DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-02-2018 18:01
SXEU31 DWAV 161800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.02.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Anfangs noch ruhige Hochdruckrandlage ohne markante Wettererscheinungen.
Ausgangs der Nacht zum Samstag auf den Südwesten übergreifend Niederschlag,
teils Schnee, teils Regen mit örtlicher Glatteisbildung. Am Samstag bis zu einer
Linie Eifel-Vogtland ausgreifend Schneefall, im Saarland, in der Pfalz und daran
anschließend bis zur Ostalb teils kräftige Schneefälle mit mehr als 10 cm
Neuschnee innerhalb von 12 Stunden; örtlich auch deutlich mehr Schnee bis hin in
den Unwetterbereich nicht ausgeschlossen. Weiter nach Süden hin in tieferen
Lagen noch Regen mit Glättegefahr.
In der Nacht zum Sonntag Niederschläge durchweg in Schnee übergehend, bis
Sonntagfrüh gebietsweise um 10 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden.
Am Sonntag wahrscheinlich keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse. Am
Montag im Nordwesten aufkommende Niederschläge, zumindest anfangs meist als
Schnee, örtlich bis 10 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem flachen, in der Frontalzone ostwärts
driftenden Rücken. Durch diesen wird ein Zwischenhoch gestützt, in dessen
Bereich heut Auflockerungen und auch längere sonnige Abschnitte auftraten. Am
Alpenrand liegt schleifend eine zunächst wenig aktive Kaltfront, die unmittelbar
an den Alpen noch für geringe Niederschläge sorgt. Diese fallen oberhalb von
1000 m meist als Schnee; allerdings reicht es dort nur für wenige Zentimeter
Neuschnee.
Dem Rücken folgt ein Trog, der in der Nacht zum Samstag vom nahen Ostatlantik
auf Westfrankreich übergreift. Dieser Trog aktiviert mittels Hebung, die aus
positiver Vorticityadvektion resultiert, eine Welle, die zuvor über der Biskaya
lag. Hierdurch kommt eine Zyklogenese in Gang; das resultierende Tief wird nach
Mittelfrankreich gesteuert. Vorderseitige Warmluftadvektion lässt im Südwesten
ausgangs der Nacht mehrschichtige Bewölkung aufziehen, so dass dort
Niederschläge einsetzen. Diese fallen anfangs nur vorübergehend als Schnee,
gehen aber rasch in Regen über, wodurch örtlich die Gefahr von Glatteis besteht.
Bedingt durch das trogvorderseitige Rückdrehen der Strömung wird die Front als
Warmfront rückläufig, die Schneefallgrenze steigt am gesamten Alpenrand bis hin
zum nördlichen Schwarzwald auf deutlich mehr als 1000 m. Wahrscheinlich werden
diese Niederschläge bis Samstagfrüh allenfalls den äußersten Südwesten erfassen.

In den anderen Gebieten hält sich noch der Einfluss des Zwischenhochs; nur im
Nordosten macht sich noch der über Nordosteuropa liegende Trog in Form von
leichten Schauern in Ostseenähe bemerkbar. Abgesehen von den küstennahen
Gebieten an der Ostsee ist daher nahezu flächendeckend mit leichtem bis mäßigem
Frost zu rechnen. Die Nebelneigung sollte jedoch nicht mehr so ausgeprägt sein
wie in der Nacht zuvor.

Samstag ... greift der o.g. Trog auf Ostfrankreich über und weitet sich dabei
nach Süden aus, ohne sich wesentlich zu verschärfen. Da das Gebiet mit der
maximalen Vorticityadvektion nicht mit der Lage des Bodentiefs korrespondiert,
erreicht dieses Tief rasch den Höhepunkt seiner Entwicklung, so dass, bezogen
auf die Windentwicklung, von diesem Tief keine Gefahr ausgehen sollte.
Allerdings zeichnet sich auch keine rasche Abschwächung ab, da sich dieses Tief
entlang der Zone mit der maximalen Baroklinität verlagert. In deren Bereich ist
im 850 hPa-Niveau eine Temperaturdifferenz von 12 K auf ca. 300 km zu finden.
Das Tief, das nicht nur im Bodenduckfeld, sondern auch bis hinauf ins 700
hPa-Niveau erkennbar ist, bringt an dessen Nordflanke eine Gegenläufigkeit der
Strömung mit sich, wobei mitteltroposphärisch, bedingt durch die
Trogvorderseite, weiterhin eine südwestliche Strömung dominiert. In Verbindung
mit Warmluftadvektion sollte die Hebung für kräftige Niederschläge hinreichend
sein. Etwa vom Saarland über den Nordschwarzwald bis zur Ostalb und daran
nördlich angrenzend fällt Schnee, unterhalb von 200 bis 400 m meist Regen, nach
Süden hin steigt die Schneefallgrenze rasch bis zu den Alpen auf etwa 2000 m an,
so dass dort durchweg Regen fällt. Bis zum Abend verlagert sich dieses Tief
unter beginnender Auffüllung zu den östlichen Zentralalpen, wodurch rückseitig
die kältere Luft, die im 850 hPa-Niveau Temperaturen um oder unter -5 Grad
aufweist, wieder nach Süden vorstößt. Im Schwarzwald und im nördlichen
Oberschwaben gehen daher die Niederschläge in Schnee über, entlang vom Hochrhein
sowie am gesamten Alpenrand fällt wahrscheinlich noch Regen. Die kräftigsten
Schneefälle zeichnen sich in einem Streifen vom Schwarzwald bis zur Ostalb sowie
im Pfälzer Bergland ab, wo innerhalb von 12 Stunden 10 bis 15, eng begrenzt auch
deutlich mehr als 15 cm Schnee zusammenkommen können. Daher ist relativ
großflächig eine markante Warnung gerechtfertigt. Sollten sich unwetterartige
Neuschneemengen abzeichnen, wären für diese Gebiete relativ kleinräumig
entsprechende Warnungen erforderlich. Hier wäre dann Nowcasting gefragt.
In den anderen Gebieten hält sich noch schwacher Zwischenhocheinfluss, wobei im
Nordosten, bedingt durch die Nähe zu dem über Nordosteuropa liegenden Trog, noch
ein paar leichte Schneeschauer auftreten können. Auflockerungen und auch längere
sonnige Abschnitte sind daher im Nordwesten und Westen am wahrscheinlichsten.
Die Tageshöchsttemperaturen bewegen sich in den Gebieten mit länger andauerndem
Schneefall wie auch im Bergland nur um oder wenig über 0 Grad. Sonst sind 2 bis
7 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Sonntag überquert der Trog nach Südosten schwenkend das
Vorhersagegebiet, "hängt" aber in seinem südlichen Teil etwas zurück. Das o.g.
Bodentief füllt sich vollends auf. Mit der Verlagerung des Troges greifen die
Schneefälle dann auch auf den Oberpfälzer und den Bayerischen Wald,
möglicherweise sogar bis aufs Bayerische Vogtland über. In diesen Gebieten
können noch einmal 10 bis 15 cm Neuschnee zusammenkommen. Mit der rückseitig
wieder nach Süden vorstoßenden Kaltluft erfolgt dann auch am gesamten Alpenrand
ein Übergang in die feste Phase.
Im Norden, Westen und zum Teil auch in der Mitte klart es verbreitet auf,
gebietsweise kann sich Nebel bilden. Flächendeckend ist leichter, bei längerem
Aufklaren auch mäßiger Frost zu erwarten. Für die Gebiete, wo es zuvor geschneit
hat oder noch immer Schnee fällt, bietet sich eine Warnung vor Glätte an.

Sonntag ... wird der o.g. Trog von dem über Osteuropa liegenden Trog einbezogen,
so dass sich eine schwache nordwestlich Strömung ergibt. Kaltluftadvektion und
der hieraus resultierende Druckanstieg lässt ein Zwischenhoch entstehen, wodurch
in weiten Teilen Deutschlands Auflockerungen und auch Aufheiterungen zu erwarten
sind. Ausgenommen hiervon ist einerseits der äußerste Norden, wo, bedingt durch
die Nähe zur Frontalzone, durch leichte Warmluftadvektion geringe Niederschläge
(vor allem zur Nordsee hin) oder in Richtung Nordosten ein paar leichte Schauer
auftreten können. Auch ganz im Süden und Südosten halten sich noch Wolken, wobei
aber die Schneefälle im Tagesverlauf auch am östlichen Alpenrand allmählich
nachlassen.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 2 bis 6, im Rheinland bis 8 Grad. Oberhalb
von etwa 800, im Süden oberhalb von 600 m herrscht meist leichter Dauerfrost.
In der Nacht zum Montag wölbt sich in Richtung Island und ausgangs der Nacht bis
nach Ostgrönland, gestützt durch kräftige Warmluftadvektion, ein Keil auf. An
dessen Vorderseite dreht die Strömung nahezu auf Nord. In dieser wird ein Trog
nach Süden gesteuert, der auf Südnorwegen und die Deutsche Bucht übergreift.
Dieser Trog tritt in den unteren Troposphärenschichten deutlicher in Erscheinung
und erstreckt sich bis zu den Benelux-Staaten. Das mit diesem Trog
korrespondierende Bodentief verlagert sich in die mittlere Nordsee, wird aber
von diesem Trog überlaufen, so dass der Höhepunkt der Tiefentwicklung alsbald
erreicht sein dürfte. Hebung, die aus niedertroposphärischer positiver
Vorticityadvektion wie auch aus Warmluftadvektion resultiert, lässt auf den
äußersten Nordwesten Niederschläge übergreifen. Diese fallen nur anfangs als
Schnee, gehen aber von der Nordsee her relativ rasch in Regen über, wobei
kurzeitig auch die gefrierende Phase vorstellbar ist. Weiter nach Nordosten hin,
d.h. an der Ostseeküste, ist die Schneephase von längerer Dauer bzw. die
Niederschläge fallen durchweg als Schnee.
In den anderen Gebieten hält sich noch Zwischenhocheinfluss, wenngleich auch
dort zusehends mehrschichtige Bewölkung aufzieht. Wahrscheinlich bleibt es nur
in Küstennähe sowie im äußersten Nordwesten frostfrei. Ansonsten ist leichter,
im östlichen Mittelgebirgsraum und im Süden verbreitet auch mäßiger Frost zu
erwarten.

Montag ... weitet sich der Trog von Südskandinavien zusehends nach Mitteleuropa
aus. Kaltluftadvektion und das hieraus resultierende Absinken lässt über
Skandinavien ein Hoch entstehen. Das mit dem Trog korrespondierende Bodentief
wird zu den Benelux-Staaten gesteuert. An dessen Ostflanke greifen Niederschläge
auf den Nordwesten und den gesamten Westen Deutschlands über. Diese fallen
zunächst als Schnee, gehen aber in den westlichen Mittelgebirgen unterhalb von
etwa 400 m in Regen über. Oberhalb davon kann es einige bis etwa 5, in Staulagen
bis knapp 10 cm Schnee geben. Ob diese Niederschläge auch auf den gesamten
Norden bis hin nach Vorpommern ausgreifen, wobei weiter nordostwärts die feste
Phase überwiegen würde, ist noch nicht sicher. Auch ergeben sich noch
Unsicherheiten bzgl. der Verlagerung dieses Tiefs, worauf weite unten näher
eingegangen wird.
Im Osten und Süden hält sich leichter antizyklonaler Einfluss, so dass dort
Auflockerungen und zum Teil auch längere sonnige Abschnitte zu erwarten sind.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 0 bis 4, am Niederrhein bis 6 Grad.
Oberhalb von 600 bis 800 m ist meist leichter Dauerfrost zu erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die verfügbaren Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich kaum prognoserelevante Unterschiede
ausmachen. Auch hinsichtlich der Frage, wie weit die in Verbindung mit dem
kleinräumigen Tief am Samstag stehenden Niederschläge (oder besser gesagt,
Schneefälle) nach Norden ausgreifen und wo die kräftigsten Schneefälle zu
erwarten sind, besteht weitgehend Einigkeit. Das deckt sich auch mit den
probabilistischen Verfahren wie PEPS und COSMO-LEPS. Etwas zurückhaltend in
Bezug auf diese Schneefälle ist noch COSMO-DE und auch COSMO-DE EPS, was zum
einen die Neuschneemengen, zum anderen auch das Ausgreifen nach Norden betrifft.
Auch ICON-EPS und das EPS des EZMW lassen die kräftigeren Schneefälle nicht so
weit nach Norden ausgreifen wie COSMO-LEPS und PEPS.
Auch zum Ende des Vorhersagezeitraumes hin ergeben sich Unterschiede. Von GFS
wird das Tief, das nach ICON Montagabend über den Niederlanden liegt, bereits
über der Pfalz erwartet, so dass die Schneefälle demnach rascher nach Süden
übergreifen können. EZMW (00 UTC) und auch das Modell des kanadischen
Wetterdienstes (12 UTC) lassen dieses Tief weiter westlich nach Süden ziehen als
ICON und GFS, wodurch ein Übergang in die flüssige Phase selbst in tieferen
Lagen Westdeutschlands weniger wahrscheinlich wäre.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann