DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-03-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 12.03.2018 um 10.30 UTC



Anfangs noch wechselhaft und mild. Ab Freitag an der Ostsee, danach zusehends
auch in den anderen Landesteilen Temperaturrückgang und Niederschläge zusehends
wieder als Schnee.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 19.03.2018


Am Donnerstag liegt Deutschland im Bereich eines Höhenkeils, der sich von der
Adria über die Nordsee hinweg bis ins Nordmeer erstreckt. Durch diesen Keil wird
ein Bodenhoch gestützt, das sich über Fennoskandien etabliert und dort noch
kräftigt. An dessen Südflanke gelangt mit einer zunehmenden östlichen bodennahen
Windkomponente kontinentale Polarluft in den Norden und Osten Deutschlands.
Bedingt durch den kräftigen Gradienten können an der Ostseeküste wie auch im
höheren Bergland stürmische und exponiert vielleicht auch Sturmböen auftreten.
Im Westen und Süden hält sich im Bereich einer flachen Tiefdruckrinne noch
mildere Luft, nennenswerte Niederschläge treten nicht auf.
Am Freitag schnürt sich der Höhenkeil ab, wodurch sich eine Omega-Lage ergibt.
An dessen Südflanke stößt ein Trog nach Westen vor und weitet sich bis zu den
Dänischen Inseln aus. Dieser Trog tropft in der Nacht zum Samstag über der
Nordsee ab. Das resultierende Cut-Off-Tief kann dann als Kaltlufttropfen
beschrieben werden. Der Schwerpunkt des Bodenhochs verlagert sich bis dahin nach
Mittelskandinavien. Von einem Zentraltief über dem nahen Ostatlantik ausgehend
greift ein Trog auf Mitteleuropa über, wodurch im Süden und zusehends auch in
den mittleren Gebieten wieder häufiger Niederschlag auftritt. Im Norden dauert
der Zustrom trocken-kalter Festlandsluft an, so dass an der Ostseeküste und auf
exponierten Berggipfeln der nördlichen Mittelgebirge weiterhin stürmische Böen
auftreten können.
Am Samstag führt der weiter nach Westen abziehende Kaltlufttropfen noch zu
Niederschlägen, die im Norden bis in tiefe Lagen meist als Schnee und sonst als
Schneeregen oder Regen fallen. Von Osten her setzt sich erneut trockenere Luft
durch. Dabei bleibt der kräftige Gradient bestehen, so dass in exponierten
Küsten- und Berglagen weiterhin Sturmböen auftreten können. Das bisherige
Zentraltief ist als solches nicht mehr zu finden. In Verbindung mit dem sich
weiter nach Westen verlagernden Kaltlufttropfen ergibt sich ein dipolartiges
Gebilde, dessen südlicher Teil auf die Apenninen-Halbinsel übergreift und
südlich der Ostalpen eine Zyklogenese in Gang setzt. Zwar fallen die kräftigsten
Niederschläge an den Küsten der Adria, aber in abgeschwächter Form können diese
auch auf Teile Süddeutschlands übergreifen.
Am Sonntag verlagert sich dieses Tief noch ein wenig nordwärts in die Slowakei,
wodurch Niederschläge auf den gesamten östlichen Mittelgebirgsraum bis etwa zur
Niederlausitz ausgreifen. Dabei fällt durchweg Schnee. In den anderen Gebieten
setzt sich trockenere Luft durch. Da der Gradient schwächer wird, ist der Wind
dann abgesehen vielleicht von einigen exponierten Küsten- und Berglagen
größtenteils nicht mehr warnrelevant. Gleichzeitig kommt es durch einen Vorstoß
arktischer Polarluft aus dem Raum Ostgrönland zur Bildung eines Troges. Dieser
dringt in die Nordsee vor und erfasst am Montag den Nordwesten Deutschlands.
Hierdurch stellt sich eine nördliche Strömung ein, was dann arktische Polarluft
bis zu den Alpen vordringen lässt.
Die Tageshöchsttemperaturen liegen dann nur noch im einstelligen Bereich. In
mittleren und höheren Berglagen herrscht auch tagsüber leichter Frost. In den
Nächten ist dann wieder verbreitet leichter, bei längerem Aufklaren auch mäßiger
und über Schnee strenger Frost zu erwarten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bleibt der Trog über
Mitteleuropa bestehen. In dessen Bereich sind schauerartige Niederschläge zu
erwarten, die meist als Schnee fallen. In einigen Staulagen kann es auch längere
Zeit schneien. Hierdurch dürften die Temperaturen eher noch etwas zurückgehen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Lauf gegenüber den beiden
gestrigen Modellläufen einigermaßen konsistent. Bereits am Freitag deutet sich
ein rascheres Eindringen der arktischen Polarluft in den Norden Deutschlands
ein, was durch ein beschleunigtes Austropfen des nach Westen vorstoßenden Troges
verdeutlicht wird. Im Süden dürfte sich die Abkühlung dagegen eher etwas
verzögern.
Die Zyklogenese, die nach dem aktuellsten Lauf am Samstag südlich der Ostalpen
einsetzt, war bei weiter zurückliegenden Modelläufen noch nicht zu sehen. Am
Sonntag lassen sich keine Strukturen mehr finden, die noch auf eine gewisse
Konsistenz hindeuten. Generell bleibt eine hohe Meridionalität der Zirkulation
bestehen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ließ sich noch anhand des
gestrigen 00 UTC-Laufes ein Temperaturanstieg ableiten. Der nachfolgende Lauf
zeigte ein Hoch über Mitteleuropa, was eine Erwärmung hinauszögern würde. Nach
dem aktuellsten Lauf ist dieses Szenario nicht mehr gegeben, demnach wäre eher
ein weiterer Temperaturrückgang zu erwarten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag lassen sich kaum prognoserelevante Unterschiede
zwischen den Modellen der einzelnen Vorhersagezentren ableiten. Am Freitag wird
der nach Westen vordringende Trog von GFS und vom Modell des kanadischen
Wetterdienstes etwas verzögert, wodurch die Kaltluft langsamer nach
Norddeutschland einfließen würde. Die anderen Modelle sind sich ähnlich, wobei
EZMW den Trog am raschesten austropfen lässt. Bis Sonntagfrüh ergeben sich bei
der Lage des resultierenden Cut-Off-Tiefs bereits Unterschiede bis zu ca. 1500
km (zwischen GFS und EZMW). Hier ergeben sich gravierende Auswirkungen auf
weitere Wetterparameter.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wäre nach GFS ein
Temperaturanstieg zu erwarten, der nach dem kanadischen Modell eher etwas
hinausgezögert werden würde. Dies steht im Widerspruch zu den Aussagen des
EZMW-Modells.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. So wird auch der zum
kommenden Wochenende zu erwartende Temperaturrückgang adäquat abgebildet. War
dies bei weiter zurückliegenden Modellläufen nur bei Einzelmembern der Fall, so
setzt beim aktuellen Lauf die Mehrzahl der Einzellösungen auf ein derartiges
Szenario. Danach deutet sich eine leichte Erholung der Temperaturen an, ohne
aber das Temperaturniveau, das zu Beginn dieser Woche zu verzeichnen war, zu
erreichen. Dem blockierenden Hoch, das sich nach dem EPS des GFS von
Fennoskandien ins Nordmeer verlagert, wird keine lange Lebensdauer gegönnt, so
dass dieses Hoch im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum bereits
wieder verschwindet. Dies würde den Weg frei für mildere Luft vom Atlantik
machen.
Das EPS des EZMW wird in 5 Cluster unterteilt, was Ausdruck der unsicheren
Entwicklung ausgangs der Mittelfrist und im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum ist. Eine durchgreifende Milderung würde sich nach keinem der
Cluster ergeben. Der Kälteeinbruch am kommenden Wochenende zeichnet sich auch
nach dem EPS des EZMW ab. Sind in der Mitte und im Süden Deutschlands die beiden
ungestörten Modellläufe am Wochenende noch am warmen Rand der Verteilung der
Einzellösungen zu finden, wird das kalte Szenario im Norden und Nordosten
Deutschlands vom deterministischen wie auch vom Kontrolllauf mitgetragen. In
einigen Regionen Deutschlands wäre dann noch ein Eistag vorstellbar. Auch wenn
sich die Temperaturen danach wieder ein wenig "erholen", so verbleibt doch die
übergroße Mehrzahl der Einzellösungen bei Temperaturen, die im 850 hPa-Niveau
zwischen -5 und etwas unter -10 Grad liegen. Das reicht nicht, um einen
Temperaturanstieg zu prognostizieren.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag sind an der Küste und in höheren Lagen der Mittelgebirge
stürmische und exponiert durchaus auch Sturmböen bis Bft 9 zu erwarten. Am
Freitag und Samstag legt der Wind an der Küste wahrscheinlich noch etwas zu, so
dass dann verbreitet Sturmböen auftreten. In exponierten Küstenlagen an der
Ostseeküste sind schwere Sturmböen nicht ganz auszuschließen. Im Bergland sind
dann Sturmböen auf höhere Berggipfel der nördlichen Mittelgebirge beschränkt. Am
Sonntag wird der Wind allmählich schwächer, mit einzelnen stürmischen Böen muss
aber noch an ausgesetzten Küstenabschnitten der Ostseeküste sowie auf
exponierten Berggipfeln gerechnet werden.
Am Wochenende kann sich in einigen Regionen ganztägig Dauerfrost einstellen. Am
wahrscheinlichsten ist dies im Norden und Osten sowie in Teilen der Mitte. In
den Nächten ist bei klarem Himmel mäßiger, bei Aufklaren über Schnee durchaus
auch strenger Frost zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann