DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-04-2018 08:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.04.2018 um 10.30 UTC



Am Montag im Osten und Süden noch Gefahr von teils gewittrigem Starkregen,
Unwetter nicht ausgeschlossen. Danach zunehmend freundlicher, im Norden und
Westen aber teils kühl.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 04.05.2018


Am Montag und Dienstag liegt Deutschland an der Ostflanke eines Höhentiefs über
dem Ärmelkanal, das aus dem Austropfprozess eines atlantischen Troges
hervorging. Das korrespondierende Höhentief, das zunächst mit dem Höhentief eine
nahezu senkrechte Achse ergibt, beginnt sich alsbald aufzufüllen. Dessen
Kaltfront überquert bereits in den Frühstunden des Montags den Südosten und bis
zum Abend auch den Osten und Nordosten. In der vorgelagerten, instabilen
Warmluft können sich teils starke Gewitter entwickeln, wobei Unwetter, vor allem
durch heftigen Starkregen, nicht ganz auszuschließen sind. Am Dienstag wird dann
eher der von diesem Höhentief ausgehende Trog wetterwirksam, so dass
schauerartiger Regen zu erwarten ist. Dieser kann nach Osten hin anfangs noch
gewittrig sein. In Bezug auf Starkregen können noch einmal Warnschwellen
erreicht werden, Unwetter sind dann eher unwahrscheinlich. Bis Dienstag gehen
die Temperaturen überall zurück.
Am Mittwoch verschwindet das Bodentief vollends; auch vom dem Höhentief bleibt
nur noch ein Resttrog übrig. Kompensierendes Absinken an der Vorderseite eines
weiteren, auf die Britischen Inseln übergreifenden Kurzwellentroges führt zu
einer raschen Auffüllung des o.g. Systems. Ausgehend von einem Hoch über den
Azoren weitet sich zusehends ein Keil bis nach Deutschland aus. In dessen
Bereich führt Absinken zu Auflockerungen und Aufheiterungen. Im Nordwesten und
ganz im Norden sind aufgrund der Nähe des auf die Britischen Inseln
übergreifenden neuen Troges einzelne schwache Schauer vorstellbar.
Am Donnerstag und Freitag überquert der Trog unter Verkürzung der Wellenlänge
und unter einsetzender Auffüllung den Norden Deutschlands, gefolgt von einem
weiteren Kurzwellentrog. Dieser Prozess wird jedoch von Geopotentialgewinn
überlagert, der durch einen sich vom nahen Ostatlantik nach Mitteleuropa
vorschiebenden Keil bedingt ist. Durch diesen wird eine Hochbrücke gestützt, die
sich vom Seegebiet nördlich der Azoren bis nach Westrussland ausweitet und dort
Verbindung mit dem südlich vom Weißen Meer liegenden Bodenhoch aufnimmt. Während
am Donnerstag vor allem im Norden und Westen und vielleicht auch am Alpenrand
noch ein paar leichte Schauer vorstellbar sind, sind am Freitag Schauer
wahrscheinlich auf die nordseenahen Gebiete beschränkt. Ansonsten sind vermehrt
Aufheiterungen und auch längere sonnige Abschnitte zu erwarten. Zumindest
südlich der Mittelgebirge sollte dann wieder ein Temperaturanstieg auf Werte
deutlich oberhalb der 20 Grad-Marke erfolgen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum entwickelt sich erneut eine
Blockierungslage, wobei sich das Bodenhoch über der Ostsee etabliert. Die
hierdurch einsetzende östliche bodennahe Windkomponente lässt im Süden die
Temperaturen dann eher wieder etwas zurückgehen. Dabei bleibt es weitgehend
niederschlagsfrei.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf ist nur bis einschließlich Mittwoch kommender Woche zu den
beiden gestrigen Modellläufen konsistent. Danach ergeben sich Unterschiede, die
sich in einer verzögerten Verlagerung der Tröge, die Norddeutschland überqueren,
bei den beiden jüngeren Läufen äußern. Als Folge kommt die Blockierung, die nach
dem gestrigen Modelllauf bereits am Freitag einsetzen sollte, nach den beiden
aktuelleren Modellläufen erst im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum
so richtig in Gang. Demzufolge lässt der nach Wochenmitte "geplante"
Temperaturanstieg noch ein wenig auf sich warten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Dienstag ergeben sich zwischen den verfügbaren Modellen keine
Unterschiede, die sich aus den synoptischen Basisfeldern ergeben. Wie der
verbleibende Resttrog in den vom Atlantik vorstoßenden Trog integriert wird,
geschieht auf unterschiedliche Art und Weise, ohne dass hierauf genauer
eingegangen soll. Ab Donnerstag gleichen sich die Modelle eher wieder an.
Unterschiede ergeben sich bei der zonalen Ausrichtung der Hochbrücke, die am
Freitag nach EZMW etwas weiter südlich liegen soll als nach den anderen
Modellen. Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeichnet sich aber
nach allen Vorhersagemodellen die Entwicklung einer Blockierungssituation mit
einem Hoch über Fennoskandien und der Ostsee (nach GFS eher über Mitteleuropa)
ab.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Auch hier ließe sich,
bedingt durch die bodennahe östliche Komponente, zum erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum hin eher wieder ein leichter Temperaturrückgang ableiten.
Dabei ist der Spread des EPS sehr hoch.
Nicht so recht ins Bild passen die zahlreichen Niederschlagssignale, die
Indizien für eine höhere Zyklonalität sind, als es der deterministische Lauf
zeigt. Demzufolge ist der Hauptlaufauch am warmen Rand der Verteilung der
Einzellösungen zu finden. Offensichtlich wird von Osten labilere Luft
eingesteuert (was durch die dort steigenden CAPE-Werte verdeutlicht wird), so
dass Gewitter wieder wahrscheinlicher werden könnten.
Das EPS des EZMW ergibt ein ähnliches Bild. Allerdings werden hier weniger
Signale für Niederschlag gezeigt, was der synoptischen Vorstellung eher
entspricht. Zudem sind die beiden ungestörten Modellläufe meist nur wenig
oberhalb des Medians zu finden. Dennoch wird vom deterministischen wie auch vom
Kontrolllauf ein rascherer Temperaturanstieg angedeutet als von der Mehrzahl der
EPS-Member. Dies resultiert aus einer Fortsetzung der westlichen und leicht
mäandrierenden Strömung (aber mit einer relativ weit nördlich liegenden
Frontalzone) durch die Mehrzahl der EPS-Member. Der deterministische Lauf wird
jedoch dem mit 21 Membern am stärksten besetzten Cluster zugeschlagen. Somit
deutet auch in Süddeutschland vieles auf einen eher verhaltenen
Temperaturanstieg hin.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag sind mit Passage der Kaltfront (wahrscheinlich auch präfrontal)
anfangs im Osten und bis zum Abend im Nordosten und Norden Gewitter zu erwarten,
wobei Unwetter durch heftigen Starkregen nicht auszuschließen sind. Auch Böen
bis Sturmstärke sind vorstellbar.
Am Dienstag sind weitere schauerartige Niederschläge zu erwarten, die im Osten
und Süden anfangs noch von Gewittern begleitet sein können. Dabei können erneut
die Warnschwellen durch Starkregen überschritten werden, Unwettergefahr besteht
dann nicht mehr.
Am Mittwoch sind an einigen exponierten Küstenabschnitten sowie auf höheren
Berggipfeln stürmische Böen nicht ganz auszuschließen. Ansonsten und auch an den
Folgetagen sind markant zu bewarnende Wetterereignisse eher unwahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS, wobei das EPS höher gewichtet wird
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann