DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-05-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 04.05.2018 um 10.30 UTC



Überwiegend trocken und sommerlich warm. Zunächst nur vereinzelt Gewitter im
Bergland, ab Wochenmitte im Westen und Süden zunehmende Gewitterneigung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 11.05.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums dominiert weiterhin
Hochdruckeinfluss unser Wetter. Dabei befindet sich über Mitteleuropa ein
abgeschlossenes Höhenhoch. Korrespondierend dazu erstreckt sich im
Bodendruckniveau eine ausgedehnte Hochdruckzone von den Britischen Inseln über
Mitteleuropa und das südliche Skandinavien hinweg bis in den Nordosten Europas.
Der Schwerpunkt des Hochs befindet sich am Montag mit einem Luftdruck von etwa
1025 hPa zunächst noch über der zentralen Ostsee und verlagert sich schließlich
am Dienstag unter leichter Abschwächung Richtung Fennoskandien. Am Rande des
Hochs gelangt trockene Kontinentalluft zu uns, die sich vielerorts auf
sommerliche Höchstwerte erwärmen kann (T850 hPa zwischen 9 und 15 Grad). Einzig
in den äußersten Süden und Südwesten Deutschlands gelangt vorderseitig einer
Tiefdruckrinne über Frankreich etwas feuchtere und leicht instabile Luft, sodass
sich im Schwarzwald und an den Alpen mit Unterstützung der Orographie lokal
Schauer und Gewitter entwickeln können.

Am Mittwoch wandert das Höhenhoch ein wenig weiter nordostwärts Richtung
Baltikum und auch das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt in den Nordosten
Europas. Gleichzeitig schwenkt ein Höhentrog vom Nordostatlantik Richtung
Britische Inseln. Ausgehend von einem Tiefdruckgebiet nordwestlich von Irland
erstreckt sich die o.e. nur schwach ausgeprägte Tiefdruckrinne über die südliche
Nordsee hinweg Richtung Deutschland und Ostfrankreich. Dadurch steigt die
Gewitterneigung im Westen und Süden etwas an, aufgrund fehlender Hebungsantriebe
handelt es sich aber weiterhin nur um lokale Ereignisse insbesondere im Bereich
der westlichen/südwestlichen Mittelgebirge und an den Alpen.

Eingelagert in die Tiefdruckrinne ist eine Kaltfront, die am Donnerstag auf den
äußersten Westen Deutschlands übergreift. Aufgrund eines erneut von Westeuropa
Richtung Deutschland vorstoßenden Hochkeils verliert sie aber rasch an
Wetterwirksamkeit, sodass an der Kaltfront selbst kaum mit Niederschlag zu
rechnen ist. Allerdings fließt in den äußersten Nordwesten und Westen
vorübergehend etwas kühlere Luft ein (T850 hPa um 8 Grad). Der Hochkeil
verbindet sich schließlich mit dem Hoch über dem Nordosten Europas, woraus sich
ein neuer Hochschwerpunkt über dem Norden und Nordosten Europas etabliert,
dessen Einfluss bis nach Deutschland reicht.
Einzig der Süden und Westen Deutschlands gelangen von Westen erneut in den
Bereich einer flachen Tiefdruckrinne. Mithilfe eines schwachen Höhentroges muss
dann dort in der leicht feucht labilen Luftmasse häufiger mit der Bildung von
Schauern und Gewittern gerechnet werden.

In der erweiterten Mittelfrist gelangen wir von Westen in den Einflussbereich
eines Höhentroges, sodass laut EZMW am Samstag in der Westhälfte verbreiteter
Regen fallen soll. Aufgrund schwacher Hebungsantriebe und der meist trockenen
Vorgeschichte ist dies aber fraglich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW-Modells ist sehr gut, sodass das gestrige
Vorhersagekonzept weitgehend beibehalten werden kann. Nur gegen Ende der
Mittelfrist wird der Einfluss des Randtrogs etwas stärker prognostiziert als in
den gestrigen Läufen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der am Mittwoch bei den Britischen Inseln liegende Trog schwenkt bei GFS und
EZMW am Donnerstag über die mittlere Nordsee hinweg nordostwärts und hat somit
keinen signifikanten Einfluss auf unser Wetter. Bei ICON hingegen schwenkt
dieser über die südliche Nordsee hinweg und greift schließlich in der Nacht zum
Freitag auch auf den Norden Deutschlands über. Dadurch ist zum einen die
Tiefdruckrinne deutlicher ausgeprägt und zum anderen kommt es im Unterschied zu
EZMW zu einer Passage der Kaltfront, sodass sich nach ICON im ganzen Land
vorübergehend kühlere Meeresluft durchsetzt.
Folgen hat das auch für den Freitag. Während wir insbesondere nach EZMW von
Westen in den Einflussbereich des Höhentroges bzw. einer erneuten Tiefdruckrinne
gelangen, verbleiben wir nach ICON unter Hochdruckeinfluss. Entsprechend nehmen
die Unsicherheiten bezüglich der Niederschlagsentwicklung ab Donnerstag zu.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die "Rauchfahne" von Offenbach besitzt bis einschließlich Mittwoch einen
geringen Spread. Dabei pendelt sich die Temperatur in 850 hPa etwa bei Werten
zwischen 9 und 12 Grad ein. Dieses Temperaturniveau setzt sich nach dem Haupt-
und Kontrolllauf und nach der Mehrheit der Member an den folgenden Tagen fort.
Allerdings gibt es auch einige Member, die am Donnerstag einen deutlichen
Rückgang der Temperatur zeigen, sodass auch die ICON-Lösung innerhalb des
Ensembles liegt.

Die Clusterung des EZMW rechnet für den Zeitraum von t+72 bis 96 Stunden fünf
Cluster, wobei sich der Höhenrücken bzw. das Höhenhoch mal etwas mehr, mal etwas
weniger nach Norden aufwölbt. Insofern ergeben sich keine signifikanten
Unterschiede für den Vorhersageraum. Für den Zeitraum von Mittwoch bis Freitag
gibt es sechs Cluster. Dabei spiegeln Cluster 2 und 3 die ICON Lösung wieder mit
dem stärker ausgeprägten Trog und der Frontpassage. Die Mehrheit der Cluster
stützt aber die Version des EZMW.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Dienstag können sich im Schwarzwald und an den Alpen lokal Gewitter bilden,
teils in Verbindung mit markantem Starkregen, stürmischen Böen und Hagel.

Ab Mittwoch nimmt die Gewitterneigung im Süden und Westen allmählich zu, sodass
dort einzelne markante Gewitter aufgrund von Starkregen, stürmischen Böen und
Hagel wahrscheinlich sind.

Weitere Wettergefahren sind nicht zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger