DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-03-2018 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 29.03.2018 um 10.30 UTC



Unbeständig, aber ab Montag Temperaturanstieg. Im Süden mit Föhnunterstützung
vorübergehend mal "echter" Frühling und warm.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 05.04.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Ostersonntag
befindet sich Deutschland unterhalb eines Potenzialtroges, der im Tagesverlauf
allmählich ostwärts schwenkt. Ihm folgt von Westen her ein Höhenrücken, dessen
Achse aber noch westlich von uns bleibt und der seine (absinkende) Wirkung
zunächst nur im Nordwesten zur Geltung bringen kann. Dort bleibt es weitgehend
trocken und die Wolkendecke zeigt einige Lücken, besonders zur Nordsee hin.
Ansonsten ist dichte Bewölkung Trumpf, aus der es vielerorts zu Niederschlägen
kommt. Im Osten und Nordosten sind diese Niederschläge im Schlepptau eines nach
Nordpolen abziehenden Tiefs nicht nur skaliger Natur, sie fallen - nennen wir
das Kind beim Namen - größtenteils als nasser Schnee oder Schneeregen. Wie viel
Schnee letztlich dabei herausspringt, ist noch nicht sicher (die Tagestemperatur
liegt in der von NW bis N einfließenden Kaltluft knapp über dem Gefrierpunkt, so
dass auch viel Matsche dabei ist), das klassische Ostereiersuchen im Vorgarten
jedenfalls hätte was von Adventure und sollte im Allgemeinen eher in die
Innenräume verlegt werden.
In den übrigen Landesteilen (außer wie gesagt im NW) entwickeln sich Schauer,
die bis in tiefe Lagen als Schnee, Schneeregen oder Graupel fallen können aber
nicht müssen. An den Alpen schneit es staubedingt länger andauernd (punktuell um
10 cm) innert 12 h), allerdings liegt dort die Schneefallgrenze ebenso wie im
Südschwarzwald bei 800 m.

Gut, dass am Montag noch ein weiterer Feiertag im Kalender steht, mag nun der
eine oder andere angesichts der Aussichten für Sonntag ins Feld werfen. Und
tatsächlich, besagter Höhenrücken lässt sich nicht lumpen und wandert im
Tagesverlauf ostwärts, so dass er am Tagesende den gesamten Vorhersageraum
überdeckt. Der Luftdruck steigt vorübergehend etwas an und es bildet sich eine
wenn auch schwache Brücke aus, die ein Hoch über Ostgrönland respektive dem
Nordpolarmeer mit hohem Luftdruck über dem zentralen Mittelmeer verbindet. Die
Krux an der Sache: auch dieser Rücken ist wie viele seiner Artgenossen anfällig
für WLA, die die Achse überläuft und somit der vermeintlichen Wetterbesserung
zumindest gebietsweise in die Ostersuppe spuckt. Konkret trifft es in diesem
Fall Teile Nord- und Westdeutschlands, denen die Warmfront eines
Tiefdrucksystems westlich von UK/Irland bedrohlich nahe kommt und dabei nicht
nur mehrschichtige Bewölkung, sondern am Nachmittag sogar etwas Regen bringt
(NRW, südwestliches NDS). Der große Rest des Landes darf sich aber über einen
weitgehend trockenen Ostermontag freuen, an dem sich auch die Sonne hin und
wieder die Ehre gibt (am längsten wahrscheinlich an den Alpen und im
Alpenvorland). Immerhin gelangt mit der Warmfront allmählich mildere
Subtropikluft zunächst mal in den Süden, während die Kaltluft im Norden nur
extrem schleppend weggeräumt wird. Am Ende des Tages weist der
Temperaturgradient in 850 hPa satte 17 Grad auf - -6°C sind es an der Grenze zu
"danish dynamite" und 11°C mit einsetzender Föhntendenz am Alpenrand).

Am Dienstag findet eine zuvor schon begonnene Austrogung über dem nahen
Ostatlantik ihre Fortsetzung, wobei sich der resultierende Höhentrog am Mittwoch
nach Westeuropa vorarbeitet, um am Donnerstag schließlich auf Deutschland
überzugreifen. Zuvor dreht die Höhenströmung bei uns zurück auf Südwest, während
das o.e. Tiefdrucksystem am Boden dichter an den Kontinent heranrückt. Dabei
etabliert sich eine rinnenartige Struktur, die sich von SW-Europa über
Frankreich bis zur Ostsee erstreckt. Darin eingelagert ist eine schleifende
Kaltfront, die mit ihren Regenfällen insbesondere den Norden und Westen
Deutschlands beeinflusst. Nach Süden und Südosten hin bleibt es zunächst
weitgehend trocken, zeitweise zeigt sich die Sonne. Die größten Chancen für
länger andauernden Sonnenschein gibt es an den Alpen und im Vorland, wo Südföhn
in Gang kommt. Der hat nicht nur wolkenauflösende Wirkung, sondern sorgt zudem
für weiter steigende Temperaturen. Südlich der Donau geht die 850-hPa-Temperatur
auf bis zu 13°C hoch (=> in 2 m örtlich um oder etwas über 20°C), während es im
küstennahen Bereich bei wenigen Grad über dem Gefrierpunkt bleibt (=> in 2m
teils nur einstellig).

Am Donnerstag schwenkt die schleifende Kaltfront von NW nach SO, wodurch die
Föhnlage beendet wird. Bedingt durch hebungsgünstige Scherungsbedingungen sowie
einsetzenden Stau kommt es im Süden zu länger andauernden und teils kräftigen
Regenfällen, auch Gewitter sind vor und mit Kaltfrontpassage denkbar.
Postfrontal gelangt ein Schwall erwärmter Meereskaltluft den Vorhersageraum, in
der die 850-hPa-Temperatur auf +2 bis -3°C in der West- und +5 bis 0°C in der
Osthälfte zurückgeht.

In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag folgt dem nur langsam ostwärts
abziehenden Höhentrog (am Freitag im Osten noch scherungsbedingte Regenfälle)
ein schlapper Rücken, der nur kurz für Zwischenhocheinfluss sorgt. Am Wochenende
folgt bereits der nächste Höhentrog mit vorgeschalteter Kaltfront. Kurzum, der
erweiterte Mittelfristzeitraum verläuft wahrscheinlich unbeständig bei
gemäßigten Temperaturen.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Durch die globale Brille betrachtet weisen die Basisfelder der jüngsten
IFS-Läufe von ECMF ein sehr ähnliches Muster auf, so dass grundsätzlich von
einer guten Konsistenz gesprochen werden kann. Das schließt natürlich nicht aus,
dass es an der einen oder anderen Stelle etwas "hakt", sei es durch leichte
räumliche Verschiebungen oder kleine Änderungen im "Fahrplan". Als Beispiel sei
Ostermontag genannt, der nach Lesart des gestrigen 00-UTC-Laufs trocken über die
Bühne gehen sollte. In der heutigen Version ist das Zwischenhoch etwas
schwächer, so dass Teile Westdeutschlands im Tagesverlauf etwas Regen abbekommen
könnten.
Im Großen und Ganzen kann das Vorhersagekonzept aber beibehalten werden, etwaige
Änderungen liegen im üblichen Toleranzgürtel mittelfristiger Wettervorhersagen.


__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Keines der begutachteten Globalmodelle (ICON, GFS, GEM, UKMO) kommt auf gänzlich
von der IFS-Version abweichende Ideen. Trotzdem treten natürlich - ähnlich wie
bei der Konsistenzbetrachtung - kleine Unschärfen, Unterschiede, Differenzen
oder wie immer man das nennen möchte auf. Es fällt dabei aber nichts
Kategorisches ins Auge, was bei allen (oder den meisten) anderen Modellen anders
wäre als bei IFS. So gesehen erübrigt sich auch eine tiefergehende Erörterung
einzelner Unterschiede. Einzig für den Ostermontag sei erwähnt, dass das
kanadische GEM den Regen im Westen noch etwas verbreiteter simuliert als IFS.
GFS hingegen lässt es bis zum Abend weitgehend trocken (wenige späte Tropfen an
der Grenze zu NL), ICON im soeben veröffentlichten 06-UTC-Lauf sogar ganz
trocken (der 00-UTC-Lauf hatte dem gesamten Westen von NDS leichten Regen
beschert).

FAZIT: Der grobe Kurs steht, die Details noch nicht immer und überall.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EPS-Rauchfahnen (IFS und GFS) verschiedener deutscher Städte zeigen bis
einschließlich Dienstag einen recht eng gebündelten Verlauf. Danach nimmt die
Streuung zu, wobei man für Mittwoch und Donnerstag aber noch einen klaren Trend
erkennen kann, insbesondere bei der 850-hPa-Temperatur. Die zeigt nämlich, nach
einem etwa zwei Tage andauernden Hoch, eindeutig nach unten, was mit der o.e.
Kaltfrontpassage zusammenhängt. Ob diese (Bezugspunkt Offenbach) schon am
Mittwochmittag erfolgt (wie bei IFS-EPS von zwei Einzellösungen gezeigt) oder
erst im Laufe des Donnerstags (wie von den meisten Ensembles incl. HL und KL
gerechnet), ist noch offen. Auffallend ist die hohe Dichte an
Niederschlagssignalen für Ostermontag in relativ weit westlich gelegenen Städten
(Offenbach, Essen, Meppen), was bei GFS-EPS insgesamt weniger der Fall ist.
In der erweiterten Mittelfrist ab Freitag zeigen die beiden Kurvenscharen T850
und Pot500 ein breites Delta mit hohem Spread, wobei aber kühlere Lösungen (T850
in OF unter 0°C) überwiegen.
Die Clusterung von IFS-EPS bietet für den Zeitraum T+120...168h (Dienstag bis
Donnerstag) vier verschiedene Cluster (16 Fälle + HL/KL, 14, 12, 9) an, die alle
ein kaum unterscheidbares Anfangsmuster haben. Danach ergeben sich für unseren
Raum Unterschiede vor allem durch das Timing des von Westen heranschwenkenden
Höhentrogs. Dieser wird in CL 2 und 4 etwas langsamer simuliert als in CL 1
respektive im Hauptlauf, dafür in CL 3 einen Tick flotter. Ab Freitag (T+192...240
h) erhöht sich die Zahl der Cluster fast erwartungsgemäß auf fünf (14, 11, 10 +
HL/KL, 9, 7), wobei die Mehrzahl (CL 1, 4 und 5) zum Wochenende in eine
unterschiedlich konfigurierte Troglage über Mitteleuropa mündet

FAZIT: Bis etwa Mitte nächster Woche steht die Prognose auf relativ breitem Fuß,
danach nimmt die Unsicherheit insbesondere durch das unterschiedlich berechnete
Timing der von NW nach SO durchschwenkenden Kaltfront zu.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Ostermontag kommt auf der Rückseite des nach Polen abziehenden Tiefs im
Nordosten zu nassem Schneefall, der vor allem in Vorpommern stellenweise um 10
cm Neuschnee innert 12 h bringen kann. Punktuell um 10 cm sind auch im
Erzgebirge sowie an den Alpen (>800 m) nicht ausgeschlossen. Darüber hinaus sind
an der vorpommerschen Küste, im östlichen Bergland sowie in den Alpen anfangs
stürmische Böen 8 Bft, in exponierten Kamm- und Gipfellagen Sturmböen 9 Bft aus
Nordwesten wahrscheinlich.
Zum Ostermontag beruhigt sich das Wetter und auch danach stehen zunächst nur
wenige signifikante Wettererscheinungen auf der Karte. Am sichersten scheint die
Bildung einer Föhnsituation in den Alpen (Südföhn), mit Sturmböen 8-9 Bft,
vereinzelt vielleicht 10 Bft auf den Gipfeln. In wie weit der Föhn auch in die
Täler durchbricht, ist derzeit noch schwer abzuschätzen Gleiches gilt für
mögliche Gewitter und/oder Starkregenfälle im Süden zum Donnerstag hin, wenn die
von NW heranschwenkende Kaltfront die Föhnlage beendet.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit IFS-EPS und Modellmix.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann