DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-03-2018 17:30
SXEU31 DWAV 241800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 24.03.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Anfangs leichter Hochdruckeinfluss, ab Montag zunächst bedächtig, ab Dienstag
dann nachhaltig unbeständiger mit wiederholten, teils kräftigen Niederschlägen.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... Kurze Nacht, kurzer Bericht - es gibt nicht viel zu sagen.
Deutschland verbleibt unter einer abgeschlossenen Höhenantizyklone, die sich
noch etwas ausdehnt und am Ende der Nacht quasi ganz Polen, Deutschland und
Nordfrankreich überdeckt. Bei schwachen Luftdruckgegensätzen am Boden ist es
vielerorts gering bewölkt oder klar, wobei die Temperatur in den leichten, in
einigen Mittelgebirgen sowie an den Alpen z.T. auch in den mäßigen Frostbereich
absinkt. Weitgehend frostfrei bleibt es im stark bewölkten Nordwesten. Durch die
tagsüber von Osten erfolgte leichte Abtrocknung der Luftmasse ist die
Nebelneigung geringer als in der Vornacht, gleichwohl sind im Süden und in der
Mitte örtliche Nebelfelder möglich. Vereinzelt kann es glatt werden durch Reif
oder gefrierende Nässe.

Sonntag ... schwächt sich das Höhenhoch zwar etwas ab, bleibt bei schwachen
Potenzialgegensätzen für uns aber das Maß der Dinge. Nicht viel besser sieht es
beim Luftdruckgradienten aus, der bei uns quasi nicht vorhanden ist.
Entsprechend brach liegt die gealterte, ursprünglich mal maritime Luftmasse
(T850 meist -5 bis 0°C, nur im Süden etwas über dem Gefrierpunkt), gedeckelt von
einer bei rund 800 hPa befindlichen Absinkinversion.
Im Süden und Osten scheint nach Auflösung örtlicher Nebelfelder häufig die
Sonne, während sich sonst von Nordwesten her mehr oder weniger dichte,
mehrschichtige Bewölkung langsam südostwärts ausbreitet. Absender sind ein
langsam von UK zur Nordsee schwenkender Höhentrog sowie eine vorgeschaltete
schwer identifizierbare Front (Okklusion oder Kaltfront, thermisch ein
Rohrkrepierer, aber in der 700-hPa-Feuchte wohldefiniert), die sich ebenfalls
nur äußerst träge von der Nordsee landeinwärts vorarbeitet. Außer der Bewölkung
wird es - wenn überhaupt - lediglich für wenige Tropfen Regen bzw. Nieselregen
im NW reichen (die deutsche Modellkette lässt es sogar trocken).
Die Temperatur erreicht Höchstwerte zwischen 7 und 14°C.

In der Nacht zum Montag kommt die Front aus dem NW etwas landeinwärts voran,
wobei sie immer besser mit dem ebenfalls vorstoßenden Höhentrog
zusammenarbeitet. Das Ergebnis ist eine Intensivierung der Niederschläge (nix
Dolles, unter 5 mm/12 h, aber immerhin), die sich in einem schmalen frontalen
Band organisieren, das etwa bis zu einer Linie Eifel-Oderbruch vorankommt. Meist
fällt Regen oder Nieselregen, im Oberharz geringfügig Schnee. Darüber hinaus
deuten sich präfrontal in den zentralen Mittelgebirgen einzelne Regen- oder
Schneeschauer an.
Auch ganz im Süden können sich einzelne schwache Schauer entwickeln (oberhalb
rund 1000 m als Schnee), die offensichtlich auf das Konto eines hochreichenden
Tiefs mit Drehzentrum über Italien gehen.
Im Süden und Südosten sowie in den Mittelgebirgen gibt es leichten, vereinzelt
auch noch mal mäßigen Frost. Lokal kann es glatt werden durch gefrierende Nässe.


Montag ... greift der Höhentrog unter leichter Intensivierung auf den
Vorhersageraum über, seine Achse (500 hPa) reicht am Abend von Luxemburg bis zur
Ostsee. Auf der diffluenten Vorderseite verstärkt sich die PVA, die wiederum mit
der langsam nach Südosten vorankommenden Front interagiert. Die Front hat es
trotz ihrer guten Beziehungen zum Höhentrog nicht ganz einfach, sich in Szene zu
setzen, da sie sich bodennah und in der unteren Troposphäre in einem
antizyklonal konturierten Umfeld befindet. Kurzum, es bleibt bei leichten
Niederschlägen (unter 5 mm innert 12 h), die langsam über die Mitte ziehen,
wahrscheinlich aber nicht wesentlich über die Mainlinie hinaus kommen werden.
Die Schneefallgrenze liegt etwas bei 600-800 m.
Im äußersten Süden stehen weitere Schauer auf der Karte, die oberhalb rund 1000
m als Schnee fallen. Im NW hingegen bleibt es im Großen und Ganzen trocken und
die Wolkendecke lockert hier und da etwas auf.
Die Temperatur erreicht Höchstwerte von 5°C an der vorpommerschen Küste und
lokal 12°C am Oberrhein.

In der Nacht zum Dienstag erreicht das frontale Niederschlagsband den Süden, wo
es sich mit der Schauerzone vereinigt. Leichte KLA lässt die 850-hPa-Temperatur
auf rund -4°C sinken, so dass auch die Schneefallgrenze auf 800 bis 600 m sinkt.
Darüber kann es ein paar Zentimeter, an den Alpen punktuell vielleicht sogar
5-10 cm Neuschnee geben.
Nicht nur der Parameter "Schnee" will nicht weichen, auch das Thema "Nachfrost"
hängt wie eine Klette an oder besser in unseren Wetterberichten. Diese Nacht
trifft es neben dem höheren Bergland vor allem den Osten und Norden sowie Teile
der Mitte.

Dienstag ... kommt nach Tagen atmosphärischer Dümpelei wieder etwas mehr
Schmackes in die Bude. Nach Abzug des o.e. Troges greift die Frontalzone vom
nahen Atlantik auf den Kontinent über. Darin eingelagert ist ein griffiger, mit
hebungsfreudiger Vorderseite (PVA plus WLA) ausgestatteter KW-Trog, der um 12
UTC über der Nordsee liegt. Dort korrespondiert er mit einem dipolaren Tief,
dessen okkludierendes Frontensystem am Mittag über Benelux und Frankreich liegt
und dessen vorderer Kern in der Nacht zum Mittwoch die Norddeutsche Tiefebene
erreicht. Nicht ganz unwichtig, auch im Hinblick auf die weitere Entwicklung
(siehe Synoptische Übersicht Mittelfrist), ist die Tatsache, dass die Längsachse
der Tiefdruckzone von einer anfangs stark meridionalen in eine zunehmend zonale
Stellung übergeht.
Zunächst mal aber lebt der Wind im Tagesverlauf von Westen her allmählich auf
(mit Ausnahme einiger Hochlagen tagsüber wahrscheinlich noch unterhalb der
Warnschwellen), wobei er aus südlichen, zur Küste hin mehr aus östlichen
Richtungen weht. Spätestens am Mittag (hier offenbaren die Modelle noch gewisse
Timingprobleme) greifen dann skalige und teils kräftige Regenfälle auf die
westlichen Landesteile über, die sich im Weiteren nach Osten ausbreiten. Im
Westen sind bis zum Abend in Staulagen durchaus 10 bis 15 mm möglich, wobei die
Schneefallgrenze im Zuge andauernder WLA (Anstieg T850 im äußersten W und SW auf
0°C) bis in die Kammlagen der dortigen Mittelgebirge oder sogar darüber hinaus
ansteigt.
Hinweis: Da bis Donnerstag weitere, teils kräftige Regenfälle nachfolgen,
besteht in einigen Mittelgebirgen, möglicherweise auch im Allgäu die Gefahr
einer markanten Dauerregenlage (teils mit Tauwetter). Entsprechende Warnungen
sollten im Bedarfsfall zu Beginn der Woche, spätestens Dienstagmorgen ausgegeben
werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Nach dem ruhigen Wochenende dreht die Wetterlage im Laufe der kommenden Woche in
Richtung "unbeständig und nass" - da schert kein Modell aus. Der Übergang
(Montag/Dienstag) wird zwar mit kleinen zeitlichen und räumlichen Unschärfen
simuliert, am grundlegenden Vorhersagekonzept ändert das aber nicht allzu viel.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann