DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-03-2018 17:01
SXEU31 DWAV 101800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.03.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Sonntag an den Alpen Föhn mit schweren Sturmböen auf den Gipfeln. Ansonsten
unbeständig, vor allem zu Wochenbeginn häufig Niederschläge, voraussichtlich
ohne Warnrelevanz.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Mitteleuropa im Einflussbereich eines breit angelegten
Höhenrückens, der sich im Laufe der Nacht allmählich ostwärts verlagert. Damit
gelangt Deutschland auf die Vorderseite eines umfangreichen Langwellentrogs über
West- und Südwesteuropa mit Drehzentrum knapp westlich der Biskaya und die
Höhenströmung dreht von Westen her allmählich auf Südwest. In diese
Höhenströmung unmittelbar rückseitig der Höhenrückenachse eingebettet schwenkt
ein flacher Kurzwellentrog im Laufe der Nacht über das Vorhersagegebiet hinweg
nordostwärts. Vorderseitig des Troges wird die durch die kräftige, den Rücken
überlaufende WLA generierte Hebung noch etwas unterstützt durch schwache PVA, so
dass es für schauerartige Niederschläge meist leichter Intensität reicht, die
von Südwesten her über den Südwesten und die Mitte Deutschlands hinweg
ostnordostwärts ziehen, sich aber im Laufe der Nacht mehr und mehr abschwächen.
Mehr als wenige mm Niederschlag sind dabei nicht zu erwarten und auch die
Wahrscheinlichkeit einzelner kurze Gewitter ist als äußerst gering einzustufen.
Im Bodenfeld überquert die Warmfront eines mit dem Langwellentrog
korrespondierenden dipolartigen Sturmtiefs abends und in der ersten Nachthälfte
auch den äußersten Norden des Landes. Dabei fällt dort zunächst noch Regen, der
nach Warmfrontpassage rasch nachlässt. Die Kaltfront des bis Sonntagfrüh mit dem
südlichen Dipol (der nördlichere füllt sich rasch auf) zur westlichen Biskaya
ziehenden Tiefs überquert morgens den Westen Frankreichs. Vorderseitig wird die
frontale Hebung durch dynamische Hebung an einem nach Norden ziehenden
kurzwelligen Randtrog unterstützt, so dass es über weiten Teilen Zentral- und
Ostfrankreichs sowie Belgiens schauerartige Niederschläge gibt, die zeitweise
auch den äußersten Westen des Vorhersagegebiets erfassen.
Ansonsten verläuft die Nacht warntechnisch ruhig, nach Abklingen der
Niederschläge und bei längerem Auflockern der Bewölkung kann sich örtlich
dichter Nebel bilden. An den Alpen verstärkt sich allmählich der Föhn und es
gibt auf exponierten Gipfeln erste Sturm- oder gar schwere Sturmböen aus
südlichen Richtungen. Auch auf exponierten Gipfeln einiger Mittelgebirge kann es
steife bis stürmische Böen geben, die aber nicht unbedingt warnrelevant sind.
Frost ist wohl keiner zu erwarten, selbst in höheren Alpentälern tritt dieser
höchstens sporadisch auf und auch nur dann, wenn die Wolken nach Abzug der
schauerartigen Regenfälle früh genug auflockern.

Sonntag ... kommt der Höhenrücken unter leichter Amplifizierung aufgrund der WLA
weiter nach Osten voran und das gesamte Vorhersagegebiet gerät auf die
Vorderseite des West-/Südwesteuropatroges, dessen Drehzentrum sich abends
unmittelbar vor der Bretagne befindet. Dabei dreht die Höhenströmung mehr auf
Süd und auch niedertroposphärisch gelangt sehr milde Luft subtropischen
Ursprungs ins Land, die Temperatur in 850 hPa steigt auf 6 bis 10 Grad, im
Südosten Bayerns föhnbedingt sogar bis auf über 12 Grad.
Das Bodentief zieht - ebenso wie das Höhentief - bis zum Abend Richtung Bretagne
und füllt sich ein wenig auf. Die Kaltfront kommt in der südlichen Höhenströmung
über dem westlichen Mitteleuropa zunächst kaum nach Osten voran. An ihr bilden
sich kleinere Wellentiefs, von denen eines von Nordwestfrankreich über den
Ärmelkanal zur südwestlichen Nordsee zieht. Vorderseitig der Kaltfront ist die
Luftmasse leicht instabil geschichtet und weiterhin wird die frontale Hebung
unterstützt durch kurzwellige Troganteile, die mit der Höhenströmung nordwärts
ziehen. Dadurch gibt es über Ostfrankreich und Belgien weitere schauerartige
Regenfälle, die mehr und mehr auch den Südwesten und Westen Deutschlands
erfassen. Vereinzelt kann es auch kurze Gewitter geben, bei PPW-Werten um oder
teils über 20 mm, aber nur geringer ML-Cape lokal eng begrenzt auch von
Starkregen. Bei 0 bis 1 km Scherung bis 15 m/s und hochreichender Scherung bis
20 m/s sind auch organisierte Schauerlinien möglich, wobei dann steife bis
stürmische Böen auftreten können.
An den Alpen verstärkt sich der Föhn mit teils schweren Sturmböen, vereinzelt
orkanartigen Böen aus südlichen Richtungen auf exponierten Gipfeln und steifen
bis stürmischen Böen in föhnanfälligen Tälern. Abends bricht der Föhn von Westen
her wieder zusammen, mit Durchzug einer Druckwelle kann es dann im südlichen
Alpenvorland einzelne Böen Bft 7 aus West geben, ehe der Wind rasch abnimmt.
Auf exponierten Mittelgebirgsgipfeln kann es weiterhin stürmische Böen geben,
zudem frischt im östlichen Bergland der "Böhmische Wind" auf mit steifen Böen in
entsprechend anfälligen Tälern.
Während es im Westen und Nordwesten eher stärker bewölkt bleibt, lässt sich
ansonsten auch mal die Sonne blicken, vor allem im Süden und Osten Bayerns und
in der Lausitz sowie im Thüringer Becken und im Erzgebirgsvorland. Die
Temperaturen steigen an den Küsten auf etwa 8 bis 12 Grad, sonst auf 12 bis 18
Grad, mit Föhnunterstützung im Alpenvorland, aber auch im Thüringer Becken
stellenweise bis auf nahe 20 Grad.

In der Nacht zum Montag verlagert sich ein Randtrog von Südfrankreich nach
Oberitalien, an dessen Nordflanke verstärken sich die Hebungsprozesse über dem
Südosten Deutschlands. Im Bodenfeld zieht das Wellentief weiter zur nördlichen
Nordsee, das Zentraltief befindet sich Montagfrüh über dem Ärmelkanal bzw. der
Bretagne. Die Kaltfront kommt vor allem über Süddeutschland - angetrieben durch
die Druckwelle - rasch nach Osten voran, während sie im Norden etwas
zurückhängt, wobei sich über dem Nordosten an ihr ein flaches Wellentief
entwickelt. Im Frontbereich bzw. hauptsächlich postfrontal gibt es gebietsweise
schauerartige Niederschläge meist leichter Intensität, wobei es diesbezüglich
noch Modelldifferenzen gibt. GFS simuliert das Wellentief im 06 UTC-Lauf stärker
als die anderen Modelle und somit in Schleswig-Holstein in der zweiten
Nachthälfte teilweise mehr als 10 mm in sechs Stunden, EFMWF (von 00 UTC) und
ICON-EU von 12 UTC haben dort etwas geringere Mengen im Programm, wenngleich
sich die Modelle bzgl. der räumlichen Verteilung inzwischen ziemlich angeglichen
haben. Für den Süden und Südosten des Landes haben aber aufgrund der oben
angesprochenen Hebungsprozesse alle Modelle höhere Mengen (gebietsweise auch
über 10 mm in sechs oder zwölf Stunden) auf der Karte. Dabei kann es anfangs vor
allem über dem Süden eventuell noch einmal ein kurzes Gewitter geben, ansonsten
ist die Wahrscheinlichkeit dafür aber gering. Starkregensignale, wie sie in den
Vorläufen immer al wieder auftauchten, haben die Modelle aktuell aber nicht im
Programm.
Im Westen und Nordwesten klingen die Niederschläge rasch ab und es bleibt meist
trocken, bei aufgelockerter Bewölkung kann sich örtlich Nebel bilden. Im
Nordosten bleibt es ebenfalls trocken, dort kommen die Regenfälle noch nicht an.

Der Wind nimmt allgemein nach Frontpassage auch auf den Bergen ab und ist nicht
warnrelevant. Auch Frost sollte kein Thema sein.

Montag ... greift der westeuropäische Höhentrog mehr und mehr direkt in das
Wettergeschehen über Mitteleuropa ein, dessen Drehzentrum befindet sich - ebenso
wie der Kern des korrespondierenden und sich nur langsam auffüllenden Bodentiefs
- abends über dem Ostausgang des Ärmelkanals. Vor allem in den Westen und
Nordwesten gelangt dabei eine etwas höhenkältere und potenziell instabile
Luftmasse (bis 200 J/kg ML-Cape), in der sich im Tagesverlauf Schauer und auch
kurze Gewitter entwickeln. Die simulierten Mengen sind aber nicht allzu hoch und
auch die Wahrscheinlichkeit für lokal eng begrenzten Starkregen ist angesichts
der PPW-Werte von meist unter 20 m nur gering. Allerdings frischt an der
Ostflanke des Tiefs mit der Gradientzunahme der Wind vor allem im Südwesten
Deutschlands vorübergehend auf und es gibt dort steife, in freien und höheren
Lagen auch stürmische Böen aus Südwest.
Die Osthälfte des Landes wird im Tagesverlauf von einem über die Alpen hinweg
nordwärts bis etwa zur Lausitz schwenkenden Randtrog überquert. Das Wellentief
über dem Nordosten Deutschlands kommt bis zum Abend nordwärts nach Südschweden
voran, somit kann die Kaltfront auch die Nordosthälfte bis zum Abend ostwärts
überqueren. Niederschläge werden vor allem postfrontal (über der Osthälfte, GFS
06 UTC auch über Schleswig-Holstein) simuliert ("Anafrontcharakter") und können
sich mit der verstärkten Hebung vorderseitig des nach Norden ziehenden
Randtroges noch etwas intensivieren. Nach wie vor werden aber keine
warnrelevanten Mengen simuliert (meist 1 bis 10 mm, gebietsweise auch darüber in
12 Stunden).
Rückseitig der Kaltfront gelangt subpolare Meeresluft ins Vorhersagegebiet, die
Temperaturen in 850 hPa bewegen sich zwischen 1 und 4 Grad. Entsprechend bleibt
es recht mild mit Höchstwerten zwischen 10 und 16 Grad, an den Küsten bleibt es
etwas kühler.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der Trog weiter Richtung Mitteleuropa,
morgens befindet sich dessen Drehzentrum über Nordwestdeutschland. Der
kurzwellige Randtrog über der Osthälfte Deutschlands kommt weiter bis zur
südlichen Ostsee voran. In dessen Einflussbereich gibt es weitere schauerartige
Regenfälle über dem Osten und Nordosten des Landes, die aber von Südwesten her
allmählich abklingen. Erneut werden von Vorpommern bis nach Ostsachsen etwa 1
bis 10 mm, stellenweise darüber in 12 Stunden simuliert.
Im Westen und Nordwesten gibt es im Trogbereich weitere schauerartige
Niederschläge, eventuell sind vereinzelt noch kurze Gewitter dabei. Zwischen
diesen beiden Niederschlagsgebieten dominiert eher kompensatorisches Absinken
und es bleibt überwiegend trocken.
Das Bodentief verlagert sich ebenfalls nach Nordwestdeutschland und füllt sich
weiterhin nur zögernd auf, so dass es an dessen Südflanke über
Südwestdeutschland und zunehmend auch in der Mitte vor allem auf den
Mittelgebirgsgipfeln stürmische Böen aus Südwest gibt.
Mit dem Trog gelangt etwas kühlere Meeresluft vor allem in den Westen und
Südwesten des Landes, die Temperatur in 850 hPa sinkt auf knapp unter 0 Grad. So
können sich im Hochschwarzwald auch Schneeflocken unter die Regenschauer
mischen. Für Frost sollte es aber nirgendwo reichen.

Dienstag ... kommt der Trog über dem Vorhersagegebiet nur zögernd ostwärts
voran. Das korrespondierende Bodentief füllt sich auf, übrig bleibt eine
Tiefdruckrinne, die sich über Norddeutschland hinweg ostnordostwärts erstreckt
und allmählich nach Südosten vorankommt. Vor allem im Bereich dieser Rinne gibt
es weitere schauerartige Regenfälle, wobei ein kurzes Gewitter nicht ganz
ausgeschlossen ist. Die Temperatur in 850 hPa geht noch etwas zurück (auf etwa 0
bis -3 Grad), so dass es oberhalb von etwa 700 bis 1000 m, also in den höchsten
Mittelgebirgslagen, auch etwas schneien kann, die Mengen bleiben aber gering.
Im Südosten bleibt es noch überwiegend trocken, rückseitig der Rinne, im
Nordwesten, gibt es ebenfalls kaum mehr Schauer. Vor allem an der Südflanke der
Rinne verschärft sich der Druckgradient, so dass es in der Südhälfte recht
verbreutet steife Böen aus West bis Südwest gibt, in freien Lagen, vor allem im
Alpenvorland (Leitplankeneffekt) eventuell auch stürmische Böen. Auf den
Berggipfeln muss mit Sturmböen gerechnet werden.
Die Sonne zeigt sich am ehesten noch südlich der Donau für längere Zeit, auch im
Nordwesten lockern die Wolken rückseitig wieder auf. Ansonsten bleibt es aber
stark bewölkt bis bedeckt. In der einströmenden erwärmten Polarluft erreichen
die Höchsttemperaturen "nur" noch Werte zwischen 6 und 13 Grad, die höchsten
Werte im Südosten.



Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle zeigen eine ähnliche Wetterentwicklung im
Kurzfristzeitraum. Differenzen gibt es hauptsächlich bzgl. der Intensität der
Niederschläge und wurden bereits im Text besprochen. Ob es am morgigen Sonntag
für einzelne Gewitter im Westen reicht, muss ebenfalls noch abgewartet werden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff