DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-04-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 15.04.2018 um 10.30 UTC



Warmes bis sehr warmes Hochdruckwetter. Zum Anfang kommender Woche signifikante
Abkühlung mit markanten Schauern und Gewittern möglich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 22.04.2018


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Mittwoch zeigt der aktuelle
EZMW-Lauf von 00 UTC in der Höhe eine klassische Omegalage mit einem prägnanten
Höhenhoch mit Drehzentrum etwa über Benelux. Es wird auf der westlichen Seite
flankiert von einem Trog auf dem Atlantik, der von Grönland und Island bis zu
den Azoren reicht. Auf der östlichen Seite erstreckt sich ein Trog von
Südwestrussland bis nach Rumänien, dem sich ein in Abschnürung befindliches
Höhentief über dem zentralen Mittelmeer angliedert. Am Boden wird durch das
Höhenhoch ein Hoch mit Zentrum über Dänemark gestützt, das einen Kerndruck von
über 1030 hPa aufweist. An der Westflanke des Höhenhochs gelangt durch WLA sehr
milde Luft subtropischen Ursprungs nach Norden, von der zunehmend auch
Deutschland profitiert. Die T850 hPa liegen bei kräftigem Absinken zwischen 8
und 12 Grad, was einen Sommertag mit TMax über 25 Grad vor allem im Westen und
Südwesten verbreitet erwarten lässt.

Bis zum Freitag bleibt das Omega über Mitteleuropa stabil. Im Trog westlich von
uns beginnt ein Abschnürungsprozess, während das nördlich verbleibende Residuum
langsam auf Norddeutschland zusteuert. Im östlichen Trog gliedert sich das
Höhentief dem Trog an. Für uns bedeutet das freilich weiterhin
Hochdruckeinfluss. Die T850 hPa liegt meist zwischen 10 und 14 Grad, womit lokal
der erste heiße Tag des Jahres mit einer TMax über 30 Grad bei weiterer
adiabatischer Erwärmung durch das Absinken in den Bereich des Möglichen rückt.
Und auch die Nächte gestalten sich nicht mehr so frisch, nach anfänglichen TMin
zwischen 11 und 4 Grad am Mittwoch kann man am Samstagmorgen TMin zwischen 13
und 7 Grad erwarten.

Am Samstag schwenkt das Trogresiduum rasch über Norddeutschland hinweg bis nach
Weißrussland durch. Es führt eine Kaltfront von Nordwesten her bis in den Süden
des Landes. Die Wetteraktivität hält sich durch das weiterhin vorherrschende
Absinken stark in Grenzen, sodass bisher nur etwas mehr Bewölkung simuliert
wird. Die Temperaturen gehen jedoch leicht zurück, in 850 hPa werden nur noch 0
Grad im Nordosten und noch bis 10 Grad im Süden erreicht. Am Boden macht sich
diese Abkühlung zunächst nur moderat bemerkbar, steigen die TMax doch immer noch
verbreitet auf 20 bis 25 Grad.

Am Sonntag wölbt sich hinter dem Trogresiduum wieder ein Rücken auf, dessen
Achse zum Abend hin eine Linie von Norwegen über die Ostsee bis nach Deutschland
einnimmt. Dieser Rücken kräftigt das Bodenhoch wieder. Zwar steigen die T850 hPa
nun wieder auf 5 bis 11 Grad, am Boden macht sich aber die kühlere Luft
bemerkbar. Dort sind "nur" noch Höchstwerte von 18 bis 23 Grad angezeigt.

In der erweiterten Mittelfrist ab Montag schwenkt der Rücken nach Osten durch,
sodass sich ein neuer Trog vom Atlantik nach Mitteleuropa vorschieben kann. Er
führt die Ausläufer eines Tiefs im Nordmeer spätestens am Dienstag mit Schauern
und Gewittern über Deutschland hinweg. Nachfolgend sinken die T850 hPa überall
auf oder knapp unter 0 Grad, womit das sommerlich geprägte Frühlingsintermezzo
ein Ende finden dürfte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs von 00 UTC zu seinen beiden Vorgängern
ist bis zum Freitag sehr hoch und bis zum Sonntag noch hoch. Am Wochenende wird
am vorherrschenden Hochdruckeinfluss ohne große Wetteraktivität noch kaum
gerüttelt. In der erweiterten Mittelfrist ab Montag gibt es dann aber
gravierende Unterschiede: Statt eines neuen kräftigen Rückens/Höhenhochs über
Frankreich und Deutschland (gestrige Läufe) schwenkt der schwächer ausgeprägte
Rücken nun (heutiger Lauf) rasch nach Osten durch und macht Platz für einen
neuen Trog. Der sorgt in der neuen Woche für zunehmend wechselhaftes und
nachfolgend auch deutlich kühleres Wetter als gestern noch angenommen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Freitag zeigen GFS und ICON keine alternativen Lösungen. Am Wochenende
ist nach ICON der neue Trog stärker ausgeprägt und zieht nicht so rasch nach
Osten ab wie beim EZMW. Dadurch dürfte es bereits am Wochenende kühler sein,
große Wetteraktivität wird aber auch durch diese Konstellation nicht
hervorgerufen. Beim GFS ist der Trog sowieso schwächer und trifft uns kaum.
Demnach bliebe es auch wärmer. In der neuen Woche kehrt GFS dann sogar wieder
zum Omega zurück mit anhaltend warmem Wetter. GEM prognostiziert ähnlich wie das
EZMW, allerdings mit mehr Niederschlag an der Kaltfront am Samstag und Sonntag.
Ab Montag geraten wir dann auf die Vorderseite eines Höhentiefs über Frankreich.
Dieser Variante nach würde es warm bleiben mit Schauern und Gewittern,
insbesondere im Südwesten des Landes. CMA ist dem EZMW ziemlich ähnlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 500 hPa-Rauchfahnen diverser deutscher Städte des EZMW-Ensembles zeigen bis
zum Sonntag eine beeindruckend enge Bündelung. Zum Anfang kommender Woche öffnet
sich der Spread ein wenig. Haupt- und Kontrolllauf laufen aus dem gut in der
Mitte liegenden Median heraus an den unteren Rand der Streuung. Ein ähnliches
Verhalten offenbart sich auch in den T850 hPa-Rauchfahnen, der Spread öffnet
sich jedocg am Samstag schon etwas mehr. Zudem sind am Samstag und Sonntag
schwache Niederschlagssignale vorhanden. Daraus lässt sich schließen, dass die
Kaltfront doch leichte Schauer bringen könnte und dass ihre thermischen
Auswirkungen auf Deutschland noch nicht sicher sind. Die starke Abkühlung ab
Montag/Dienstag ist dann noch unsicherer.

Die Clusteranalyse fördert für Freitag bis Sonntag 4 Cluster zutage.
Hauptunterschiede manifestieren sich in der Stärke des Trogdurchgangs. In keinem
Fall wird er aber so intensiv wie beim ICON gerechnet. Bei C4 trifft uns der
Trog überhaupt nicht. C1 ist am stärksten, C2 mit Haupt- und Kontrolllauf etwas
schwächer und C3 noch einmal leicht schwächer.

Zwischen Montag und Mittwoch gibt es 3 Cluster. C1 mit Haupt- und Kontrolllauf
spiegelt den obigen Ablauf wider. C2 bringt die Rückkehr zum Omega wie beim GFS
und C3 ein Höhentief über Frankreich, ähnlich der GEM-Lösung.

Als Fazit kann man festhalten, dass ab Mittwoch warme bis sehr warme und sonnige
Tage anstehen. Am Wochenende läuft es auf eine leichte Abkühlung hinaus, wobei
Schauer oder Gewitter nur gering wahrscheinlich sind. Zum Wochenanfang gibt es
größere Unsicherheiten, insbesondere scheint fraglich, ob es wirklich zu so
einer starken Abkühlung mit wechselhaftem Wetter kommt, wie der EZMW-Hauptlauf
zeigt. Allerdings wäre solch ein Verhalten gerade im Frühling ziemlich normal.
Mal schauen, ob die Ensembles und einige andere Modelle nicht doch auf den neuen
EZMW-Kurs einschwenken.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wettererscheinungen sind bis zum Sonntag nicht auszumachen. EFI
gibt allerdings Hinweise auf überdurchschnittlich hohe Temperaturen bis dahin.

Zum Wochenbeginn steigt das Schauer- und Gewitterrisiko, die angesichts der
beteiligten Luftmassen sicherlich auch markant mit Sturmböen, Starkregen und
Hagel werden könnten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZWM, EZMW-EPS. Bei den Höchsttemperaturen leichte Anpassung der
MOS-Werte nach oben, da die Klimawerte zum Ende des Vorhersagezeitraums zu stark
überwiegen.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler