DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-03-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 21.03.2018 um 10.30 UTC



Zunächst ruhiges, leicht antizyklonal geprägtes Wetter, im Laufe der kommenden
Woche unbeständiger mit Niederschlägen. Temperatur im Normalbereich oder etwas
darunter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 28.03.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Samstag weist die
großräumige Potenzialverteilung ein stark meridionales Muster auf. Von West nach
Ost zeigt die Wetterkarte einen breiten Höhenrücken über dem Nordatlantik, dem
sich ein deutlich schmalerer Trog über dem nahen Ostatlantik respektive
Westeuropa anschließt. Über Mitteleuropa folgt ein weiterer Rücken mit
abgeschlossenem Höhenhoch über Deutschland, bevor ein vom nahen Osteuropa bis in
den Mittelmeerraum reichender Trog diese Sequenz abschließt. Das gesamte Muster
entpuppt sich als leicht progressiv, so dass das zunächst für unser Wetter
relevante Höhenhoch ostwärts auswandert und wir zunehmend in den Wirkungsradius
des von Westen langsam heranschwenkenden Höhentrogs gelangen.
Im Bodendruckfeld verbleiben wir während dieser Zeit - die Rede ist von Samstag
bis Montag - in einem äußerst gradientschwachen Umfeld, wobei hoher Luftdruck
östlich und westlich und tiefer Luftdruck nördlich und südlich des
Vorhersageraums zu finden ist. In der gealterten Meereskaltluft (T850 meist
etwas unter 0°C, nur im Süden vorübergehend mal leichte Plusgrade) verläuft der
Samstag weitgehend niederschlagsfrei, bevor sich ab Sonntag erst mit einer
schwachen Okklusion, dann vermehrt durch den übergreifenden Trog leichte und
vorwiegend schauerartige Niederschläge (in tiefen Lagen meist Regen, im Bergland
"teils, teils") übergreifen. Am Sonntag sind davon vornehmlich nur die
westlichen Landesteile betroffen, bevor am Montag eine Ausweitung auf ganz
Deutschland erfolgt.
Im weiteren Verlauf der Karwoche schwenkt der Höhentrog nach Osten durch und es
folgt der o.e. Rücken, der aber in einem Nordteil durch einen fennoskandischen
Trog immer mehr "abgehobelt" wird, so dass bei uns die Höhenströmung zunehmend
zonalisiert. Damit kommt nun auch wieder mehr Struktur in das Bodendruckfeld,
vor allem am Mittwoch, wenn ein kleines Randtief von der südwestlichen Nordsee
bzw. den Niederlanden her auf Deutschland übergreift. Es zieht über
Norddeutschland hinweg in Richtung Ostsee und erreicht im Laufe des grünen
Donnerstags die baltischen Staaten. Dabei gelangen der Süden und die Mitte
vorübergehend in den Warmsektor des Tiefs (Anstieg T850 auf 0 bis +5°C), bevor
am Donnerstag der gesamte Vorhersageraum nach Durchgang der Kaltfront mit
maritimer Polarluft geflutet wird (T850 zur Mittagszeit zwischen 0°C unmittelbar
am Alpenrand und bis zu -10°C! an der deutsch-dänischen Grenze).

Richtung Osterwochenende - wir befinden uns nun schon in der erweiterten
Mittelfrist - deutet sich nach IFS eine sogenannte Grenzwetterlage an. Über dem
nahen Ostatlantik kommt es zu deutlichem Potenzialverlust, was in einen LW-Trog
mit deutlich positiver (also nach Südwesten gerichteter) Achse mündet.
Deutschland gelangt auf dessen Vorderseite unter eine langgestreckte
südwestliche Höhenströmung, die mit einer nicht minder langgestreckten, von
Südwest nach Nordost verlaufenden Tiefdruckzone korreliert. Darin eingelagert
ist eine Luftmassengrenze, die milde Meeresluft im Süden von zumindest teilweise
kontinental geprägter Kaltluft im Norden trennt. Es baut sich ein veritabler
Temperaturgradient auf, der am Samstag 00 UTC bis zu 13 Grad beträgt (rund -9°C
in Flensburg sowie List/Sylt und punktuell +4°C am Alpenrand). Dabei werden
insbesondere im Umfeld der Luftmassengrenze Niederschläge simuliert, die auf der
kalten Seite - liebe Frühlingsfreunde und Draußen-Ostereier-Suchende, bitte
nicht weiterlesen - als Schnee, sonst als Regen fallen würden (der Konjunktiv
ist an dieser Stelle mehr als berechtigt, weil man bei einem 9-10-Tage-Trend
eigentlich nicht so detailliert mit deterministischen Prognosen hantieren
sollte, wie es der Verfasser gerade tut; er beschreibt aber nur das von IFS
geplottete hochinteressante Szenario ohne an dieser Stelle zu behaupten, dass es
auch so eintritt).
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der heutige 00-UTC-Lauf von IFS (ECMF) zeigt einen sehr ähnlichen Kurs wie seine
jüngsten Vorgänger, so dass von einer guten Konsistenz gesprochen werden kann.
Damit ändert sich auch nichts an der Kernaussage, dass die großräumige
Strömungskonfiguration, die zunächst stark meridional geprägt ist, im Laufe der
Karwoche zumindest vorübergehend ein zonales Muster annimmt. Zwar zeigen die
einzelnen Modellläufe hinsichtlich des Übergangs insbesondere ab Montag noch
einige Unschärfen (z.B. zieht das Randtief am Mittwoch in der aktuellen Version
weiter südlich durch als gestern noch simuliert), ein signifikantes Abweichen
vom bisherigen Vorhersagekonzept ergibt sich daraus aber nicht.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Beim Blick auf die anderen etablierten Globalmodelle (ICON, GFS, GEM, UKMO) wird
relativ schnell deutlich, dass die von IFS vorgeschlagene Entwicklung
offensichtlich für brauchbar befunden wird. Oder mit anderen Worten, der
apostrophierte Übergang hin zu einer zumindest vorübergehenden Zonalisierung
wird von den genannten Modellen mitgetragen. Dass es dabei im Detail zu
Unterschieden kommt (z.B. beim Timing synoptischer Strukturen oder der
Intensität bzw. räumlichen Verteilung von Niederschlägen), ist fast müßig zu
erwähnen. Als Beispiel sei erwähnt, das GFS den Niederschlag am kommenden
Sonntag weiter nach Osten vorankommen lässt als IFS, ICON und auch GEM. Beim
Randtief am nächsten Mittwoch liegt man gar nicht mal so weit auseinander, und -
hochinteressant - auch GFS und GEM als über 168 h hinaus rechnende Modelle
setzen in der erweiterten Mittelfrist in Deutschland auf eine
südwest-nordost-orientierte Tiefdruckzone mit starkem Temperaturgradienten. Na
denn mal los...

FAZIT: Die Prognose kann nicht nur aus Konsistenzgründen, sondern auch auf Basis
der verschiedenen deterministischen Vorhersagen als relativ sicher eingestuft
werden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Da stellt sich natürlich unweigerlich die Frage, ob die Statistik Anlass zu
ähnlichen Erkenntnissen gibt. Bis kommenden Montag kann diese Frage auf Basis
sowohl der ECMF-EPS- als auch der GFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher
Städte mit "ja" beantwortet werden. So erweist sich der Spread bis dahin als
sehr gering, bevor die Kurven ab Dienstag etwas, nicht monumental beginnen zu
streuen. Im Norden (Referenz HH, ECMF-EPS) bleiben die meisten Lösungen bis
Karsamstag kalt (T850 zwischen 0 und -10°C), nur ein einziger Kandidat tendiert
gen +10°C, dem aber auch ein eiskalter Antipode mit -15°C gegenübersteht. Auch
in der Mitte (OF) und im Süden (UL) drängt sich im Laufe der nächsten Woche
nicht unbedingt der ganz große Frühlingsdurchbruch an, auch wenn das thermische
Niveau allgemein natürlich etwas höher ist als im Norden.
Auffallend ist die zunehmende Dichte und Intensität der Niederschlagssignale ab
Dienstag, was gut im Einklang mit der zumindest bis Donnerstag andauernden
tendenziellen Abnahme des Geopotenzials steht.

Für die Tage von Montag bis Mittwoch (T+120...168 h) liegt bei ECMF-EPS nur ein
einziger Cluster vor, was ein weiteres starkes Indiz für die relativ hohe
Sicherheit des bisher Geschilderten darstellt. Für den Zeitraum T+192...240 h
(Gründonnerstag bis Karsamstag) erhöht sich die Zahl der Cluster auf zwei (35 +
HL/KL, 16 Fälle). Während CL 1 weitgehend das Muster des Hauptlaufs
widerspiegelt, favorisiert CL 2 den Übergang von zonaler Höhenströmung hin zur
GWL TrM (Trog Mitteleuropa), was wechselhaftes und nicht besonders warmes
Wetter zur Folge hätte.

FAZIT: Die statistischen Prognosetools stützen die deterministischen Aussagen.
Richtung Ostern nimmt die Unsicherheit zu, der große Frühlingsdurchbruch scheint
aber noch auf sich warten zu lassen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeit, dass am kommenden Wochenende sowie an den Tagen danach
signifikante Wettererscheinungen auftreten, ist ziemlich gering. Windmäßig ist
bis einschließlich Dienstag "tote Hose" angesagt, erst am Mittwoch könnte es mit
Passage des Randtiefs etwas ruppiger, sprich in Böen stürmisch werden (sagt
zumindest ECMF-EPS). Intensität und Zugbahn des Tiefs müssen freilich noch
abgewartet werden.
Beim Parameter "Niederschlag" zeichnet sich derzeit ebenfalls keine
Überschreitung warnrelevanter Schwellen ab, auch wenn für die nächste Woche
immer wieder Niederschlag simuliert wird. Ob dann später bei der sich
möglicherweise einstellenden Grenzwetterlage stärkere Regen- oder auch
Schneefälle auftreten werden, ist derzeit noch viel zu spekulativ.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF-EPS und Modellmix.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann