DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-03-2018 12:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.03.2018 um 10.30 UTC



Vorübergehend deutlich kälter, vor allem am Samstag auch noch mit Schneefällen
und Schneeverwehungen. Nachfolgend allmähliche Milderung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 21.03.2018


Am Samstag, zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes, liegt
Deutschland am Rande eines Hochs über Südskandinavien in einer strammen
östlichen Strömung. Mit dieser wird kontinentale Polarluft (T850 zwischen -5 °C
an den Alpen und -15 °C im Norden) herangeführt, wobei tagsüber vielerorts
Dauerfrost und nachts verbreitet mäßiger, teils strenger Frost herrscht. Die
über der Südhälfte Deutschlands lagernde Luftmassengrenze sorgt dort verbreitet
für meist leichte Schneefälle. Im Norden Deutschlands spielt wieder einmal nicht
nur die Labilisierung in der mittleren Atmosphäre (Kurzwellentrog mit unter -35
°C in 500 hPa), sondern vielmehr in der unteren Troposphäre eine Rolle. Die noch
vergleichsweise "warme" Ost-, teils auch die Nordsee, könnten nämlich erneut
dafür sorgen, dass sich Schauerstraßen ausbilden, die im küstennahen Bereich für
Schneefälle sorgen (Lake-Effekt). Bei entsprechendem "Fetch" sind dann
strichweise wieder größere Schneemengen vorstellbar. Aufgrund des sich zwischen
einem Tief über dem nördlichen Mittelmeerraum und dem skandinavischen Hoch
einstellenden doch recht veritablen Gradienten stünden dann auch
Schneeverwehungen auf dem Programm.

Am Sonntag verlagert das Hoch seinen Schwerpunkt allmählich bis nach Schottland,
wo es in der Höhe von einer abgeschlossenen Antizyklone gestützt wird.
Deutschland verbleibt vorerst noch in der kalten Ostströmung, wobei sich der
Hauptkaltluftkörper etwas südwärts verlagert: Während die -10-Grad-Isotherme im
850-hPa-Niveau die Alpen erreicht und in der Mitte Deutschlands in diesem Niveau
knapp unter -15 °C herrschen, gelangt in den Norden in der unteren Troposphäre
wieder geringfügig mildere Luft (T850 um -10 °C), sodass die Schichtung dort
wieder etwas stabilisiert und der Lake-Effekt nicht mehr auf dem Programm steht.
Vielmehr setzt sich im Norden und in der Mitte häufig die Sonne durch. Nur im
äußersten Süden kann es an der Luftmassengrenze noch leicht schneien.

Am Montag wandert der Schwerpunkt des Hochs nur wenig nach Südwesten, wobei
dieses weiterhin von einem Höhenrücken gestützt wird. Gleichwohl zieht ein
Sturmtief vom Polarmeer, wo es am Sonntag liegt, nach Nordosteuropa, wodurch die
Strömung zunehmend auf nördliche Richtungen kippt. Entsprechend gelangt nicht
mehr kontinentale, sondern maritime Kaltluft heran, sodass es die Höchstwerte
fast überall aus dem Dauerfrost heraus schaffen. Diesen gibt es am ehesten noch
im Südosten des Landes. Dort kann es bedingt durch Aufgleiten an der Nordflanke
des Tiefs über dem nördlichen Mittelmeerraum noch etwas schneien. Weitere
nennenswerte Niederschläge sind indes nicht zu erwarten, auch wenn den Norden
eine schwache Warmfront erreicht. Diese ist jedoch kaum wetterwirksam und hat
meist nur Wolken im Gepäck, zumal die Höhenströmung am Rande des o.e.
Höhenrückens überwiegend antizyklonal konturiert ist.

Am Dienstag erreicht der Schwerpunkt des Hochs das Seegebiet südwestlich von
Irland. In der nördlichen bis nordwestlichen Strömung steigen die Temperaturen
nicht nur im 850-hPa-Niveau auf Werte um -5 °C (oder nur geringfügig darunter)
an, sondern auch bodennah werden wieder häufig Höchstwerte im oberen
einstelligen Bereich erreicht. Immer noch überwiegend antizyklonale Strukturen,
die von einem Höhenrücken, dessen Achse von den Azoren bis nach Schottland
zeigt, ausgehen, unterbinden dabei meist jegliche Niederschlagstätigkeit.

Am Mittwoch liegt der Hochschwerpunkt nunmehr im Seegebiet westlich der Biskaya.
Somit stellt sich eine nordwestliche bis westliche Strömung ein, mit der ein
Ausläufer eines von Westnorwegen zur Ostsee ziehenden Tiefs vor allem dem Norden
und der Mitte Niederschläge bringt, die anfangs häufig in fester Form fallen, im
Norden dann aber in die flüssige Phase übergehen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW-IFS ist in den letzten Läufen als gut zu bezeichnen. Der
zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am Rande eines Hochs über
Südskandinavien verbreitet anstehende Vorstoß kontinentaler Polarluft nach
Deutschland wird übereinstimmend simuliert.

Ob dann ab Mittwoch von Nordwesten her wieder vermehrt Niederschläge
übergreifen, wird hingegen noch nicht konsistent gezeigt.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Montag zeigen die vorliegenden Modelle (ICON, GFS, GEM und in
rudimentärer Form UKMO) sehr ähnliche Lösungen wie das EZMW-IFS, wobei das
Kippen der Strömung auf nördliche Richtungen vom amerikanischen GFS nicht ganz
so deutlich gezeigt wird.
Nachfolgend beginnen die Lösungen der Modelle doch zunehmend zu divergieren. So
zeigt das GFS bis einschließlich Mittwoch ein Verbleiben unter antizyklonalem
Einfluss, wobei der Hochschwerpunkt über den Britischen Inseln (und einer sich
ausbildenden Hochdruckbrücke) und weite Teile Deutschlands demzufolge weiterhin
in einer kalten nordöstlichen Strömung liegen. Nur der äußerste Norden
Deutschlands gerät am Mittwoch in eine nordwestliche Strömung und unter den
Einfluss eines Tiefausläufers.
Dies wird von ICON ähnlich gezeigt.
Das kanadische GEM steht dem EZMW-IFS hingegen über den gesamten betrachteten
Zeitraum vollumfänglich bei.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EZMW-EPS-Rauchfahnen für den Norden und die Mitte Deutschlands (Hamburg und
Offenbach) zeigen am Samstag im 850-hPa-Niveau sehr kalte Werte um die -15 °C,
wobei die Streuung gering ist und nur sehr wenige Member höhere Werte zeigen. Im
Süden (München) sinkt die Temperatur - bei ebenfalls geringer Streuung - erst im
Laufe des Samstags von anfänglich 0 °C auf unter -10 °C ab. Während sie dort
auch am Sonntag noch etwas weiter zurückgeht, verharrt sie in der Mitte auf etwa
konstantem Niveau, steigt jedoch im Norden im Tagesverlauf auf Werte zwischen
-10 und -5 °C an. Dies wird von einem langsamen, aber kontinuierlichen Anstieg
am Montag und Dienstag gefolgt, wobei im Norden schlussendlich um -5 °C im
850-hPa-Niveau erreicht werden. Am Dienstag beginnt dann auch die Streuung
größer zu werden, bis die Lösungen am Mittwoch, vor allem im Norden, zunehmend
aber auch in der Mitte divergieren, was für eine gewisse Unsicherheit bezüglich
des Übergreifens von Tiefausläufern spricht. Im Süden Deutschlands wird es zwar
in der unteren Troposphäre auch allmählich milder, jedoch um etwa einen Tag nach
hinten verschoben. Zudem bleibt dort die Streuung selbst am Mittwoch noch
relativ gering. In allen drei Regionen liegen Haupt- und Kontrolllauf in etwa im
Median der Ensembles.
Bei den GFS-Rauchfahnen zeigt sich im Grunde genommen ein ähnliches Bild, wobei
die 850-hPa-Temperatur für Offenbach und München ebenfalls im Laufe des Sonntags
ansteigt. Auffällig ist, dass der Hauptlauf ab Dienstag mehr oder minder
deutlich über dem Kontrolllauf und häufig sogar am oberen Ende der
Ensemblemitglieder liegt.

Für den Zeitraum T+72...96h (Samstag zu Sonntag) gibt es zwei Cluster, wobei
sich diese für unseren Raum nicht signifikant unterscheiden. Dabei liegen sowohl
der Haupt- als auch der Kontrolllauf im Cluster 1. Dass für den Zeitraum
T+120...168h (Montag bis Mittwoch) gleich vier Cluster (Haupt- und Kontrolllauf
im ersten Cluster, 18 Member) vorhanden sind, ist auch keine Überraschung,
laufen die Lösungen ab Dienstag, vor allem aber ab Mittwoch stark auseinander.
CL 2 (16 Member) zeigt im Gegensatz zu CL 1 ein früheres Einstellen einer
westlichen Strömung und einen weniger stark ausgeprägten Rücken über Westeuropa.
CL 3 (zehn Member) zeigt für unseren Raum im Grunde genommen ein ähnliches Bild
wie CL 1, jedoch offenbart das Hoch keine Schwachstelle, an der Tiefausläufer
durchbrechen. Dem CL 4 (sieben Member) zufolge würde sich eine von den Azoren
bis zum Kaukasus reichende Hochdruckbrücke etablieren, die bei uns von einem
flachen Rücken gestützt wird. Einzig der Nordwesten würde dann am Rande von
Tiefausläufern berührt werden.

In der erweiterten Mittelfrist (T+192...240h, Donnerstag bis Samstag) gibt es
dann bereits fünf Cluster, die allesamt völlig verschiedene Lösungen zeigen.
Kurzum: Was nach Mittwoch passiert, steht noch völlig in den Sternen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag weht verbreitet kräftiger östlicher bis nordöstlicher Wind. Dabei
sind vor allem im Norden und in der Mitte verbreitet Sturmböen (Bft 8-9), in
Gipfellagen sowie an der Nordseeküste schwere Sturmböen (Bft 10) wahrscheinlich.
An der Küste sind bedingt durch den Lake-Effekt strichweise mehr als 10 cm
Neuschnee in zwölf Stunden nicht ausgeschlossen. Durch die dort auftretenden
Sturmböen besteht die Gefahr von Schneeverwehungen. Sonst werden wahrscheinlich
keine markanten Neuschneemengen erreicht, jedoch besteht aufgrund des kräftigen
Windes trotzdem die Gefahr von Schneeverwehungen. In der Nacht zum Sonntag ist
vor allem im Mittelgebirgsraum strenger Frost unter -10 °C wahrscheinlich.

Am Sonntag sind vor allem in der Mitte und an der Nordsee, vereinzelt auch auf
höheren Berggipfeln Süddeutschlands noch Sturmböen (Bft 8) wahrscheinlich. In
der Nacht zum Montag ist im Mittelgebirgsraum erneut strenger Frost
wahrscheinlich.

Während am Dienstag und am Mittwoch tagsüber keine signifikanten
Wettererscheinungen zu erwartet sind, tritt in der Nacht zum Dienstag in der
Mitte und im Süden mit geringer Wahrscheinlichkeit vereinzelt noch strenger
Frost auf. In der Nacht zum Mittwoch ist dies allenfalls noch in Alpentälern der
Fall.
In der Nacht zum Donnerstag sind im Osten gebietsweise Neuschneemengen von mehr
als 10 cm in zwölf Stunden nicht ausgeschlossen. Mit geringer Wahrscheinlichkeit
kann es beim Übergang von Schnee zu Regen auch zu Glatteisbildung kommen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS, bis Montag MOSMIX, danach EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / M.Sc. Met. Stefan Bach