DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-03-2018 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 19.03.2018 um 10.30 UTC



Allmählicher Temperaturanstieg, aber mitnichten ein nachhaltiger
Frühlingsdurchbruch, weiterhin Nachtfrostgefahr. Insgesamt wechselhaftes Wetter.

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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 26.03.2018


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Donnerstag befindet sich
Deutschland zwischen einem vom nahen Ostatlantik bis zum Nordpolarmeer
reichenden Höhenrücken und einem Höhentrog, der sich von der Barentssee über das
östliche Mitteleuropa bis zum westlichen Mittelmeer erstreckt. Entsprechend
dieser Konstellation liegt über dem Vorhersageraum eine nordwestliche bis
nördliche Höhenströmung, mit der ein Randtrog südwärts gesteuert wird. Dieser
interagiert mit einem Frontensystem, das wiederum zu einem Tief über
Nordskandinavien gehört und von Norden her auf Deutschland übergreift. Die
zugehörigen Niederschläge greifen auf weite Landesteile über, wobei im Osten und
Süden sowie allgemein im Bergland überwiegend Schnee fällt, während sie sonst in
Regen übergehen.
Am Freitag wandert der o.e. Höhenrücken langsam ostwärts und erreicht somit den
europäischen Kontinent. So richtig griffig scheint der Rücken aber nicht zu
sein. Zwar schwächen sich die Niederschläge bei uns mehr und mehr ab, das ganz
große Absinken mit Wolkenauflösung und fettem Sonnenschein bleibt zunächst aber
noch aus.
Das könnte sich zumindest teilweise am Samstag ändern, wenn sich nämlich aus dem
Rücken über Norddeutschland ein eigenständiges Höhenhoch abspaltet, das von dort
langsam gen Polen wandert. Die Folge wäre ein trockener Tag, allerdings ohne
Bundesliga (Länderspielpause), an dem besonders nach Südosten hin häufiger auch
mal die Sonne zu sehen ist. Temperaturmäßig sind allerdings noch keine großen
Sprünge zu erwarten. Zwischen hohem Luftdruck östlich von uns und Tiefs über dem
Nordmeer sowie dem westlichen Mittelmeer kommt die Luft eher aus nördlichen
Gefilden (T850 -3 bis +3°C), wo der Frühling naturgemäß nicht gerade zuerst sein
Stelldichein gibt. Gleichwohl wird es gebietsweise für zweistellige
Tageshöchstwerte von etwas über 10°C reichen, allerdings bleibt auf der anderen
Seite Nachtfrost ein ernstes Thema.
Ab Sonntag greift dann langsam aber ziemlich sicher von Westen her ein Trog mit
ersten kurzwelligen Anteilen auf Deutschland über, der dann zu Wochenbeginn
endgültig Fuß fasst über Mitteleuropa. Entsprechend gestaltet sich der
Wetterablauf wechselhaft mit zeitweiligen Niederschlägen, die bei
850-hPa-Temperaturen etwas unter dem Gefrierpunkt im Bergland als Schnee (die
genaue Schneefallgrenze hängt von heute noch nicht vorhersagbaren Details ab),
in den Niederungen eher als Regen fallen.
Auch in der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag, also kurz vor Ostern, zeichnet
sich noch kein wirklicher Frühlingsdurchbruch ab. Im Gegenteil, von Norden her
deutet sich sogar wieder ein kleiner Temperaturrückgang an, auch wenn der
Hauptkaltluftausbruch etwas weiter östlich erfolgen soll.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Vergleicht man den aktuellen IFS-Lauf (ECMF) von heute 00 UTC mit seinen
jüngsten Vorgängern, so findet man die relevanten synoptischen Systeme wieder.
Oder anders ausgedrückt, die Basisfelder wie Potenzial, Luftdruck, Temperatur
oder auch Feuchte zeigen ähnliche Muster, wie sie gestern auch simuliert wurden.
Vor diesem Hintergrund kann die Konsistenz als gut bezeichnet werden.
Einziger "Wermutstropfen": das Timing. So laufen die Wellen in der heutigen
Version etwas langsamer ab als das z.B. im gestrigen 00-UTC-Lauf der Fall war.
Konkret bedeutet das, dass sowohl der für Freitag von Westen avisierte
Höhenrücken als auch der nachfolgende Höhentrog verzögert auf den Vorhersagraum
übergreifen würden, was sich bis zu einem ganzen Tag Verzug aufsummieren könnte.

Wie man leicht erkennt, hat der Verfasser von Indikativ auf Konjunktiv
geschaltet, der - wie eigentlich immer in der Vorhersage - das Mittel der Wahl
bei unsicheren Entwicklungen darstellt. Der Niederschlag reagiert auf diese
Verschiebungen sensibler (es ist schon ein Unterschied, ob ich einen trockenen
oder regnerischen Tag verkaufe) als die Temperatur, die sich in diesem Fall als
relativ robust entpuppt, für Höhenflüge aber noch nicht taugt.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Andere Globalmodelle wie z.B. ICON, GFS, GEM oder auch UKMO zeigen keine
grundlegend anderen Lösungen, die Muster sind ähnlich. Gleichwohl offenbaren
sich an der einen oder anderen Stelle gewisse Unterschiede. So simuliert z.B.
GFS das Frontensystem am kommenden Donnerstag nicht nur deutlich schwächer als
IFS, sondern beschränkt die zugehörigen Niederschläge nur auf den Nordwesten.
Auch ICON geht nicht ganz so offensiv an die Niederschläge ran wie IFS. Zudem
setzt ICON am Sonntag sowie zu Beginn der neuen Woche auf stärkeren
Hochdruckeinfluss.

FAZIT: Auf Basis des deterministischen Portfolios weist die Prognose zwar noch
ein paar Unsicherheiten auf, eine substanziell abweichende Entwicklung ist aber
nicht erkennbar.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die letzte Aussage lässt sich auch auf die probabilistischen Vorhersagetools
projizieren. Nimmt man die ECMF- und die GFS-EPS-Rauchfahnen verschiedener
deutscher Städte heran, so zeigt sich ein vom Trend her recht klarer Verlauf,
allerdings mit ab kommenden Freitag zunehmender Streuung. Diese Streuung ist
aber weniger das Ergebnis möglicher Alternativszenarien als vielmehr Ausdruck
der bereits bei der Konsistenzbetrachtung in den Raum geworfenen
Timing-Probleme. Deutlich erkennbar sind in beiden Ensembles die allmähliche, am
Donnerstag auch mal etwas stärkere Temperaturzunahme bis zum Wochenende sowie
der Niederschlagspeak am Donnerstag.
Für den Zeitraum T+120...168h (Samstag bis Montag) liegen drei Cluster vor (18
Fälle + HL/KL, 17, 16), von denen sich CL 1 und 2 kaum unterschieden. Bei CL 3
tropft der sich von Westen nähernde Trog über dem westlichen Mittelmeer ab, was
bei uns etwas antizyklonalere Bedingungen zur Folge hätte.
Die drei Cluster in der erweiterten Mittelfrist T+192...240h (Dienstag bis
Donnerstag; 22, 16, 13 + HL/KL) zielen alle auf zyklonale Strömungsbedingungen
und somit wechselhaftes Wetter hin. Der Unterschied liegt darin, dass die
Anströmung der maritimen Luftmassen mal aus westlichen, mal mehr aus
nordwestlichen Richtungen erfolgt, was natürlich einen Einfluss auf die
Temperatur hat. Die meisten T850-Kurven verlaufen dabei aber durch negativ
temperiertes Terrain, so dass in der Karwoche eine substanzielle Erwärmung
unwahrscheinlich erscheint.

FAZIT: Siehe Satz 1 dieses Abschnitts.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die bevorstehende Großwetterlage steht im Großen und Ganzen für vergleichsweise
ruhiges Wetter ohne die ganz großen signifikanten Brummer. Zwar steigt die
Temperatur langsam an, Nachtfröste bleiben uns aber noch eine Zeit lang
erhalten, wenn auch nicht mehr im strengen Bereich (Ausnahme vielleicht einige
schneebedeckte Alpentäler).
Windmäßig herrscht relative Flaute, hier dürfte der Warnstift kaum zum Einsatz
kommen.
Ein Fragezeichen steht noch hinter den für Donnerstag erwarteten Niederschlägen,
die ja von IFS am progressivsten simuliert werden. Es liegen ein paar schwache
Signale aus der Probabilistik vor, dass in den westlichen Mittelgebirgen örtlich
mal mehr als 10 cm Neuschnee fallen können. Überbordend wahrscheinlich ist das
Ganze aber nicht, was auch für möglichen gefrierenden Regen im Übergangsbereich
von Schnee zu Regen gilt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF-MOS und -EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann