DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-04-2018 09:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.04.2018 um 10.30 UTC



Am Wochenende im Norden kühler, im Süden am Sonntag zunehmende Gewitterneigung.
Ab Montag Umstellung auf West zyklonal, dabei unbeständiger und zeitweise
windig.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 25.04.2018


Zu Beginn der Mittelfrist, am Samstag, zieht sich die bisher wetterbestimmende
Höhenantizyklone über Mitteleuropa mit ihrem Schwerpunkt etwas nach Süden zurück
und schwächt sich ein wenig ab. An ihrer Nordostflanke wird ein Höhentrog über
Skandinavien hinweg Richtung Baltikum geführt. Rückseitig des Troges erreicht in
der Nacht zum Sonntag ein neuer Höhenrücken mit seiner Achse das westliche
Mitteleuropa und die Nordsee.
Im Bodenfeld hat die mit dem Trog korrespondierende schwache Kaltfront eines
Tiefs über Nordwestrussland inzwischen die Mitte Deutschlands erreicht und kommt
nur noch wenig nach Süden voran. Ihre Wetterwirksamkeit ist aufgrund der
antizyklonalen Rahmenbedingungen und der fehlenden dynamischen Unterstützung aus
der Höhe arg limitiert und beschränkt sich wahrscheinlich auf tiefe, nicht
durchweg geschlossene Bewölkung, aus der in den zentralen Mittelgebirgen und im
Harz vielleicht mal ein paar wenige Tropfen fallen. Ob es präfrontal zu Schauern
oder einzelnen Gewittern reicht, wie vom GFS (allerdings das Modell mit dem
größten Taupunkt-Bias) im Mittelgebirgsraum und an den Alpen, vom ICON nur an
den Alpen angedeutet, kann aus heutiger Sicht noch nicht abschließend
beantwortet werden.
Der Front folgt allerdings mit auffrischendem, aber nicht warnrelevantem
Nordwestwind niedertroposphärisch (ohne Beteiligung von Höhenkaltluft) ein
Schwall abgetrockneter Polarluft, die in der Nacht zum Sonntag bis in die
"südliche Mitte" des Landes vordringt (Temperaturen in 850 hPa am Sonntag, 00
UTC zwischen +1 Grad auf Rügen, +10 Grad am Main und +14 Grad an den Alpen). Vor
allem in der Nordhälfte bis zu den Mittelgebirgen bleibt es somit deutlich
kühler als an den Vortagen und in der Nacht zum Sonntag reicht es dort
stellenweise für Bodenfrost.
Am Sonntag schwenkt der Höhenrücken über das Vorhersagegebiet hinweg ostwärts
und das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt unter langsamer Abschwächung mehr
und mehr nach Osteuropa. Im Westen und vor allem im Süden Deutschlands setzt
leichter Druckfall ein, das über der südlichen Mitte liegende, weitgehend
inaktive Frontensystem bleibt noch quasistationär.
In die Südhälfte gelangt somit von Süden her allmählich eine potenziell
instabilere Luftmasse, so dass sich nachmittags und abends vor allem über dem
Bergland Gewitter entwickeln können, deren Begleiterscheinungen vor allem bzgl.
Starkregens und Hagels sicherlich im markanten Bereich anzusiedeln sind
(Unwetter-Starkregen bei quasistationären Zellen nicht ausgeschlossen).
Zu Beginn der Woche steht eine Wetterumstellung auf zyklonal West ins Haus. Von
Westen her schwenkt ein erster Höhentrog rasch über das Vorhersagegebiet
ostwärts. Korrespondierend dazu erreicht bereits in der Nacht zum Montag das
Frontensystem eines Nordmeertiefs den Nordwesten Deutschlands und überquert bis
Dienstag, 00 UTC den Großteil des Landes mit schauerartigen, teils gewittrigen
Regenfällen südostwärts. Präfrontal kann es im Süden und Osten Deutschlands
eventuell nochmals kräftigere Gewitter geben, wobei die Wahrscheinlichkeit dafür
nach Lesart des IFS aufgrund der am progressivsten simulierten Kaltfrontpassage
noch von allen Modellen noch am geringsten ist. Postfrontal dringt ein Schwall
erwärmter Polarluft nach Norddeutschland vor.
Am Dienstag wird vor allem die Nordhälfte von einem weiteren Kurzwellentrog mit
recht frischer bzw. nur mäßig warmer Meeresluft und einzelnen Schauern
überquert, während sich im Süden vorübergehend schwacher Hochdruckeinfluss
durchsetzt. Dort wird es nochmals recht warm (10 Grad in 850 hPa) und zeitweise
scheint die Sonne bei allerdings latentem Schauer- und Gewitterrisiko an den
Alpen und im Bergland.
Am Mittwoch kommt es zu einem markanteren Trogvorstoß nach West- und im weiteren
Verlauf auch nach Mitteleuropa, wobei im Bodenfeld eine weitere Kaltfront das
gesamte Vorhersagegebiet mit Schauern und auch einzelnen Gewittern südostwärts
überquert. Ihr folgt ein Schwall polarer Meeresluft, bis Donnerstag, 00 UTC
sinkt die Temperatur in 850 hPa auf Werte um, im Nordwesten etwas unter 0 Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Für den Samstag kann dem aktuellen IFS-Lauf eine hohe Konsistenz zu seinen
Vorgängern bescheinigt werden. Bereits am Sonntag, vor allem aber in der Nacht
zum Montag lassen sowohl der aktuelle als auch der gestrige 12 UTC-Lauf den Trog
deutlich rascher und vor allem markanter ausgeprägt vorankommen als der gestrige
00 UTC-Lauf, der sich somit wohl als Ausreißer entpuppt hat, da auch die
Vorläufe eine progressivere Verlagerung auf der Karte hatten.
Selbst am Dienstag fuhr der gestrige Frühlauf noch eine deutlich antizyklonalere
Variante als seine beiden Nachfolger, die sich als sehr konsistent erweisen. Die
Umstellung auf Trog Mitteleuropa am Donnerstag hat dann - etwas phasenverschoben
- auch der gestrige 00 UTC-Lauf auf der Karte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Für das Wochenende sind keine signifikanten bzw. prognoserelevanten Unterschiede
zwischen den Modellen auszumachen, lediglich bzgl. der konvektiven Niederschläge
hat - wie bereits im Text weiter oben erwähnt - GFS wohl aufgrund der überhöht
simulierten Taupunkte die Nase vorn.
Am Montag hat das IFS zusammen mit dem GFS bzgl. der Trogpassage die
progressivste Version auf der Karte, GEM und vor allem ICON hängen um etwa 6 bis
12 Stunden zurück.
Auch für die Folgetage zeigen alle Modelle eine ähnliche Performance. Sogar
bezüglich der Passage des Kurzwellentroges am Dienstag ergeben sich kaum
Unterschiede, weiterhin hängt das ICON allerdings etwas zurück.
Selbiges gilt für den Trogvorstoß nach West- und am Donnerstag nach
Mitteleuropa, der vom GEM, GFS und IFS erstaunlicherweise fast identisch
simuliert wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Wetterentwicklung am Wochenende betreffend geben die Ensemblemember sowohl
in der Rauchfahne als auch in der Clusterung (2 Cluster, die sich für
Mitteleuropa sehr ähneln) ein sehr homogenes Bild ab.
Zu Beginn der kommenden Woche (120 bis 168 Stunden) verteilen sich dann Haupt-,
Kontrolllauf und die 49 Ensemblemitglieder auf 4 Cluster (jeweils 17, 15, 10 und
9 Member). Cluster 1 (in der sich haupt- und Kontrolllauf befinden) und 2 ähneln
sich bezüglich des Übergangs auf eine zyklonale Westlage sehr, während Cluster 3
und vor allem 4 eine antizyklonalere Variante fahren.
In der erweiterten Mittelfrist (192 bis 240 Stunden) belässt es Cluster 1 (24
Member) eher bei der Variante "West zyklonal" mit dem Durchschwenken weiterer
kurzwelliger Randtröge von West nach Ost. Cluster 2 (17 Member, inklusive Haupt-
und Kontrolllauf) zeigt den Übergang zu "Trog Mitteleuropa", während Cluster 3
(10 Member) - ähnlich wie gestern - erstaunlicherweise einen markanten
Höhenrücken über Mitteleuropa aufwölben lässt.
Auch die meisten GFS-ENS fahren in der erweiterten Mittelfrist eine zyklonale
Variante mit 2 bis 3 Ausreißern.
Die 850 hPa-Temperatur der einzelnen Member in der "Rauchfahne" eines in etwa in
der Mitte Deutschlands gelegenen Gitterpunktes zeigt erwartungsgemäß bis
einschließlich Sonntag einen recht einheitlichen Verlauf. Am Montag wird der
Spread deutlich größer, zumal die Trogpassage von Member zu Member leicht
phasenverschoben simuliert wird, wobei der Haupt- und Kontrolllauf sogar - im
Gegensatz zum externen Modellvergleich - eine eher weniger progressivere
Variante fahren als die meisten Einzelmember. Einige Member haben allerdings die
Trogpassage so gut wie gar nicht im Programm. Zu Wochenmitte geht dann die 850
hPa-Temperatur im Mittel aller Member deutlich zurück, wobei es einige
"Ausreißer" nach oben gibt.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Wochenende nimmt das Gewitterrisiko im Süden und Südwesten allmählich zu. EFI
gibt vor allem für den Sonntag Hinweise auf recht hohe Cape vor allem über dem
Südwesten, bei zugleich geringer Scherung steigen somit die Wahrscheinlichkeiten
für orographisch getriggerte langsam ziehende Gewitterzellen mit
Starkregenpotenzial bis hin zu Unwetter.
Am Montag kommt mehr Bewegung in die Sache, allerdings nehmen die
Instabilitätsparameter der Luftmasse deutlich ab, so dass dann als markantes
Begleiterscheinung eventueller Schauer und Gewitter hauptsächlich der Wind in
Frage kommt. Auch am Dienstag und Mittwoch kann es auch außerhalb von Schauern
und Gewittern bevorzugt an den Küsten und im Bergland zeitweise stürmische, auf
exponierten Gipfeln Sturmböen geben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff