DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-04-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.04.2018 um 10.30 UTC



Im Wochenverlauf zunehmend Hochdruckeinfluss und Temperaturanstieg. In der
Südhälfte zunehmendes Gewitterrisiko mit lokalem Starkregenpotenzial.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 05.05.2018


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Dienstag bestimmt dem aktuellen
EZMW-Lauf von 00 UTC zufolge ein Trog das Wetter bei uns. Seine Achse erstreckt
sich von der westlichen Nordsee über Frankreich bis zur Iberischen Halbinsel.
Über der Nordsee und dem südlichen Spanien sind zwei Drehzentren auszumachen.
Für Deutschland resultiert daraus eine zyklonal geformte südwestliche
Höhenströmung, in der auch die Frontalzone eingebettet ist. Am Boden
korrespondiert das Höhentief über der Nordsee mit einem Bodentief, das nahezu
achsensenkrecht unter ihm liegt und daher im Auffüllen begriffen ist. Mit dem
Tief gelangt gebietsweise feuchte und kühle Atlantikluft zu uns, in 850 hPa
liegen die Temperaturen zum Tagesende hin zwischen -2 Grad im Nordwesten und 4
Grad im Osten.

Am Mittwoch bleibt die Trogkonstellation über West- und Südwesteuropa erhalten,
allerdings erfährt es einige Modifikationen. So schwenkt das Höhentief über der
Nordsee nach Skandinavien durch, ihm folgt aber vom Nordostatlantik her ein
weiterer Randtrog, der mittags die Britischen Inseln und abends die Nordsee
erreicht. Das Höhentief über der Iberischen Halbinsel dagegen schnürt sich ab
und wandert ins westliche Mittelmeer, zudem bekommt es vor Portugal einen
kongenialen Partner. Zwischen dem Höhentief über der Nordsee und dem über dem
zentralen Mittelmeer gelangt mit meridionaler Ausrichtung ein flacher Rücken
nach Mitteleuropa. Der flache Rücken freilich beschert Deutschland
Hochdruckeinfluss. Der Randtrog jedoch treibt in der Nacht zum Donnerstag die
Ausläufer eines über der nördlichen Nordsee liegenden Tiefs in den Nordwesten
Deutschlands und bringt ein wenig Regen.

Am Donnerstag überqueren Randtrog und Ausläufer mit nur wenig Regen oder
Schauern Deutschland. Erneut macht sich dahinter ein Schwall kühler Meeresluft
von Nordwesten her nach Deutschland auf, sodass die T850 hPa weiterhin meist nur
zwischen -1 Grad im Nordwesten und 6 Grad im Südosten liegen. Zum Ende des Tages
erreicht die Kaltfront des mit Zentrum über den Bottnischen Meerbusen
ankommenden Bodentiefs den Süden und Südosten Deutschlands, südlich davon muss
mit Schauern und Gewittern gerechnet werden. Im Norden macht sich schon wieder
Hochdruckeinfluss breit, der in Form eines Azorenhochkeils daherkommt und durch
einen Höhenkeil, der bis zum Ärmelkanal reicht, unterstützt wird.

Am Freitag bleibt die Luftmassengrenze über dem Süden erhalten, am Samstag
wandert sie etwas gen Norden in die Mitte des Landes. Nach Norden hin dominiert
weiterhin Hochdruckeinfluss, wobei sich aus dem Azorenhochkeil ein
eigenständiges Hoch abspaltet, das sich am Samstag schon über Skandinavien
befindet. Insgesamt ist dabei auch ein Anstieg der Temperaturen zu erwarten: Sei
es im Norden durch adiabatische Erwärmung oder im Süden durch zusätzliche
Advektion warmer Luft. Jedenfalls erreichen die T850 hPa wieder warme 6 bis 10,
im Süden 10 bis 12 Grad. Sommerliche Höchsttemperaturen sind daher vor allem
nach Süden hin drin. Schauer und Gewitter sind in der warmen und feuchten Luft
südlich der Luftmassengrenze aber auch zu erwarten. Bei schwachen dynamischen
Antrieben und dann langsamer Zuggeschwindigkeit könnten diese bezüglich
Starkregen durchaus markant werden.

In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag wölbt sich der Höhenkeil als Rücken
über der Nordsee auf, bevor er sich nach Skandinavien verlagert. Ein Trog über
dem Atlantik wird blockiert, sodass sich der Hochdruckeinfluss und die warme
Luft über Deutschland halten. Allerdings ist sie weiterhin auch potenziell
instabil, womit insbesondere nach Süden hin weitere kräftige Luftmassengewitter
auftreten können.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Insgesamt zeigt sich bis zum Samstag eine gute Konsistenz, wenn man den
aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC mit den beiden gestrigen Läufen vergleicht.
Allerdings wird der Norddeutschland am Donnerstag und Freitag überquerende
Randtrog nun rascher nach Nordosten abgeführt, wobei die
Schauerwahrscheinlichkeit in der Nordhälfte des Landes an diesen beiden Tagen um
Einiges sinkt. In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag wölbt sich der Rücken
stärker auf als in den gestrigen Läufen, zudem liegt die Achse nun mehr über
Mittel- als über Westeuropa. Adiabatisches Absinken unter Hochdruckeinfluss und
die im Süden noch liegende warme Luft bedeuten ein um etwa 4 bis 6 Kelvin
höheres Temperaturniveau als gestern noch angedacht. Dabei ist die Schauer- und
Gewitterbereitschaft in der Südhälfte auch wieder höher.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON und GFS variieren den Randtrog am Donnerstag und Freitag im Vergleich zum
EZMW ein wenig. Beim ICON ist er schwächer ausgeprägt und zieht nördlicher
durch, beim GFS tropft er über der Biskaya ab und zieht zum westlichen
Mittelmeer weiter. Beim ICON ist ebenso ein Höhentief über der Iberischen
Halbinsel zu sehen. Bei beiden Modellen gelangt dadurch warme Luft (T850 hPa 10
bis 14 Grad) bereits ab Donnerstag von Südosten her zu uns. Bei beiden Modellen
entwickelt sich über der Südhälfte Deutschlands am Boden außerdem eine Art
Hitzetief, wobei dann sicherlich das eine oder andere kräftige Gewitter mit
Starkregen mit von der Partie sein würde. GEM und CMA sehen es dagegen ganz
ähnlich wie das EZMW, ab dem Wochenende sind sie aber eher auf der gestrigen 00
UTC-Lösung des EZMW und daher kälter und etwas weniger niederschlagslastig im
Süden. NAVGEM wiederum entspricht in den Grundzügen stark dem GFS.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 850 hPa-Rauchfahnen der Temperatur des EZMW-Ensembles für diverse deutsche
Städte zeigen bis Freitag das Absinken, dabei öffnet sich der Spread ab
Donnerstag deutlich. Haupt- und Kontrolllauf verfolgen danach einen
Temperaturanstieg und liegen zunächst am unteren, zum Ende hin am oberen Rand
der Streuung. Der Median liegt meist gut in der Mitte, zum Ende hin bei
Temperaturen von 6 bis 10 Grad.
Die Rauchfahnen des 500 hPa-Geopotenzials sind enger gebündelt und zeigen erst
ein Absinken bis zur Wochenmitte, danach einen Anstieg bei nicht allzu großer
Varianz. Niederschlagssignale sind insbesondere in der Wochenmitte nur spärlich
vorhanden, zum Wochenende hin nehmen sie im Süden wieder zu.

Die Clusteranalyse liefert für Donnerstag bis Samstag 5 Cluster. Unterschiede
gibt es vor allem in der Behandlung des von den Britischen Inseln kommenden
Randtrogs. Mal ist er gut ausgeprägt (C5), mal fast gar nicht (C3 und C4). C1
und C2 mit den meisten Lösungen sowie Haupt- und Kontrolllauf in C1 bringen
einen Mittelweg, der somit am wahrscheinlichsten erscheint. Zwischen Sonntag und
Dienstag werden ebenfalls 5 Cluster analysiert. Alle haben einen sich
aufwölbenden Rücken über Skandinavien auf dem Zettel. Bodennah jedoch zeigen die
Strömungsrichtungen kleine, aber entscheidende Unterschiede. Davon werden
einerseits die zu erwartenden Temperaturen, andererseits aber auch die
Niederschläge in feuchter Luft im Süden abhängen.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass bis zur Wochenmitte zyklonales
Wettergeschehen bei absinkenden Temperaturen zu erwarten ist. Danach stellt sich
voraussichtlich von Norden her Hochdruckeinfluss ein und zum Wochenende hin
steigen die Temperaturen wieder an. Ab dem Wochenende wird die Vorhersage dann
ziemlich unsicher. Wahrscheinlich wird jedoch ein weiterer Temperaturanstieg zu
verzeichnen sein, vermutlich sogar in den Bereich sommerlicher Werte
insbesondere nach Süden hin. Dort steigt aber auch das Schauer- und
Gewitterrisiko.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI streut ein paar Signale für starken Wind am Dienstag im Nordwesten ein. Dort
sowie an den Küsten und im höheren Bergland sind nach COSMO-LEPS einzelne
stürmische Böen Bft 8 aus Südwest wahrscheinlich.

Bezüglich Schauer und Gewitter ab Donnerstag/Freitag im Süden fehlen in den
Ensembles Hinweise. Dennoch sollte beachtet werden, dass die potenziell
instabile Luft und die langsame Zuggeschwindigkeit möglicher Schauer und
Gewitter das Risiko für lokal markanten Starkregen birgt.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-Det., EZMW-EPS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler