DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-03-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.03.2018 um 10.30 UTC



Am Dienstag regnerisch und stürmisch, zur Wochenmitte Wetterberuhigung.
Kommendes Wochenende unsichere Entwicklung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 17.03.2018


Am Dienstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt Deutschland nach dem
EZMW-IFS im Bereich eines Langwellentroges. Ein Tief über Südskandinavien prägt
das Wetter in unserem Land, Hochdruckeinfluss herrscht weit im Süden Europas mit
Schwerpunkt über Spanien. Von dem Skandinavientief geht ein Bodentrog aus, der
am Dienstag über Deutschland schwenkt. In seinem Bereich kommt es zu mäßigen
Regenfällen (bei 850-hPa-Temperaturen von etwa -3 Grad fällt nur im oberen
Bergland Schnee). Zudem sorgt der Bodentrog für einen vorübergehend recht
starken Druckgradienten über der Südhälfte Deutschlands, was zu stürmischen Böen
aus West führen kann.
Am Mittwoch zieht der Trog allmählich nach Osten ab und von Westeuropa nähert
sich ein immer stärker werdender Rücken. Dieser sorgt für Druckanstieg in
unserem Land, so dass sich das spanische Hoch sich allmählich nach Deutschland
ausdehnt und zum Abend eine meridionale Brücke zwischen Mittelmeerhoch und
Arktishoch bildet. Diese Brücke wird im Osten von dem altbekannten Tief
flankiert, das jetzt über Finnland und Nordrussland liegt. Auf dem nahen
Atlantik entwickelt sich ein sehr umfangreiches Tief. Damit stellt sich bei uns
unter leichtem Hochdruckeinfluss allmähliche Wetterberuhigung ein, allerdings
sorgt der anfangs noch über uns liegende Trog noch für viele Wolken und letzte
Schauer.
Am Donnerstag verlagert sich die Achse des Rückens über unser Land, während das
Bodenhoch sich schon weiter ostwärts verlagert und einen Schwerpunkt über
Skandinavien bildet. Der Rücken wird durch WLA in tieferen Schichten gestützt,
denn niedertroposphärisch gelangen wir auf der Vorderseite des atlantischen
Tiefs in eine südliche Strömung, die auch wieder etwas Föhn aufkommen lässt. Vor
allem im Süden und Westen Deutschlands setzt sich dann mildere Luft durch. Unter
dem Keil stellt sich ruhiges und trockenes Wetter ein und es dürfte recht sonnig
werden. Allerdings frischt bodennah der Ostwind etwas auf.
Am Freitag ändert sich nicht viel an der Lage: Wir liegen weiterhin unter der
Achse des Rückens, die jetzt nach Nordwesten geneigt ist. Dabei bilden sich über
Deutschland zunehmend Luftmassenunterschiede aus. Während das Tief über dem
Atlantik weiter recht milde Luft (0 bis 4 Grad in 850 hPa) in den Westen und
Süden lenkt, gelangt an der Südflanke des Skandinavienhochs wieder kältere
Festlandsluft (-6 Grad über Vorpommern) in den Nordosten. Wenn man dann noch die
bodennah östlichen Winde im ganzen Land einkalkuliert, dann dürfte es vom
Nordosten bis zur Mitte nicht allzu warm werden. Das Wettergeschehen bleibt aber
weiterhin ruhig mit Tendenz zu recht sonnigem Wetter.
Am Samstag tropft der Trog über Westeuropa zunehmend ins Mittelmeer ab und über
dem westlichen Mittelmeer fällt auch der Bodendruck. Während gleichzeitig das
Skandinavienhoch recht kräftig bleibt, verschärft sich der Gradient über
Deutschland und der östliche bis nordöstliche Wind nimmt zu, über dem Norden und
der Mitte könnte es dann zu stürmischen Böen kommen. Gleichzeitig weitet sich
die kalte Festlandsluft weiter westwärts aus, in 850 hPa erreicht die
-12-Grad-Isotherme den Nordosten Deutschlands. So könnte sich zwar recht
sonniges Wetter einstellen, allerdings bei recht frischen Temperaturen und
unangenehmem Ostwind.
Am Sonntag und zum Wochenbeginn könnte der Luftdruck über dem Mittelmeer
zunächst weiter fallen, so dass die Ostlage bei uns andauern würde und von Süden
her auch Niederschläge auf den Süden übergreifen könnten. Nachfolgend wird eine
Abschwächung des Windes simuliert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen Laufes mit den beiden Vorgängerläufen ist sehr gut.
Bis zum Freitag sind die Unterschiede recht geringfügig und bestehen vor allem
darin, dass der gestrige 12-UTC-Lauf die Kaltluft etwas weiter nach Deutschland
vordringen ließ als der heutige 00-UTC-Lauf, der gestrige 00-UTC-Lauf etwas
weniger weit. Diese Unterschiede verstärken sich zum Samstag: Nach dem gestrigen
12-UTC-Lauf ergießt sich eine sehr kalte Luftmasse (-10 bis -16 Grad in 850 hPa)
über weite Teile Deutschlands, weil das Skandinavienhoch etwas stärker und
weiter nach Westen ausgreifend simuliert wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Das ICON zeigt bis Samstag eine ähnliche Entwicklung wie IFS, allerdings wird
die Kälte im Osten etwas stärker auf Distanz gehalten. GFS lässt das atlantische
Tief etwas stärker Einfluss auf Mitteleuropa nehmen, während das
Skandinavienhoch etwas zurückgezogen ist. Dementsprechend wird es unbeständiger
und die Kaltluft bleibt noch mehr auf Distanz. Eine ähnliche Entwicklung zeigt
auch NAVGEM. GEM hat das Skandinavienhoch gar nicht im Programm und zeigt
dementsprechend auch keine östlichen Winde. Das chinesische Modell zeigt
hingegen ein sehr starkes Skandinavienhoch, allerdings etwas nach Osten
verschoben, so dass die Kaltluft weiter östlich nach Süden gelangt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EZMW-Ensemble verteilt sich im Zeitraum Do, 00 UTC bis Sa, 00 UTC auf 3
Cluster, die im Potenzialfeld recht ähnlich aussehen. Betrachtet man jedoch das
Bodendruckfeld, so treten die entscheidenden Unterschiede zu Tage: Während C1
und C3 (zusammen 34 Mitglieder) die Tiefdruckzone auf Deutschland übergreifen
lassen und somit eher südliche bis westliche Winde im Programm haben, zeigt C2
(17 Mitglieder, Hauptlauf, Kontrolllauf) die Variante mit dem stärkeren
Skandinavienhoch und dem Tiefdruckeinfluss, der sich Richtung westliches
Mittelmeer ausdehnt. Das heißt aber, dass auch in der Clusterung die
feucht-milderen Varianten die Mehrheit stellen.
Dies lässt sich auch an den Rauchfahnen erkennen, wobei heute mal Greifswald
gewählt wird, weil im Nordosten die markantesten Unterschiede auftreten. So
zeigt die Rauchfahne bis Mittwoch nur geringe Streuung der Werte. Die Mehrheit
der Mitglieder zeigt ab Donnerstag schon wieder einen Temperaturanstieg auf 0
Grad in 850 hPa, während der Hauptlauf zeitweise unter -10 Grad absinkt,
einzelne Ensemblemitglieder sogar bis -18 Grad. Das Geopotenzial ist dagegen
beim Hauptlauf höher als beim Schwerpunkt der Mitglieder. Einige Mitglieder
zeigen auch Niederschlagssignale, vornehmlich wieder ab Samstag. Die
GFS-Rauchfahnen für Greifswald zeigen sowohl Hauptlauf als auch den Schwerpunkt
der Ensemblemitglieder von Donnerstag bis Sonntag um 0 Grad in 850 hPa, wobei
auch einzelne Ausreißer unter -10 Grad in 850 hPa zurückgehen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt am Dienstag ein Signal für Wind über Süddeutschland. EZMW-EPS
zeigt ein hohes Signal für stürmische Böen über dem Süden Deutschlands und
Sachsen am kommenden Dienstag, mit Schwerpunkt im westlichen Alpenvorland.
Cosmo-LEPS zeigt nur schwächere Signale.

Cosmo-LEPS zeigt ein schwaches Signal für Dauerniederschlag über 30 mm in 24
Stunden am Montag/Dienstag im Schwarzwald. Da die Schneefallgrenze hoch liegt,
sollte allenfalls in den Gipfellagen Schnee fallen. Am Dienstag gibt es noch ein
leichtes Signal für über 10 cm Neuschnee in den Allgäuer Alpen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX bis Donnerstag, danach EZMW-EPS. Der EZMW-Hauptlauf wird ab Freitag
verworfen. MOS-MIX-Produkte sollten ab Freitag ebenso nicht verwendet werden,
weil bei diesen auch noch der noch extremere gestrige 12-UTC-Lauf eingeht.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann