DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-03-2018 08:01
SXEU31 DWAV 220800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 22.03.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
B M
Heute an exponierten Küstenabschnitten stürmische, auf höheren Berggipfeln der
nördlichen und östlichen Mittelgebirge einzelne Sturmböen. Sonst vorerst keine
markant zu bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland an der Ostflanke eines auf die Nordsee liegenden
Höhenkeils. Dieser wird durch den über Osteuropa liegenden Trog blockiert, der
in seinem südlichen Teil "zurückhängt" und bis ins westliche Mittelmeer reicht.
Derweil greift auf den nahen Ostatlantik ein weiterer Trog über. Somit ergibt
sich eine nördliche, wenn auch schwache Strömung. Mit dieser wurde ein Randtief
über Jütland hinweg gesteuert, das unter Auffüllung nach Südosten geführt wird.
Dessen Warmfront hat den Nordwesten Deutschlands erreicht, das im Tagesverlauf
okkludierende Frontensystem dieses Randtiefs wird weiter nach Süden gedrückt,
wodurch die Niederschläge auf den Mittelgebirgsraum und die Gebiete südwestlich
davon übergreifen. Wahrscheinlich bleibt es nur in Alpennähe und in Teilen von
Niederbayern noch weitgehend trocken. Während im Nordwesten und im Westen die
Schneefallgrenze auf mehr als 1000 m ansteigt, fallen sonst oberhalb von etwa
400 bis 600 m, im östlichen Mittelgebirgsraum und südlich davon auch bis ganz
herunter, die Niederschläge noch als Schnee. Dabei sind in den Staulagen der
nördlichen und östlichen Mittelgebirge noch einmal um 5 cm Neuschnee möglich,
wobei dann aber aufgrund der relativ schwachen Winde und des zunehmend nassen
Schnees keine Verwehungen mehr drohen.
Mit Annäherung der Warmfront sowie in deren Bereich frischt im Norden und
Nordosten der Wind auf, so dass gebietsweise Windböen bis Bft 7 auftreten
können. An exponierten Küstenabschnitten sind stürmische Böen, auf höheren
Berggipfeln Böen bis Sturmstärke nicht auszuschließen. Bis zum Abend flaut der
Wind weitgehend ab und ist dann wahrscheinlich nicht mehr warnrelevant.
Ein paar Auflockerungen sind allenfalls am östlichen Alpenrand vorstellbar.
Sonst hält sich mehrschichtige und meist geschlossene Bewölkung. Während in
weiten Teilen Deutschlands die Temperatur auf 4 bis 8 Grad steigt, sind bei
länger andauerndem Niederschlag sowie im Bergland -1 bis +3 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Freitag greift der o.g. Trog vom nahen Ostatlantik kommend auf
Irland über. Der diesem Trog vorgelagerte Keil wird noch etwas nach Osten
gedrückt, so dass dessen Achse dann den Nordwesten Deutschlands erreicht. Das
mit dem Trog korrespondierende Bodentief verlagert sich unter leichter
Intensivierung zu den Faröer. Vorderseitig lässt über der Nordsee einsetzender
Druckfall die Strömung über dem Westen Deutschlands auf Süd bis Südwest drehen.
Die frontalen Niederschläge der Warmfront des Vortages verlagern sich dann nach
Süddeutschland, wo noch einige, in den Staulagen der süddeutschen Mittelgebirge
und am Alpenrand auch 5 bis 10 cm Schnee zusammenkommen können. Im Norden und
Nordwesten sind dagegen kaum noch Niederschläge zu erwarten bzw. was dort fällt,
ist in flüssiger Phase. Vielmehr dürfte in diesen Gebieten das Wettergeschehen
von einer feuchten Grundschicht geprägt sein. Ein paar Wolkenlücken sind im
Nordosten am wahrscheinlichsten. Dort, wo die Wolkendecke aufreißt, wird sich
alsbald teils dichter Nebel bilden. Ansonsten dürfte sich meist mehrschichtige
und geschlossene Bewölkung halten.
Im östlichen Mittelgebirgsraum, nach Südosten hin sowie bei Aufklaren kühlt es
sich in den Bereich leichten Frostes ab. In Alpentälern ist auch noch einmal
mäßiger Frost vorstellbar. In den Frostgebieten besteht Glättegefahr durch
überfrorene Nässe, vereinzelt auch durch Reif. Ansonsten bleibt es
wahrscheinlich verbreitet frostfrei.

Freitag... wird der Keil unter Verkürzung der Wellenlänge noch etwas nach Osten
gedrückt und verlagert sich in die Mitte Deutschlands. Der nachfolgende Trog
greift mit einer Teilachse auf die Nordsee über, wogegen sich die Hauptachse
eher nach Süden in Richtung La Coruna ausweitet. Somit bleibt über Mitteleuropa
der antizyklonale Einfluss bestehen, wobei weiterhin die Luftdruckunterschiede
gering sind. Allerdings kann sich das Absinken im Bereich des Hochs nicht so
recht bis zum Boden durchsetzen. In der zuvor eingeflossenen Nordseeluft hält
sich daher die feuchte Grundschicht, so dass tiefe Bewölkung dominiert. Die
Niederschläge, die aus dem vorherigen Frontensystem resultierten, ziehen zu den
Alpen ab, wobei es am östlichen Alpenrand noch einmal 5 cm Schnee geben kann.
Sonst sind keine nennenswerten Niederschläge zu erwarten.
Etwas Tagesgang sollte sich aber bemerkbar machen, so dass ein Temperaturanstieg
auf 3 bis 8 und in den Kammlagen der Mittelgebirge auf Werte um 0 Grad zu
erwarten ist. Ganz im Nordwesten und in Rheinnähe sind Maxima bis 10 Grad
möglich. Allerdings ist die Temperaturentwicklung bedingt durch Unsicherheiten
bei der Prognose der tiefen Bewölkung noch nicht besser abzuschätzen.
In der Nacht zum Samstag schnürt sich der wetterbestimmende Keil ab, der
Schwerpunkt des Höhenhochs ist dann über Vorpommern zu finden, wodurch sich an
der schwachgradientigen, aber leicht anzizyklonal geprägten Lage über
Mitteleuropa nicht allzu viel ändert. Oberhalb der Grundschicht stellt sich an
der Südflanke des Hochs dann eher wieder eine schwache östliche Komponente ein,
mit der allmählich kältere Luft erneut nach Mitteleuropa vordringt. Das äußert
sich in einem Rückgang der Temperaturen im 850 hPa-Niveau auf -5 Grad.
Nennenswerte Niederschläge sind nicht zu erwarten.
Der zur Iberischen Halbinsel vorstoßende Trog setzt über der Biskaya eine
Zyklogenese in Gang, was dort die Entwicklung eines Sturmtiefs zur Folge hat.
Von dieser Zyklone bleibt Mitteleuropa jedoch verschont.
Vor allem im Westen und Süden kann es dann vorübergehend aufklaren, bevor sich
gebietsweise teils dichter Nebel bildet. Im Osten, Süden und in den
Mittelgebirgen sind Tiefsttemperaturen zwischen 0 und -4, in Alpennähe auch
unter -5 Grad zu erwarten. Im Norden und in tieferen Lagen Westdeutschlands
bleibt es dagegen weitgehend frostfrei.

Samstag... verlagert sich das Höhenhoch mit seinem Schwerpunkt nach Nordpolen,
wobei die Lage über Mitteleuropa durch schwache Geopotential- und
Luftdruckgegensätze geprägt ist. Der zuvor über der Iberischen Halbinsel
liegende Trog tropft aus, das Cut-Off-Tief verlagert sich ins westliche
Mittelmeer und beginnt somit das Höhenhoch zu "unterwandern". Das gibt der Lage
eine gewisse Stabilität. Das korrespondierende, aber relativ schwach ausgeprägte
Bodenhoch verlagert sich dann nach Osteuropa, wodurch sich über Deutschland eine
schwache südöstliche bis südliche bodennahe Windkomponente einstellt. Für
warnrelevante Böen reicht es nicht, aber im Süden und an den Nordseiten der
östlichen Mittelgebirge sind größere Auflockerungen, in Richtung Inn und Alpen
auch längere sonnige Abschnitte vorstellbar. Sonst hält sich noch verbreitet
tiefe Bewölkung, nennenswerte Niederschläge sind nicht zu erwarten. Die
Temperatur steigt auf 7 bis 13 Grad, wobei die höchsten Werte im Nordwesten
sowie in den tieferen Lagen West- und Südwestdeutschlands zu erwarten sind.
In der Nacht zum Sonntag ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur
unwesentlich. Zwar dringt der über der Nordsee liegende Trog ein wenig nach
Osten vor, so dass die diesem Trog vorgelagerte schwache Kaltfront auf den
äußersten Nordwesten übergreifen kann. Hierdurch kann es im nördlichen
Schleswig-Holstein und in Nordseenähe zu geringen Niederschlägen kommen, die
durchweg als Regen fallen. Aufziehende Bewölkung lässt es im Nordwesten und in
tieferen Lagen Westdeutschlands frostfrei bleiben.
Im Osten und Süden, wo es noch meist klar bleiben dürfte, ist erneut leichter,
zu den Alpen hin auch mäßiger Frost zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen durchweg die Entwicklung ähnlich. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Auch die Probabilistik liefert keine grundlegend neuen Erkenntnisse.
Allerdings wurde die aktuelle Schneesituation gegenüber weiter zurückliegenden
Modellläufen etwas "entschärft". Signale für mehr als 10 cm Neuschnee innerhalb
von 12 Stunden werden nur noch für wenige exponierte Staulagen der Mittelgebirge
und in der Nacht zum Freitag an den Alpen gezeigt, wodurch derartige Schneefälle
als weniger wahrscheinlich anzusehen sind als es noch bei weiter zurückliegenden
Modellläufen der Fall war. Demzufolge müsste die unterste Warnschwelle in Bezug
auf Schneefall hinreichend sein.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann