DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-03-2018 17:30
SXEU31 DWAV 111800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 11.03.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In den Alpen nachlassender Föhnsturm. Im Westen und Südwesten vereinzelte
Gewitter gering wahrscheinlich. Am Montag und Dienstag im Norden örtlich
Dauerregen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland auf der Vorderseite eins westeuropäischen
Langwellentroges, der sich allmählich nach Mitteleuropa verlagert, so dass der
im östlichen Mitteleuropa zunächst noch wetterwirksame Höhenkeil weiter nach
Osten zur Ukraine abgedrängt wird. In der daraus resultierenden südlichen bis
südwestlichen Strömung wird sehr milde Meeresluft subtropischen Ursprungs weit
nach Norden bis in den Norden Deutschland bzw. Dänemark geführt. An ein
Bodentief, das von der Biskaya zur Bretagne zieht ist eine wellende Kaltfront
gekoppelt, die mittlerweile den äußersten Westen Deutschlands erreicht hat. Im
Vorfeld und im Bereich der Front ist die Luftmasse leicht instabil geschichtet
und unterstützt durch die dynamische Hebung an der Front und durch KW Tröge in
der Höhe werden schauerartige Regenfälle initiiert, die den Westen und Südwesten
Deutschlands aktuell erfasst haben. Auf jeden Fall gibt die Luftmasse (ML-Cape
stellenweise bis 200 J/kg über der Mitte) auch einzelne Gewitter her, die bei
PPW-Werten um 20 mm lokal eng begrenzt auch von Starkregen und kleinkörnigem
Hagel sowie einzelnen Böen Bft 7 bis 8 begleitet werden können.
An den Alpen hat sich eine Föhnsituation eingestellt, die im Laufe der Nacht
aber endet.
Denn dann greift die o. e. wellende Kaltfront bzw. der dazugehörende Trog
allmählich auch auf die Osthälfte Deutschlands über, während das Bodentief zum
Ärmelkanal zieht. Von dort aus erstreckt sich im Laufe der Nacht eine Rinne nach
Norddeutschland. Mit der sich dann an der Südflanke einstellenden westlichen
Strömung kommt die Kaltfront dann vor allem im Süden Deutschlands nach Osten
voran, während sie im Nordosten zunächst noch durch den blockierenden Rücken
abgebremst wird. Anfangs sind einzelne Gewitter möglich, sonst kommt es
gebietsweise zu schauerartigen Regenfällen, die den Nordosten anfangs noch
aussparen, im Süden aber durch einen Randtrog über dem Alpenraum verstärkt
werden und dort gebietsweise 10 bis 20 mm Regen in 12 Stunden bringen können.
Diese Regenfälle breiten sich im Laufe der Nacht über dem Osten des Landes
nordwärts aus.

Auf jeden Fall bricht aber mit Passage der KF der Föhn an den Alpen wieder
zusammen; es kann mit der Druckwelle aber einzelne stärkere Böen aus westlicher
Richtung geben. Die Nacht bleibt in der einströmenden, weiterhin milden
Luftmasse frostfrei.

Montag ... kommt der von GB ins Mittelmeer weisende Trog nach Osten voran, wobei
auf seiner Vorderseite der Troganteil von den Alpen aus nach Norden schwenkt.
Unter seiner Vorderseite wird Hebung ausgelöst und es entwickelt sich aus der
Rinne und einer Welle an der Kaltfront ein neuer Tiefschwerpunkt über dem
Nordosten Deutschlands und der Ostsee, während sich das Tief über dem Ärmelkanal
unter Auffüllung langsam nach Osten verlagert.
Mit der westsüdwestlichen Strömung gelangt wieder kühlere Luft nach Deutschland,
die aber unter dem Trog weiter leicht instabil geschichtet ist.

Postfrontal (Anafront) treten, zunächst in der Osthälfte und im Süden,
verbreitet schauerartige Regenfälle auf, die in 12 Stunden gebietsweise 10 bis
20 mm Regen bringen können. Der Schwerpunkt der Niederschläge verlagert sich im
Tagesverlauf in den Norden und Nordosten unseres Landes. Über 24 Stunden
zeichnet sich ein Regenschwerpunkt über Norddeutschland im Raum Hamburg ab mit
mehr als 30 mm ab, der von IFS, GFS und EURO 4 gestützt wird.

Auch im Westen und Südwesten kommt es mittags und nachmittags im Trogbereich bei
leicht instabiler Schichtung und CAPE-Werten um 150 J/kg zu Schauern, bzw.
schauerartigen Regenfällen, wobei auch ein kurzes Gewitter, vielleicht auch mit
Starkregen (PPW um 15 mm) nicht ausgeschlossen werden kann. Hier zeigt sich
zeitweise auch die Sonne, während im Nordosten kaum Chancen auf Auflockerungen
bestehen.

Über der Südhälfte nimmt der Gradient zu mit einzelnen starken Böen im Südwesten
und starke bis stürmischen Böen aus Südwest bis West im Bergland. Die Luftmasse,
die dann aus westlichen Richtungen zu uns gelangt, ist nicht mehr ganz so mild
wie am Sonntag. Die Höchstwerte liegen aber weiter meist zwischen 10 und 16
Grad. Nur an den Küsten bleibt es kühler.

In der Nacht zum Dienstag kommt der Kernbereich des Troges unter Abschwächung in
den Nordwesten voran, während sich der Schwerpunkt des tiefen Drucks am Boden in
die mittlere Ostsee verlagert. Von dort aus reicht eine Bodenrinne nach Benelux,
die in die auch das Tief vom Ärmelkanal eingebaut wird. Mit der westlichen
Strömung gelangt immer kühlere
Luft zu uns, die aber leicht instabil geschichtet bleibt. Die Anafrontregenfälle
im Nordosten ziehen langsam über die Ostsee ab, während von Westen her
schauerartige Regenfälle übergreifen, anfangs vereinzelt gewittrig. Es bleibt
frostfrei. Vor allem im Norden, durch die abziehenden Regenfälle sind aber
nochmal 10 bis 15 mm Niederschlag möglich.
Mit Ausbildung und Annäherung der Rinne verschärft sich der Gradient über dem
Süden noch einmal deutlich, der Wind frischt dementsprechend auf und es kommt im
Südwesten zu starken, exponiert stürmischen Böen, im Bergland der Südhälfte zu
stürmischen Böen oder Sturmböen, exponiert zu schweren Sturmböen aus Südwest bis
West. Auf dem Feldberg im Schwarzwald sieht Mos auch mal eine orkanartige Böe.

Dienstag ... liegen wir genau unter dem Trog, der langsam über Mitteleuropa
nach Osten wandert. Am Boden reicht ausgehend vom Tief über der Ostsee, dass
weiter nach Nordosten zieht, eine Rinne nach Norddeutschland hinein. Dabei wird
aus westlichen Richtungen kühle, feuchte und leicht instabil geschichtete
Meeresluft zu uns gelenkt. Die Temperaturen gehen in der unteren Troposphäre auf
etwas unter 0 Grad zurück, -1 bis -2 Grad in 850 hPa, in 500 hPa liegen die
Temperaturen im Tagesverlauf bei ca. -27 bis -28 Grad, überbordend labil ist es
also wirklich nicht.

In der kühlen Meeresluft werden recht verbreitet schauerartige Regenfälle
ausgelöst, deren Schwerpunkt, im Westen, Nordwesten und der Mitte liegen dürfte.
Jedenfalls passiert niederschlagstechnisch im Südosten und Osten am wenigsten.
Betrachtet man das 24h Intervall, so sind im Westen und Norden gebietsweise 10
bis 20 mm Regen zu erwarten, lokal im Bergland vielleicht auch mal 30 mm,
Dauerregenwarnungen werden aber eher nicht nötig. Auch einzelne kurze Gewitter
können in den Regen eingelagert sein.
Mit der frischeren Luftmasse sinkt die Schneefallgrenze auch wieder unter 1000m,
auf etwa 700 bis 800m, so dass in einigen Kamm- und Gipfellagen auch wieder
etwas Neuschnee drin ist. Auch in diesem Fall wird das wohl nicht zwingend
warnwürdig.
Beim Wind sieht das schon anders aus. Während im Norden durch die Bodenrinne
kaum Gradient vorhanden ist, wird es im Bereich der Mittelgebirge und weiter
südlich wahrscheinlich recht windig werden. Der Südwest- bis Westwind frischt
böig auf mit starken bis (exponiert) stürmischen Böen, im Bergland gibt es
stürmische Böen und teilweise Sturmböen. Die Temperaturen gehen wiederum etwas
zurück, maximal werden 8 bis 13 Grad erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt die Bodenrinne nach Osten und auch der
Höhentrog zieht langsam ostwärts ab, er bleibt aber zunächst noch
wetterbestimmend mit schauerartigen Niederschlägen, die im Bergland oberhalb 700
bis 800m als Schnee fallen können. Im höheren Bergland und in den Alpen sind
auch wieder negative Temperaturen auf der Agenda, während es ansonsten frostfrei
bleibt. Der Wind flaut über der Mitte und dem Süden dann allmählich wieder ab.

Mittwoch ... setzt sich von Frankreich her kommend ein flacher Höhenkeil dessen
Achse um 12 UTC von Südfrankreich zu den Benelux-Staaten gerichtet ist,
allmählich im größten Teil Deutschlands durch. Das führt im Bodendruckfeld zur
Ausbildung eines flachen Hochdruckgebietes und die Niederschläge, die auf der
Rückseite des nach Polen abziehenden Troges noch den Osten tangieren, lassen im
Tagesverlauf immer mehr nach. Im Nordosten ist recht kühle Meeresluft
eingeflossen, im Südwesten macht sich dagegen eine verhältnismäßig milde
Luftmasse bemerkbar. Daher kommt es bei den Höchsttemperaturen zu einem Südwest-
Nordostgefälle. Im Südwesten werden 10 bis 15 Grad erreicht, im Nordosten bleibt
es mit 3 bis 6 Grad kühl. Der Rest des Landes bewegt sich zwischen den beiden
Extrema.
Am Vormittag kommt es im östlichen Bergland sowie an den Alpen noch zu Wind-
bzw. Sturmböen aus westlichen Richtungen. Am Nachmittag flaut der Wind dann
unter zunehmenden Hochdruckeinfluss rasch ab. Darrüberhinaus sind keine
warnwürdigen Wettererscheinungen zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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An der synoptisch-skaligen Entwicklung gibt es kaum Zweifel. Leichte
Diskrepanzen ergeben sich im Detail. Z.B. bei der Frage wie sich die Wellen an
der Kaltfront entwickeln, bzw. wo die Niederschlagsschwerpunkte liegen. Da
laufen die Modelle (Interne vs. Externe) schon ab der Nacht zu Montag mehr oder
weniger deutlich auseinander, wahrscheinlich liegen die externen Modelle näher
an der Realität. Während sich ein Niederschlagsmaximum über dem Norden mit
örtlich mehr als 30 mm in 24 h am Montag abzeichnet und nicht von der Hand zu
weisen ist. Sollte man für den weiteren Verlauf der Regenfälle über
Westdeutschland am Dienstag noch einige Modelle abwarten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Stefan Külzer