DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-03-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.03.2018 um 10.30 UTC



Kaltlufteinbruch von Osten her. In einigen Regionen am Wochenende Dauerfrost,
nachts teilweise strenger Frost. An der Ostsee Schneeschauer, teilweise mit
Verwehungen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 20.03.2018


Am Freitag ist die Strömung bei uns stark meridional geprägt, eine Omegalage hat
sich entwickelt. Dabei hat sich ein Höhenhoch über dem Nordmeer abgeschnürt, das
ein kräftiges Hochdruckgebiet am Boden über Skandinavien stützt. Es wird
flankiert von zwei Trögen, einer über dem Nordostatlantik und ein weiterer, der
von Karelien zur Ostsee vorstößt. Mit stark auffrischender östlicher Strömung
wird sehr kalte kontinentale Polarluft in den Nordosten Deutschlands geführt.
Dort liegen die Höchstwerte teilweise nur knapp oberhalb des Gefrierpunktes. Die
Niederschläge über der Mitte gehen teilweise in Schnee über, an der Ostsee gibt
es Schneeschauer und nur im Süden hält sich noch mildere Luft. Dazu frischt der
Ostwind an der See stürmisch auf, teilweise gibt es schwere Sturmböen.
Am Samstag verlagert sich das Höhenhoch retrograd Richtung Island, während der
Trog über Mitteleuropa nach Westen hin abtropft. Die starke und sehr kalte
östliche Strömung verstärkt sich noch etwas, während das Hochdruckgebiet im
Bodendruckfeld sich leicht südwärts in Bewegung setzt. Die Temperaturen in 850
hPa gehen im Norden und Osten auf -10 bis -15 Grad zurück. Damit steht im
Nordosten teilweise ein Eistag an, während sich im Süden die kalte Luft noch
nicht vollständig durchgesetzt hat und die Maxima bei ca. +5 Grad verharren,
lokal sind noch +8 Grad drin. Mit Abtropfen des Troges ziehen die Niederschläge
über dem Norden nach Westen ab. Im Süden setzen dagegen an der Nordflanke einer
Zyklogenese über der Adria erneut Niederschläge ein. In tiefen Lagen fällt noch
Regen, im Bergland dagegen mehr und mehr Schnee. Ganz im Norden treten bedingt
durch den starken Gradienten stürmische Böen auf, an der See Sturmböen oder
schwere Sturmböen. An der Ostsee kann es durch die kräftige Labilisierung über
der See Schneeschauer geben, wobei der Schnee teilweise verweht.
Nachts gibt es mäßigen, örtlich strengen Frost.
Am Sonntag und Montag liegt der Hochschwerpunkt etwa im Seegebiet zwischen
Schottland und Island. Wobei sich über Mitteleuropa der Hochdruckeinfluss durch
einen Keil vorübergehend verstärkt. Ausgenommen sind zunächst der Südosten wo
Aufgleitvorgänge an der Nordflanke des Mittelmeertiefs für Schneefälle sorgen
und am Montag der Norden, auf den Tiefausläufer von Südskandinavien übergreifen.
Die Temperaturen bleiben im Keller. Allerdings lässt der Wind an den Küsten
nach.
Am Dienstag verschiebt das Hoch seinen Schwerpunkt Richtung Großbritannien. Mit
nördlicher Strömung gelangt weiter kalte Luft nach Deutschland, in die auch
schwache Tiefausläufer eingelagert sein können.
In der erweiterten Mittelfrist verstärkt sich über Mitteleuropa der
Hochdruckeinfluss, da der Höhenrücken von Nordwesten zu uns hereinschwenkt. Die
kalte Luft kommt zur Ruhe und mit den Temperaturen geht es nur zögernd wieder
aufwärts.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des Modells ist zunächst gut. Der Kaltlufteinbruch steht wohl
außer Frage und wurde in den Vorläufen schon ähnlich simuliert. Detailfragen
beim Timing bleiben offen und auch inwieweit noch Niederschläge auftreten.
Danach lässt die Konsistenz nach. In der nächsten Woche sahen die Vorläufe eine
eher zyklonale Nordlage bei uns, während aktuell der antizyklonale Einfluss
stärker in den Vordergrund tritt und zum Ende das Hoch nach Mitteleuropa
wandert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Grundsätzlich werden keine alternativen Lösungen angeboten. Der genaue Ablauf
ist aber natürlich noch offen. So lässt ICON die Kaltluft etwas später im Süden
ankommen und zeigt in der Folge einen zyklonaleren Ablauf, da das Hoch in diesem
Modelle nach Westen verschoben ist. An der sehr kalten Witterungsphase besteht
aber auch nach Sichtung der diversen anderen globalen Modelle kein Zweifel.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Großen und Ganzen stützen die Ensembles die zuvor getroffenen Aussagen. Vor
allem über der Mitte und dem Süden spiegelt sich im Verlauf der Kurven für die
Temperaturen in 850 hPa die Unsicherheit wider, wann die Kaltluft ankommt, ob am
Samstag oder eher am Sonntag, im Norden ist dies schon am Freitag der Fall. Der
Median T 850 liegt für Offenbach vorübergehend zwischen -10 und -15 Grad. In der
Folge steigen die Temperaturen 850 hPa nur zögernd wieder an und auch nur in den
Bereich zwischen -5 und -10 Grad.
Für den Zeitraum bis +168h werden 2 Cluster gebildet. Der größere Cluster 1 (27
Member) sieht dabei noch Hochdrucklastiger aus, als der mit dem Hauptlauf
besetzte Cluster 2.
In der erweiterten Mittelfrist streuen die Lösungen stärker, was sich in 4
Clustern niederschlägt, die von einer Troglage, einer südlichen Westlage sowie
Brückenlage, etc. viel zu bieten haben.
Die ENS des GFS zeigen ein ähnliches Verhalten, wie die des IFS. Auch hier nimmt
die Streuung ab dem Wochenende zu und die Temperaturen gehen stark zurück,
allerdings im Median nicht so weit wie bei den Europäern.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mit der kalten Luft, die uns ab Freitag erreicht, kommen erneut winterliche
Elemente auf die Warnkarte. Die Niederschläge fallen wieder mehr als Schnee, es
tritt Glätte auf und nachts örtlich auch strenger Frost. Bei den Schneeschauern
an der Ostsee kann der Schnee stark verwehen, weil an der Küste Sturmböen,
teilweise auch schwere Sturmböen auftreten.
EFI zeigt klare Hinweise auf die starken negativen Temperaturabweichungen ab
Freitag und ein deutliches "Windsignal" am Freitag und Samstag im Norden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECM, ECM EPS, Mos mit Abstrichen, da wahrscheinlich teilweise zu mild.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner