DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-04-2018 07:30
SXEU31 DWAV 180800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.04.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HM (Hoch Mitteleuropa)

Bis auf Weiteres Hochdruckeinfluss, dabei ab Donnerstag lokal 30°C. Heute im
Südwesten leichte Bise.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... befindet sich Deutschland unter einem Höhenrücken, der sich von
NW-Afrika bis nach Mitteleuropa erstreckt. Er kräftig sich im Tagesverlauf noch
etwas, wobei sich eine eigenständige Zelle abspaltet, die sich - herzlichen Dank
an dieser Stelle - mitten über den Vorhersageraum legt. Damit sind die Weichen
für einen ruhigen, in weiten Teilen des Landes sommerlich geprägten
Witterungsabschnitt der Marke HM (Hoch Mitteleuropa) gestellt.
Hohes Potenzial in der Höhe bedeutet meist auch hoher Luftdruck am Boden, und da
kommt nun NORBERT ins Spiel. Korrespondierend zum Höhenhoch platziert auch das
so benannte Bodenhoch seinen Schwerpunkt mit etwas über 1030 hPa über
Deutschland oder - sein wir gönnerhaft - an der Grenze zu unseren polnischen
Nachbarn. Wie auch immer, permanentes Absinken lässt die Temperatur in 850 hPa
stetig steigen von etwa 6 bis 11°C heute früh auf 10 bis 14°C am Ende des Tages,
was ohne nennenswertes advektives Zutun ein echtes Brett ist. Mit Hilfe
ganztägigen Sonnenscheins, der nur hier und da von lockeren Wolken garniert
wird, erwärmt sich die Luft bis zum Nachmittag auf 21 bis 26°C, im Südwesten
stellenweise bis 28°C. Ausgenommen davon ist das höhere Bergland sowie - wie
fast immer in dieser Jahreszeit, wenn sich die Landmassen deutliche schneller
erwärmen als das vom Winter noch kalte Meerwasser - Inseln und Küstenabschnitte
mit auflandigem Wind. Der steht heute allerdings über längere Zeit ziemlich
günstig, sprich, weht mit südlicher Komponente größtenteils ablandig, bevor er
im Tagesverlauf über Südwest bis West auf Nordwest, an der Nordsee sogar auf
Nordost dreht. So gesehen hat man sogar an der Waterkant vielerorts die Chance,
sein frisches Krabbenbrötchen nebst einem kühlen Jever bei rund 20°C zu
vertilgen. Dass ganz weit im Norden, vor allem in SH, von der Nordsee her ab und
an mal ein paar dichtere Wolken durchziehen, ist zwar ärgerlich, fällt aber
nicht groß ins Gewicht.
Bliebe noch ein kurzer Abstecher in den Süden BWs, der sich bei solchen
Wetterlagen immer mal ganz gerne etwas Bise gönnt. Dieser vor allem im Schweizer
Mittelland berühmt-berüchtigte Ost-Nordostwind dürfte heute und in der kommenden
Nacht allerdings nur in leichter Montur auftreten, heißt, Böen 7 bis 8 Bft in
den Höhen des Schwarzwalds sowie der Alb und vielleicht mal ´ne einzelne
"Sieben" vom Bodenseeraum bis zum Allgäu.

Die Nacht zum Donnerstag wird verbreitet gering bewölkt oder klar, wobei die
Nebelneigung aufgrund weiterer Abtrocknung der eingeflossenen, ursprünglich
maritimen Luftmasse nur sehr gering ist. Eher könnten an der Oder ein paar
dichtere tiefe Wolken vorbeischauen, die von der Ostsee her aber größtenteils
nach Polen ziehen. Im äußersten Süden und Südosten besteht eine geringe
Wahrscheinlichkeit für lokalen Frost in Bodennähe.

Donnerstag... ändert sich nicht allzu viel an der Großwetterlage, Hoch NORBERT
bleibt das Maß der Dinge. Folgerichtig scheint auch morgen wieder verbreitet die
Sonne, einzig von Vorpommern bis runter zur Lausitz können mitunter ein paar
tiefe Wolken am Himmel auftauchen, für einen ganztägig stark bewölkten oder gar
bedeckten Tag wird es sehr wahrscheinlich aber nicht reichen. Gegenüber heute
wird es noch etwas wärmer, was bedeutet - Achtung, aufgepasst -, dass die
Temperatur tief im Westen (aber nicht zwingend in Bochum) die 30°C-Marke
ankratzt, vielleicht sogar knapp überschreitet (hohe Startwerte von 14/15°C,
dazu Leeeffekte nach Überströmen der vorgelagerten Mittelgebirge). Aber auch
sonst wird man nicht gerade frieren müssen bei Tageshöchstwerten von 23 bis
29°C, wobei es im Nordosten noch am wenigsten warm ist. Noch frischer (z.T.
unter 20°C) wird es aber - man ahnt schon, was jetzt kommt - an den
Küstenabschnitten, wo sich über längere Zeit eine auflandige Windkomponente
einstellt.

Die Nacht zum Freitag wird abermals gering bewölkt, meist sogar sternenklar. Ob
es im Osten gebietsweise für Nebel oder gar Hochnebel reicht, wie vom polnischen
UM und EURO4 gerechnet, ist mehr als fraglich. So ist nicht klar erkennbar, wo
der dazu nötige Feuchteeintrag herkommen soll, zumal ja das Hoch seinen
Schwerpunkt peu a peu nach Osten verlagert.

Freitag... schwächt sich das Höhenhoch geringfügig ab, ohne aber seine Position
nennenswert zu verändern. Dafür denkt der gute NORBERT ganz allmählich ans
Aufhören oder sagen wir besser an Auswandern. So fällt der Luftdruck bei uns und
der Schwerpunkt des Hochs verlagert sich via Polen in Richtung Rumänien. Doch
keine Angst, das Nachfolgemodell (sehr wahrscheinlich ONNI) wird schon
produziert. Es liegt am Freitag - quasi als verlängerter Arm des nach Westen
zurückgezogenen Azorenhochs - zunächst schlauchförmig (die korrekte Nomenklatur
wäre "keilförmig") über dem nahen Ostatlantik bzw. UK/Irland), wird sich aber
pünktlich zum Wochenende zu einem eigenständigen Hoch mausern, das seinen Platz
über der Nordsee einnimmt. Zwischen dem abwandernden und dem neuen Hoch nutzt
allerdings eine Kaltfront die Gunst der Stunde, sich etwas mehr in Szene zu
setzen. Sie gehört zu einem mehrkernigen Tiefkomplex über dem Nordmeer und
Skandinavien, von wo aus sie sich morgen Mittag via Nordsee bis zum Ärmelkanal
erstreckt. Sie wird aber erst ab den Abendstunden auf Norddeutschland
übergreifen, um am Samstag bis zur Mitte vorzurücken.
So präsentiert sich der Freitag trotz Druckfalls und vor der Haustür stehender
Kaltfront einmal mehr sonnig oder nur locker bewölkt. Zwar nimmt die Labilität
der mittlerweile warmen Luftmasse besonders in und an den Alpen sowie im
Südschwarzwald langsam zu (ML-CAPE bis zu 500 J/kg, punktuell sogar noch etwas
mehr), Trockenheit und Deckelung dürften aber stark genug sein, um eine Auslöse
(als Impulsgeber kämen ohnehin nur die Berge in Frage) zu verhindern. Fakt ist,
dass es bei schwachem Wind sehr warm bis heiß bleibt mit Tagesmaxima zwischen 24
und 30°C (die Zone potenzieller "Dreißiger" verlagert sich vom tiefen Westen in
einen Bereich, der vom Rhein-Neckar-Raum über Unter- und Oberfranken bis nach
Thüringen reicht). An der See liegt die Höchsttemperatur um 20°C.

Am Abend und in der Nacht zum Samstag dringt dann besagte Kaltfront in die
Norddeutsche Tiefebene ein. Ihre Wetterwirksamkeit beschränkt sich aufgrund der
weiterhin antizyklonalen Rahmenbedingungen auf einige mehr oder weniger dichte
Wolkenfelder, die sich langsam südwärts verlagern, aber keinen Regen bringen.
Trotzdem hat die Front ihren Namen mehr als verdient, geht doch die Temperatur
in der postfrontal flach einfließenden Polarluft (also ohne Höhenkaltluft)
deutlich zurück, was man aber erst tagsüber so richtig spüren wird. Vor allem im
Norden wird es um 7-8 Grad, vereinzelt vielleicht sogar bis zu 10 Grad kälter
als am Vortag, ein echter Temperatursturz also.
Nach Süden hin bleibt die Nacht gering bewölkt oder klar.


Modellvergleich und -einschätzung
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Viel mehr gibt es zu dieser Wetterlage nicht zu sagen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann