DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-05-2018 17:30
SXEU31 DWAV 031800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 03.05.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Norden sonnig, nachts anfangs aber Frost oder Frost in Bodennähe und Nebel.
Im Süden lebhafter, exponiert starker oder stürmischer Wind und lokal Gewitter.


Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Langwellentrog, der vom Nordmeer bis
ins westliche Mittelmeer reicht. Dabei schnürt sich dieser aktuell über der
Mitte Deutschlands ab, so dass sich bis zum Morgen eine Geopotentialbrücke
ausgebildet haben soll, die hohes Geopotential über Russland mit einem Höhenhoch
über dem Atlantik (Azoren) verbindet. Mit der allmählichen Ausbildung der
Geopotentialbrücke geht im Bodendruckfeld in der Nacht das Ausgreifen des
Azorenhochs nach Nordosten einher. Dabei soll die 1020er Isobare, die aktuell
noch über der Deutschen Bucht zu finden ist, bis zur zentralen Ostsee
vorankommen. Hand in Hand mit dem durch Absinken hervorgerufenen Druckanstieg
ist auch eine Austrocknung der Luftmasse zu beobachten, die in der Nacht im
Norden letztendlich für weitgehend wolkenarme oder klare Verhältnisse sorgt. Da
in diesem Bereich die 850er Temperaturen nur wenig über null Grad liegen, ist in
den trockensten Gebieten, die mit Taupunkten von 1 bis 2 Grad zwischen Bremen
und Schwerin bzw. zwischen Kiel und Hannover zu finden sein werden, leichter
Frost recht wahrscheinlich. In den übrigen Gebieten der Nordwesthälfte könnte es
immerhin noch für Frost in Bodennähe reichen, aber auch für Nebel, was bei
Temperaturen in Taupunktnähe und windschwachen Gegebenheiten nicht anders zu
erwarten ist. Ansonsten bleibt der Vorhersagebereich von den letzten Zuckungen
winterlicher Wetterereignisse verschont, was auch der dichteren Bewölkung
geschuldet ist, die südlich einer Linie Lausitz-Pfälzer Wald in der Nacht noch
anzutreffen sein wird. Da das sich ausbildende Cut-Off-Tief mit einem Bodentief
über dem Tyrrhenischen Meer korrespondiert, liegt der Südosten nicht nur im
Bereich feuchterer (Stichwort: Wolken), sondern auch wärmerer und labilerer
Luft. Die Labilität macht sich in den Abendstunden möglicherweise noch mit
letzten Schauern oder Gewittern bemerkbar, die allerdings, so sie denn
auftreten, rasch nachlassen, was nicht nur dem Tagesgang, sondern auch einer
Stabilisierung der vertikalen Schichtung geschuldet ist. Die Temperaturen im
850er Niveau liegen dabei in Südostbayern bei Werten um 8 Grad.

Die beschriebenen Prozesse laufen insgesamt, wie oben schon angedeutet, bei nur
schwach ausgeprägten Luftdruckgegensätzen ab. Da der Druckanstieg über dem
Norden allerdings im Süden für die Ausbildung einer Bisenlage sorgt, frischt der
Wind südlich des Mains zunehmend auf, in Hochlagen sind dann sogar steife Böen
um 55 km/h, in den Gipfellagen des Schwarzwaldes sogar stürmische Böen oder
Sturmböen möglich.

Freitag ... und in der Nacht zu Samstag kräftigt sich das Geopotential über
Norddeutschland weiter. Dabei wandert das nördliche LW-Trog-Residuum nach
Nordosten aus, und auch das Höhentief über dem westlichen Mittelmeer wird weiter
zurückgedrängt, seine 568 gpdm Isohypse liegt ausgangs der Nacht etwa über der
Poebene. Im Zuge dieser Prozesse greift vom Atlantik her das Höhenhoch bis zum
Abend bis zum Ärmelkanal und bis zum Morgen etwa bis zur Weser aus, insgesamt
zeigt das Geopotentialfeld dabei ein schwachgradientiges Bild. Im Bodendruckfeld
kräftigt sich entsprechend das Hochdruckgebiet, sein Schwerpunkt liegt etwa über
Dänemark und verlagert sich in der Nacht auf die westliche Ostsee. bzw. der
angrenzenden Nordsee, wobei der Druck bis zum Samstagmorgen auf bis zu 1029 hPa
steigen soll (ICON6-Nest). Dabei überdeckt die 1025er Isobare zu diesem
Zeitpunkt ein Gebiet, das vom Westausgang des Ärmelkanals bis ins Baltikum und
zur mittleren Ostsee reicht. Mit dem Druckanstieg setzt im Norden eine Erwärmung
ein, die die Temperaturen bis zum Samstagmorgen auf etwa 6 Grad klettern lässt.
Das Absinken sorgt auch, abgesehen von ein paar hohen Wolken, für verbreiteten
Sonnenschein.

Im Gegensatz zum Norden ist im Süden der Druckgradient etwas besser ausgeprägt.
Dort macht sich das hoch reichende Tief über dem westlichen Mittelmeer
bemerkbar. Durch die ageostrophische Komponente etwas aufgepeppt, weht
entsprechend ein lebhafter östlicher bis nordöstlicher Wind mit starken Böen im
Bergland, auf einigen Gipfeln im Schwarzwald reicht es erneut für stürmische
Böen, bzw. für Sturmböen, wobei sich an dieser Situation auch in der Nacht zu
Samstag nichts Wesentliches ändert. Mit der östlichen Windkomponente wird in den
Südosten weiterhin etwas wärmere, feuchtere und instabilere Luft gesteuert. Die
850er Temperaturen liegen nachmittags um 9 Grad, die PPW-Werte bei bis zu 28 mm,
und die Lapse-Rates bei bis zu 0,65 K/100m (jeweils ICON6_Nest, keine
grundlegenden Unterschiede zu anderen Modellen wie GFS oder EZMWF). Das Problem
ist die Hebung, die man sich durch Aufgleiten oder durch die Orographie zwar
grundsätzlich vorstellen kann, die aber von den Modellen nicht wirklich deutlich
herausgearbeitet wird. In der Folge simulieren die Modelle Gewitter allenfalls
in oder direkt an den Alpen. Aber wer weiß, wenn es schlecht (oder für
Gewitterfans gut) läuft, kann es vielleicht auch im Bayerischen Wald oder im
Voralpenland mal einen Blitz geben. Dabei ist das Potential der Gewitter
limitiert, zumindest wenn man CAPE zu Rate zieht, das alle Modelle sehr niedrig
(genau genommen nur knapp über null) ansetzen.

Wenn die möglichen Gewitter im Süden in der Nacht wieder zusammenfallen, schlägt
erneut die Stunde von Frost und Nebel, kühlt es doch in der Nacht im Norden
wieder kräftig aus. Dabei sollte Luftfrost nunmehr auch im Norden (höhere
Temperaturen, s. o.) die absolute Ausnahme bleiben. Frost in Bodennähe wie auch
Nebel können dagegen durchaus gebietsweise auftreten.

Samstag ... ändert sich nichts Wesentliches. In einem synoptisch kaum
veränderten Umfeld

kräftigt sich das Hoch über Ostsee etwas, auch ist eine zögerliche Verlagerung
nach Osten auszumachen
steigen im Norden die 850er Temperaturen weiter, sie liegen am Sonntagmorgen
zwischen 7 Grad (Nordosten) und 11 Grad (Nordwesten) und damit im Schnitt 4 Grad
höher als am Vortag; im Süden ist der Anstieg mit etwa einem Grad in der Fläche
moderater, aber natürlich...
... ist durch die beschriebene Erwärmung Bodenfrost wohl nur noch ganz lokal ein
Thema.
wird das Höhentief über dem Mittelmeer noch etwas weiter nach Süden
zurückgedrängt, auch füllt sich das zugehörige Bodentief bei leicht westwärtiger
Verlagerung etwas auf.

Da sich das Tief nach Westen, das Hoch aber nach Osten verlagert, schrumpft beim
nordöstlichen Wind die Nordkomponente, so dass sich, insbesondere im Süden, ein
Ost-Nordostwind einstellt. Diese, vielleicht 10 bis 20 Grad ausmachende Drehung,
sorgt schon dafür, dass die feuchte und instabile Luft im Süden bis zum
Oberrhein vorankommt. Somit liegen am Nachmittag die PPW-Werte südlich von
Neckar und Donau zwischen 22 und 26 mm. Auch simulieren die Modelle nunmehr
höhere CAPE-Werte (ICON6_Nest liefert punktuell über 500 J/kg, GFS liegt in der
gleichen Größenordnung). Als gewitterträchtig wird jetzt grob das Alpenvorland
bis nach München angesehen. Insofern sollten im Süden Schauer und Gewitter, so
sie denn entstehen, weiter nach Norden ausgreifen können als am Vortag. Dabei
deuten die Scherungswerte nicht auf Hagel und die zügige Verlagerung nicht auf
Starkregen hin. So könnten am Ende, ohne Starkregen gänzlich ausschließen zu
wollen, Sturmböen die wahrscheinlichste Begleiterscheinung sein, weht doch schon
außerhalb von Gewittern ein lebhafter Wind mit Sturmböen auf einigen Gipfeln und
Windböen in anfälligen tiefen Lagen.

Sonntag ... dominiert Hochdruckeinfluss. In der Höhe schnürt sich dabei eine
eigenständige Hochzelle ab und wandert ganz allmählich über Norddeutschland
hinweg ostwärts. Das korrespondierende Bodenhoch liegt mit seinem Schwerpunkt
und einem Kerndruck bis nahe 1030 hPa über der zentralen Ostsee. Bei
Temperaturen um oder etwas über 10 Grad in 850 hPa ist doch recht verbreitet mit
Sommertagen (Höchstwerte über 25 Grad) zu rechnen. Während die Luftmasse am
Rande des Hochs kontinental und damit sehr trocken geprägt ist, lagert über den
Alpen eine feuchtere und leicht instabile Luftmasse. So sind mithilfe
orographischer Unterstützung (Hebungsantrieb) am Alpenrand und im Südschwarzwald
lokale Schauer und Gewitter in den Nachmittags- und Abendstunden nicht gänzlich
ausgeschlossen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Abläufe der nächsten Tage sehr ähnlich, eventuelle
Unterschiede zwischen den Modellen sind gering. Auf einzelne der
Modellunterschiede wurde im Text eingegangen. Insbesondere muss betont werden,
dass die Unterschiede weder prognose- noch warnrelevant sind.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas