DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-05-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.05.2016 um 10.30 UTC



Unter Tiefdruckeinfluss immer wieder teils kräftige Schauer und Gewitter mit
örtlich teils unwetterartigem Starkregen. Dabei zum Wochenanfang meist kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 02.06.2016


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Sonntag liegt nach dem aktuellen EZMW-Lauf
von 00 UTC ein umfangreicher Höhentrog über Westeuropa, wobei sich Deutschland
an dessen Ostflanke befindet. Bodennah herrscht über West- und Mitteleuropa
tiefer Luftdruck vor, dabei wird mit südlicher bis südöstlicher Strömung die
Zufuhr warmer Luft begünstigt, sodass die 850 hPa-Temperaturen 10 bis 18 Grad
erreichen. Das Zentrum des Tiefs ist über Süddeutschland zu finden.

Am Montag und Dienstag teilt sich der Höhentrog in zwei Höhentiefs. Diese liegen
am Dienstagabend zum einen über dem östlichen Frankreich und zum anderen über
dem Balkan. Das Bodentief verlagert seinen Schwerpunkt daher nach Frankreich und
bildet eine Tiefdruckrinne, die letztlich sogar bis fast zum Schwarzen Meer
reicht. Südlich dieser quer über Norddeutschland liegenden Tiefdruckrinne kann
von Westen her etwas kühlere Luft bei uns einsickern, womit die 850
hPa-Temperaturen in weiten Teilen Deutschlands (außer im äußersten Nordosten)
auf 5 bis 10 Grad sinken.

Am Mittwoch und Donnerstag verbleibt Höhentief 1 über dem östlichen Frankreich,
während Höhentief 2 sich in Richtung Schwarzes Meer weiterverlagert. Zwar füllt
sich das Bodentief über Frankreich allmählich auf, die Tiefdruckrinne ist aber
auch am Donnerstag immer noch vorhanden. Dann nimmt sie eine Linie von
Nordfrankreich über England und Nordostdeutschland bis zum Schwarzen Meer ein.
Die 850 hPa-Temperaturen pendeln sich bis Donnerstag auf 7 bis 12 Grad ein.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum ab Freitag bleiben die beiden Höhentiefs noch
dominant, werden aber langsam zugeschüttet. Der zyklonale Einschlag am Boden
wird dadurch jedoch meist noch aufrechterhalten. Auch die 850 hPa-Temperaturen
ändern sich vorerst nur wenig.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Dienstag ergeben sich keine relevanten Unterschiede zwischen dem
aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC und den beiden Vorgängern des gestrigen Tages. Ab
Mittwoch hat der neue Lauf zwei Höhentiefs (einer über Ostfrankreich, einer über
dem Balkan bzw. dem Schwarzen Meer) im Programm, während die beiden Vorläufe nur
einen Höhentrog über Mitteleuropa sahen. Mit den alten Lösungen hätte am
Mittwoch und Donnerstag über Norddeutschland ein Höhenkeil wirksam werden
können, der das Wetter dort trockener gestaltet hätte. Nach dem jüngsten Lauf
sieht es dagegen weiterhin zyklonal aus. Im erweiterten Mittelfristzeitraum ab
Freitag zeigte der gestrige 12 UTC-Lauf dann das Abwandern des Höhentrogs über
Mitteleuropa nach Osten hin, was beim gestrigen 00 UTC-Lauf noch deutlich
verzögert geschehen sollte. Nach dem gestrigen 12 UTC-Lauf würde es
dementsprechend trockener bei uns sein, was die beiden anderen Läufe so aber
nicht bestätigen. __________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Dienstag sind EZMW, GFS und ICON im Wesentlichen auf einer Linie. Ab
Mittwoch folgen GFS und ICON der EZMW-Lösung mit dem neuen Höhentief über
Ostfrankreich nicht mehr, sondern setzen mehr auf den Höhenkeil, der vor allem
im gestrigen 00 UTC-Lauf des EZMW auch noch zu finden war. Am Donnerstag lässt
GFS im Tagesverlauf ein neues Höhentief vom Baltikum nach Ostdeutschland wandern
und setzt damit dann auch wieder auf die zyklonale Schiene, während bei ICON
noch mehr der Hochdruckeinfluss dominiert. JMA bestätigt EZMW, am Freitag aber
setzt es auf ein neues Höhentief, das von Skandinavien zu den Britischen Inseln
wandert und ein Bodentief über der Ostsee stützt, was wiederum zu zyklonalen
Gegebenheiten bei uns führen würde. GEM und NAVGEM sind relativ nah beim EZMW.
CMA folgt in den Grundzügen am meisten dem GFS.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne des 00 UTC-Lauf des EZMW zeigt für die 850 hPa-Temperatur bis zum
Ende des Vorhersagezeitraums eine recht enge Bündelung, wobei sich die
Temperatur meist zwischen 3 und 15 Grad bewegt. Der Mean ist auch zum Ende hin
erst mit eine Breite von 6 Kelvin aufgefächert. Haupt- und Kontrolllauf liegen
immer im Mean, am Ende jedoch eher im oberen Bereich. Die anfangs recht hohe 850
hPa-Temperatur von etwa 10 Grad sinkt Mitte der Woche auf etwa 5 Grad, um am
Ende wieder ein wenig anzusteigen. Das oben entworfene Szenario wird daher gut
bestätigt.

Bei der Rauchfahne des 500 hPa-Geopotenzials ist die Streuung bis zum Sonntag
eng, um dann etwas auseinanderzulaufen. Auch bei diesem Parameter ordnen sich
Haupt- und Kontrolllauf im Mean ein, meist sogar ziemlich genau in der Mitte.
Der Kurvenverlauf ähnelt mit hohem Beginn, Abfall Anfang der Woche und dem
leichten Anstieg zum Wochenende hin stark der 850 hPa-Temperaturkurve.

Das Clusterszenario des EZMW liefert für alle Vorhersagetermine des
Mittelfristzeitraums nur einen Cluster, was das Grundvertrauen in die Vorhersage
erhöht.

Der wesentliche Ablauf scheint daher recht sicher zu sein, vor allem bis zum
Montag bzw. Dienstag. Ab Mittwoch gibt es, insbesondere nach den Ergebnissen
anderer Modelle, einige Unsicherheiten. Am wahrscheinlichsten bleibt aber die
zyklonale Grundstimmung erhalten, wobei sich die Temperaturen im für die
Jahreszeit üblichen Rahmen bewegen würden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI ist bezüglich des Winds am Montag an der Nordsee und im südwestlichen
Baden-Württemberg erhöht, sodass dort stürmische Böen Bft 8 auftreten können.

Auch beim Niederschlag gibt EFI am Sonntag und Montag Hinweise. Dabei sind vor
allem kräftige Schauer und Gewitter mit lokalem Starkregen zu erwarten, zumal
EFI auch beim CAPE Signale gibt.

Nach COSMO-LEPS sind dabei an beiden Tagen Wahrscheinlichkeiten bis 40 % für
mehr als 30 mm in 24 Stunden vorhanden, selbst für mehr als 50 mm (bis 30 %
Wahrscheinlichkeit) oder sogar 80 mm (bis 20 % Wahrscheinlichkeit) lassen sich
erkennen. EZMW-EPS ist wie so häufig eine Nummer schwächer, aber eben auch mit
Signalen ausgestattet. An beiden Tagen konzentrieren sich die Signale von
COSMO-LEPS und EZMW-WPS vor allem auf die Mitte und den Südwesten Deutschlands.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS, EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler