DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-03-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 23.03.2018 um 10.30 UTC



Am Dienstag zunächst nass und windig, nachfolgend von Nordosten deutlich kälter
mit Schnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 30.03.2018


Am Montag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem EZMW-IFS
Deutschland im Bereich eines langwelligen Troges, wobei die Frontalzone westlich
Europas nach Süden gelenkt wird, dann über dem Nahen Osten und Zentralasien
allmählich wieder nordwärts voran kommt. Ein weiterer Trog befindet sich
innerhalb des Langwellentroges über Skandinavien, so dass sich im Nordosten
Europas eine weitere Frontalzone ausgebildet hat. Vor allem über dem Norden
Skandinaviens liegt dabei noch hochwinterlich geprägte arktische Kaltluft.
Bodennah liegt ein Hoch bei den Azoren und tiefer Luftdruck über Nordosteuropa,
so dass Deutschland im Bereich einer schwachen nördlichen Strömung liegt. Eine
"Gammelokklusion" (siehe synoptische Übersicht Kurzfrist von 08 UTC) liegt dabei
noch über der Mitte Deutschlands und bringt dort reichlich Bewölkung und
stellenweise Regen. Auch im übrigen Land muss mit viel Bewölkung gerechnet
werden, bei der Jahreszeit entsprechendem Temperaturniveau.
Am Dienstag verstärkt sich der westliche Ast der Frontalzone und mit ihm gelangt
ein recht kräftiges Tief bis zum Abend nach Benelux. In diesem Zusammenhang wird
mit auffrischendem Südwestwind mildere Luft in den Südwesten Deutschlands
gelenkt, während im Norden mit zunehmend kräftigem Ostwind die skandinavische
Kaltluft südwestwärts an Raum gewinnt. Von Westen kommt Regen auf, der sich in
der Nacht zum Mittwoch auf das ganze Land ausweitet. In Norddeutschland fällt
zunehmend Schnee, wobei auch Schneeverwehungen möglich sind. Das Tief zieht über
Deutschland hinweg und erreicht bis Mittwochabend Weißrussland. Die Kaltluft
(-10 bis -13 Grad in 850 hPa) kommt mit kräftigem Nordostwind bis zur Mitte
voran. Während es im Norden zunehmend trockener wird, schneit es in der Mitte.
Im Süden fällt Regen. Dort kommt eine flache Tiefdruckrinne zu liegen.
Am Gründonnerstag entsteht über Deutschland ein flacher Hochkeil, der das
weitere Vorankommen der Kaltluft verhindert. Somit fällt im Süden weiterhin
meist Regen, in der Mitte und im Norden ist es meist trocken, wolkenarm und
kalt.
Am Karfreitag entwickelt sich aus dem Hochkeil ein abgeschlossenes Hoch, das zum
Balkan wandert. Zwischen ihm und einem zur Biskaya ziehenden Tief kommen
südliche Winde auf, die die Kaltluft wieder nach Norden abdrängen. Dabei lassen
die Niederschläge nach. Während es im Süden wieder spürbar milder wird, bleibt
es im Nordosten kalt.
In der erweiterten Mittelfrist sorgt das Tief über der Biskaya für WLA über
Mitteleuropa. Damit wird es von Süden her deutlich milder und es wölbt sich ein
Keil über uns auf. Allerdings bleiben viele Wolken und Regenfälle nicht aus. An
den Alpen wird es föhnig.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


IFS zeigt eine sehr gute Konsistenz bis zum kommenden Freitag. Zwar gibt es
leichte Unterschiede, wie weit und wie massiv die Kaltluft vorankommt, die
Unterschiede sind aber bei weitem nicht so groß wie zwischen den heutigen Läufen
anderer Globalmodelle.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die IFS-Variante wird vom kanadischen GEM unterstützt. ICON, UKMO und NAVGEM
zeigen Mitte der Woche eine Zugbahn des Tiefs über den Norden Deutschlands und
in der Folge erreicht die Luftmassengrenze auch nur den Norden Deutschlands.
Eine noch weiter nördliche Variante zeigt GFS, nach dieser Variante bliebe es in
ganz Deutschland mild und es gäbe nirgends Schnee im Tiefland.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Cluster des EZMW-Ensembles zeigen von Mittwoch, 00 UTC bis Freitag, 00 UTC
allesamt die recht südliche Zugbahn des Tiefs und damit auch die weit nach Süden
vorankommende Kaltluft. Ansonsten sind die Unterschiede recht gering. Betrachtet
man die Rauchfahnen für Greifswald, so liegen kommenden Mittwoch bis Freitag die
Mehrzahl der Mitglieder unter -10 Grad in 850 hPa. Gleichzeitig sind auch die
Niederschlagssignale recht hoch, das kann aber auch von den milderen Varianten
kommen. Den Südwesten erreicht die Kaltluft wohl nicht, wie die Rauchfahnen für
Freiburg zeigen. Die Mehrheit der Ensemble-Mitglieder verbleibt zwischen 0 und
-5 Grad, nur ein Ausreißer erreicht die -10-Grad-Marke. Das Ensemble-Meteogramm
zeigt dort nur Süd- und Südwestwinde. Gehen wir spaßeshalber noch in die Mitte
des Landes: Das Ensemble-Meteogramm für Erfurt zeigt eine leichte Mehrheit für
Süd- und Südwestwinde und damit für eine Lage südlich der Luftmassengrenze. Doch
wie verschieden sieht das GFS-Ensemble aus! In Greifswald zeigen Mitte nächster
Woche nur 2 Ensemblemitglieder Werte unter -10 Grad in 850 hPa. In Freiburg
kratzen die kältesten Ensemblemitglieder gerade an der -5-Grad-Marke.

Fazit: Die Ensembles von GFS und EZMW unterscheiden sich fundamental. Das hilft
bei der Entscheidungsfindung nicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI:
Am Mittwoch gibt es Signale für Wind und Regen im Süden und in der Mitte. Auch
am Mittwoch gibt es schwache Signale für Schneefall im Norden und in den
östlichen Mittelgebirgen. Ebenso ab Mittwoch zeigen sich Signale für
ungewöhnliche Kälte im Norden.

Sturm:
Am Mittwoch zeigen Cosmo-LEPS und EZMW-EPS leichte Signale für stürmische Böen
im Süden und an der See. Am Donnerstag zeigt das EZMW-EPS noch leichte Signale
für stürmische Böen, ebenso an der See und im Süden.

Regen:
Dienstag beginnend und bis in die Nacht zum Donnerstag hinein zeigen Cosmo-LEPS
und EZMW-EPS (ersteres deutlich!) Signale für Dauerregen über 30 l/qm innert 24
Stunden im Schwarzwald und in den Allgäuer Alpen. Die Schneefallgrenze sollte um
1000 m liegen.

Schnee/Verwehungen:
Cosmo-LEPS zeigt ab Dienstag schon schwache Signale für markante Schneefälle in
den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen, ab Mittwoch auch im nördlichen
Flachland und in den höheren Lagen der Allgäuer Alpen. Dazu könnten auch
Schneeverwehungen kommen.

Kälte:
Beim EZMW-EPS zeigen sich leichte Signale für Dauerfrost im Norden und im
östlichen Bergland am Mittwoch und Donnerstag, ganz im Nordosten auch schon am
Dienstag. In den Nächten zum Mittwoch und Donnerstag zeigt EZMW-EPS geringe
Wahrscheinlichkeiten für strengen Frost in der Nordosthälfte.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS. Auch wenn die Lage (der Luftmassengrenze) noch unsicher ist.
EZMW-IFS ist das Modell der Wahl, da es
immerhin von GEM unterstützt wird.
sehr konsistent ist.
statistisch das zuverlässigste Modell ist.
zumindest vom eigenen Ensemble unterstützt wird.
beim letzten (und recht ähnlichen) Kaltlufteinbruch frühzeitig und recht einsam
auf der richtigen Spur war.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann