DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-03-2018 17:01
SXEU31 DWAV 181800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.03.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Weiterhin kalt und leicht unbeständig ohne markante Niederschläge. In der Nacht
zum Dienstag im Norden Glatteisregen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... erstreckt sich - ausgehend von einer Höhenantizyklone mit
Schwerpunkt südlich von Island - ein kräftiger, aber recht schmaler Höhenrücken
bis nach Südskandinavien und kommt im Laufe der Nacht mit seiner Achse noch
etwas weiter nach Süden voran. Somit dominiert im Norden sowieso, zunehmend aber
auch im Süden Deutschlands der antiyzklonale Einfluss. Dem Höhenhoch gegenüber
steht ein Höhentiefkomplex mit mehreren Drehzentren über Südwesteuropa. Im Laufe
der Nacht etablieren sich aber zwei Höhentiefs, eines über der Biskaya, ein
weiteres über dem Golf von Genua, an dessen Nordflanke Aufgleitprozesse
zeitweise vor allem den Südalpenraum und ab den Frühstunden auch die Bayerischen
Alpen mit Niederschlägen beeinflussen.
Im Bodenfeld verlagert sich der Schwerpunkt des ehemaligen Skandinavienhochs
allmählich ins Seegebiet nordwestlich von Schottland. Davon ausgehend erstreckt
sich aber - gestützt durch den Höhenrücken - nach wie vor ein Hochkeil über
Norddeutschland und Polen hinweg bis nach Osteuropa. An dessen Südflanke gelangt
kalte Festlandsluft ins Vorhersagegebiet. Weiter südlich - von Südwestfrankreich
bis in den zentralen Mittelmeerraum - bleibt dagegen die rege Tiefdrucktätigkeit
aufrecht.
Da sich der Hochkeil etwas nach Süden verlagert und abschwächt, fächert der
Gradient weiter auf und der Wind nimmt ab. In der zweiten Nachthälfte ist er
wohl lediglich noch in exponierten Gipfellagen der zentralen und östlichen
Mittelgebirge warnrelevant.
Mit zunehmendem Hochdruckeinfluss sollte es auch im Bereich der ehemaligen
Luftmassengrenze über der südlichen Mitte allerhöchstens nur noch einzelne
Schneeflocken geben. Da der Wind deutlich nachlässt, sind die Schneeverwehungen
ebenfalls kein Thema mehr. Somit verläuft die Nacht überwiegend trocken,
lediglich ganz im Süden fallen noch ein paar Flocken, erst ausgangs der Nacht
setzt an den Alpen leichter Schneefall ein.
In den Regionen, wo es in der vergangenen Nacht bzw. heute tagsüber geschneit
hat, muss verbreitet mit Glätte durch Überfrieren oder gefrorenes Schmelzwasser
gerechnet werden.
Vor allem im Norden und in Teilen der Mitte verläuft die Nacht meist gering
bewölkt oder klar. Leichten bis mäßigen Frost gibt es überall, strenger Frost
tritt bevorzugt im zentralen und östlichen Mittelgebirgsraum auf, bei klarem
Himmel über Schnee kann es aber auch in den Niederungen in ungünstigen Lagen
strengen Frost geben.

Montag ... kommt der Höhenrücken über dem nördlichen Mitteleuropa nach Süden
voran und befindet sich mit seiner Achse nachmittags über Norddeutschland, wird
aber aufgrund eines markanten Trogvorstoßes nach Skandinavien von Nordosten her
abgebaut.
Am Höhentrogkomplex südlich bzw. südwestlich des Vorhersagegebietes ändert sich
nur wenig. Das Höhentief über dem Golf von Genua kommt etwas nach Nordosten
voran, verliert dabei allerdings an Kontur. Nach wie vor werden an dessen
Nordflanke schwache Aufgleitprozesse simuliert, die den Süden und Südosten
Deutschlands hauptsächlich in Form recht dichter mittelhoher Wolkenfelder
erfassen. Leichten Schneefall gibt es lediglich an den Alpen und im südlichen
Alpenvorland. Dort werden von allen vorliegenden Modellen wenige mm simuliert,
was in Summe etwa 1 bis 5 cm Neuschnee ergibt, stellenweise etwas mehr. Sonst
reicht es meist nur für wenige Flocken oder eine leichte "Anzuckerung", am
ehesten im ostbayerischen Mittelgebirgsraum sowie im Erzgebirge.
Das Bodenhoch zieht sich weiter nach Westen zurück, bis zum Abend bleibt aber
noch ein nach Norddeutschland gerichteter Hochkeil wetterbestimmend. Somit steht
in weiten Teilen des Landes ein wettertechnisch ruhiger Tag ins Haus. Im Norden
und in Teilen der Mitte scheint überwiegend die Sonne, erst am Nachmittag und
Abend machen sich im äußersten Norden mit auf Nordwest drehendem Wind nördlich
der Keilachse dichtere Wolkenfelder eines sich von Südskandinavien her nähernden
Tiefausläufers bemerkbar. Es bleibt aber noch trocken. An der Südflanke des
Hochkeils weht noch spürbarer Ost- bis Nordostwind, warnrelevante Böen gibt es
aber wohl nur noch auf exponierten Mittelgebirgsgipfeln (Brocken). Von
Nordwesten her wird es niedertroposphärisch zögernd etwas milder, bis zum Abend
steigen die Temperaturen in 850 hPa auf Werte zwischen -6 Grad an der Nordsee
und -13 Grad im Erzgebirge. Somit erreichen die Höchsttemperaturen meist Werte
zwischen -4 und +1 Grad unter den dichteren Wolken im Süden bzw. Südosten sowie
im Bergland und zwischen 0 und 4 Grad sonst.

In der Nacht zum Dienstag wird der Höhenrücken endgültig abgebaut und nach Süden
abgedrängt. Der Höhentrog über Skandinavien weitet sich weiter nach Süden aus
und erreicht mit seiner Achse den Norden bzw. Nordosten Deutschlands. Der
hauptsächlich aus PVA resultierende trogvorderseitige Hebungsantrieb fällt aber
nur schwach aus. Damit stellt sich eine nördliche Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet ein.
Der Bodenhochkeil wird ebenfalls komplett abgebaut und von Norden her greift die
Kaltfront eines Tiefs über Nordwestrussland auf Norddeutschland über. Dabei
setzten leichte Niederschläge - im Küstenbereich oft Regen oder Nieselregen,
sonst meist Schnee - ein. Stellenweise ist auch gefrierender Regen nicht
ausgeschlossen, die Modellsignale dafür sind aber nur schwach.
Morgens erreichen die Niederschläge in etwa eine Linie Westmünsterland -
Nordvorpommern. Die Neuschneemengen sind aber nicht nennenswert, lediglich nach
Nordosten zu können einige Zentimeter zusammenkommen.
Auch an den Alpen und in Südostbayern schneit es noch leicht, insgesamt lassen
die Schneefälle dort aber mehr und mehr nach.
Im übrigen Land bleibt es trocken und vor allem in der Mitte gebietsweise auch
gering bewölkt. Dort kann es insbesondere im Bergland nochmals strengen Frost
geben, eventuell auch in einigen Alpentälern. Sonst gibt es leichten bis mäßigen
Frost, im Küstenbereich bleibt es häufiger auch frostfrei.
Der Wind frischt mit Frontpassage aus Nord auf, an den Küsten kann es in
exponierten Lagen Böen Bft 7 geben.

Dienstag ... verlagert sich die Trogachse rasch über die Osthälfte Deutschlands
hinweg südwärts, dahinter greift ein flacher, aber breit angelegter Höhenrücken
auf Norddeutschland über.
Im Bodenfeld kommt die Kaltfront weiter nach Süden voran und erreicht abends in
etwa die Donau. Im Frontbereich gibt es weitere Niederschläge in Form von
Schnee, die aber nach wie vor nicht allzu üppig ausfallen. Die höchsten Mengen
werden mit knapp 1 bis 3 mm in 12 Stunden noch in einem Streifen von
Sachsen-Anhalt über das südöstliche Niedersachsen und Thüringen bis nach
Osthessen simuliert (IFS von 00 UTC hat die höchsten Mengen mit 1 bis 5 mm
allerdings weiter östlich auf der Karte). Auch direkt an den Alpen setzen erneut
leichte Schneefälle ein, die der durch die Orographie verstärkte präfrontalen
Hebung geschuldet sind.
Zwar folgt der Kaltfront erneut ein Schwall maritimer Arktikluft mit
Temperaturen zwischen -7 und -10 Grad in 850 hPa, dennoch steigen die
Temperaturen auch in den Regionen, wo es schneit, zumindest in den Niederungen
auf knapp über 0 Grad, so dass es wohl nur in Lagen oberhalb von etwa 400 m für
nennenswerten Neuschnee (wenige Zentimeter) reicht.
Die Sonne zeigt sich vor allem im Norden und Nordwesten verbreitet, wo es -
ebenso wie zwischen Model, Main und Donau - wohl überwiegend trocken bleibt. Der
Wind frischt vor allem mit Frontpassage vorübergehend aus nördlichen Richtungen
auf, ist aber weiterhin wohl nur auf exponierten Mittelgebirgsgipfeln
warnrelevant.
Die Temperaturen steigen auf Werte zwischen -2 Grad in den östlichen
Mittelgebirgen und +7 oder +8 Grad am Niederrhein und im Emsland.

In der Nacht zum Mittwoch zieht der Trog südwärts ab, der nachfolgende
Höhenrücken über dem nördlichen Mitteleuropa kann sich - gestützt durch WLA, die
diesen auch überläuft und im Laufe der Nacht mitteltroposphärisch auch auf
Norddeutschland übergreift - noch etwas weiter aufwölben. Er kommt allmählich
nach Süden voran.
Im Bodenfeld folgt der nach Süden abziehenden Kaltfront ein Hochkeil, der mit
Annäherung der Warmfront eines Richtung Lofoten ziehenden Nordmeertiefs im Laufe
der Nacht bereits wieder in die mittleren Landesteile abgedrängt wird. Die
Warmfront erreicht morgens die mittlere Nordsee, die präfrontalen Niederschläge
sollen bis 06 UTC nach allen derzeit vorliegenden aktuellen Modellläufen noch
nicht auf das Festland übergreifen, lediglich GFS simuliert auf den
Nordseeinseln gebietsweise schon etwas Nieselregen.
Mit Abzug der Kaltfront kann es auch im Südosten anfangs noch gebietsweise etwas
schneien, GFS und IFS (von 00 UTC) simulieren am Alpenrand sogar stellenweise
mehr als 5 cm Neuschnee. Ansonsten lockern die Wolken im Einflussbereich des
Keiles verbreitet auf. Mit Ausnahme des Nordseeküstengebietes gibt es somit
wieder leichten, im Osten, Süden und in der Mitte auch mäßigen Frost. Strenger
Frost beschränkt sich wohl auf einige Täler im östlichen Bergland und an den
Alpen bei Aufklaren über Schnee.

Mittwoch ... schwenkt der flache Höhenrücken allmählich über Deutschland hinweg
südsüdostwärts und es stellt sich eine nordwestliche Höhenströmung ein.
Im Bodenfeld greift die Warmfront des nach Nordnorwegen ziehenden Tiefs auf
Norddeutschland über und kommt nur zögernd südostwärts voran. Der vorgelagerte
Bodenhochkeil wird dabei nach Süddeutschland abgedrängt. Insgesamt kann der
Warmfront mangels Hebung nur eine geringe Wetterwirksamkeit bescheinigt werden,
ICON-EU simuliert in 12 Stunden kaum mehr als 1 mm im äußersten Norden. GFS
lässt die Niederschläge weiter nach Süden, bis zu einer Linie
Niederrhein-Vorpommern, ausgreifen und simuliert mit bis zu 3 mm etwas höhere
Mengen. In den Niederungen fallen die Niederschläge überwiegend als Regen oder
Schneeregen, maximal als Nassschnee, aufgrund der geringen Mengen reicht es aber
auch wohl dann kaum für Glätte. Sollten die Niederschläge noch das westliche und
nördliche Bergland erfassen, kann es dort natürlich oberhalb von etwa 200 m
leicht schneien.
Im großen Rest des Landes dominiert schwacher Hochdruckeinfluss, eventuell
schneit es am Vormittag an den Alpen noch etwas, sonst bleibt es trocken. Im
Norden frischt der Wind erneut aus West bis Südwest auf, es reicht aber auch an
den Küsten wohl nicht für warnrelevante Böen.
Vor allem im Südwesten und in der Mitte scheint oft die Sonne. Die Temperaturen
steigen auf Werte zwischen -1 Grad im ostbayerischen Mittelgebirgsraum und +7
Grad am Rhein.



Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle zeigen im Kurzfristzeitraum eine sehr ähnliche
Wetterentwicklung. Prognose- und vor allem warnrelevante Unterschiede sind kaum
auszumachen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff