DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-02-2018 09:30
SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 27.02.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNFz
Heute im Norden örtlich markante Neuschneemengen, im Ostseeküstenbereich
Schneeverwehungen bis in den Unwetterbereich möglich.
Am Mittwoch und Donnerstag vom Raum Rügen bis zum nördlichen Schleswig-Holstein
weitere Schneefälle bis in den markanten Bereich.
Nachts uns morgens verbreitet strenger Frost.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... Auf der Südseite eines kräftigen Hochs über Fennoskandien strömt von
Osten und Nordosten kontinentale Arktikluft nach Mitteleuropa. In der Höhe gibt
es zwei Tiefs über dem Baltikum und über der Adria, die dipolartig umeinander
kreisen. So verlagert sich das nördliche Tief über die Ostsee hinweg nach
Süddänemark und bis Tagesende erreicht es die südliche Nordsee. Das südliche
Tief verlagert sich von der Adria zum nordwestlichen Balkan. Im Bodendruckfeld
erkennt man noch ein kleines Tief an der Odermündung, das durch thermische
Effekte hervorgerufen wurde und nur flach ausgeprägt ist. Dieses Tief verlagert
sich unter Auffüllung westsüdwestwärts. Es sorgt aber für eine konvergente
Strömung in seinem Bereich und daher verstärkt es im Ostseeküstenbereich die
Niederschlagstätigkeit. Die Modelle bieten an der Ostsee vereinzelt
Niederschlagsmengen von bis zum 5 mm (was rund 10 cm Neuschnee entspricht)
innerhalb von 6 Stunden (Euro4) und sonst ausgehend von der Ostsee nach
landeinwärts nach Südwesten nur 1 bis 3 mm Niederschlag. CosmoDE bringt aber im
Bereich des kleinen Tiefs am Nachmittag sogar örtlich 5 bis 8 mm Niederschlag
(was etwa 10 bis 15 cm Neuschnee entsprechen kann!). Die Zugbahn des Tiefs
verläuft über das Wendland und den Raum Hannover bis zum Münsterland, wo es sich
auflöst.
Auch im äußersten Süden von Bayern ist durch das Tief im Süden geringfügiger
Neuschnee möglich.
Es bleibt heute meist bei Dauerfrost zwischen -1 Grad im Rheinland und -7 Grad
im Vogtland.
Der Wind frischt im Küstenbereich vorübergehend auf und bringt dann 7er bis 8er
Böen, was im Ostseeküstenbereich für Schneeverwehungen sorgt. Starke
Schneeverwehungen (Unwetter) sind unmittelbar an der Lübecker Bucht, auf
Fischland/Darß, auf Hiddensee und Rügen sowie an östlichen Küstenabschnitten von
Vorpommern möglich.
In der kommenden Nacht kippt die niedertroposphärische Strömung mehr auf Ost, im
Süden fast Südost. Damit beschränkt sich der Lake-Effekt mehr aufs nördliche
Schleswig-Holstein, Fehmarn und den Raum Rügen.
Die Niederschlagsmengen liegen dabei meist bei 1 bis 3 mm innerhalb von 6
Stunden und in der Spitze auch bei 5 mm, wobei die Wahrscheinlichkeit nach
CosmoDE-EPS bei 10 bis 15 Prozent hierfür liegt. Auch im Emsland kann es in der
2. Nachthälfte anfangs noch etwas schneien. Verbreitet gibt es strengen Frost
zwischen -10 und -15, im östlichen Mittelgebirgsraum und im Alpenraum auch unter
-15 Grad. Lediglich vom Rheinland bis zum Emsland könnte es bei Werten um -8
Grad bei mäßigem Frost bleiben.
Der Wind bleibt an der Ostküste von Angeln und auf den Ostfriesischen Inseln
kräftig mit stürmischen Böen. Daher muss hier weiter mit kräftigen Verwehungen
gerechnet werden. Sonst sind es meist nur 6er bzw. exponiert 7er Böen.

Mittwoch... verlagert sich das Höhentief weiter westwärts bis ins Seegebiet
südwestlich von Irland, während das Höhentief im Süden vom nordwestlichen Balkan
zur West-Ukraine zieht. Beide Höhentiefs verbindet ein langgestreckter, zonal
ausgerichtete Potentialrinne, die aber über Deutschland eine Schwachstelle mit
relativ hohem Potential hat. Den Höhentiefs gegenüber steht nach wie vor das
Höhenhoch mit Schwerpunkt westlich von Island, wobei von dort ausgehend ein
Hochkeil weiterhin bis nach Nordskandinavien reicht, wo das Bodenhoch gestützt
wird.
Es verlagert seinen Schwerpunkt über Skandinavien allmählich etwas nach Süden,
was vor allem im Norden und Westen Deutschlands im Tagesverlauf erneut zu einer
leichten Gradientzunahme führt. Im Küstenbereich und in Schleswig-Holstein, gibt
es steife, vor allem über der offenen Nordsee, den Nordseeinseln und an
exponierten Küstenabschnitten der Ostseeküste auch stürmische Böen aus Ost,
womit die Schneeverwehungen Thema bleiben. Auch in den Kamm- und Gipfellagen
einiger Mittelgebirge kann es Böen Bft 7 bis 8 geben.
Der Lake-Effekt bleibt bei der bodennah ziemlich genau östlichen Strömung auf
den schon oben genannten Küstenabschnitt von Rügen bis zum nördlichen
Schleswig-Holstein beschränkt mit Neuschneehöhen meist zwischen 1 und 5 cm und
nur noch stellenweise bis an die 10 cm. Schneeverwehungen bis in den
Unwetterbereich sind an der Ostküste Angelns, auf Fehmarn, im Nordosten von
Wagrien und von Darß bis Rügen nicht auszuschließen.
Im übrigen Land ändert sich nur wenig. Schwer abzuschätzen ist die Bewölkung:
ICON-Nest simuliert nördlich des Mains und in Teilen Bayerns viel tiefe
Bewölkung, was aber übertrieben erscheint. In der Westhälfte sowie an den Küsten
gibt es weiter leichten, im westlichen Bergland und in der Osthälfte mäßigen
Dauerfrost.

Donnerstag... liegt Deutschland zwischen einem von Nordwestspanien zur Biskaya
ziehenden Tief und dem fennoskandischen Hoch in einer kalten, mehr auf Südost
bis Ost drehenden niedertroposphärischen Strömung. In der Höhe zieht das mit
Kaltluft angefüllte Höhentief vom Raum Irland weiter nach Westen. Das Höhentief
über Osteuropa dehnt sich mit einem Trog nach Nordwestpolen bzw. bis nach
Mecklenburg-Vorpommern aus. Ursache ist die dort bei eher östlicher
Strömungskomponente noch vorhandene Kaltluftadvektion. Damit wird weiter der
Lake-Effekt gestützt, wobei erneut die Bereiche vom nördlichen
Schleswig-Holstein über Fehmarn bis nach Nordvorpommern bevorzugt sind (1 bis 5
cm, exponiert bis 10 cm Neuschnee möglich inclusive Schneeverwehungen).
Anders im Südwesten: Hier steigt in 850 hPa die Temperatur an und überschreitet
am Abend in Südbaden und am Hochrhein die 0-Grad-Grenze. Die WLA wird hier
allerdings durch einen Höhenrücken nahezu kompensiert, so dass die
Niederschlagssignale praktisch gleich Null sind. Die Bewölkung nimmt aber im
Westen und Südwesten durch die WLA schon zu. Die Höchsttemperaturen liegen im
Westen und Südwesten wahrscheinlich schon bei null Grad oder knapp über dem
Gefrierpunkt. Ansonsten bleibt es bei leichtem, im Osten auch bei mäßigem
Dauerfrost.
Der Wind bleibt im Küstenbereich in Böen stark und vor allem auf den
Ostfriesischen Inseln auch stürmisch aus Ost. Auch in höheren Lagen der
Mittelgebirge sind steife, exponiert stürmische Böen zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige synoptische Lage wird von den exponierten Modellen ähnlich
simuliert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden