DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-03-2018 18:01
SXEU31 DWAV 061800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 06.03.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Teils kräftige Schneefälle in Mitteldeutschland. Sonst abgesehen von einzelnen
Sturmböen auf exponierten Berggipfeln wahrscheinlich keine markant zu
bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegt Deutschland an der Vorderseite eines von Westeuropa ostwärts
übergreifenden Troges. Dieser hatte sich bereits am Vortag nach Süden
ausgeweitet und südlich der Alpen eine Zyklogenese in Gang gebracht. Das
zunächst nur im 850- und 700 hPa-Niveau ausgeprägte Tief wird von Bayern über
den östlichen Mittelgebirgsraum hinweg nach Norden gesteuert und bildet sich
dabei auch zusehends in der mittleren Troposphäre sowie in den bodennahen
Schichten ab. Vielmehr handelt es sich zunächst bei diesem Tief um einen in den
genannten Niveaus ausgeprägten Kaltlufttropfen. Hebung an der Nordflanke dieses
Tiefs ließ ein Schneefallgebiet entstehen, das von den östlichen Mittelgebirgen
nordwärts und noch ein wenig westwärts ausgreift. Der meiste Schnee fällt dabei
in einem Streifen von Oberfranken über Ostthüringen hinweg bis in den Raum
Halle/Leipzig und weiter bis in den Ostharz. Dort können auch mehr als 10 cm
Neuschnee zusammenkommen. Mit dem weiteren Ausgreifen der Schneefälle nach
Norden zeichnet sich jedoch eine Abschwächung ab.
In den anderen Gebieten sorgt Absinken für Auflockerungen. Hierdurch dürften
auch die geringen Niederschläge, die aktuell auf den Südwesten und den äußersten
Westen übergreifen, zunächst weiter abschwächen. Da bereits ein über Frankreich
liegender Trog weiter nach Osten ausgreift, wird der Bereich, in welchem
Absinken dominiert, schmaler.
Mit der Annäherung des Troges können in der zweiten Nachthälfte auf den
Südwesten und Westen erneut Niederschläge übergreifen. Die Glättegefahr ist
jedoch gering. Glätte ist am ehesten in Alpennähe vorstellbar, wo ebenfalls
Niederschläge einsetzen können. Die Schneefallgrenze liegt erst deutlich
oberhalb von 1000 Metern.
Im Norden, Osten, in den mittleren Gebieten und zum Teil auch im westlichen
Bergland ist leichter Frost zu erwarten. Stellenweise kann sich Nebel bilden.
Örtlich kann es Glätte durch überfrorene Nässe, in Nebelgebieten auch durch Reif
geben.

Mittwoch ... greift der Trog von Frankreich kommend auf den Westen Deutschlands
über und weitet sich dabei nach Süden aus, wobei sich ein Anteil über
Oberitalien abspaltet. Der nördliche Teiltrog wird dabei von Kaltluftadvektion
überlaufen. Somit dringen die mit diesem Trog einhergehenden Niederschläge zwar
weiter nordostwärts vor und lassen sich von dem Niederschlagsgebiet, das aus dem
zur Ostsee abziehenden Tief resultiert, nicht mehr so richtig trennen.
Tendenziell schwächen sich die Niederschläge, die von Westen übergreifen wie
auch die mit dem o.g. Tief in Verbindung stehen, ab. Im Nordosten Deutschlands
kann es aber noch einmal für einige bis etwa 8 cm Neuschnee innerhalb von 12
Stunden reichen, mehr als 10 cm sind jedoch unwahrscheinlich.
Ansonsten liegt die Schneefallgrenze oberhalb von 700 bis über 1000 m an den
Alpen, so dass die feste Phase in diesen Gebieten vorerst nicht relevant ist.
Ein paar Auflockerungen sind allenfalls infolge der aufkommenden Durchmischung
mit Annäherung des Troges zu erwarten. Sonst sind Wolkenlücken eher selten. Der
Wind sollte warntechnisch nur im westlichen und südwestdeutschen Bergland eine
Rolle spielen, wobei auf höheren Berggipfeln stürmische Böen auftreten können.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 5 bis 10, in Rheinnähe vielleicht 12 Grad.
Im Norden und Nordosten bewegen sich die Temperaturen zwischen 1 und 4 Grad, bei
kräftigerem Schneefall auch etwas darunter.
In der Nacht zum Donnerstag weitet sich der Trog bis in den Osten Deutschlands
aus. Da aber Kaltluftadvektion dominierend ist, bleibt die Niederschlagtätigkeit
gedämpft. Ein paar Schauer treten auf, die oberhalb von etwa 600 m meist als
Schnee fallen. Die Niederschläge im Nordosten Deutschlands lassen ebenfalls
nach, allerdings kann es in Ostseenähe noch ein paar cm Neuschnee geben.
Der mit der Kaltluftadvektion einhergehende Druckanstieg lässt zu dem zur Ostsee
abziehenden Tief den Gradienten etwas zunehmen. Für warnrelevante (teils
stürmische) Böen reicht es zwar nur auf höheren Berggipfeln, aber infolge der
Durchmischung sollte leichter Frost und somit auch Glätte nur im höheren
Bergland und vielleicht in einigen windgeschützten Lagen sowie am Alpenrand
auftreten. Im Nordosten und ganz im Norden, d.h. in der Nähe zum Tief, bleibt es
vergleichsweise gradientschwach, so dass dort leichter Frost und somit auch
örtliche Glätte wahrscheinlicher sind.

Donnerstag ... stellt sich vielmehr eine zyklonale Westströmung ein, wobei der
Nordwesten und der Norden Deutschlands noch im Bereich des o.g. Troges
verbleiben. Warmluftadvektion lässt von Nordwesten und Westen her rasch
Niederschläge bis in die nordöstlichen Regionen Deutschlands ausgreifen. Die
Schneefallgrenze liegt bei etwa 600 bis 800, im Schwarzwald und an den Alpen bei
800 bis oberhalb von 1000 m.
Da an der Vorderseite eines auf die Benelux-Staaten übergreifenden Troges die
Strömung vorübergehend etwas rückdreht, sind im Süden und Osten Auflockerungen
und in Alpennähe auch längere sonnige Phasen vorstellbar. Während im Nordwesten
und Westen zeitweise Regen zu erwarten ist, der im Tagesverlauf auch auf die
mittleren Gebiete übergreift, bleibt es zwischen Niederlausitz und Erzgebirge
sowie in der Donauregion und südlich davon weitgehend trocken.
Vielmehr frischt der Wind auf, verbreitet sind Wind- und im Bergland stürmische
Böen und auf exponierten Berggipfeln Böen bis Sturmstärke zu erwarten. An der
Küste und in Richtung Alpen bleibt es vergleichsweise windschwach.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen im Norden und in der Mitte 4 bis 9 und im
höheren Bergland Werte um 2 Grad. Im Süden steigt die Temperatur auf 8 bis 14
Grad.
In der Nacht zum Freitag verlagert sich der Trog über den Osten Deutschlands
hinweg nach Polen. Das korrespondierende Bodentief wird über die Südspitze
Schwedens hinweg ostwärts gesteuert. An dessen Südflanke frischt auch der Wind
im Nordosten auf, wodurch bis ins Binnenland hinein Windböen und an der
Vorpommerschen Ostseeküste vielleicht auch stürmische Böen auftreten können. In
den anderen Gebieten flaut hingegen der Wind ab und ist dann nicht mehr
warnrelevant.
Kaltluftadvektion lässt im Norden und in der Mitte die Wolken auflockern,
wogegen über dem Mittelgebirgsraum und unmittelbar südlich davon die dem Trog
vorgelagerte Kaltfront ins Schleifen gerät und im Schleifbereich für zeitweise
Niederschläge sorgt. Die Schneefallgrenze sinkt in den zentralen und östlichen
Mittelgebirgen auf 400 bis 600 m, oberhalb davon kann es, natürlich in
Abhängigkeit von der Lage der Frontalzone einige bis etwa 10, in Staulagen auch
mehr als 10 cm Neuschnee geben. Dabei ist die Lage der Schleifzone und damit der
maximalen Niederschläge noch unsicher.
Im Südwesten und ganz im Süden liegt die Schneefallgrenze oberhalb von 1000 m,
so dass die feste Phase dort nicht warnrelevant ist.
Bei längerem Aufklaren, im Bergland sowie in Alpennähe ist leichter Frost zu
erwarten, wodurch dort, wo es zuvor geregnet hat, Glättegefahr durch überfrorene
Nässe besteht.

Freitag ... wölbt sich über Westeuropa ein breiter Rücken auf, der allmählich
nach Osten voranschreitet. Ein nachfolgender Trog greift auf den mittleren
Nordatlantik über. Durch den Rücken wird ein Zwischenhochkeil gestützt, der sich
von Südeuropa ausgehend etwas nach Norden übergreift. Dessen Achse erreicht etwa
die Mitte Deutschlands. Absinken im Bereich des Keils lässt die über dem
Mittelgebirgsraum schleifende Front mehr und mehr an Wetterwirksamkeit
verlieren. In den östlichen Mittelgebirgen können noch ein paar Zentimeter
Schnee fallen.
Mit dem Abzug des o.g. Bodentiefs vor die Küste der Baltischen Staaten beginnt
der Wind zunächst in den mittleren Gebieten und später auch im Nordosten
abzuflauen. Am Vormittag sind an der Vorpommerschen Ostseeküste und in Odernähe
sowie anfangs vielleicht auch noch in Teilen der Mitte ein paar Windböen
vorstellbar, danach ist auch dort wie bereits in den anderen Gebieten der Wind
wahrscheinlich nicht mehr warnrelevant.
Einsetzende Warmluftadvektion, die in Verbindung mit der Warmfront des mit dem
mittelatlantischen Trog korrespondierenden Tiefs steht, lässt das Absinken im
Bereich des Bodenkeils nicht so recht wirksam werden. Mehrschichtige Bewölkung
greift von Westen und Südwesten her auf die mittleren Regionen über. Größere
Auflockerungen bleiben auf den Norden und Nordosten sowie die alpennahen Gebiete
beschränkt. Allerdings können in Küstennähe sowie im Nordosten, bedingt durch
die Nähe zur Frontalzone, noch ein paar Schauer auftreten, die jedoch nur
geringe Niederschläge bringen.
Im Norden, Osten und in den mittleren Gebieten sind Tageshöchsttemperaturen
zwischen 5 und 9, an der Ostsee und im Bergland um 3 Grad zu erwarten. Im Westen
und im Süden steigt die Temperatur auf 8 bis 14 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Hinsichtlich der Schneefälle, die mit dem nach Norden ziehenden Tief in
Verbindung stehen, ergeben sich anhand der zur Verfügung stehenden EPS-Verfahren
ähnliche Aussagen. Die kräftigsten Schneefälle sind demnach in einem breiten
Streifen vom Vogtland bis zum Ostharz zu erwarten. Hier werden bis Mittwochfrüh
Signale für mehr als 10 cm Neuschnee gezeigt. Ggf. wären die aktuell laufenden
Warnungen noch etwas nach Nordwesten auszuweiten. In den anderen Gebieten
zeichnen sich keine markant zu bewarnenden Neuschneemengen ab.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann