DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-03-2018 08:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 18.03.2018 um 10.30 UTC



Zunächst noch winterlich. Ab Freitag im Norden und Westen und danach auch in den
anderen Landesteilen Milderung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 25.03.2018


Am Mittwoch liegt Deutschland am Rande eines Troges, der von der Barents-See
über Polen hinweg bis ins westliche Mittelmeer reicht. Diesem Trog folgt ein
breiter Rücken, der auf Westeuropa übergreift. Durch diesen wird ein Bodenhoch
gestützt, das sich vom Azorenraum mit einem Keil bis nach Mitteleuropa
erstreckt. Geringe Niederschläge, die in Verbindung mit einem abziehenden
Frontensystem stehen, sind noch im Osten und Südosten zu erwarten, wobei meist
Schnee fällt. Ansonsten sind, bedingt durch Absinken, größere Auflockerungen zu
erwarten. Die Höchsttemperaturen verbleiben im niedrigen einstelligen Bereich.
In der Nacht zum Donnerstag wird in die Ostflanke des sich nähernden Rückens ein
Frontensystem eingesteuert, das im Nordwesten und Norden Niederschläge aufkommen
lässt. Diese fallen in Nordseenähe meist als Regen, nach Nordosten hin eher als
Schnee. Im Süden kann es bei Aufklaren über Schnee noch einmal strengen Frost
geben.
Am Donnerstag greift der Rücken auf die Nordsee über. Da der o.g. Trog kaum nach
Osten vorankommt, bleibt die nördliche Strömung bestehen. Mit dieser dringen die
Niederschläge über die Mittelgebirge hinweg südwärts und in der Nacht zum
Freitag bis zu den Alpen vor, wobei im Osten und Süden sowie im Bergland
weiterhin Schnee fällt. Eine durchgreifende Temperaturänderung ist aufgrund der
geringen Luftdruckgegensätze noch nicht zu erwarten.
Am Freitag überquert der Rücken weitgehend das Vorhersagegebiet, gefolgt von
einem Trog, der auf die Britischen Inseln und die Biskaya übergreift.
Warmluftadvektion lässt von Nordwesten und Westen her Druckfall einsetzen, so
dass sich mit einem zunehmenden Gradienten in diesen Gebieten etwas mildere Luft
durchsetzen kann. Ansonsten erfolgt noch kein Luftmassenwechsel. Im Osten, Süden
und im Mittelgebirgsraum sind weitere Niederschläge zu erwarten, die als Schnee,
teils auch als Regen fallen, wodurch Glättegefahr besteht.
Am Samstag gelangt Deutschland an die Vorderseite des sich von Westeuropa
nähernden Troges, der am Sonntag schließlich übergreift. Hierdurch sind weitere
Niederschläge zu erwarten, die meist erst oberhalb von 800 m als Schnee fallen.
Dabei setzt auch im Süden und Osten ein zögernder Temperaturanstieg ein, so dass
in tieferen Lagen West- und Süddeutschlands die 10 Grad-Marke überschritten
werden kann. In den Nächten ist bei Aufklaren weiterhin mit leichtem Frost und
auch mit Glätte zu rechnen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum deutet sich erneut die Bildung
einer Hochbrücke an, die vom westlichen Mitteleuropa bis ins Nordmeer reicht.
Die Folge wäre erneut eine nördliche Strömung, mit welcher kältere Luft
advehiert wird, so dass die Niederschläge von Norden her zumindest bis in
mittlere Lagen, wenn nicht gar bis ins Tiefland wieder in Schnee übergehen. Die
Folge wäre ein erneuter Temperaturrückgang auf niedrige einstellige Maxima.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag ergeben sich nur geringe Unterschiede zwischen dem
aktuellen und weiter zurückliegenden Modellläufen. So zeigt die aktuellste
Simulation am Freitag eine niedertroposphärische Erwärmung. Da aber mangels
Gradienten eine Durchmischung auf sich warten lässt, kann hieraus noch nicht
unbedingt ein signifikanter Anstieg der 2m-Temperaturen abgeleitet werden. Am
Sonntag ist der aktuellste Lauf im Süden und Südosten leicht antizyklonal
geprägt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigen alle Läufe geringe
Luftdruckgegensätze. Die nach Skandinavien gerichtete Hochbrücke und den
hierdurch einsetzenden erneuten Temperaturrückgang hat jedoch nur der heutige 00
UTC-Lauf im Programm.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Freitag sind die Unterschiede zwischen den verfügbaren
Modellen gering. Allerdings wird die niedertroposphärische Erwärmung, die das
EZMW für Freitag zeigt, von GFS nur angedeutet; ICON liefert hierfür kaum
Indizien. Nach allen Modellen wäre jedoch im Norden und Westen ein
Luftmassenwechsel wahrscheinlich.
Der nachfolgende Trog soll nach EZMW am raschesten, d.h. am kommenden
Wochenende, übergreifen. ICON und wie auch das Modell des kanadischen
Wetterdienstes belassen diesen Trog über Westeuropa, nach GFS wäre ein
Austropfprozess zu den Westalpen zu erwarten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum stellt sich nach GFS eine
südliche Westlage ein, nach dem kanadischen Modell dürfte erneut ein Trog auf
Mitteleuropa übergreifen. Allerdings zeigt nur EZMW eine eher nördliche
Strömung. Demnach dürfte nach den anderen Modellen der in der kommenden Woche
sich abzeichnende Temperaturrückgang moderater ausfallen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Auch hier lässt sich
mit Beginn der Folgewoche, d.h. im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum, ein leichter Temperaturrückgang ableiten, der mit einer
zunehmenden Unbeständigkeit einhergeht. Die Mehrzahl der Einzelläufe sind noch
zyklonal geprägt. Aber gerade der aktuellste Lauf zeigt doch einige Member, die
die Version des EZMW-Hauptlaufes mit der Hochbrücke über Skandinavien bzw. dem
Nordmeer stützen. So unwahrscheinlich ist diese Version somit nicht.
Das EPS des EZMW wird bis H + 240 in drei Cluster untergliedert, die durchweg
das erneute Übergreifen eines Troges zeigen. Das am stärksten besetzte Cluster
lässt den trog am weitesten nach Süden vordringen, was eher für einen
ausgeprägteren Temperaturrückgang sprechen würde. Dieser ist im Nordosten und
Osten deutlicher erkennbar als im Westen und Südwesten. Wie beim EPS des GFS
lässt sich auch hier eine zunehmende Unbeständigkeit ableiten. Nach einem
vorübergehenden leichten Temperaturanstieg am Wochenende dürften sich dann
wieder für die Jahreszeit unternormale Temperaturen einstellen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ion der Nacht zum Donnerstag kann es in Alpennähe und über schneebedeckten
Gebieten vor allem im östlichen Mittelgebirgsraum noch einmal strengen Frost
unter -10 Grad geben. Am Donnerstag und Freitag sind mit der leichten
Gradientzunahme an exponierten Küstenabschnitten sowie auf höheren Berggipfeln
stürmische Böen zu erwarten. Von Norden greifen Niederschläge über den
Mittelgebirgsraum hinweg südwärts aus. Wahrscheinlich ist es anfangs meist
Schnee, aber mit dem Übergang in die flüssige Phase oder, falls gleich von
Beginn an Regen fällt, besteht dort, wo es zuvor frostig war, die Gefahr von
Glatteis.
Am Wochenende sollte sich die Glättesituation entspannen. Abgesehen von
einzelnen stürmischen Böen in exponierten Lagen zeichnen sich keine markant zu
bewarnenden Wetterereignisse ab. In den Nächten ist im Bergland generell und
sonst bei Aufklaren leichter Frost zu erwarten, wodurch Glättegefahr besteht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann