DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-04-2018 17:01
SXEU31 DWAV 151800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 15.04.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts und am Montag im Südosten gebietsweise Starkregen mit Gewittern. Tagsüber
auch in der Mitte einzelne markante Gewitter möglich. Danach störungsfreies
Hochdruckwetter.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland unterhalb einer südsüdwestlichen
Höhenströmung. Darin eingelagert, hat ein Kurzwellentrog am Nachmittag den
Nordwesten überquert, gefolgt von einem ebenso kurzwelligen Rücken, der sich bis
Montagfrüh über Norddeutschland hinweg nach Südskandinavien verlagert. Ein
weiterer Kurzwellentrog greift dann bereits auf den Westen des Landes über.
Das Bodenfeld ist geprägt von einer schwachgradientigen Druckverteilung mit
einer flachen Tiefdruckrinne, die sich aktuell vom Nordwesten über die Mitte des
Landes nach Südostbayern erstreckt. Diese füllt sich im Verlauf der Nacht mit
Annäherung eines ebenfalls flachen Hochkeils von Westen her auf.
Niederschläge, meist in Schauerform, treten anfangs mit Abzug des
Kurzwellentroges vor allem im Nordwesten und Norden sowie - vorderseitig des
nächsten Troges - im Südwesten auf. Eventuell kann auch ein kurzes Gewitter
dabei sein, die Wahrscheinlichkeiten für Starkregen und/oder kleinkörnigem Hagel
sind aber nur gering.
Im Südosten machen sich zunehmend Hebungsprozesse an der Nordflanke eines
Höhentroges mit Drehzentren über dem Tyrrhenischen Meer bzw. dem Golf von Genua
bemerkbar, die sich allmählich nach Sizilien bzw. in die nördliche Adria
verlagern. Von den Alpen her und aus Tschechien weiten sich schauerartige
Regenfälle im Laufe der Nacht auf Süd- und Ostbayern und auch auf das Erzgebirge
sowie die Lausitz aus. Vereinzelt können kurze Gewitter auftreten (etwas MU-Cape
wird simuliert), die Wahrscheinlichkeit dafür ist aber nicht allzu hoch. Mit
Auffüllen der Tiefdruckrinne dreht die Strömung niedertroposphärisch über
Süddeutschland allerdings auf Nordwest, so dass am Alpennordrand bzw. auch im
Erz- und Zittauer Gebirge auch zunehmend Staueffekte zum Tragen kommen. Bis
Montagfrüh fallen dort in exponierten Staulagen gebietsweise mehr als 15 mm in
12 Stunden. Auch konvektive Einlagerungen können örtlich zu einer Intensivierung
der Niederschläge führen, so dass ein kleinräumiges (meist mehrstündiges)
Starkregenereignis nicht ausgeschlossen ist. COSMO-DE-EPS hat aber nur sehr
geringe Wahrscheinlichkeiten dafür auf dem Plan und auch andere Konvektion
zulassende Modelle geben kaum Signale dafür.
Im übrigen Land verläuft die Nacht wettertechnisch ruhig, gebietsweise kann sich
bei aufgelockerter, teils geringer Bewölkung Nebel bilden, am ehesten wohl in
der Mitte und im Westen.

Montag ... überquert der im Geopotenzialfeld kaum mehr auszumachende
Kurzwellentrog im Westen vor allem den Norden und die Mitte des Landes rasch
nordostwärts. Dahinter stellt sich vorderseitig eines breiter angelegten Troges,
dessen Achse sich abends über Benelux und Nordostfrankreich befindet, eine
leicht zyklonal konturierte südwestliche Höhenströmung ein. Vor allem in den
mittleren Landesteilen sind dabei auch (allerdings nicht allzu markante)
dynamische Hebungsprozesse auszumachen, die hauptsächlich aus PVA resultieren.
Der Südosten Deutschlands verbleibt dagegen noch im Einflussbereich des
Höhentroges über dem zentralen Mittelmeerraum, wobei sich an dessen Nordflanke
im Zuge eines Abtropfprozesses über Norditalien die Hebungsprozesse tagsüber
vorübergehend etwas verstärken.
Im Bodenfeld bleibt es bei der schwachgradientigen Druckverteilung, wobei die
Westhälfte im Tagesverlauf in den Einflussbereich des flachen Hochkeils gerät.
Somit bleibt weiterhin niedertroposphärisch eine schwache Staukomponente vor
allem an den Alpen, aber auch im östlichen Mittelgebirgsraum erhalten, so dass
die dort weiterhin auftretenden schauerartigen Regenfälle etwas verstärkt
werden. Die Luftmasse ist potenziell instabil geschichtet, so dass weiterhin
konvektive Einlagerungen ebenfalls kleinräumig zu einer Verstärkung der
Niederschläge führen können. Bei PPW-Werten um 25 mm kann somit lokal eng
begrenzt (gewittriger) Starkregen nicht ausgeschlossen werden. ICON-EU simuliert
die höchsten Mengen im 12-Stundenzeitraum zwischen 00 und 12 UTC mit bis knapp
über 25 mm im Stau der Alpen und um 20 mm am Erzgebirge, COSMO-DE-EPS zeigt die
höchsten Wahrscheinlichkeiten für mehr als 25 mm in 12 Stunden im selben
Zeitraum in der Oberlausitz.
Während im Westen der vorrückende Bodenhochkeil die Schauerentwicklung trotz
Trogvorderseite hemmt und sich nur ganz vereinzelte Schauer, am ehesten im
Bergland, bilden, können sich östlich daran anschließend, etwa von
Schleswig-Holstein über die "östliche Mitte" bis nach Oberschwaben in potenziell
instabiler Luftmasse (mehrere 100 J/kg ML-Cape) im Tagesverlauf vermehrt Schauer
und auch einzelne Gewitter entwickeln, die zögernd nach Osten vorankommen.
Aufgrund der relativ geringen Zuggeschwindigkeit kann trotz nicht allzu hoher
PPW-Werte (um 20 mm, nach Süden zu eher darüber) Starkregen lokal eng begrenzt
nicht ausgeschlossen werden.
Mit Vorrücken des Troges gelangt von Westen her ein Schwall etwas kühlerer, aber
immer noch für die Jahreszeit recht milder subpolarer Meeresluft ins Land, die
Temperatur in 850 hPa sinkt bis zum Abend auf 3 Grad im Nordwesten und 7 Grad im
Südosten. Die Sonne zeigt sich vor allem im Westen und Nordwesten, aber auch im
Nordosten durchaus für ein paar Stunden und mit Höchstwerten zwischen 15 und 20
Grad - mit viel Sonne etwas darüber, bei längerem Regen darunter - wird es
wieder recht mild. An den Küsten bleibt es bei auflandigen Winden (aus Nordwest)
dagegen teils deutlich kühler.

In der Nacht zum Dienstag kommt der Trog ostwärts voran und erreicht morgens die
Osthälfte des Landes. Dahinter weitet sich - gestützt durch WLA vorderseitig
eines für die Jahreszeit ungewöhnlich kräftigen Tiefdruckgebietes über dem
Ostatlantik (Kerndruck teils unter 960 hPa!) - von Frankreich her ein
Höhenrücken Richtung Benelux, Nordwestdeutschland und Nordsee aus.
Rückseitig des Troges sorgt recht markante NVA für zunehmend stabile
Verhältnisse in der unteren und mittleren Troposphäre, somit dominiert Absinken
und auch im Bodenfeld verstärkt sich der Hochkeil über Ostfrankreich, West- und
Nordwestdeutschland. An dessen Südostflanke treten im Südosten des Landes
zunächst noch schauerartige Regenfälle auf, die aber im Laufe der Nacht mehr und
mehr abklingen, an den Alpen aber noch bis in die Frühstunden andauern.
Warnschwellen werden aber keine mehr erreicht.
Im übrigen Land kommt die Schauer- und Gewitteraktivität abends bzw. in der
ersten Nachthälfte rasch zum Erliegen und die Wolken lockern auch in der Mitte
deutlich auf. Dabei kann sich vor allem dort gebietsweise dichter Nebel bilden.
Vor allem im Nordwesten und im zentralen Mittelgebirgsraum wird die Nacht recht
frisch, dort kann gebietsweise Bodenfrost auftreten.

Dienstag ... verstärkt sich der nach Mitteleuropa gerichtete Höhenrücken noch
und weitet sich etwas nach Norden und Osten aus. Er wird weiterhin gestützt
durch kräftige WLA, die allerdings erst nördlich des Vorhersagegebietes wirksam
ist und sich höchstens im äußersten Norden und Nordwesten Deutschlands in Form
einiger hoher Wolkenfelder bemerkbar macht.
Im Bodenfeld steigt der Druck weiter und es etabliert sich eine abgeschlossene
Hochdruckparzelle mit Schwerpunkt über der Mitte Deutschlands. An deren
Südostflanke verbleiben vor allem die Südhälfte, eventuell auch noch Thüringen
und Sachsen im Einflussbereich einer niedertroposphärisch recht feuchten und
potenziell instabilen Luftmasse (um 100 J/kg ML-Cape). Dort lockern die anfangs
noch teils dichteren Wolkenfelder im Vormittagsverlauf zwar ebenfalls auf, es
bilden sich aber rasch neue Quellwolken und bevorzugt im Bergland auch einzelne
Schauer. Ob die Labilität hochreichend genug ist, damit es auch für kurze
Gewitter reicht, ist fraglich. Am Nachmittag und Abend setzen sich aber auch
dort stabilere Verhältnisse durch und die Luftmasse beginnt abzutrocknen, so
dass die Schauer abklingen und die Quellwolken weniger werden.
Im Rest des Landes scheint dagegen bei nur wenigen und flachen Quellwolken
überwiegend die Sonne. Eventuell bilden sich aber auch im Nordosten nochmals
vermehrt Quellwolken, es bleibt dort aber trocken.
Die Luftmasse kann sich allmählich wieder erwärmen, die Temperatur in 850 hPa
steigt bis zum Abend auf 9 Grad im Südwesten und 5 Grad an der Ostsee. Somit
steht mit Höchstwerten zwischen 18 und 23 Grad ein angenehm milder bis warmer
Frühlingstag ins Haus. Etwas kühler bleibt es im Nordosten, insbesondere an den
Küsten und auch Richtung Alpen.

In der Nacht zum Mittwoch verstärkt sich der Höhenrücken weiter und es bildet
sich eine abgeschlossene Höhenantizyklone mit Schwerpunkt über Nordostfrankreich
bzw. Westdeutschland. Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt geringfügig
nach Südosten und verstärkt sich ebenfalls, bis Mittwochfrüh steigt der
Bodendruck in weiten Teilen des Landes auf über 1030 hPa.
Somit klingen eventuelle Schauer im Südosten rasch ab und auch dort lockern die
Wolken zunehmend auf. Über den Norden ziehen zeitweise hohe oder gar mittelhohe
Wolkenfelder, im großen Rest des Landes verläuft die Nacht aber gering bewölkt
oder wolkenlos. Dabei kann sich örtlich wieder Nebel bilden und es kühlt kräftig
ab, Bodenfrost tritt aber kaum mehr auf.

Mittwoch ... kann sich die Höhenantizyklone weiter verstärken und im
Geopotenzialfeld bildet sich ein Omega-Muster ab mit das Höhenhoch flankierenden
Trögen über dem Ostatlantik und Nordost- bzw. Osteuropa. Dabei wird es gestützt
durch kräftige WLA vorderseitig des Atlantiktroges.
Das Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt allmählich nach Nordostdeutschland
bzw. Polen, so dass von Süden her zunehmend warme Luft subtropischen Ursprungs
ins Vorhersagegebiet advehiert werden kann. Die Temperatur in 850 hPa steigt bis
zum Abend auf 9 bis 13 Grad.
Somit steht ein meist sonniger und störungsfreier Tag ins Haus. Lediglich über
den äußersten Norden ziehen zeitweise Wolkenfelder, die der WLA geschuldet sind,
es bleibt aber trocken. Vor allem im ost- und südostdeutschen Bergland bilden
sich flache Quellwolken. Die Temperaturen steigen weiter an und erreichen mit 21
bis 26 oder gar 27 Grad (am Rhein) fast schon sommerliche Werte. Deutlich kühler
bleibt es allerdings bei auflandigem (Ost- bis Nordost-)wind vor allem im
Ostseeküstenbereich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle simulieren im Kurzfristbereich eine sehr ähnliche
Wetterentwicklung. Kleinere Differenzen sind lediglich die Verteilung und
Intensität der in erster Linie in der kommenden Nacht und am Montag auftretenden
konvektiven Niederschläge betreffend auszumachen. Das Potenzial für markante
Gewitter ist latent vorhanden, aber nicht allzu hoch. Im Südosten kann
gebietsweise auch mehrstündiger Starkregen nicht ausgeschlossen werden - sei es
durch orographische Effekte ("Stau") oder aufgrund der langsamen
Zuggeschwindigkeit eventueller Schauer bzw. Gewitter. Die Konvektion zulassenden
Modelle und die probabilistischen Verfahren haben aber nur geringe
Wahrscheinlichkeiten dafür in petto.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff