DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-03-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 17.03.2018 um 10.30 UTC



Mäßig warm bis kalt, eher winterlich den frühlingshaft.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 24.03.2018


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes am Dienstag befindet sich quasi ganz Europa
im Einflussbereich eines veritablen Langwellentrogs, das sich von
Nordwestrussland bzw. Barentssee über Skandinavien, Mittel-, Süwest- bis nach
Südosteuropa erstreckt. Nur Großbritannien befindet sich schon im
Einflussbereich eines sich verstärkendem und hochreichendem Höhenrücken, das
sich zunächst von den Azoren bis nach Island erstreckt.
Im Einflussbereich des Troges hält sich erst mal die eingeflossene kühle und
eher trockene Luftmasse mit 850 hPa Temperaturen zwischen -5 und -10 Grad.

An der Nordwestflanke des Höhenrückens entwickeln sich südlich von Grönland am
Dienstag und Mittwoch mehrere teils für Europa unbedeutende Tiefs. Derweil
greift der Höhenrücken weiter zum Europäischen Nordmeer und auf Westeuropa über.
Der Trog wird dadurch immer mehr nach Süd- und Südosteuropa abgedrängt. Dabei
entwickelt sich ein Höhentief über Korsika.

Am Donnerstag entwickelt sich an der Nordwestflanke des Rückens ein
Langwellentrog. Eingelagerte Tiefdrucksysteme erreichen aber vorerst nicht
Mitteuropa, sorgen aber dafür, dass an der Ostflanke des Höhenrückens allmählich
mildere, aber auch feuchtere Luft einfließen kann. Donnerstag 18 UTC befinden
sich 850 hPa Temperaturen zwischen 0 Grad an der Nordsee und bis -7 Grad im
äußersten Osten bzw. am Alpenrand. Der Höhenrücken kann sich auch auf
Deutschland ausweiten sorgt eher für ruhiges aber eher mäßig kaltes Wetter. Der
ehemals vorherrschende Langwellentrog hat sich weiter nach Südosten
zurückgezogen. Über Nordwestrussland bleibt die höhenkalte Luft aber weiterhin
erhalten.

Ein neues Tiefdrucksystem an der Nordflanke des Rückens kann sich am Donnerstag
und Freitag recht schnell und intensiv Entwickeln. Man kann sogar von einer
rapid cyclogenesis sprechen, da der Kerndruck Donnerstag 12 UTC 1000 hPa, 12 h
später schon bei 970 hPa liegt. Freitag 00 UTC soll sich das Orkantief bereits
etwa 750 km westlich von Irland befinden. Und 12 h später mit einem Kerndruck
von 965 hPa direkt über Irland.
Auf dessen Vorderseite setzt kräftige WLA ein, wobei sich der Höhenrücken
zwischen den beiden Trögen nun über Mitteleuropa stärken kann und das
Tiefdrucksystem nach Osten hin blockiert. Bis etwa zur Mitte von Deutschland
werden Niederschläge gerechnet, diese Prognose dürfte aber noch sehr unsicher
sein.

Am Wochenende okkludiert das Frontensystem und wird um Mitteleuropa zum
Mittelmeer abgelenkt. Das Tief füllt sich zwar auf, es bleibt aber ein recht
starker Druckgradient über Westeuropa bestehen. Inwieweit dieser die Windlage in
Deutschland beeinflusst, ist aktuell noch nicht sicher.

Insgesamt bleibt in Deutschland die eher mäßig warme Luft erhalten. Ein
richtiger Frühling ist noch nicht in Sicht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Mittwoch gibt es keine signifikanten Unterschiede in der Vorhersage. Ab
Donnerstag jedoch wird eine Tiefentwicklung über dem Atlantik nun etwas
schneller und intensiver simuliert. Andererseits soll das Tief zum Wochenende
hin nun auch eine etwas nördlichere Zugbahn haben, was sich natürlich auch auf
die Windentwicklung bemerkbar macht. Ob sich daraus evtl. eine Sturmlage
entwickelt, ist aber noch nicht sicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Mittwoch ist die Prognose im Groben auch von den anderen betrachteten
Globalmodellen ähnlich. Ab Donnerstag wird die Entwicklung des Orkantiefs
jeweils etwas anders simuliert. GFS hat, wenn auch mit einer anderen
Verlagerung, auch eine rapid cyclogenesis im Programm. ICON simuliert indes ein
schwächeres Szenario.

Die Entwicklung des Orkantiefs und dessen Einfluss auf Deutschland bleiben
ungewiss.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In den Plumes des ECMWFs ist der Spread bis Mittwoch recht eng, nachfolgend
öffnet er sich, wobei eigentlich alle Member ab Mittwoch ein Anstieg der 850 hPa
Temperaturen aufweisen. Auch das 500 hPa Potenzialfeld steigt bis Freitag leicht
an, zum Wochenende hin aber zeigen eigentlich alle Member ein Absinken.

Die Verteilung im Ensemble des GFSs ist eigentlich ähnlich, jedoch gibt es ein
paar deutlichere Ausreißer nach unten, sprich zum Kalten hin.

In der Clusteranalyse des ECMWFs gibt es 6 Cluster. Der Operationelle und der
Hauptlauf befinden sich mit 10 Membern in Cluster 1. Die anderen Member sind
nahezu gleich verteilt mit 8 bis 9 Membern. Nur Cluster 6 besitzt 6 Member.
Den Hochdruckeinfluss zwischen den 2 Trögen am Freitag und Samstag simulieren
alle Cluster, jedoch werden die Tröge und damit verbunden auch die
Tiefdrucksysteme teils unterschiedlich dargestellt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Anfangs kann es im Süden noch leichten Dauerfrost geben, in den Nächten hält
sich vor allem im Südosten nächtlicher mäßiger, über Schnee auch strenger Frost.

Es gibt immer mal wieder Niederschläge, die bis Mitte nächster Woche oft als
Schnee fallen. Strichweise ist auch gefrierender Regen nicht ganz
ausgeschlossen.

Höhere Schnee- oder Regenmengen werden aber nicht erwartet.

Zum Wochenende hin gehen die Niederschläge aber verbreitet in Regen über. Nur in
den höchsten Berglangen kann es dann noch schneien.

Am Dienstag muss vor allem in der Nordwesthälfte mit Windböen, an der Küste und
auf den Mittelgebirgen auch mit stürmischen Böen gerechnet werden.

Die Windentwicklung für Freitag ist noch unsicher, nach ECMF nähert sich von
Westen ein Orkantief, dieses soll aber nicht auf Deutschland übergreifen.
Generell sind gebietsweise aber Wind bzw. Sturmböen vor allem in der Westhälfte
nicht ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher