DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-04-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 21.04.2018 um 10.30 UTC



Wechsel aus trockenen und regnerischen Phasen. Weiter zurück gehende
Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 28.04.2018


Zu Beginn der Mittelfrist am Dienstag liegt Deutschland im Bereich einer
westlichen Höhenströmung, in die flache Randtröge eingelagert sind. Ein Erster
schwenkt im Laufe des Dienstags von der Nordsee kommend über den Norden
Deutschlands hinweg. Dem Trog vorgelagert ist das teilokkludierte Frontensystem
eines Tiefs über Skandinavien. Die Front greift bereits in den Frühstunden auf
den Nordwesten über, kommt aber aufgrund der zur Höhenströmung parallelen
Ausrichtung kaum nach Süden voran und verbleibt schließlich in der Nacht zum
Mittwoch horizontal über der Mitte. Rückseitig fließt nochmal ein Schwall etwas
kühlerer Nordseeluft ein (T850 hPa zwischen 5 und minus 1 Grad), während in der
Südhälfte noch wärmere Luft (T850 hPa 5 bis 10 Grad) erhalten bleibt. Mit
Passage des Bodentroges nimmt der Druckgradient im Norden vorübergehend etwas
zu, was sich dort in einer Windzunahme mit stürmischen Böen an der See und in
Gipfellagen der Mittelgebirge bemerkbar macht.

Am Mittwoch nähert sich bereits in den Frühstunden von Westen ein weiterer
Randtrog und überquert uns bis zum Abend ostwärts. Damit verbunden ist im
Bodendruckniveau an der Luftmassengrenze eine flache Welle, die im Tagesverlauf
etwa über die Mitte Deutschlands hinweg ostwärts geführt wird. In deren Umfeld
kommt es über der Mitte gebietsweise zu länger anhaltendem Regen. Mit Abzug der
Welle kommt die nachfolgende Kaltfront weiter nach Süden voran, wodurch die dort
noch liegende wärmere Luft weiter abgedrängt wird. Postfrontal setzt sich
leichter Hochdruckeinfluss durch, sodass sich das Wetter in der Nacht zum
Donnerstag weitgehend beruhigt.

Am Donnerstag gelangen wir in den Einflussbereich eines weiteren dritten
Randtroges. Dadurch kommt es in der eingeflossenen kühleren Luft zu Schauern,
wobei diese Richtung Südwesten aufgrund eines Hochkeils seltener auftreten. Im
Südosten Bayerns hingegen halten sich noch die Reste der Kaltfront und es regnet
dort noch längere Zeit. Über dem Norden bleibt der leicht erhöhte Druckgradient
zwischen tiefem Luftdruck über Nordeuropa und einem Hoch über der Biskaya
erhalten. In der Nacht zum Donnerstag kann sich der Hochdruckeinfluss nach Abzug
des Troges weiter über Deutschland ausweiten, sodass die Schauertätigkeit
weitgehend zum Erliegen kommt und auch die Niederschläge an den Alpen lassen
nach.

Am Freitag kommt es westlich der Biskaya zu einer leichten Austrogung, die am
Samstag unter Abschwächung über Frankreich hinweg Richtung Deutschland schwenkt.
Dadurch bildet sich zunächst über Teilen Frankreichs und Süddeutschlands eine
Tiefdruckrinne aus. Diese weitet sich weiter nordostwärts aus, wobei schließlich
Samstagmittag ein abgeschlossenes Bodentief etwa über Tschechien und
Niederösterreich prognostiziert wird. Auf dessen Westflanke kommt es durch
Aufgleiten über Teilen Deutschlands zu länger anhaltenden Regenfällen, die in
der Nacht zum Sonntag und am Sonntag mit Abzug des Tiefs Richtung Nordosten
nachlassen. Vorderseitig der Rinne gelangt vor allem in den Süden und Osten
Deutschlands vorübergehend wieder etwas mildere Luft.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Freitag ergeben sich beim EZMW-Modell gegenüber den vorherigen Modellläufen
keine signifikanten Unterschiede. Leichte Schwankungen bezüglich des
Niederschlagsschwerpunktes gibt es nur noch in Verbindung mit der schleifenden
Front am Mittwoch. Unsicher ist noch, ob der meiste Regen im Norden oder eher in
der Mitte fällt. Warnwürdige Mengen werden aber nicht prognostiziert.

Ab Freitag lässt die Konsistenz deutlich nach. Nach den gestrigen Modellläufen
sollte am Freitag noch Hochdruckeinfluss herrschen, bevor im Laufe des Samstags
ein Tief von der Nordsee auf uns übergreift. Nach dem heutigen 00 UTC Lauf
gelangt Deutschland zunehmend von Süden in den Bereich einer Tiefdruckrinne. Im
Unterschied zu dem gestrigen 00 UTC Lauf gestaltet sich also der Samstag nach
dem heutigen Lauf deutlich regenreicher, wenngleich es keine Signale für
warnwürdige Regenmengen gibt. Auch die erneute Temperaturzunahme wird schwächer
ausfallen, bzw. je nach Lage des Tiefs nur die südlichen und östlichen
Landesteile erfassen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bereits am Mittwoch zeigen sich Unterschiede bezüglich der Welle. Nach ICON
kommt diese deutlich schneller voran und hat uns bereits in der Nacht zum
Mittwoch ostwärts überquert. EZMW zeigt die langsamste Verlagerung, während GFS
eine Zwischenlösung aufweist. Die erwarteten Niederschlagsmengen mit Passage der
Welle sind bei den Modellen ähnlich und nicht signifikant, unterschiedlich ist
allerdings aufgrund der Zugbahn der Welle der Niederschlagsschwerpunkt. GFS und
ICON lassen den meisten Regen im Norden fallen, EZMW über der (nördlichen)
Mitte.

Weitere signifikante Unterschiede ergeben sich am Donnerstag. Während GFS und
EZMW eine weitere Trogpassage prognostizieren, baut sich nach ICON ein flacher
Höhenrücken über Mitteleuropa auf. Entsprechend unterschiedlich sind die
Niederschlagsprognosen.

Auch im weiteren Verlauf bleiben Modellunterschiede vorhanden, insgesamt
dominiert aber ein zyklonal geprägter Wettercharakter.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne für Offenbach zeigt bis Freitag einen eindeutigen Verlauf. Dabei
sinkt das Temperaturniveau in 850 hPa von anfänglich 13 Grad (Sonntag)
allmählich bis auf Werte um 0 Grad (Freitag) ab. Nachfolgend gibt es zwar einige
Member, die einen erneuten Temperaturanstieg zeigen, die Mehrheit der Member
sowie Haupt- und Kontrolllauf verbleiben aber auf dem relativ niedrigen Niveau.
Auch die Abnahme des Geopotentials und wiederholt auftretende
Niederschlagssignale deuten auf den zyklonal geprägten Charakter im
Mittelfristzeitraum hin.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum t+72 bis 96 Stunden drei
Cluster. Für Mitteleuropa lassen sich aber keine signifikanten Unterschiede
erkennen. Für die weiteren Zeiträume ist jeweils nur 1 Cluster vorhanden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


An einigen Küstenabschnitten sowie in Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge
weht zeitweise stürmischer Wind (Bft 8) aus westlichen Richtungen.

Am Mittwoch können sich Richtung Alpen noch einzelne Gewitter bilden. Die Gefahr
von signifikanten Begleiterscheinungen ist aber gering.

Am Donnerstag können sich mit Trogpassage im Norden einzelne kurze Gewitter in
Verbindung mit Böen Bft 7 entwickeln.

Am Mittwoch, Donnerstag (Alpen) und am Samstag fällt zwar gebietsweise länger
anhaltend Regen, Hinweise auf markanten Dauerregen gibt es aber nur am
Donnerstag seitens GFS. Die weiteren deterministischen Modelle sowie die
probabilistischen Verfahren geben keine Hinweise auf warnwürdige Mengen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger