DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-03-2018 08:30
SXEU31 DWAV 040800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 04.03.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W
Anfangs örtlich Glatteis. Tagsüber heute keine markanten Wettergefahren. In der
zweiten Nachthälfte der Nacht zum Montag von der Mitte auf den Norden und
Nordosten übergreifend Regen mit Glatteisbildung, hierdurch Unwettergefahr. Auf
höheren Berggipfeln und in Teilen der Lausitz (Böhmischer Wind) einzelne
stürmische, exponiert auch Sturmböen.
Montagvormittag im Nordosten noch gefrierender Regen Danach vorerst keine
markant zu bewarnenden Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... gelangt Deutschland an die Vorderseite eines breiten Troges, der auf
Westeuropa übergreift. Aus diesem laufen kurzwellige Anteile heraus, die den
über Mitteleuropa aktuell noch liegenden Höhenrücken überqueren. Die
Geopotentialunterschiede sind relativ gering, wodurch diese Kurzwellentröge nur
schwache synoptische Antriebe generieren können. Die Frontalzone verläuft über
die Azoren, das Atlasgebirge und das östliche Mittelmeer hinweg ins
Schwarzmeergebiet.
Im Bodendruckfeld ist ein Hochkeil erkennbar, der, ausgehend vom dem Hoch über
Grönland, über Skandinavien und Polen hinweg bis nach Südosteuropa reicht. Diese
Struktur wird durch den Höhenkeil gestützt und hindert vorerst die mildere Luft
an ihrem Vordringen weiter nach Nordosten. Zwischen diesem Hochkeil und einem
Tiefdruckkomplex westlich der Britischen Inseln ergibt sich eine südöstliche
bodennahe Windkomponente, die auch nicht unbedingt dazu geeignet ist, mildere
Luft heranzuführen.
Im Osten und infolge der bodennahen südöstlichen Komponente auch in Alpennähe
sind Auflockerungen am wahrscheinlichsten, auch längere sonnige Abschnitte sind
vorstellbar. Weiter nach Westen hin lässt Warmluftadvektion teils mehrschichtige
Bewölkung aufziehen, aber Niederschläge setzen im äußersten Westen erst gegen
Abend ein. Dabei dürfte sich im Nordosten, d.h. nordöstlich der Elbe, noch
leichter Dauerfrost halten. Sonst steigt die Temperatur auf 1 bis 7, im Westen
und Süden mit Hilfe der Sonne auf 7 bis 12 Grad. Als Voraussetzung hierfür ist
natürlich eine entsprechende Einstrahlung zu sehen. Hält sich starke bis
geschlossene Bewölkung, kommt die 10 Grad-Marke bei weitem nicht in Sicht.
In der Nacht zum Montag läuft ein weiterer, etwas kräftigerer Kurzwellentrog
nach Nordosten ab. Die hierdurch induzierte Hebung lässt Niederschläge von
mehreren (aber weniger als 5) mm innerhalb von 6 Stunden weiter nordostwärts
ausgreifen. Diese fallen in Teilen der Mitte und östlich der Weser als
gefrierender Regen und Sprühregen und können zu Glatteis führen, wodurch
Unwettergefahr besteht. Dieser greift bis Montagfrüh unter deutlicher
Abschwächung auf Westmecklenburg, die Prignitz und die Altmark über. Weiter zur
Ostsee hin ist die feste Phase wahrscheinlicher. Für eine ausgewachsene
Glatteislage spricht der noch mehr als 20 cm tief gefrorene Boden. Der relativ
flache Bereich mit positiven Temperaturen in der unteren Troposphäre, der durch
die Niederschlagsabkühlung ohnehin noch mehr zusammenschrumpft, ist nicht
unbedingt Indiz für eine großräumige Glatteissituation.
Ansonsten wäre vielleicht der Böhmische Wind erwähnenswert, der in Teilen der
Lausitz dann auffrischt und in exponierten Lagen Bft 8 erreichen kann.
Im Westen und Südwesten bleibt es größtenteils bereits frostfrei. Im weitaus
größten Teil Deutschlands ist noch einmal leichter, in Teilen von Vorpommern
sowie im östlichen Mittelgebirgsraum auch mäßiger Frost zu erwarten.

Montag... wird der o.g. Kurzwellentrog rasch nach Nordosten gesteuert und die
Antizyklonalität der Strömung wieder hergestellt. Mit diesem Kurzwellentrog
greifen die Niederschläge rasch weiter nach Nordosten aus. Dabei besteht anfangs
noch die Gefahr von Glatteis, wobei kleinräumig unwetterartige Auswirkungen
nicht ganz auszuschließen sind. Je näher diese aber zur Ostsee vordringen, umso
wahrscheinlicher ist die feste Phase. Zum einen kann der Einschub etwas wärmerer
Luft mit positiven Temperaturne ("warme Nase") nicht so weit nach Norden
vordringen, zum anderen wird die Niederschlagsabkühlung wirksam. Allerdings
reicht es nur für wenige (deutlich weniger als 5) cm Neuschnee.
In den anderen Gebieten setzt sich antizyklonaler Einfluss durch. Dabei bleibt
an der Vorderseite des über Westeuropa liegenden Tiefdruckkomplexes die
Luftdruckgegensätze schwach, so dass weiterhin kein Luftmassenwechsel in Gang
kommt. Vielmehr stellt sich erneut eine eher östliche bodennahe Windkomponente
ein, was für einen Temperaturanstieg nicht unbedingt förderlich ist. Jedoch
sollte der Böhmische Wind infolge weiter annehmender Luftdruckgegensätze
allmählich abflauen und im Tagesverlauf wahrscheinlich nicht mehr warnrelevant
sein.
Abgesehen vom Norden, wo sich, bedingt durch den o.g. Kurzwellentrog, noch
mehrschichtige Bewölkung hält, sind ansonsten verbreitet Auflockerungen und zum
Teil auch längere sonnige Abschnitte zu erwarten.
Mit Hilfe der Sonne steigt die Temperatur auf 7 bis 13 Grad. Ganz im Norden und
Nordosten werden (in Abhängigkeit von der Entfernung zur Küste) 2 bis 6 Grad
erreicht.
In der Nacht zum Dienstag greift ein weiterer, aber schwacher Kurzwellentrog auf
Frankreich über. Gleichzeitig läuft in der Frontalzone ein Trog nach Osten ab
und greift auf die Apenninen-Halbinsel über. Letzterer bringt über Südeuropa
eine schwache Zyklogenese in Gang. Hierdurch wird der Gradient über Mitteleuropa
noch weiter auseinandergezogen. Lediglich im Norden und Nordosten bleibt die
östliche bodennahe Komponente bestehen. Abgesehen vom Westen und Südwesten, wo
es in einigen tieferen Lagen frostfrei bleiben dürfte, ist ansonsten erneut
leichter, ganz im Nordosten und im östlichen Mittelgebirgsraum bei längerem
Aufklaren durchaus noch einmal mäßiger Frost zu erwarten.

Dienstag... bleibt an der Vorderseite des über Westeuropa liegenden breiten
Troges die schwache südwestliche und zyklonal gekrümmte Strömung bestehen.
Nennenswerte Hebungsantriebe lassen sich daher mitteltroposphärisch nicht
ableiten.
In der unteren Troposphäre entwickelt sich ein Tief, das sich zwar weder in
Bodennähe noch im 500 hPa-Niveau abbildet, sondern dafür im 850- und 700
hPa-Niveau zu finden ist. Hebung an der Nordflanke dieses Tiefs kann im Osten
und an den Alpen zu geringen Niederschlägen führen, die meist als Regen fallen.
In den östlichen Mittelgebirgen liegt die Schneefallgrenze bei etwa 600, an den
Alpen oberhalb von 1000 Metern. Da nach wie vor kein Luftmassenwechsel in Gang
kommen konnte und der Boden in diesen Gebieten noch gefroren ist, besteht
weiterhin die Gefahr von Glatteis.
Im Tagesverlauf können auch auf den Westen geringe Niederschläge übergreifen,
die durchweg als Regen fallen und die aus dem auf Ostfrankreich übergreifenden
Kurzwellentrog resultieren.
Auflockerungen sind am ehesten im Norden und in Teilen Nordwestdeutschlands
vorstellbar. Ansonsten hält sich meist starke Bewölkung. Somit wird die 10
Grad-Marke nur noch am Niederrhein erreicht. Ansonsten bewegen sich die
Temperaturen zwischen 3 und 9 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch greift der o.g. Kurzwellentrog von Ostfrankreich her
auf den Westen Deutschlands über. Mit diesem erfassen die Niederschläge die
mittleren Gebiete, so dass keine echte Trennung hin zu den Niederschlägen, die
aus dem in den unteren Troposphärenschichten vorhandenen Tief resultieren, mehr
möglich ist. Nach Nordosten hin dürfte dabei die feste Phase überwiegen, wobei
einige (durchaus mehr als 5) cm Neuschnee zusammenkommen können. Ansonsten fällt
teils gefrierende Regen, wodurch es dort, wo der Boden nach wie vor gefroren
ist, erneut Glatteis geben kann.
Im Norden, Osten sowie an den Alpen ist leichter Frost zu erwarten. Ansonsten
geht die Temperatur auf 3 bis 0 Grad zurück.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Die oben getroffenen Aussagen werden von probabilistischen Verfahren
im wesentlichen gestützt. Allerdings werden für die Gebiete nordöstlich der Elbe
in der Nacht zum Mittwoch etwas kräftigere Schneefälle für möglich gehalten,
dort sind in einigen Regionen auch deutlich mehr als 5 cm Neuschnee nicht
auszuschließen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann