DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-02-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 27.02.2018 um 10.30 UTC



Von Südwesten allmähliche Milderung und gebietsweise leichte Niederschläge, im
Norden noch längere Zeit als Schnee, sonst nur zunächst Schnee oder gefrierender
Regen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.03.2018


Am Freitag dauert die ausgeprägte "High-over-Low"-Konstellation über dem
Nordatlantik weiter an. Einem umfangreichen und hochreichenden Tiefdruckgebiet
südwestlich der Britischen Inseln steht ein Höhenhoch mit Schwerpunkt über
Südgrönland gegenüber. Das Vorhersagegebiet befindet sich anfangs noch im
Einflussbereich eines Höhenrückens, der vom östlichen Mittelmeerraum bis nach
Mitteleuropa reicht, lediglich der Nordosten wird von einem kleinräumigen
Höhentief über der südlichen Ostsee beeinflusst, das sich allmählich nordwärts
verlagert. Bis Samstagfrüh schwenkt die Achse des Höhenrückens allmählich nach
Osten und Deutschland gerät zunehmend auf die Vorderseite des oben erwähnten
hochreichenden Zentraltiefs, wobei sich vor allem im Südwesten auch
niedertroposphärisch recht markante WLA bemerkbar macht.
Im Bodenfeld erstreckt sich ein Hochkeil nach wie vor von Osteuropa bis nach
Skandinavien, so dass von Osten her vor allem in den Norden und Osten des Landes
weiterhin kalte Festlandsluft advehiert wird, während sich im Südwesten bereits
etwas mildere Luft durchsetzen kann.
Während es im äußersten Norden im Bereich des Höhentiefs noch einzelne
Schneeschauer gibt, setzen im Südwesten Niederschläge meist leichter Intensität
ein, die zunächst meist als Schnee, teilweise auch als gefrierender Regen (in
dem Fall mit Unwetterpotenzial) fallen. Im Südwesten steigen die Temperaturen
aber bereits auf positive Werte, so dass dort zunehmend Regen fällt. Sonst gibt
es noch Dauerfrost.
In der Nacht zum Samstag weiten sich die Niederschläge in die mittleren
Landesteile und in den Südosten aus. Dort fällt meist Schnee, im Südwesten
Regen, teils gefrierend.
Vor allem auf den Bergen und an den Küsten reicht der scharfe Druckgradient noch
für starke bis stürmische Böen aus Ost.
Am Samstag und Sonntag verbleibt das Vorhersagegebiet auf der Vorderseite des
hochreichenden Zentraltiefkomplexes mit mehreren Drehzentren. Insgesamt
verlagert sich der gesamte Komplex allmählich etwas nach Osten, Richtung
Britische Inseln und Biskaya, wird aber immer wieder an seiner Westflanke durch
von Nordwesten hereinlaufende Randtröge regeneriert.
Im Bodenfeld ändert sich an der Südflanke eines nach Skandinavien gerichteten,
sich aber weiter abschwächenden Hochkeils nur wenig an der südöstlichen
Anströmung. Der Gradient fächert allerdings mehr und mehr auf, so dass
spätestens am Sonntag, eventuell aber auch bereits am Samstag der Ostwind
warntechnisch auch an den Küsten und auf den Bergen kaum mehr eine Rolle spielt.

Der flache Hochkeil wirkt weiterhin blockierend, so dass die Strömung
niedertroposphärisch zwar auf Südwest dreht, im Bodenfeld aber vor allem in den
Norden und Osten von Osten her kalte Festlandsluft geführt wird. Die -5
Grad-Isotherme in 850 hPa kommt am Samstag etwa bis zur Elbe, am Sonntag dann
bis nach Dänemark bzw. zur westlichen Ostsee voran, die 0 Grad-Isotherme
erreicht am Sonntag in etwa Weser und Werra. Mit der WLA kommt es weiterhin zu
leichten Niederschlägen, die sich allmählich auch in den Nordosten des Landes
verlagern, sich dabei aber deutlich abschwächen. Dort kann es vor allem am
Samstag noch etwas schneien, während im Südwesten gebietsweise Regen fällt, der
vor allem in den mittleren Landesteilen und im Südosten auch gefrieren kann. In
der Nacht zum Sonntag und zunächst auch am Sonntag gibt es kaum Niederschläge,
erst am Nachmittag, Abend und in der Nacht zum Montag kann es im Südwesten und
Westen erneut etwas regnen.
Vor allem im Norden und Osten macht die Milderung nur zögernd Fortschritte, dort
gibt es am Samstag noch vielerorts Dauerfrost, ebenso im Südosten Bayerns. Am
Sonntag sollte es nur noch im äußersten Nordosten und Norden für Werte um oder
etwas unter 0 Grad reichen, sonst bleibt es tagsüber meist frostfrei, am
Oberrhein können gebietsweise Werte nahe 10 Grad erreicht werden.
Am Montag und Dienstag bleibt Deutschland nach wie vor auf der Vorderseite des
Höhentrogkomplexes über Westeuropa bzw. dem nahen Ostatlantik. Dabei werden ein
oder zwei Randtröge von Südwesten her über das Vorhersagegebiet hinweg
nordostwärts geführt, kommen aber über Norddeutschland kaum mehr nach Nordosten
voran, da ein von Osteuropa dorthin gerichteter Höhenrücken blockierend wirkt.
Auch im Bodenfeld bleibt ein nach Skandinavien gerichteter Hochkeil erhalten, so
dass sich die Milderung im Nordosten und Norden nicht so richtig durchsetzen
kann. Dabei sorgen sich abschwächende Frontensysteme über Mitteleuropa am Montag
vor allem im Süden und Westen, in der Nacht zum und am Dienstag dann auch im
Norden und Osten für Niederschläge, die im Nordosten noch teils als Schnee oder
gefrierender Regen fallen. Auch in den mittleren Landesteilen und im Südosten
kann es nach nächtlichem Frost und vormittäglichen Niederschlägen gebietsweise
Glatteisregen geben.
Während die Höchsttemperaturen etwa nordöstlich der Elbe bei zeitweise
auffrischendem, aber wohl nicht warnrelevantem Südostwind nur Werte um oder
knapp über 0 Grad erreichen, ist Frost sonst nur nachts und morgens ein Thema
(teilweise bleibt es auch frostfrei), tagsüber werden meist 3 bis 9 Grad
erreicht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Am Freitag kann dem aktuellen IFS-Lauf eine gute Konsistenz zu den
Vorgängerläufen bescheinigt werden.
Für den Samstag und den Sonntag ist das nur noch zum gestrigen 12 UTC-Lauf der
Fall. Insgesamt zeigt sich - typischerweise bei derartigen
Wetterumstellungsversuchen - von Lauf zu Lauf eine Tendenz zu verstärkter
Blockadewirkung durch einen ins nördliche Mitteleuropa bzw. nach Skandinavien
gerichteten Hochkeil. Vor allem im gestrigen 00 UTC-Lauf wurde dieser Keil
bereits am Wochenende abgebaut und ein Randtrog zog bis Sonntagabend über das
gesamte Vorhersagegebiet hinweg nordostwärts. Damit hätte sich die Milderung mit
der auf Südwest drehenden Bodenströmung auch im Nordosten besser durchsetzen
können.
Zu Wochenbeginn simulierte der gestrige 00 UTC-Lauf einen Abtropfprozess über
Frankreich und ein umfangreiches Bodentief über Norditalien, so dass die
Strömung im Vorhersagegebiet - abgesehen vom Süden, wo sich leichter Föhn
einstellen sollte - wieder auf östliche Richtungen zurückdreht. Der gestrige 12
UTC-Lauf hatte eher eine schwachgradientige Südwestströmung auf der Karte, so
dass in dem Fall der heutige 00 UTC-Lauf des IFS eher dem gestrigen 00 UTC-Lauf
ähnelt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Umstellung wird naturgemäß auch von den externen Modellen mit mehr oder
weniger größeren Differenzen behaftet simuliert. Nach ICON kommt die Milderung
langsamer nach Osten voran als es GFS und IFS auf der Karte haben. Für die Nacht
zum Samstag werden zudem noch etwas intensivere Niederschläge simuliert, die -
außer ganz im Südwesten - meist als Schnee fallen, so dass es in der Mitte und
im Südosten durchaus auch mehr als 5 cm Neuschnee geben könnte. Samstag tagsüber
klingen die Niederschläge aber rasch ab.
Auch für den Sonntag simuliert das ICON eine vor allem gegenüber dem GFS noch
etwas stärkere und weiter nach Süden reichende südöstliche Strömungskomponente
im Bodenfeld, während IFS und GEM eher dazwischen anzusiedeln sind.
Zu Wochenbeginn zeigt ICON eine föhnige Südlage mit deutlich positiven 850
hPa-Temperaturen in der Mitte und im Süden, aber bodennah noch recht kaltem
Südostwind im Norden und Osten. GFS simuliert dagegen zwischen einem über der
Adria abtropfenden Höhentief und dem Westeuropatrog ein schwachgradientiges
Bodendruckfeld über Deutschland mit einer südsüdöstlichen Anströmung und
Niederschlägen (teils gefrierend) vor allem im Südosten des Landes.
Insgesamt macht die Milderung nach Nordosten zu nur sehr langsame Fortschritte,
im schwachgradientigen Druckfeld zu Wochenbeginn kann die kühlere Luft von Osten
her vielleicht sogar wieder etwas nach Westen zurückschwappen. Für Dauerfrost
sollte es allerdings - vielleicht abgesehen von einigen Regionen im
Norden/Nordosten Deutschlands - kaum mehr reichen, durchgreifendes
Frühlingswetter ist aber ebenfalls nicht in Sicht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Während die Clusteranalyse für den Zeitraum 72 bis 96 Stunden sechs Cluster auf
der Karte hat, die für Mitteleuropa allesamt eine ähnliche Potenzialverteilung
zeigen, taucht im Zeitraum 120 bis 168 Stunden, also Sonntag, 00 UTC bis
Dienstag, 00 UTC nur ein Cluster auf.
Dieser zeigt auch die vom Hauptlauf simulierte Entwicklung mit der nur zögernd
nach Nordosten voranschreitenden Milderung.
Auch die erweiterte Mittelfrist (192 bis 240 Stunden, also Mittwoch bis Freitag
nächster Woche) hat nur einen Cluster auf der Karte. Danach sollte zu
Wochenmitte mit Durchschwenken eines Troges auch im Nordosten die kalte
Festlandsluft endgültig verdrängt und durch erwärmte Polarluft bzw. subpolare
Meeresluft ersetzt werden.
Die Kurvenschar der 850 hPa- Temperatur der Einzelmember verläuft vor allem für
einen beliebigen Gitterpunkt im Südwesten Deutschlands bis zum Ende der
Mittelfrist in einem relativ engen Spread und - nach kräftigem Anstieg am
Mittwoch und Donnerstag dieser Woche und wieder leichtem Temperaturrückgang am
Freitag - relativ gleichmäßig zwischen etwa -3 und +5 Grad. Erst etwa Mitte
kommender Woche wird der Spread etwas größer und auch die vorher durchaus
vorhandenen, aber nur schwachen Niederschlagssignale nehmen allmählich zu.
Im Nordosten geht die Milderung deutlich langsamer vonstatten, was sich auch in
der Rauchfahne eines Gitterpunktes in Vorpommern niederschlägt. Erst zu Beginn
kommender Woche überschreiten die meisten Member die -5 Grad- Isotherme und
schwanken danach etwa zwischen -6 und +2 Grad mit mehr Ausreißern nach unten
(Einzelmember sogar bis unter -10 Grad) als im Südwesten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die kalte Witterungsperiode neigt sich ihrem Ende entgegen, für den Freitag und
Samstag zeigt EFI aber noch deutliche Signale für außergewöhnlich niedrige
Temperaturen im äußersten Norden und Nordosten Deutschlands, wo es bis zur Nacht
zum Samstag auch noch strengen Frost geben kann.
Am Freitag weht an exponierten Küstenabschnitten auch noch ein in Böen
stürmischer Ostwind. Sowohl die probabilistischen Verfahren als auch die
deterministischen Modelle simulieren entsprechende Böen, vor allem über der
offenen Nordsee und an exponierten Küstenabschnitten entlang der Ostsee. Somit
bleibt dann auch noch das Thema Verwehungen, insbesondere im Ostseeumfeld, akut.
Am Samstag sind aber wohl keine markanten Böen mehr zu erwarten.
Von Südwesten her setzt sich allmählich Milderung durch, wobei es vor allem am
Freitag und in der Nacht zum Samstag auch Niederschläge gibt. Recht hohe
Wahrscheinlichkeiten für die gefrierende Phase zeigt MOSMIX am Freitag zunächst
vor allem im Südwesten, in der Nacht zum Samstag dann im Südosten sowie im
zentralen bzw. westlichen Mittelgebirgsraum (insgesamt etwa 20 bis 45 %). Dabei
sind unwetterartige Entwicklungen nicht ausgeschlossen.
Am Nordrand des Niederschlagsgebietes, vor allem in den mittleren Landesteilen,
fällt auch Schnee, allerdings wohl nicht in markant zu bewarnenden Mengen.
Mit Voranschreiten der Niederschläge nach Nordosten lässt deren Intensität
wieder nach und im Nordosten - soweit es dort überhaupt noch welche gibt -
dominiert die Schneephase. Im Übergangsbereich kann es aber auch am Wochenende
und zu Wochenbeginn gebietsweise gefrierenden Regen geben, vor allem im
zentralen Mittelgebirgsraum und im Südosten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-Hauptlauf, EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff