DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-02-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 21.02.2018 um 10.30 UTC



Übergang zu eher ruhigem Winterwetter mit teils mehrtägigem Dauerfrost, in den
Nächten dann gebietsweise strenger Frost. AN der Ostsee teils wiederholt
Schneeschauer.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 28.02.2018


Am Samstag liegt Deutschland zwischen einem von Nordwestsibirien nach Polen
reichenden Trog und einem Keil, der sich von den Britischen Inseln bis in die
Ostgrönlandsee erstreckt. Hieraus resultiert über Mitteleuropa eine nördliche
bis leicht nordöstliche Strömung. Zudem lässt sich über Süd- und Südwesteuropa
ein Höhentiefkomplex finden. Somit ist das Strömungsbild hochgradig meridional.
Durch den Keil wird ein Bodenhoch gestützt, das ausgehend von Nordskandinavien
einen Keil bis in die Nordsee aufweist. An dessen Südflanke wird mit einer
östlichen bodennahen Strömung zusehends kältere, aber relativ trockene Luft
advehiert. Zwischen diesem Hochkeil und tiefem Luftdruck über Südeuropa kann
sich ein kräftiger Gradient herausbilden, so dass neben der Ostseeküste in
freien Lagen vor allem in der Mitte sowie im Süden und Westen Windböen und auf
höheren Berggipfeln stürmische Böen zu erwarten sind. Bedingt durch die
niedertroposphärisch vordringende Kaltluft und die hierdurch erfolgende
Labilisierung in der unteren Troposphäre sind in Ostseenähe ein paar leichte
Schneeschauer vorstellbar. Abgesehen vom Nordwesten und von tieferen Lagen West-
und Südwestdeutschlands dürfte sich leichter Dauerfrost einstellen.
Am Sonntag weitet sich der o.g. Trog nach Mitteleuropa aus, was dann auch
mitteltroposphärisch sehr kalte Luft nach Südwesten vorstoßen lässt. Die
Voraussetzungen für Schauer in Küstennähe wären dann eher gegeben, an der Ostsee
kann sich durch wiederholte Schauer eine dünne Schneedecke ausbilden. Bedingt
durch leichten Druckanstieg verschiebt sich der kräftigste Gradient in den
Westen und Südwesten, so dass dort in freien Lagen Windböen und im höheren
Bergland Böen bis Sturmstärke auftreten können. Die Temperaturen gehen weiter
zurück.
Am Montag und Dienstag weitet sich der Trog weiter in Richtung Biskaya und
westlichem Mittelmeer aus. Gleichzeitig schnürt sich der Keil ab, wodurch sich
ein blockierendes Höhenhoch im Raum Island ergibt. Das Bodenhoch verschiebt sich
mit seinem Schwerpunkt ins Nordmeer. Im Zusammenwirken mit einem sich über den
Azoren etablierenden Zentraltief ergibt sich eine "High over Low"-Situation, die
sich als relativ stabil erweist und an die Lage vom März 2013 erinnert. Mit dem
sich ausweitenden Trog kann im Norden, Osten und auch in den mittleren Gebieten
etwas Schneefall aufkommen, mehr als 5 cm Neuschnee sind jedoch
unwahrscheinlich. Längere sonnige Abschnitte sollten sich daher zusehends auf
den Südwesten und Süden Deutschlands beschränken. An der Ostsee sind wiederholt
Schneeschauer zu erwarten, so dass dort auch deutlich mehr als 5 cm Neuschnee
zusammenkommen können. In den Nächten muss auch dort, wo kein Schnee liegt, bei
längerem Aufklaren mit strengem Frost gerechnet werden.
Zur Wochenmitte hin schnürt sich der westliche Teil des o.g. Troges ab und wird
in den Höhentiefkomplex über dem Azorenraum einbezogen. Der Haupttrog schwenkt
hingegen rasch nach Südosteuropa. Im 850 hPa-Niveau liegen deutschlandweit die
Temperaturen zwischen -15 und -20 Grad. Da mitteltroposphärisch bereits leichte
Warmluftadvektion einsetzt, sollte dies die Schauertätigkeit an der Ostsee
zumindest am Donnerstag etwas dämpfen.
Bis Donnerstag verlagert sich das Bodenhoch nach Grönland. Über Skandinavien hat
bereits zuvor Druckfall eingesetzt, so dass sich dort ein Tiefkomplex entwickeln
konnte. Damit wird der Weg frei für ein Randtief, das mit der nördlichen
Strömung nach Südskandinavien gesteuert wird. Hierdurch würden dann in
Verbindung mit dem südwärts übergreifenden Frontensystem dieses Tiefs relativ
großflächig kräftigere Schneefälle aufkommen. Allerdings ist dieses Szenario
noch nicht sicher.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum dringt mit einer nunmehr
wieder auf Nord drehenden Strömung erneut hochreichende Kaltfront nach
Mitteleuropa vor. Sollte in tieferen Lagen am Donnerstag und am Freitag ein
Übergang der Niederschläge in die flüssige Phase erfolgt sein, wären später von
Norden her erneut Schneefälle zu erwarten. Während tagsüber die Temperaturen auf
Werte um den Gefrierpunkt steigen, wird es dann aufgrund der meist starken
Bewölkung in den Nächten nicht mehr so kalt wie bisher.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Dienstag ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen konsistent. Das Schwenken des Troges nach
Südosteuropa, das der aktuelle Lauf zeigt, hatten die beiden gestrigen
Modellläufe nicht im Programm. Hierdurch ergibt sich auch für Donnerstag ein
anderes Bild. Während die beiden Läufe des Vortages für Donnerstag über
Skandinavien noch Hochdruckeinfluss gezeigt hatten, simuliert der aktuelle Lauf
dort einen Tiefdruckkomplex und lässt "Warmluft" mit Temperaturen im 850
hPa-Niveau oberhalb von -5 Grad bis in die Nordsee vorstoßen. In der unteren
Troposphäre ergibt sich daher nach dem aktuellen Modellauf ein 10 bis 15 K und
über dem Norden Deutschlands ein um ca. 10 K wärmeres Szenario.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Dienstag ergeben sich zwischen den verfügbaren Modellen keine
prognoserelevanten Unterschiede. Ab Mittwoch ist EZMW das Modell, das den Trog
am raschesten nach Südosteuropa schwenken lässt. Die anderen Modelle belassen
den Trog dort, wo dieser auch von den gestrigen beiden Modellläufen
prognostiziert wurde. Mit dem Ergebnis, dass die Milderung, die sich nach EZMW
für Donnerstag im Nordwesten und am Freitag auch in den anderen Gebieten
abzeichnet, von den anderen Modellen nicht gesehen wird. Vom Modell des
kanadischen Wetterdienstes wird hingegen am Donnerstag im Süden Deutschlands ein
vorübergehender Einschub wärmerer Luft ins Spiel gebracht, was in den
süddeutschen Mittelgebirgen und an den Alpen kräftigere Schneefälle zur Folge
hätte. Im Vergleich zu den anderen globalen Modellen dürfte diese Version jedoch
wenig wahrscheinlich sein. Nach GFS und nach dem Modell des kanadischen
Wetterdienstes sollte sich das Temperaturniveau bis in den März hinein nicht
allzu sehr ändern.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung, wobei der Spread bis
hin zum 7. Folgetag relativ gering ist und sich nennenswerte
Niederschlagssignale nicht abzeichnen. Danach zeigen die Einzelmember einen
moderaten Temperaturanstieg, wobei der deterministische Lauf am unteren Rand der
Verteilung zu finden ist. Nach dem kanadischen Modell erfolgt der
Temperasturanstieg im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum etwas
rascher, ohne dass diesem Szenario der deterministische Lauf folgt. Diese
Erwärmung wird bei weitem nicht von allen EPS-Membern getragen. Nach dem EPS des
GFS zeichnet sich, wie weiter oben beschrieben, eine Verlagerung des Boden- und
Höhenhochs von Skandinavien in den Raum Grönland ab, nach dem EPS des Modells
des kanadischen Wetterdienstes bleibt über Skandinavien hoher Luftdruck noch
bestehen.
Das EPS des EZMW sieht auch das Schwenken des Troges nach Südosteuropa als das
weniger wahrscheinliche Szenario an. Gemäß Clustering wird dies nur von 12
Einzellösungen gestützt, wogegen 2/3 der Member der Version der amerikanischen
Modelle (und auch der gestrigen Modellläufe des EZMW) eher ähneln. Die
restlichen Einzelläufe zeigen Zwischenlösungen.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum lässt sich eine Regeneration
des Troges über Mitteleuropa ableiten. Die Einzellösungen beginnen ab dem 7.
Folgetag, also etwas früher als beim EPS des GFS, stärker zu divergieren. Der
deterministische Lauf und in abgeschwächter Form auch der Kontrolllauf bringen
im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum eine Erwärmung. Die Mehrzahl
der EPS-Member vollzieht diesen Temperaturanstieg nur widerwillig. Daher liefert
der EFI auch keinerlei Zeichen für eine Erwärmung. Zwar lässt sich etwa ab dem
Monatswechsel mit der zunehmenden Bewölkung und ein paar schwachen
Niederschlagssignalen ein Trend zu einem leichten Temperaturanstieg ableiten,
der vor allem auf weniger kalte Nächte zurückzuführen ist. Zudem wird der
Gradient schwächer, so dass die Advektion von Kaltluft nachlässt. Allerdings
lässt dieser schwache Gradient auch einen Luftmassenwechsel und eine
durchgreifende Erwärmung eher unwahrscheinlich werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis einschließlich Mittwoch beschränken sich markant zu bewarnende
Wetterereignisse auf teils strengen Frost in den Nächten, der nicht nur auf
schneebedecke Gebiete beschränkt ist. Zudem können am Wochenende sowie am Montag
in exponierten Berglagen stürmische Böen und vereinzelt auch Sturmböen
auftreten. Ab Dienstag wird die Wahrscheinlichkeit für derartige Böen bereits
wieder geringer.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX + EPS(EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann