DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-03-2018 12:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.03.2018 um 10.30 UTC



Unbeständig mit Schnee, gefrierendem Regen und Regen. Fortschreitende Milderung!

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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 11.03.2018


Der mittelfristige Zeitraum beschreibt weiter die Umstellung der großskaligen
Strukturen hin zu einer milden West- bzw. Südwestwetterlage.

Am Mittwoch zu Beginn des betrachteten Zeitraums zeigt das IFS einen
ausgeprägten Trog über Westeuropa. Dieser korreliert am Boden mit dem steuernden
Tief nordwestlich von Irland. Gleichzeitig stützen die Hebungsprozesse auf der
Vorderseite des Troges eine Tiefdruckzone, die von Benelux bis nach Polen reicht
und ein Drehzentrum an der Oder ausweist. Nachfolgend wird die voranschreitende
Milderung zumindest vorübergehend ausgebremst. Stattdessen sinken in 850 hPa die
Temperaturen landesweit wider unter 0 Grad, im Nordosten teils auf -8 Grad. Die
Niederschläge fallen dabei im Nordosten sowie im Bergland wieder als Schnee.

Nach Durchschwenken der Trogachse zonalisiert die Strömung zum Donnerstag
zunehmend. Tiefem Geopotential von den Britischen Inseln bis nach Polen steht
ein hohes Geopotential über Süd- und Südwesteuropa gegenüber. Am Boden verlagert
sich die Tiefdruckzone ebenfalls nordostwärts. Rückseitig der Trogachse stellt
sich im Süden des Landes Druckanstieg ein.

Im weiteren Verlauf greift von Südwesten ein Höhenrücken auf Deutschland über,
der seine Amplitude von Donnerstag bis Samstag stark vergrößert und schließlich
bis nach Schottland reicht. Auf der Rückseite stützt der Rücken gleichzeitig die
Entwicklung eines Langwellentroges, der sich weit nach Süden bis vor die Küste
Afrikas amplifizieren kann.

Während der Süden am Freitag auf der Vorderseite des Höhenrückens von leichtem
antizyklonalen Einfluss in bodennahen Schichten profitiert, liegt die Nordhälfte
Deutschland noch im Bereich der Frontalzone, sodass dort dynamische
Hebungsprozesse für teils kräftige Niederschläge sorgen. Mit Durchzug des
Höhenrückens greift auf der Vorderseite des Langwellentroges sowie des
korrelierenden Bodentiefs kräftige WLA auf die Südwesthälfte des Landes und
später auch auf den Norden und Osten über. Dabei verschärft sich in 850 hPa
zunächst der Temperaturgradient, sodass am Freitagabend -8 Grad im Nordosten +9
Grad im Südwesten gegenüberstehen. Bis Sonntag kann die warme Luft schließlich
auch bis in den Nordosten vordringen. Im Alpenvorland sind dann in 850 hPa
Temperaturen von über 10 Grad möglich. Bei einer zyklonal geprägten
Südwestströmung muss jedoch wiederholt mit schauerartigen, teils gewittrigen
Niederschlägen gerechnet werden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Freitag können die Prognosen des deterministischen IFS abgesehen von
geringen Unterschieden in Phase und Amplitude der Geopotential- und
Luftdruckflächen als sicher angesehen werden. Aufweichungen zum Vorlauf zeigen
sich am Mittwoch und Donnerstag vor allem bei der Ausbreitung der Geopotential
und Luftdruckfelder nach Osten. Sowohl der Höhentrog als auch die korrelierende
Tiefdruckzone samt Drehzentren reichen im neusten Lauf des IFS nur noch etwas
bis nach Weißrussland. An der Niederschlagsverteilung sowie auch -intensität
sind keine signifikanten Veränderungen zu verzeichnen. Lediglich die
Niederschlagssignale im Süden des Landes fallen schwächer aus.

Ab Freitag nehmen die Abweichungen schließlich stetig zu. Vor allem das Timing
hat sich im Vergleich zu den Vorläufen verändert. Der neuste Lauf lässt den
Höhentrog schneller nach Osten ablaufen, gleichzeitig kann der rückseitige
Höhenrücken seine Amplitude nach Norden vergrößern, wird aber von kräftiger WLA
überlaufen. Am Boden kann sich in West und Teilen Mitteleuropa vorübergehend
Druckanstieg und antizyklonler Einfluss breitmachen. Durch die
Amplitudenvergrößerung des Rückens verlangsamt sich auch dessen ostwärtige
Verlagerung. Zudem wird das Höhentief weiter auf dem Atlantik gerechnet und
trogt dafür weiter nach Süden aus. Die Amplitudenveränderungen spiegeln sich
schließlich in der Niederschlagverteilung wieder. Im Vergleich zu den Vorläufen
setzen die an die WLA gekoppelten Niederschläge am Freitag nun früher ein und
werden sowohl etwas stärker als auch etwas weiter südostwärts gerechnet.

Bis Sonntag vergrößern sich die Timing und Amplitudenunterschiede weiter. Die
Höhenströmung dreht dabei auf Südwest bis Süd, inklusive einsetzender leichter
Föhnlage an den Alpen zum Sonntag.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Freitag zeigen alle globalen Modelle der führenden Wetterdienste (GFS, IFS,
ICON, etc.) ähnliche Strukturen, sodass vom Wetterablauf keine signifikanten
Abweichungen zu erwarten sind.

Ab Freitag nehmen auch die Unterschiede zwischen den Modellen deutlich zu.
Während beim IFS das Höhentief rasch über die Ostsee zieht und dessen Trogachse
Deutschland am Freitag ostwärts überquert, tummelt sich das Höhentief beim GFS
bei geringerer Amplitude im Bereich von Schottland. ICON zeigt ähnliche
Strukturen wie das IFS, ist vom Timing her aber etwas langsamer. Auch im
weiteren Verlauf simulieren das IFS und ICON eine ähnliche Geopotential- und
Luftdruckverteilung, wobei das ICON die Amplitude des Höhenrückens zum Samstag
noch größer ausfallen und ihn somit noch weiter nach Norden reichen lässt. Das
GFS zeigt dagegen zum Samstag ein von der Höhenströmung abgeschnürtes Höhentief
sowie korrelierendes Bodentief vor den Küsten der Iberischen Halbinsel. Als
Folge zonalisiert die Strömung von Großbritannien bis nach Skandinavien, sodass
der Rücken weniger weit nach Norden reicht. In der Folge soll das Höhentief beim
GFS zwar wieder von der Höhenströmung eingefangen werden, der Trog reicht im
Vergleich zum IFS und ICON aber deutlich weiter nach Osten und Süden. Am Boden
kann sich daher auch ein kräftiges Bodentief über den Küsten Frankreichs
entwickeln, während das korrelierende Tief beim ICON und IFS deutlich weiter auf
dem Atlantik liegt. Entsprechend simuliert das GFS auch die WLA stärker. In 850
hPa sollen demnach die Temperaturen verbreitet über 10 Grad, lokal im Süden
sogar bis 15 Grad ansteigen.

Auch die ostwärtige Verlagerung des Höhentroges samt Bodentief wird beim GFS
schneller als beim IFS und deutlich schneller als beim ICON gesehen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen ausgewählter Stationen in Nord-, Mittel- und Süddeutschland
zeigen bei einem überwiegend geringen Spread bis einschließlich Donnerstag eine
hohe Vorhersagegüte. Für die Regionen Offenbach und München ist auch im weiteren
Verlauf nur eine geringe Zunahme der Unsicherheiten zu erkennen. Nahezu alle
Member zeigen von Donnerstag bis Sonntag ein Anstieg der 850 hPa-Temperaturen
auf Werte um 10 Grad in München bzw. um 6 Grad in Offenbach an. Dabei
überschreiten zum Samstag alle EPS-Läufe die 0-Grad-Grenze. Auch in der
erweiterten Mittelfrist bis einschließlich Montag zeigen die Rauchfahnen in der
Mitte und im Süden des Landes eine relativ hohe Konsistenz. Auch für Hamburg
wird am Wochenende ein Temperaturanstieg von nahezu dem gesamten Ensemble
gezeigt. Allerdings steigt der Spread deutlich an, was vor allem am Timing der
Milderung liegt. Der deterministische Lauf als auch der Kontrolllauf liegen
dabei im unteren Bereich und zeigen die Milderung nur verzögert. Einzelne Member
verbleiben sogar im Temperaturniveau zwischen 0 und -6 Grad. Beim Geopotential
ist der Spread entgegen der 850 hPa Temperatur durchgehend relativ gering. Erst
ab Sonntag fächert die Geopotentialrauchfahne für Hamburg ebenfalls deutlich
auf.

Die sehr hohe Vorhersagegüte bis Donnerstag und auch die nur gering zunehmenden
Unsicherheiten beim EZ-EPS bis Sonntag wird auch von dem Clusterverfahren
gestützt, welches über dem gesamten Zeitraum nur ein Cluster zeigt. Erst in der
erweiterten Mittelfrist machen sich die zunehmenden Abweichungen im Ensemble
auch bei den Clustern bemerkbar, indem im 192 bis 240 h-Zeitraum insgesamt drei
Cluster die Strukturen abbilden. Die größten Abweichungen sind demnach bei der
Ausprägung eines Rückens, ausgehend von der Iberischen Halbinsel, zu
identifizieren.

Analog zur synoptischen Situation und der Rauchfahnen zeigen auch die ENS
Meteogramme des IFS von Mittwoch bis Samstag einen stetigen Temperaturanstieg.
Bis einschließlich Donnerstag sind dabei auch die Unsicherheiten als gering
anzusehen. Ab Freitag deuten die deutlich größeren Box-Plots jedoch eine
geringere Vorhersagegüte der Temperatur an. Der Niederschlag bleibt landesweit
"unberechenbar". Von Donnerstag bis einschließlich Sonntag zeigen die
Meteogramme große Unsicherheiten. Vor allem im Süden und Osten ist von trocken
bis Dauerregen alles möglich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI bzw. der SOT des EZMW zeigt bis Samstag keine signifikanten
Wettererscheinungen. Am Wochenende ist es hierzulande (Südwesten, Süden) aus
klimatischer Sicht lediglich deutlich zu warm.
Bezüglich warnwürdiger Regenmengen gibt es weder vom EZ-EPS noch vom C-LEPS
Hinweise.
Für warnwürdige Böen gibt es sowohl vom EZ-EPS als auch vom C-LEPS ab Mittwoch
Signale. Mit auffrischendem Südwestwind ist vor allem im Bergland mit starken
bis stürmischen Böen, exponiert auch mit Sturmböen gerechnet werden. Das C-LEPS
und EZ-EPS stützen die Böen 7 BFT am Mittwoch mit bis zu 35%, am Freitag bis 55%
und am Samstag regional mit bis zu 70%. Am Donnerstag können Windböen der Stärke
7 beim C-LEPS mit einer Wahrscheinlichkeit von um 50% und beim EZ-EPS von 75%
auch in tieferen Lagen Westdeutschlands auftreten. Für stürmische Böen (Bft 8)
im höheren Bergland stehen im gesamten Zeitraum Wahrscheinlichkeiten zwischen 10
und 25% (C-LEPS und EZ-EPS)
Ansonsten können zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am Mittwoch im
Nordosten sowie in Teilen des Mittelgebirgsraums noch gefrierende Niederschläge
mit Glatteisbildung oder Schnee mit Schneeglätte auftreten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS-Verfahren(EZMW, ICON)

Post-Processing Produkte (MOSMIX, etc.) und auch deterministische Modelle können
die Milderung nach eine Dauerfrostperiode nur bedingt gut wiedergeben. Insgesamt
lassen diese Produkte die Milderung zu schnell voranschreiten. Vor allem in
Regionen, wo sich der Ostwind länger hält, Schnee liegt oder sich
Nebel/Hochnebel hält sind teilweise negative Abweichung zwischen Modell und
Realität von 1 bis 4 Grad zu verzeichnen.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel