DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-04-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 03.04.2018 um 10.30 UTC



Sehr mildes und sonniges Frühlingswetter, zur neuen Woche wechselhafter und
kühler.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 10.04.2018


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Freitag liegt Deutschland auf
der Vorderseite eines flachen Höhenrücks, der seinerseits durch WLA auf der
Vorderseite eines Langwellentroges über dem Ostatlantik gestützt wird. Das
korrespondierende Bodenhoch wandert im Tagesverlauf ostwärts Richtung
Tschechien, womit die Strömung in der unteren Troposphäre auf südliche
Richtungen dreht. Entsprechend wird die unter Absinken geratene polare
Meeresluft (Temperaturen in 850 hPa bis -5 Grad im Nordosten) unter weiterer
Erwärmung/Modifizierung nach Nordosten abgedrängt und durch milde Subtropikluft
(+10 Grad in 850 hPa) von Südwesten ersetzt.

Am Wochenende weitet sich der ostatlantische Trog zur Iberischen Halbinsel aus,
womit die Strömung über Mitteleuropa auch in der oberen Troposphäre weiter
aufsteilt. Infolge der Überströmung der Alpen sowie durch weitere diabatische
Erwärmung steigen die 850 hPa Temperaturen bis 13 Grad an, was zu der
fortgeschrittenen Jahreszeit (Zenit der Sonne bereits auf der Nordhemisphäre)
bei hinreichender Durchmischung die lokale Überschreitung der 25 Grad-Marke
(Temperatur in 2m Höhe) überaus wahrscheinlich macht. Das Bodenhoch verlagert
seinen Schwerpunkt zwar weiter nach Osten zur Ukraine, dennoch bleibt
antizyklonaler Einfluss über Deutschland wetterbestimmend. Die strömungsparallel
gelegene Frontalzone über Frankreich und Benelux macht sich allenfalls in Form
einzelner hoher Wolkenfelder zwischen Nordsee und Niederrhein bemerkbar.

Zum Start der neuen Woche beginnt sich Trog über dem westlichen Mittelmeerraum
und Südfrankreich unter Entwicklung mehrerer Teilzentren abzuschnüren. Ein
Randtrog schwenkt dabei von Norditalien nordwärts und induziert damit Druckfall
über Deutschland. Bei gleichzeitigem Druckanstieg über Skandinavien (im
Anschluss eines "Polar Outbreaks" auf der Rückseite eines Sturmtiefs über der
Barentssee) etabliert sich in der Folge eine "High over Low"- Lage. Die Tendenz
geht dabei bis in die erweiterte Mittelfrist hinein zu wechselhafterem Wetter
mit zeitweiligen Niederschlägen, bei nicht mehr frühsommerlichem, aber noch
immer relativ mildem Temperaturniveau - allerdings wohl mit klarem Nord-Süd
Gefälle. Es formiert sich in Küstennähe nämlich infolge der frontogenetischen
Windkonfiguration (Viererdruckfeld) eine markante Luftmassengrenze. Bei
auflandigen nordöstlichen Winden und Wassertemperaturen von rund 3 Grad könnte
der Neigungswinkel dabei ziemlich flach ausfallen. Selbst in Ostseenähe und dem
höheren Bergland ist die Wahrscheinlichkeit für das (erneute) Auftreten
winterlicher Wettererscheinungen aber minimal.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Sonntag ergeben sich keine signifikanten Unterschiede. Zu
Beginn der neuen Woche (Ende Mittelfrist/Beginn erweiterte Mittelfrist) sind
allerdings deutliche Inkonsistenzen zu beobachten. So rudert der aktuelle EZ 00
UTC Lauf im Vergleich zum gestrigen deutlich zurück, was den Aufbau eines
kräftigen Skandinavienhochkeils nebst Advektion polarer Luftmassen von Nordosten
nach Deutschland betrifft. So geht aktuell die Tendenz eher zu einer "High over
Low"- Lage mit einer Luftmassengrenze im Küstenbereich, wobei über Deutschland
der zyklonale Einfluss in einer vergleichsweise milden Luftmasse dominiert.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Sonntag zeigt keines der gängigen Globalmodelle eine
alternative Lösung.

Etwas diffuser wird es zu Beginn der neuen Woche. So lässt ICON mehr als 24
Stunden schneller eine neue Tiefentwicklung über Skandinavien mit anschließendem
Hochaufbau ablaufen. Auch im letzten Vorhersageschritt (+144h) von UKMO ist die
Tendenz sichtbar. Das mündet in eine Position des Hochs, die bereits am Montag
über dem Baltikum zu finden ist, womit sich die Luftmassengrenze erst über der
südöstlichen Ostsee einstellen würde und damit für Deutschland überhaupt kein
Thema wäre. Entsprechend bliebe es landesweit recht mild und bodennah auch recht
trocken.
GEM simuliert den Potentialanstieg weiter südlich über Dänemark und
Norddeutschland, womit es überall deutlich kälter werden würde (Norden und Osten
mit Nachfrostgefahr) allerdings bei wenig Wetteraktivität.
GFS und EZ ähneln sich in ihren Lösungen ziemlich stark und stellen das
wahrscheinlichste Szenario dar.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Ausgehend vom "Tiefpunkt" bis -5 Grad in 850 hPa steigen die Temperaturen in den
Rauchfahnen deutschlandweit unisono an und erreichen ihr Maximum am Samstag mit
10 bis teils nahe 15 Grad. Damit ist der zu erwartende Sommertag in einigen
Regionen Deutschlands auch probabilistisch untermauert. Nachfolgend ist bei
leicht zunehmender Streuung ein kontinuierlicher Rückgang zu erkennen, der in
der erweiterten Mittelfrist Mitte nächster Woche sogar in Süddeutschland zu
Temperaturen in rund 1,5 km Höhe bis nahe 0 Grad führt. Haupt- und Kontrolllauf
zeigen dabei ein gleichgeartetes Verhalten am unteren Rand (aber nicht als
Ausreißer) der Ensembleschar. Zugleich nehmen die Niederschlagssignale bei
fallendem Geopotential zu - im Südwesten tendenziell mehr als im Nordosten (Nähe
zum Hoch). Damit wird oben beschriebenes Szenario mit zyklonaler geprägtem und
kühlerem Wetter in der kommenden Woche vom EZ-EPS bestätigt.

Auch die 3 Cluster im Zeitraum +120-168h (So-Di) bilden die "High over Low"-
Lage mit leicht unterschiedlicher Positionierung der Druckzentren ab. Der
antizyklonale Einfluss mit schwachem Skandinavienhochkeil ist - wenn überhaupt -
aber auf die äußersten küstennahen Regionen beschränkt (Cluster 2 mit 18 Membern
/ GEM Tendenz). Die Variante des ICON mit einer raschen Verlagerung des Hochs
zum Baltikum ist in keinem der Cluster zu finden. Im Folgezeitraum 192-240h
(Mi-Fr) bleibt das Zentraltief über Mitteleuropa mehrheitlich erhalten. Die
Wetterlage würde durchaus Potential für länger anhaltende Aufgleitniederschläge
bieten.

In den GFS-Ensembles ist die Luftmassengrenze im Gegensatz zum Hauptlauf weit
nach Norden verschoben und liegt eher über Mittelschweden und Südfinnland.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis einschließlich Sonntag sind keine signifikanten Wettererscheinungen zu
erwarten.

Zu Beginn der neuen Woche steigt die Gefahr einzelner Gewitter vor allem im
Südwesten des Landes an.
Zudem können an der Ostsee zeitweise stürmische Böen aus Nordost auftreten.
Hinweise in den probabilistischen Verfahren gibt es dazu bisher noch nicht.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
EZ, EZ-EPS, Mos-Mix
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Robert Hausen