DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-03-2018 17:30
SXEU31 DWAV 081800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 08.03.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Freitag gebietsweise Glätte oder Schneefall. Zudem teils
windig. Ab Freitag durchgreifende Milderung, an den Alpen aufkommender Föhn.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... ist ausgehend von einem Langwellentrog über dem Nordostatlantik ein
recht scharfer Randtrog in Form eines kleines Höhentiefs in die mittlere Nordsee
gezogen. Es zieht nun in die westliche Ostsee weiter. In seinem Schlepptau hat
es ein schwaches Randtief, dessen Zentrum immer knapp nördlich des Höhentiefs zu
finden ist. Die teilokkludierte Front dieses Tiefs hat Deutschland angefacht
durch WLA und PVA mit Niederschlägen erreicht, die sich im Verlaufe der Nacht
zum Freitag nach Osten und Süden hin ausbreiten. Südlich der Donau bleibt es
jedoch meist trocken. Kompensatorisches Absinken hinter der Front lässt die
Niederschläge rasch wieder abklingen, sodass es von Westen her bald abtrocknet.
Im Norden und Westen muss in der Nähe zum Höhentief durch Labilisierung aber mit
Schauern oder ganz vereinzelt möglichen Graupelgewittern gerechnet werden.
Die Frage der Phase des Niederschlags ist nicht trivial zu beantworten.
Grundsätzlich kann ab 400 bis 600 m mit Schneefall gerechnet werden, die
Neuschneemengen werden von den Modellen einheitlich bei maximal 1 bis 5 cm
gesehen. Im Norden und Nordosten wird Schneefall bis in tiefe Lagen angedeutet,
jedoch nur geringe Neuschneemengen um 1 cm simuliert. Von daher dürfte eine
Glättewarnung (vor Schneematsch) dort meist ausreichen. Zwar wird von COSMO-DE
auch gefrierender Regen angeboten, beim genauen Hinschauen findet man diesen
aber nur über dem Meer (wahrscheinlich aufgrund einer vom Modell über der See
angenommenen Eisfläche). Glätte durch gefrierenden Regen sollte daher höchstens
sporadisch auftreten, zumal die Böden nun nicht mehr ganz so kalt sind und die
Ausstrahlung in der Nacht bei rasch aufkommender Bewölkung und den
Niederschlägen eigentlich nicht ausreicht. Etwas anders sieht die Lage bezüglich
gefrierenden Regens im ostbayrischen Bergland aus, wo die Wahrscheinlichkeit
dafür höher einzuordnen ist, da eine "warme Nase" etwa bei 900 hPa durchaus zu
sehen und leichter Frost vor Aufkommen der Niederschläge wahrscheinlich ist.
Im Vorfeld der Front ist der Südwestwind aufgefrischt, der in der Nacht zum
Freitag vor allem in der Mitte zunächst noch in Böen gebietsweise stark bis
stürmisch mit Bft 7 bis 8 weht. Auf exponierten Gipfeln gibt es Sturmböen
(Fichtelberg, Bft 9) oder schwere Sturmböen (Brocken, Bft 10). Nach Durchgang
der Front lässt der Wind nach. An der Nordsee frischt er jedoch in der Nähe zum
(Höhen-) Tief wieder auf und kann in Böen stark bis stürmisch wehen.
Zudem bildet sich nach dem Abklingen der Niederschläge vor allem in der Mitte
stellenweise Nebel. Frost bleibt im Wesentlichen zwar auf die Mittelgebirge und
den Südosten beschränkt, dennoch ist bei gebietsweisem Frost in Bodennähe
vereinzelt Glätte durch überfrierende Nässe bis in tiefe Lagen möglich.

Freitag ... zieht das kleine Höhentief in die östliche Ostsee weiter und mit ihm
auch das Bodentief. Von Westen her wölbt sich ein Rücken in Richtung Britische
Inseln auf. Das Tief bewirkt im Nordosten bis zum Nachmittag noch Regenfälle,
anfangs auch Schneefall, der wahrscheinlich auch dann mit einer Glättewarnung
durch Schneematsch ausreichend bewarnt sein wird. In der Mitte macht sich durch
den Rücken Absinken bemerkbar, sodass es dort vielfach trocken bleibt und es
gelegentlich Sonnenschein gibt. Im Süden liegen dagegen Reste der alten Front,
die sich zunächst immer weiter abschwächt. Leichte Regen-, in höheren Lagen
teils Schneefälle (inklusive Glätte- oder vielleicht noch Schneefallwarnungen in
höheren Lagen) schwächen sich immer mehr ab.
Allerdings wird der Rücken von Südwesten her von massiver WLA überlaufen. Diese
aktiviert die über dem Süden Deutschlands liegende alternde Warmfront wieder und
lässt sie rückläufig in die Mitte Deutschlands werden, wobei sie sich dann mit
einem Tief auf dem Atlantik verbindet. So kommen vor allem im Südwesten neue
Regenfälle auf, die keine Warnrelevanz haben. Die Schneefallgrenze steigt auf
über 2000 m. Die Höchsttemperaturen liegen an der See und auf den Bergen
zwischen 3 und 8 Grad, sonst bei 8 bis 14, am Oberrhein örtlich schon bis 15
Grad.
Im Nordosten frischt der Wind in der Nähe zum Höhentief auf und bis zum frühen
Nachmittag muss noch mit starken Böen Bft 7 aus West bis Südwest gerechnet
werden. Im Bergland treten noch stürmische Böen Bft 8, exponiert auch Sturmböen
Bft 9 auf.

In der Nacht zum Samstag erreicht die Achse des Rückens bis zum Morgen
Westdeutschland. Die WLA schreitet ebenso nach Nordosten voran, wobei die
Warmfront des Atlantiktiefs eine Linie Deutsche Bucht - Erzgebirge erreicht. Die
Niederschläge verstärken sich durch die WLA zwar weiterhin noch etwas,
warnrelevante Mengen sind aber nicht abzuleiten (auch nicht bei den Ensembles).
Ebenso dürfte Schneefall selbst in höchsten Lagen keine Rolle mehr spielen.
Meist trocken bei nur wenigen Auflockerungen (die WLA sorgt für viele Wolken)
bleibt es im Nord- und Südosten. Vereinzelt kann sich dort jedoch Nebel bilden,
zudem ist etwa nordöstlich der Elbe noch einmal leichter Frost bis -3 Grad
angezeigt. Sonst sinkt die Temperatur auf 8 bis 2 Grad.
Der Wind schwächt sich dagegen wieder ab, allenfalls auf exponierten Berggipfeln
gibt es noch starke Böen Bft 7. In den Alpen kommt dafür der Föhn langsam in
Gang, auf den höchsten Gipfeln treten erste Sturmböen Bft 9 auf.

Samstag ... schwenkt der Rücken langsam über Deutschland hinweg nach Osten. Die
Warmfront des immer noch draußen auf dem Atlantik liegenden Tiefs zieht
allmählich in den Nordosten des Landes, sodass es auch dort zu Regenfällen
kommt. Die kältere Luft am Boden lässt sich freilich nur schwer ausräumen und
die Höchsttemperaturen liegen dort meist nur zwischen 3 und 9 Grad. Sonst ist
aber die milde bis sehr milde Luft wirksam und die Temperatur steigt verbreitet
auf zweistellige Werte bis lokal 17 oder 18 Grad. Da es dabei allerdings auch
immer wieder zu Regenfällen kommt, stellt sich kaum ein frühlingshafter Eindruck
ein. Im Südosten bleibt es voraussichtlich zwar trocken, aber auch dort herrscht
vielfach starke Bewölkung vor, zumal der Föhn noch nicht richtig durchbricht und
so nicht für Wolkenauflösung sorgen kann. Allgemein sind höchstens auf den
exponierten Gipfeln starke Windböen Bft 8 zu erwarten. Im Südwesten weht der
Wind in Böen zwar teils frisch, wird aber wohl nicht warnwürdig.

In der Nacht zum Sonntag erreicht der Rücken mit seiner Achse Polen.
Gleichzeitig gelangen wir in den Einflussbereich des ihm folgenden
Langwellentrogs. Er korreliert mit dem Tief über dem nordöstlichen Atlantik, das
nun zum Zentraltief wird und in der südwestlichen Strömung weitere Ausläufer
nach Deutschland steuert. Vorübergehend kann sich jedoch schwacher
Zwischenhocheinfluss bemerkbar machen und die Niederschläge lassen vielerorts
nach, allerdings bildet sich dann stellenweise Nebel. Vor allem im Küstenumfeld
und im äußersten Südwesten gibt es aber leichte Regenfälle. Schneefall bleibt
bei Tiefstwerten von 10 bis 1 Grad weiterhin kaum ein Thema. Das gilt auch für
den Wind, auf höheren Alpengipfeln kommt es durch den Föhn aber zu stürmischen
Böen Bft 8 oder Sturmböen Bft 9 aus Südwest.

Sonntag ... nähert sich der Langwellentrog immer mehr Mitteleuropa an. Die
Strömung steilt dadurch über Deutschland auf und die Zufuhr sehr milder Luft
hält an. In 850 hPa werden Temperaturen zwischen 5 und 12 Grad vorhersagt.
Entsprechend warm wird es auch in 2 m. Außer direkt an der See sind durchweg
zweistellige Höchstwerte bis örtlich 18 oder 19 Grad zu erwarten. Insbesondere
die Osthälfte des Landes profitiert dabei vom schwachen Zwischenhocheinfluss.
Viel Sonnenschein wird es aber nicht geben, weil erneut WLA für viel Bewölkung
sorgt. In der Westhälfte bringen die neuen Ausläufer des Zentraltiefs
gebietsweise Regen im nicht warnwürdigen Bereich, allerdings sind lokal Gewitter
möglich. Die Niederschlagsverteilungen werden von den Modellen noch recht
unterschiedlich behandelt, vor allem scheint ein Ausgreifen der Niederschläge
etwas weiter nach Osten hin möglich. Der Wind spielt weiterhin eine
untergeordnete Rolle, der Föhn an den Alpen mit Sturmböen auf den Gipfeln lässt
zum Abend hin nach.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren bis zum Samstag die anstehende Wetterlage sehr ähnlich.
Auf Unterschiede bezüglich der Niederschläge am Sonntag wurde im Text bereits
eingegangen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler