein, wobei auch abseits
davon in der noch warmen Luftmasse in der Osthälfte einzelne Gewitter mit
Starkregen, kleinkörnigem Hagel und stürmischen Böen wahrscheinlich sind. Vor
allem am Sonntag besteht lokal die Gefahr für unwetterartige Entwicklungen
aufgrund von heftigem Starkregen.

Nachfolgend muss im Bereich des Höhentroges nur noch mit einzelnen Gewittern
gerechnet werden, die lokal mit markantem Starkregen verbunden sein können.

Weitere signifikante Wettererscheinungen sind nicht zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger