DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-04-2018 08:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.04.2018 um 10.30 UTC



Unbeständig und wieder etwas kühler. Temperaturen aber in etwa der Jahreszeit
entsprechend. __________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 29.04.2018


Am Mittwoch liegen wir am Rand niedrigen Geopotentials über Nordeuropa in einer
westlichen Strömung. Die Kaltfront eines Tiefs über Skandinavien überquert dabei
schleifend Deutschland langsam von Nord nach Süd. Die warme Luft präfrontal wird
von Nordwesten her durch einen Schwall frischer Meeresluft ersetzt. Der Wind
frischt zeitweise kräftig auf. Im Norden sind größere Niederschlagsmengen
möglich, aktuell wird aber auch in Staulagen etwas unterhalb der Warnschwellen
simuliert.
Am Donnerstag folgt ein in die westliche Strömung eingelagerter Trog, der
verbreitet für Schauerwetter und einzelne Gewitter sorgt. Für die Jahreszeit
stellen sich in der frischen Meeresluft durchschnittliche Temperaturen ein, auch
wenn das nach der Wärme aktuell kühl erscheinen mag. Der Wind frischt weiter
zeitweise stark böig auf. Der äußerste Süden wird eventuell nochmal von den
Regenfällen einer Welle erfasst. Die akkumulierten Regensummen über 24h können
dann erneut zumindest nahe unseren Warnschwellen für markanten Dauerregen
liegen.
Am Freitag verläuft die Strömung wieder recht glatt über uns hinweg. Im Süden
beruhigt sich das Wetter durch Absinken im Bereich einer flachen, zonalen
Hochdruckzone. Die Schichtung im Norden bleibt durch höhenkalte Luft von bis zu
-30 Grad in 500 hPa instabil, so dass es zu Schauern und kurzen Gewittern kommt.
Der Wind spielt bei marginalem Gradienten keine wesentliche Rolle. Ausgehend vom
grönländisch-isländischem Raum stößt dann aber ein markanter Trog nach Süden
vor, der die Strömungskonfiguration großräumig dahingehend verändert, dass zum
Samstag ein Trog entsteht, der vom Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel
bis ins Nordmeer reicht.
Vorderseitig fällt der Druck vor allem über Südwesteuropa. Die Hochdruckzone
verlagert sich dabei über Deutschland nordwärts nach Südskandinavien; der
Druckfall greift somit von SW auch auf Mitteleuropa über. Vom Mittelmeer her
dringt wieder warme und instabil geschichtete Luft mit Temperaturen von +10 Grad
in 850 hPa vor allem in den Süden Deutschlands ein. Dort sind wieder Schauer und
Gewitter zu erwarten.
Am Sonntag nähert sich der Trog zwar langsam, die Höhenströmung bei uns ist aber
glatt, teilweise leicht antizyklonale gekrümmt, bei südwestlicher Anströmung.
Wir geraten zusehends in eine mit feucht-warmer Luft angefüllte Tiefdruckrinne,
nur der Norden bleibt wohl kühler. Es treten schauerartige Regenfälle auf,
teilweise Gewitter.
In der erweiterten Mittelfrist tropft der Trog nach Südwesteuropa ab. Bei uns
soll sich nach der aktuellen Modelllage der Tiefdrucksumpf halten mit weiteren
Niederschlägen, bei insgesamt milden, vielleicht warmen Temperaturen. Dies wird
aber sehr unsicher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des Modells ist insgesamt gut. An der Zonalisierung in der
nächsten Woche besteht kein Zweifel. Unterschiede von Lauf zu Lauf gibt es beim
Timing der Kaltfrontpassage zur Wochenmitte und ob eine Welle nochmal den Süden
tangiert. Auch die Regenmengen lassen noch Fragezeichen zu.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle simulieren auch nichts grundlegend anderes. Die
Fragen, die offen bleiben sind dieselben wie bei der Konsistenz. Wie schnell
verlagert sich die Kaltfront am Mittwoch über uns hinweg und wie viel Regen
fällt. ICON zeigt am Donnerstag die Welle ganz im Süden nicht und belässt es
dort trocken, während GFS dort sogar markante Dauerregenmengen berechnet. Mehr
oder weniger zeigen die Modelle sogar den Trog am nächsten Wochenende über
Westeuropa. Der Trend zu wieder etwas höheren Temperaturen ist dabei im GFS am
schwächsten, im ICON am stärksten, IFS liegt dazwischen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles in Form der Rauchfahnen stützen die Aussagen des operationellen
Laufs. Erst am Freitag wird der Spread größer und der Hauptlauf liegt bezüglich
der Temperaturen in 850 hPa und des Geopotentials am oberen Rand der Members.
Offensichtlich ist die Lage des Troges dann unsicher und inwieweit vorderseitig
die warme Luft wieder nach Deutschland eindringt.
Zu Beginn der Mittelfrist werden 3 Cluster gebildet, die sich kaum
unterscheiden. Der Hauptlauf befindet sich in Cluster 1. Bis +168h sind es nur 2
Cluster, wobei der Hauptlauf im Größeren liegt, 39 Member, der eine Lage Trog
Westeuropa anbietet. Der zweite Cluster zeigt uns stärker unter dem Trog.
In der erweiterten Mittelfrist taucht erstaunlicherweise nur ein Cluster auf,
der den Trog auch auf Mitteleuropa übergreifen lässt. Aber gerade das zeigt der
Hauptlauf ja eigentlich nicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die ersten Tage der Mittelfrist sind geprägt von böigem, teilweise stärker
auffrischendem Westwind. Windböen im Flachland, stürmische Böen an der See und
im höheren Bergland sowie Sturmböen auf einigen Gipfeln. Dazu gibt es vor allem
im Norden ein paar Gewitter der schwächeren Sorte und möglicherweise Dauerregen
mit der schleifenden Frontpassage.
EFI zeigt die Wärme anfangs im Süden, dann für den Donnerstag ein Windsignal im
Norden. Die Signale für Dauerregen von Cosmo Leps und ECM EPS sind schwach, aber
immerhin vorhanden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos Mix, ECM EPS, ECM zum Ende aber nicht mehr, dann eher EPS Mittel
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner