DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-03-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 03.03.2018 um 10.30 UTC



Wechselhaft, häufig Niederschlag, im Bergland zeitweise noch als Schnee. Am
Wochenende wahrscheinlich mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 10.03.2018


Am Dienstag und Mittwoch liegt Deutschland an der Vorderseite eines breiten und
relativ antriebsschwachen Troges, der auf Westeuropa übergreift. Die Frontalzone
verläuft vom mittleren Nordatlantik über die Iberischen Halbinsel und das
Mittelmeer hin zum Schwarzen Meer. Ein mit dem Trog korrespondierender
ausgedehnter Tiefdruckkomplex bestimmt das Wettergeschehen in Mitteleuropa. In
dessen Bereich sind die Luftdruckgegensätze gering.
Das nach wie vor über Nord- und Nordosteuropa liegende Bodenhoch verhindert ein
Durchsetzen einer westlichen Strömung über Mitteleuropa, so dass Niederschläge
am Dienstag nur sehr zögernd auf den Südwesten und den äußersten Westen und am
Mittwoch weiter nordostwärts bis zur Oder und Ostsee ausgreifen. Wahrscheinlich
fällt in den östlichen Mittelgebirgen oberhalb von etwa 600 Metern und im
Nordosten zumindest anfangs noch Schnee; örtlich kann gefrierender Regen nicht
ausgeschlossen werden. An den Alpen liegt die Schneefallgrenze oberhalb von 1000
Metern. Im Westen und Südwesten wird in tieferen Lagen die 10 Grad-Marke
erreicht oder ein wenig überschritten, während im Nordosten nur niedrige
einstellige Temperaturmaxima zu erwarten sind. Dort bleibt zumindest in den
Nächten und in den Frühstunden die Glätteproblematik noch am längsten bestehen.
Am Donnerstag setzt sich über Mitteleuropa eine westliche Strömung durch.
Gleichzeitig entwickelt sich über dem mittleren Nordatlantik ein Trog, der sich
zusehends nach Süden ausweitet. Stromabwärts wölbt sich ein Rücken auf, der auf
Mitteleuropa übergreift. Durch diesen Trog wird eine Zyklogenese induziert. Das
resultierende Bodentief wird in das Seegebiet vor Cornwall gesteuert. Dieses
Tief weist einen breiten Warmsektor auf. Die Warmfront dieses Tiefs überquert in
der Nacht zum Samstag den größten Teil Deutschlands, so dass sich überall milde
Luft durchsetzt. Mit der Verlagerung des Höhenrückens nach Osten und der hieraus
resultierenden Drehung der Strömung auf Südwest macht sich an den Alpen leichter
Föhn bemerkbar, so dass auf Berggipfeln Sturmböen auftreten können.
Die Kaltfront des o.g., sich zu einem Sturmtief entwickelnden Tiefs greift in
der Nacht zum Sonntag auf Deutschland über, aber erst zu Wochenbeginn, d.h.
deutlich im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum, gelangt Deutschland
in den Bereich eines vom Nordmeer über die Westalpen hinweg nach Süden
reichenden Troges, wodurch dann ein leichter Temperaturrückgang eingeleitet
werden könnte.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen relativ konsistent. Ab Freitag setzt sich die
westliche Strömung weiter nördlich, d.h. über Mitteleuropa hinweg, nach Osten
durch, wobei sich die Strömung nach dem aktuellsten Lauf am Freitag antizyklonal
aufwölbt. Nach dem gestrigen 12 UTC-Lauf wäre dies erst am Samstag der Fall. Der
Vorstoß von milder Luft am Samstag wird vom aktuellsten Lauf am ausgeprägtesten
gezeigt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ergeben sich größere
Unterschiede. Wurde bis Montag, 00 UTC vom gestrigen 00 UTC-Lauf die
vollständige Passage des Troges angenommen (mit einem vorübergehendem Rückgang
der Temperaturen im 850 hPa-Niveau im Nordosten Deutschlands auf etwa -10 Grad)
liegt nach den beiden nachfolgenden Modelläufen dieser Trog noch ca. 2000 km
weiter westlich, d.h. über Westeuropa. Demnach würde sich nach dem aktuellsten
Modelllauf der Temperaturrückgang verzögern.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag zeigen die verfügbaren Modelle ähnliche
synoptische Strukturen. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin
nicht ableiten. In der Nacht zum Freitag wird von ICON ein Sturmtief simuliert,
das den Norden Deutschlands überquert. Ein derartiges Tief ist bei keinem
anderen Modell zu sehen.
Mit der nachfolgenden Tiefentwicklung verhält es sich genau umgekehrt. ICON
erwartet dieses Tief Samstagfrüh erst deutlich westlich von Irland, nach GFS ist
dann dieses Tief bereits über Ostengland, d.h. mehr als 1000 km weiter östlich
als bei ICON, zu erwarten. Die anderen Modelle positionieren dieses Tief
zwischen den beiden angegebenen Lösungen. Für Mitteleuropa ergibt sich nach
allen Modellen eine auf Südwest drehende Strömung und somit die Zufuhrt milder
Luft.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum zeigt EZMW den von West- auf
Mitteleuropa übergreifenden Trog am ausgeprägtesten, wogegen sich nach den
anderen Modellen eher eine zyklonale und leicht mäandrierende Westströmung
abzeichnen würde. Ein erneuter Wintereinbruch lässt sich bei keinen der Modelle
ableiten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Bis einschließlich
Donnerstag ist der Spread relativ gering. Danach divergieren die Einzellösungen
stärker, was auch auf Member (u.a. den Kontrolllauf) zurückzuführen ist, die
ähnlich wie es ICON zeigt, am Freitag/Samstag im Norden Deutschlands ein
kräftiges Tief andeuten. Die vorübergehende Milderung am zweiten Märzwochenende
wird vom aktuellsten Lauf am deutlichsten gezeigt. Allerdings nehmen dann auch
die Niederschlagssignale zu, ohne dass sich Indizien für markante Ereignisse
ergeben. Ein erneutes winterliches Szenario im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum bis in tiefe Lagen wird nur als vorübergehendes Ereignis von
2 Membern geneigt. Schneefälle bis in mittlere Lagen wird jedoch insgesamt von 7
Membern, also ca. 1/3 der Einzellösungen, für wahrscheinlich gehalten.
Das EPS des EZMW wird zwar bis H + 240 in 4 Cluster untergliedert, die durchweg
eine westliche und leicht mäandrierende Strömung zeigen. Wann welcher
Kurzwellentrog über Mitteleuropa hinweg ostwärts gesteuert wird, ist
prognostisch ohnehin nicht erfassbar. Bis einschließlich Donnerstag ist der
Spread gering. Das Sturmtief, das von ICON in der Nacht zum Freitag gezeigt wird
und das auch einige Member des EPS des GFS andeuten, ist beim EPS des EZMW nicht
zu finden. Die Milderung am zweiten Märzwochenende wird von der übergroßen
Mehrzahl der Einzellösungen mitgetragen. Der im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum angedeutete leichte Temperaturrückgang zeichnet sich beim EPS
nicht ab. Einzellösungen, die auf einen erneuten Wintereinbruch hindeuten, hat
das EPS des EZMW nicht zu bieten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


In der Nacht zum Mittwoch und Mittwochfrüh besteht im Nordosten eine erhöhte
Glättegefahr durch Schnee, Schneeregen, vereinzelt auch durch gefrierenden
Regen. Danach sind vorerst keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse zu
erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann