DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-03-2018 08:01
SXEU31 DWAV 080800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 08.03.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Wz, Übergang zu TrW
Wechselhaft mit zeitweiligen Niederschlägen mit Mengen voraussichtlich unterhalb
der Warnschwellen. Auf exponierten Berggipfeln und vereinzelt auch an der Küste
Böen Bft 8 bis 9.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... befindet sich Deutschland unterhalb einer leicht mäandrierenden
westlichen Höhenströmung, die über dem östlichen Mitteleuropa vorderseitig eines
Höhenrückens über Nordwestrussland nach Norden abknickt. Dabei verlagert sich
ein zwar hochreichendes, aber im Bodenfeld nur flaches Bodentief über der
südlichen Ostsee im Tagesverlauf nordnordostwärts und füllt sich weiter auf. In
seinem Einflussbereich gibt es am Vormittag im Nordosten noch schauerartige
Niederschläge, die von Schleswig-Holstein bis nach Brandenburg teilweise als
Schnee fallen und anfangs für Glätte sorgen. Die Mengen sind aber nur gering,
nennenswerte Neuschneemengen kommen keine mehr zusammen und bis zum Mittag
ziehen die Niederschläge ostwärts ab.
Nach Durchschwenken eines flachen kurzwelligen Höhenrückens folgt bereits am
Nachmittag von Westen her ein markanter Kurzwellentrog, der am späteren Abend
mit seinem Drehzentrum die Deutsche Bucht erreicht und auf dessen mit einem
beeindruckenden diffluent konturierten Geopotenzialfeld ausgestatteter
Vorderseite vor allem aufgrund von PVA recht kräftige Hebung simuliert wird.
Das korrespondierende Bodentief zieht über England hinweg bis zum Abend zur
mittleren Nordsee. Das okkludierte Frontensystem greift dann auf den Westen und
Nordwesten Deutschlands über, im Vorfeld setzen ab den späten Mittagsstunden
schauerartige Regenfälle ein, die bis zum Abend ganz West- und
Nordwestdeutschland überdecken. Dabei fällt im Bergland, oberhalb von etwa 400
bis 600 m, zunehmend Schnee mit wenigen Zentimetern Neuschnee in einigen
Gipfellagen, auch in Schleswig-Holstein kann der Regen eventuell mit Schnee
vermischt sein. Die Mengen bleiben aber allgemein mit 2 bis 8 mm in sechs
Stunden weit unterhalb jeglicher Warnrelevanz.
Mit der Gradientzunahme frischt allerdings bereits weit im Vorfeld - im Laufe
des Vormittags - der Wind vor allem im Westen und in der Mitte aus West bis
Südwest auf. Dabei kann es bis in tiefe Lagen steife Böen geben (Bft 7), in
exponierten und freien Lagen reicht es eventuell auch für vereinzelte stürmische
Böen (Bft 8), am ehesten entlang und westlich des Rheins. Gleiches gilt für die
höheren Lagen, auf exponierten Gipfeln (Brocken, Fichtelberg) kann es natürlich
auch Sturmböen (Bft 9) geben.
Im übrigen Land verläuft der Tag warntechnisch überwiegend ruhig. Vor allem
südlich der Donau scheint dazu im Tagesve5rlauf auch länger die Sonne. Von
Südwesten her gelangt vorderseitig des Kurzwellentroges etwas mildere Luft ins
Vorhersagegebiet, die Temperatur in 850 hPa steigt auf Werte zwischen +2 Grad im
Süden und -3 Grad im Nordosten, die Höchstwerte bewegen sich zwischen +3 Grad
auf Rügen und +14 Grad im Südwesten.

In der Nacht zum Freitag verlagert sich der Kurzwellentrog rasch weiter ostwärts
und erreicht morgens die südliche Ostsee. Dahinter stellt sich eine recht
kräftige westnordwestliche Höhenströmung ein. Das Bodentief zieht bis
Freitagfrüh in den Raum Kopenhagen und beginnt sich allmählich aufzufüllen. Das
zugehörige Frontensystem kommt im Norden rasch nach Osten voran und erreicht
bereits Polen, während es nach Süden zu mangels Schubkomponente und bei
steigendem Bodendruck in etwa zwischen Main und Donau hängenbleibt.
Nach wie vor fallen die Niederschläge nicht allzu üppig aus, meist sind es
weniger als 5 mm in 6 Stunden. In höheren Lagen, oberhalb von etwa 400, nach
Süden zu eher 600 m, fällt etwas Schnee mit wenigen Zentimetern Neuschnee in den
Kammlagen der Mittelgebirge, auch im Nordosten kann das der Fall sein. Dort gibt
es aber - wenn überhaupt - nur ganz vereinzelt Glätte durch Schneematsch. Das
Thema Glatteisregen, der in der Modellwelt hier und da sporadisch mal auftaucht
(Nordosten, Bayerischer Wald), dürfte ebenfalls nur eine untergeordnete Rolle
spielen.
Rückseitig des Tiefs gelangt mit dem Trog ein Schwall höhenkalter Luft nach
Norddeutschland, wobei dort die Niederschläge dann auch konvektiven Charakter
annehmen können, während sie ansonsten von Westen her wieder rasch nachlassen.
In Schleswig-Holstein und im nördlichen Niedersachsen kann es gebietsweise und
vorübergehend auch mal kräftigere schauerartige Niederschläge, teils auch
Schneeregen oder Schnee bis in tiefe Lagen (mit Glättegefahr durch
Schneematsch), geben, kurze Graupelgewitter nicht ganz ausgeschlossen.
Der Wind nimmt nach Frontpassage im Westen und in der Mitte rasch ab, später
gibt es lediglich auf den Mittelgebirgsgipfeln noch warnrelevante Böen (Bft 8
bis 9). Im Norden frischt er hingegen mit Passage des Bodentroges etwas auf und
erreicht im Nordseeumfeld in Böen Bft 7, vereinzelt 8 aus West.
Frost und örtliche Glätte durch Überfrieren bleibt wohl nur in höheren Lagen, an
den Alpen und im Alpenvorland Thema. Auch im Westen und in der Mitte kann es bei
vorübergehendem Aufklaren stellenweise leichten Frost oder Bodenfrost und ganz
vereinzelt Glätte durch Überfrieren geben.

Freitag... zieht der Kurzwellentrog rasch ostwärts ab und verliert endgültig den
Einfluss auf unser Wetter. Währenddessen kommt es über dem nahen Ostatlantik zu
einer markanten Austrogung, vorderseitig führt kräftige WLA zum Aufbau eines
Höhenrückens, der abends das westliche Mitteleuropa erreicht. Dieser wird aber
bereits von der WLA überlaufen, die dann auch zunehmend das Vorhersagegebiet
beeinflusst.
Im Bodenfeld zieht das Tiefdruckgebiet über Südschweden weiter zur mittleren
Ostsee und füllt sich weiter auf. Vormittags gibt es im Nordosten und entlang
der Kaltfront noch einzelne schauerartige Niederschläge ohne nennenswerte
Mengen, im Nordosten teils als Schnee, sonst als Regen, im Bayerischen Wald
besteht noch ein geringes Risiko für gefrierenden Regen. Bis zum Mittag haben
diese meist aufgehört.
Die Kaltfront wird über Süddeutschland rückläufig und geht über in die Warmfront
eines kräftigen, sich im Zuge des Austrogungsprozesses noch etwas verstärkenden
Tiefs westlich von Irland. Sie kommt allmählich nordostwärts voran, so dass
Südwest- und Süddeutschland zunehmend in den Warmsektor gelangen, bis zum Abend
steigen die Temperaturen in 850 hPa dort auf Werte zwischen 2 und 6 Grad,
während sie im Nordosten zwischen -4 und -1 Grad verharren. Die Warmfront
erweist sich zunächst noch als wenig wetteraktiv, allerdings macht sich die
kräftige WLA in Form recht dichter mittelhoher und hoher Wolkenfelder bemerkbar,
die am Abend weite Teile des Landes erfassen. Dann kann es ganz im Westen auch
etwas regnen.
Vor allem im Osten und Nordosten frischt der Wind mit Passage des Bodentroges am
Vormittag vorübergehend noch einmal auf und es kann auch in tiefen Lagen steife
Böen (Bft 7), an den Nordrändern von Harz, Thüringer Wald und Erzgebirge
aufgrund des Leitplankeneffektes in freien Lagen ganz vereinzelt auch stürmische
Böen (Bft 8) aus West geben. In den Gipfellagen der Mittelgebirge muss weiterhin
mit Böen Bft 8 bis 9 gerechnet werden. Nachmittags und abends nimmt der Wind
allerdings sehr rasch ab.
Die Sonne zeigt sich vor allem an den Alpen, im Alpenvorland und am
Erzgebirgsnordrand für längere Zeit. Die Temperaturen steigen im Norden und
Osten auf 4 bis 9 Grad, im Westen und Süden im Warmsektor auf 8 bis 14 Grad, am
Oberrhein und im Alpenvorland stellenweise auch darüber.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der inzwischen breit angelegte Höhenrücken
nach Mitteleuropa. Dabei kann sich die WLA über dem Vorhersagegebiet noch etwas
verstärken.
Das mit dem kräftigen Ostatlantiktrog korrespondierende Bodentief
westsüdwestlich von Irland bleibt nahezu quasistationär und kann sich noch etwas
vertiefen. Die zugehörige Warmfront kommt im Bereich des Höhenrückens mangels
Schubkomponente zunächst nur zögernd nach Nordosten voran, allerdings verstärken
sich die Hebungsprozesse aufgrund der WLA und es setzen verbreitet Niederschläge
ein, die morgens in etwa die Elbe erreichen. Diese fallen allgemein bis in
höchste Mittelgebirgslagen als Regen, wobei in einigen Tälern der östlichen
Mittelgebirge, die vorher noch bis in den Frostbereich auskühlen können, aber
auch im Bereich der Elbe ein geringes Risiko für gefrierenden Regen besteht. Die
Modelle geben allerdings so gut wie keine Hinweise darauf.
Vor allem in den Staulagen der westlichen Mittelgebirge regnet es auch für
längere Zeit. ICON-EU simuliert dort gebietsweise mehr als 10 mm in 12 Stunden,
GFS und IFS allerdings etwas weniger.
Nordöstlich der Elbe und auch südlich der Donau bleibt es (noch) überwiegend
trocken, an den Alpen kommt leichter Föhn auf.
Der Wind frischt trotz Gradientzunahme aufgrund der stabilen Schichtung wohl nur
in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge und der Alpen warnrelevant mit
Böen Bft 8, vereinzelt 9 aus südlichen Richtungen auf, eventuell kommt auch in
einigen Tälern der östlichen Mittelgebirge Böhmischer Wind mit Böen Bft 7 aus
Südost auf.
Frost ist wohl nur im Nordosten, in einigen Tälern der ost- und südostdeutschen
Mittelgebirge sowie an den Alpen Thema.

Samstag... schwenkt der Höhenrücken über Mitteleuropa nur zögernd weiter
ostwärts, so dass erst zum Tagesende die Höhenströmung über dem Westen des
Vorhersagegebietes allmählich auf Südwest dreht. Nach wie vor bleibt auch die
markante WLA erhalten, die sich im weiteren Tagesverlauf ganz im Westen
allmählich abschwächt.
Die Warmfront des nahezu ortsfesten Tiefs kommt somit weiterhin nur zögernd nach
Nordosten voran, erreicht aber am Abend schließlich auch die vorpommersche
Ostseeküste. Im Warmsektor gibt es weitere Niederschläge - bis in höchste Lagen
in Form von Regen - die mengenmäßig aber nicht allzu üppig ausfallen. Lediglich
in den Staulagen der westlichen Mittelgebirge werden erneut gebietsweise mehr
als 10 mm in 12 Stunden simuliert, so dass zumindest nach Lesart des ICON-EU
örtlich mehr als 20 mm in 24 Stunden zusammenkommen (Bergisches Land), für die
Vogesen werden sogar warnrelevante Mengen bis an die 40 mm simuliert. Sowohl GFS
als auch IFS haben aber geringere Mengen auf der Karte (GFS im Schwarzwald
allerdings gebietsweise um 15 mm in 12 Stunden). Auch die Probabilistik
(COSMO-LEPS, ECMWF-EPS) gibt aktuell keine Signale für Dauerregen. Die Kaltfront
bleibt noch weit westlich des Vorhersagegebietes und beginnt abends innerhalb
der dort mehr auf Südwest drehenden Höhenströmung über dem westlichen Frankreich
zu verwellen.
Der Wind spielt warntechnisch kaum eine Rolle. Lediglich auf einigen exponierten
Mittelgebirgs- und Alpengipfeln gibt es stürmische Böen aus südlichen
Richtungen.
Im Warmsektor gelangt sehr milde Luft subtropischen Ursprungs ins
Vorhersagegebiet. Bis zum Abend steigt die Temperatur in 850 hPa auf Werte
zwischen 2 Grad auf Rügen und 8 Grad am Bodensee. Dabei scheint vor allem im
Südosten auch ab und zu die Sonne, sonst überwiegen aufgrund der WLA die Wolken.
Trotzdem wird es mild bis sehr mild mit Höchstwerten zwischen 4 und 9 Grad
nordöstlich der Elbe und 9 bis 15 Grad im Rest des Landes, entlang des Rheins
und vor allem in Alpennähe können auch bis zu 17 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt die Achse des Höhenrückens allmählich ins
östliche Mitteleuropa und mit beginnender Austrogung über Südwesteuropa steilt
die Höhenströmung westlich von uns deutlich auf. Dadurch kommt die
Bodenkaltfront über dem westlichen Mitteleuropa kaum mehr nach Osten voran und
verwellt. Somit verbleibt das Vorhersagegebiet im Warmsektor, wobei sich die
Warmluftzufuhr niedertroposphärisch sogar noch ein wenig verstärkt. Vor allem
ICON-EU simuliert weiterhin - abgesehen vom Südosten - flächig Niederschläge mit
Mengen teilweise über 5 mm in1 2 Stunden, im Nordwesten sowie in den Staulagen
der westlichen Mittelgebirge auch örtlich über 10 mm, in der Südpfalz sogar bis
an die 20 mm. GFS und vor allem ECMWF haben aber deutlich geringere Mengen auf
der Karte, vor allem im Lee der Mittelgebirge soll es nach beiden Modellen
trocken bleiben.
Der Gradient fächert vorübergehend etwas auf, so dass der Wind auch auf den
Bergen weiterhin kaum eine Rolle spielt. Frost gibt es höchstens in einigen
Alpentälern, ansonsten verläuft die Nacht mild bis sehr mild.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle zeigen für den Kurzfristzeitraum ein ähnliches
Szenario. ICON-EU simuliert allerdings - wie bereits im Text besprochen - etwas
intensivere Warmfrontniederschläge im Warmsektor als die anderen Modelle, wobei
die Mengen in einigen exponierten Staulagen bis an die Dauerregenkriterien (für
24 Stunden) heranreichen. Die Probabilistik gibt aber keine Signale dafür.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff