DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-03-2018 08:30
SXEU31 DWAV 100800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 10.03.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W

In den Alpen vorübergehend Föhn.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... wird der Wetterablauf, wie auch an den Folgetagen zyklonal geprägt
sein. Dabei wölbt sich vor einem Trog vor dem europäischen Festland ein Rücken
auf, der uns ostwärts überquert. Die Höhenströmung dreht von westlichen auf
südwestliche bis südliche Richtungen. Auch am Boden dreht die Strömung von
Südwest mehr nach Süd und die Warmfront des Tiefs südwestlich von Irland
überquert auch die nördlichen Landesteile, zumindest zum größten Teil. Die kalte
Meeresluft polaren Ursprungs, in der es anfangs im Nordosten und im
Mittelgebirgsraum eine gewisse (sehr geringe) Glättegefahr gibt (Gefrieren von
Nässe, vereinzelt Glatteisregen), wird damit durch sehr milde Meeresluft
subtropischen Ursprungs ersetzt. In dieser sind die Temperaturen im Laufe der
Nacht im Westen und Südwesten schon auf über 10 Grad angestiegen.
Präfrontal frischt der Wind im Tagesverlauf vor allem an einigen
Küstenabschnitten nochmal etwas auf mit einigen Böen Bft 7 an Teilen der
Schleswig-Holsteinischen Küste. Ansonsten spielt der Wind keine große Rolle, er
frischt nur in einigen Berglagen kräftiger auf mit Bft 6 bis 7, exponiert 8 in
Böen. Warnwürdig ist das Ganze aber nicht.

Der frontale Regen erfasst im Tagesverlauf auch den äußersten Nordosten. Die
Mengen sind überschaubar mit 2 bis 5, in Schleswig-Holstein 5 bis 10, örtlich 15
mm in 12 Stunden. Dass es im Warmsektor des Tiefs nicht wirklich aufgeht, liegt
an einem Kurzwellentrog und fortgesetzter Warmluftadvektion, die zu Hebung
Anlass geben. Die resultierende kompakte Bewölkung über Frankreich und der
Schweiz greift aktuell schon wieder mit Regen auf Deutschland über und breitet
sich mit leicht abschwächender Tendenz (durch den überlagerten und sich
kräftigenden Rücken) auf den Südwesten und Süden Deutschlands aus.
Die Sonnenanteile halten sich für den heutigen Tag in Grenzen. Am ehesten
lockert die Bewölkung ganz im Süden auf mit leicht föhniger Unterstützung.
Ansonsten gibt es vor allem nach Südosten hin Auflockerungen. Die Temperatur
erreicht an der Ostsee, wo noch keine Frontpassage erfolgt, maximal 2 bis 5
Grad, sonst im Nordosten 4 bis 9 Grad, in den anderen Gebieten werden meist 11
bis 17 Grad erreicht und das obwohl sich die Sonne rarmacht.

In der Nacht zum Sonntag verhält sich das Strömungsmuster insgesamt progressiv;
so schwenkt der Rücken nach Osten, während die Warmfront langsam auch den
äußersten Nordosten Deutschlands überquert, so dass wir am Boden im Warmsektor
des Tiefs liegen. Es bildet einen neuen Schwerpunkt über der Biskaya. Die
wellende Kaltfront bleibt noch außen vor und beeinflusst wohl nur den äußersten
Westen und Südwesten mit einigen Schauern. Dafür frischt der Wind in Hochlagen
der Alpen mit der südlichen Strömung deutlich auf; es stellt sich eine Föhnlage
ein und auf einigen Gipfeln muss mit teils schweren Sturmböen gerechnet werden.
In Föhntälern langt es zum Morgen vielleicht auch für Bft 7. Auch auf einigen
Mittelgebirgsgipfeln und an der See kann der Wind in Böen Stärke 7 erreichen.

Ansonsten bildet sich nachdem der Regen abgeklungen ist, gebietsweise teils
dichter Nebel, der darüber hinaus auch durch aufliegende Wolken möglich ist.
Frost spielt keine Rolle, die Luft kühlt auf Werte zwischen 10 und 2 Grad ab.

Sonntag... verlagert sich der Rücken und weiterer leichter Amplifizierung durch
die Warmluftadvektion etwas nach Osten. Wir kommen mehr auf die Trogvorderseite
in eine südliche Strömung, wobei niedertroposphärisch eine sehr milde Luftmasse
zu uns geführt wird, in der die Temperatur in 850 hPa auf 5 bis 10 Grad, mit
Föhnunterstützung im SE auch über +10 Grad. Wir liegen weiter im Warmsektor des
mit Kern zu Bretagne ziehenden Tiefs. An der wellenden Kaltfront bilden sich
kleinräumige Tiefs, von denen eines über Nordostfrankreich und Benelux in die
südliche Nordsee ziehen soll.
Die Kaltfront erreicht im Tagesverlauf den Westen Deutschlands. Im Vorfeld der
Front ist die Luftmasse in der Südwest- und Westhälfte leicht instabil
geschichtet und unterstützt durch die dynamische Hebung an der Front und durch
KW Tröge in der Höhe werden bereits am Vormittag schauerartige Regenfälle
ausgelöst, die auf den Westen und Südwesten Deutschlands übergreifen und unter
Abschwächung bis zum Abend ostwärts bis in die mittleren Landesteile
vorankommen. Ob das nun gekoppelt an eine der Kaltfront vorlaufenden Konvergenz
geschieht, bleibt abzuwarten, auf jeden Fall gibt die Luftmasse (ML-Cape
stellenweise bis 100 J/kg) vereinzelte Gewitter her, die bei PPW-Werten um 20 mm
lokal eng begrenzt auch von Starkregen und kleinkörnigem Hagel sowie einzelnen
Böen Bft 7 bis 8 begleitet werden können.
Im Rest des Landes dürfte es im Warmsektor keine nennenswerten Niederschläge
geben.
Mit der sich leicht verstärkenden niedertroposphärischen Strömung weist der Wind
etwas mehr Warnrelevanz auf. An den Alpen gibt es leichten Föhn mit teils
schweren Sturmböen aus Süd auf exponierten Gipfeln und einzelnen steifen bis
stürmischen Böen in föhnanfälligen Tälern. Am Erzgebirge und im Zittauer Gebirge
kann es in einigen Tälern Böen Bft 7 aus Südost geben ("Böhmischer Wind"). In
den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge muss mit starken, exponiert
stürmischen Böen gerechnet werden.

Die Sonne scheint vor allem von Südbayern bis zur Lausitz recht häufig, lässt
sich aber auch an den Nordrändern der übrigen Mittelgebirge ab und zu mal
blicken, lediglich ganz im Westen und im Nordwesten bleibt es bedeckt.
Generell wird es sehr mild mit Höchstwerten zwischen 8 und 12 Grad Richtung
Küsten, sonst zwischen 13 und 18 Grad, im Alpenvorland sind 20 Grad nicht
ausgeschlossen.
In der Nacht zum Montag verlagern sich Trog und Bodentief über Nordfrankreich
nach Osten. Das Bodentief über der Nordsee zieht eher nach Norden und die davon
ausgehende Kaltfront kommt über Deutschland insgesamt nach Osten voran. Sie wird
im Nordosten durch den blockierenden Rücken abgebremst, während sie im Süden
zügig nach Osten durchzieht. Anfangs sind einzelne Gewitter möglich, sonst kommt
es gebietsweise zu schauerartigen Regenfällen, die den Nordosten noch aussparen,
im Süden aber durch einen KW Trog über dem Alpenraum verstärkt werden und dort
gebietsweise 10 bis 20 mm Regen in 12 Stunden bringen können. Diese Regenfälle
breitet sich im Laufe der Nacht über dem Osten nordwärts aus.
Mit Passage der KF bricht der Föhn zusammen, es kann mit der Druckwelle aber
einzelne stärkere Böen geben. Die Nacht bleibt in der einströmenden, weiter
recht milden Luftmasse frostfrei.


Montag... kommt der Trog über Frankreich nach Osten voran, wobei auf seiner
Vorderseite der Troganteil von den Alpen aus nach Norden schwenkt. Dabei kommt
es an der Kaltfront zur Bildung eines flachen Wellentiefs, das über
Ostdeutschland nach Norden zur Ostsee zieht. Postfrontal (Anafront) treten in
der Osthälfte verbreitet schauerartige Regenfälle auf, die in 12 Stunden
gebietsweise 10 bis 20 mm Regen bringen können. Signale für Stark- oder
Dauerregen gibt es aber kaum. Auch im Westen kommt es im Trogbereich bei leicht
instabiler Schichtung und CAPE-Werten um 100 J/kg zu Schauern, bzw.
schauerartigen Regenfällen, wobei auch ein kurzes Gewitter, vielleicht auch mit
Starkregen (PPW um 15 mm) nicht ausgeschlossen werden kann.
Über der Südhälfte nimmt der Gradient zu mit einzelnen starken Böen im Südwesten
und starke bis stürmischen Böen aus Südwest bis West im Bergland. Die Luftmasse,
die dann aus westlichen Richtungen zu uns gelangt, ist nicht mehr ganz so mild
wie am Sonntag. Die Höchstwerte liegen aber weiter meist zwischen 10 und 15
Grad. Nur an den Küsten bleibt es kühler.

In der Nacht zum Dienstag kommt der Trog unter Abschwächung in den Nordwesten
voran, während sich der Schwerpunkt des tiefen Drucks am Boden nach
Südskandinavien verlagert. Mit der westlichen Strömung gelangt immer kühlere
Luft zu uns, die aber leicht instabil geschichtet bleibt. Die Anafrontregenfälle
im Nordosten ziehen langsam über die Ostsee ab, während von Westen her
schauerartige Regenfälle übergreifen, anfangs vereinzelt gewittrig. Es bleibt
frostfrei.
Der Gradient ist vor allem in der Südhälfte gut ausgeprägt und es kommt im
Südwesten zu einzelnen starken Böen, im Bergland der Südhälfte zu starken bis
stürmischen Böen, exponiert zu Sturmböen aus Südwest bis West.

Modellvergleich und -einschätzung
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Abgesehen von den üblichen Unschärfen, simulieren die Modelle weitgehend
ähnlich. Ob es tatsächlich am Sonntag im Westen zu örtlichen Gewittern reicht,
muss abgewartet werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner