DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-02-2018 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 16.02.2018 um 10.30 UTC



Nach anfänglichen Schneefällen zunehmend kaltes Hochdruckwetter ohne
signifikante Wettererscheinungen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 23.02.2018


Der aktuelle EZMW-Lauf von 00 UTC vom heutigen Freitag nimmt im Gegensatz zum
gestrigen 00 UTC-Lauf wieder Kurs auf ein kaltes Szenario bis in die erweiterte
Mittelfrist. Hauptdarsteller ist ein Höhentief, das sich aus einem über
Nordeuropa befindlichen Langwellentrog über Deutschland abspaltet und das es
sich anschließend "gemütlich" macht über Frankreich. Gleichzeitig wölbt sich ein
Höhenrücken in Richtung Skandinavien auf, der letztlich in ein eigenständiges
Höhenhoch im Bereich Nordmeer/Skandinavien mündet. Am Boden stellt sich eine
"High-over-Low"-Konstellation ein mit einem kräftigen Hoch über Skandinavien und
einem Tief über dem zentralen bzw. später westlichen Mittelmeer
(Großwetterlagentyp HFa). Für Deutschland resultiert daraus eine östliche und
später südöstliche Strömung, die kalte Festlandsluft zu uns bringt.

Im Detail liegt am kommenden Montag, dem ersten Tag der Mittelfrist, ein
mächtiger Langwellentrog über dem nordöstlichen Nordmeer, Skandinavien und dem
nordwestlichen Russland. In seiner südlichen Ausdehnung reicht er bis nach
Deutschland, Polen und der Ukraine, zyklonale Strukturen lassen sich sogar bis
nach Portugal verfolgen. Über Deutschland zeigt sich dabei ein Randtrog, der
einen Abtropfprozess einleitet. Auf der anderen Seite wölbt sich ein Rücken von
den Azoren über die Britischen Inseln bis knapp östlich von Island ins Nordmeer
auf. Vorderseitig setzt über Skandinavien am Boden Druckanstieg ein. Mit dem
Randtrog gelangt dagegen ein Bodentief nach Benelux, das von Nordwesten her
durch WLA und PVA ausgelöst Niederschläge in den Westen und Norden und später
dem Süden Deutschlands bringt. Bei T850 hPa zwischen -3 und -7 Grad fällt in den
Niederungen zum Teil Regen, in höheren Lagen meist Schnee.

Am Dienstag spaltet sich der Randtrog über Deutschland vom Langwellentrog ab und
wird zu einem Höhentief mit eigener Isohypse in 500 hPa. Dieses Höhentief weitet
sich bis zum zentralen Mittelmeer aus. Das Bodentief über Benelux wiederum zieht
unter Abschwächung ins zentrale Mittelmeer und wird dort in den
Zyklogeneseprozess, der durch das Höhentief angestoßen wird, integriert.
Währenddessen steigt der Druck über Skandinavien weiter und die
"High-over-Low"-Lage wird somit eingestielt. Durch diesen Vorgang dreht die
Strömung in Deutschland auf Ost und kalte Luft fließt ein. Due T850 hPa sinkt
auf -6 bis -10 Grad.

Am Mittwoch zieht das Höhentief zum Löwengolf weiter, das Bodentief verbleibt
aber noch über dem Tyrrhenischen Meer. Auch das Skandinavienhoch verändert sich
nur wenig. Mit einer nur leicht auf Ost-Nordost drehenden Strömung wird die
Zufuhr kalter Luft weiter unterstützt. Schneefälle sind durch den hohen Druck
und dem Absinken am ehesten noch in der Mitte und vor allem im Süden möglich.

Bis zum Freitag verlagert sich das Höhentief nach Frankreich weiter, während
sich aus dem Höhenrücken dann das Höhenhoch über dem Nordmeer bzw. dem
westlichen Skandinavien abspaltet. Am Boden bleibt das kräftige Hoch über
Skandinavien damit weiter bestehen, wobei der Kerndruck sich sogar noch um 10
hPa auf über 1045 hPa verstärkt. Das Bodentief zieht vom zentralen Mittelmeer
zur Iberischen Halbinsel weiter. Durch diese Variation der "High-over-Low"-Lage
dreht die Strömung über Deutschland nun etwas auf Südost, womit geringfügig
wärmere Luft mit T850 hPa von -2 bis -9 Grad einfließt. Niederschläge bleiben
weiterhin eher selten, da das Hoch zu starken Einfluss bei uns hat. Allerdings
ist nicht ganz ausgeschlossen, dass sich in der Mitte ein Niederschlagsband
formiert, da im Süden etwas wärmere Luft einströmt und sich quasi eine
Luftmassengrenze bilden kann, an der es zu Hebung kommt.

In der erweiterten Mittelfrist ab Samstag weitet sich der immer noch über
Russland liegende Langwellentrog nach Deutschland und Frankreich hin aus und
nimmt Kontakt auf zum über Frankreich liegenden Höhentief. Das Höhenhoch wird
dadurch nach Norden hin abgedrängt. Das Bodenhoch verschiebt seinen Schwerpunkt
ebenfalls nach Norden und die Strömung dreht wieder mehr auf Nordost. Die T850
hPa sinken damit insbesondere nach Norden hin zum Teil auf unter -15 Grad.
Allerdings werden weiterhin nur schwache Niederschläge prognostiziert, da das
Absinken unter dem Hochdruckeinfluss einfach zu kräftig ist.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen 00 UTC-Laufs des EZMW zu seinen Vorgängern ist nur
bis zum Dienstag noch einigermaßen gut. Danach weicht das Szenario deutlich ab.
So wird der Randtrog über Deutschland nun zu einem eigenständigen Höhentief, das
ins zentrale Mittelmeer und später nach Frankreich zieht. Nach dem gestrigen 00
UTC-Lauf sollte dieser Randtrog nach Osten durchschwenken und ein Rücken hätte
sich nach Deutschland hereingeschoben. Am Montag konzentrieren sich die
Niederschläge dadurch auf den Westen und Norden, nach dem gestrigen 00 UTC-Lauf
wären sie vom Norden in die Mitte gezogen. Am Dienstag werden die Niederschläge
im Süden nun insgesamt zurückgerechnet. Im weiteren Verlauf der Mittelfrist wäre
der Rücken über Deutschland liegen geblieben, nach heutiger Lesart befinden wir
uns eher im Einflussbereich des Höhentiefs über Frankreich. Wettertechnisch sind
die Auswirkungen nicht so gravierend, weil so oder so hoher Druck überwiegen
dürfte und Niederschläge nur sporadisch und in geringen Mengen vorkommen. In der
erweiterten Mittelfrist bleibt das so, allerdings wird nun das Temperaturniveau
deutlich niedriger gerechnet. Hätte sich nach gestriger Lösung bei einer
Strömungsänderung auf Südwest milde Luft mit T850 hPa von 3 bis 5 Grad
durchgesetzt, wird nun sehr kalte Luft eingesteuert mit T850 hPa von -5 bis -15
Grad. Dadurch gibt es zum Teil mehr als 20 Kelvin Unterschied! Im Übrigen zeigte
schon der gestrige 12 UTC-Lauf die Höhentiefbildung, dabei sollte der
Schwerpunkt aber bis zum Ende hin über dem zentralen Mittelmeer bzw.
Südfrankreich verbleiben.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON ist dem EZMW ähnlich und simuliert auch das Höhentief, allerdings ist es
schwächer ausgeprägt und verbleibt am Mittelmeer (ähnlich der Lösung des
gestrigen 12 UTC-Laufs des EZMW). GEM wiederum ist dem ICON sehr nah. Beim GFS
findet die Höhentiefbildung nur rudimentär statt, bleibt der Abtropfprozess ins
zentrale Mittelmeer doch unvollendet. Der übrig gebliebene Trog zieht im
Wochenverlauf dann auch schon langsam nach Osten weiter und ein Rücken kann sich
über Mitteleuropa etablieren. Das Skandinavienhoch ist dabei wesentlich
schwächer ausgeprägt und am Wochenende dreht die Strömung sogar auf Südwest. Das
entspricht im Wesentlichen der Lösung des gestrigen 00 UTC-Laufs des EZMW.
NAVGEM macht ebenfalls kein Höhentief, sondern nur eine Amplifizierung des
Troges zur Adria hin. Anschließend weitet sich der Langwellentrog über
Nordosteuropa retrograd nach Westen aus und insbesondere im Nordosten würde
kalte Luft (T850 hPa unter -15 Grad) einfließen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die T850 hPa-Rauchfahnen des EZMW-Ensembles für verschiedene deutsche Städte
sind bis zum Mittwoch eng gebündelt. Ab Donnerstag geht der Spread deutlich
auseinander, insbesondere existieren einige "wärmere" Lösungen. Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich am unteren Rand der Streuung, allerdings ist dort
auch der Median zu erkennen. Bei den 500 hPa-Geopotenzial-Rauchfahnen nimmt der
Spread bereits ab Dienstag etwas zu, ab Donnerstag wird er groß. Dabei liegt der
Hauptlauf etwa in der Mitte, in der erweiterten Mittelfrist dagegen eher am
unteren Rand der Streuung. Die Niederschlagssignale bleiben ab Dienstag schwach.


Die Clusteranalyse liefert für Mittwoch bis Freitag 3 Cluster. C1 (26
Mitglieder; mit Haupt- und Kontrolllauf) und C2 (14 Mitglieder) bestätigen die
"High-over-Low"-Lage, wenn auch Details jeweils etwas anders aussehen. C3 (mit
noch 11 Mitglieder) bringt eine Hochdruckbrücke von den Azoren bis nach Sibirien
und spiegelt somit in etwa die Lösung des gestrigen 00 UTC-Laufs wider. Für
Samstag bis Montag werden ebenfalls 3 Cluster analysiert. C1 (31 Mitglieder)
gibt mehr oder weniger obiges Szenario wieder. C2 (10 Mitglieder) macht über
Mitteleuropa hohes Geopotenzial und Bodendruck. C3 (10 Mitglieder; mit Haupt-
und Kontrolllauf) ist eine Variation von C1 mit hohen Druck über Island und
Russland anstatt über dem nördlichen Skandinavien. Eine leicht zyklonale
Struktur im Bodendruckfeld deutet auf vermehrte Niederschlagsaktivität hin,
wobei aber auch die kalte östliche bis nordöstliche Strömung simuliert wird.

Als Fazit kann man festhalten, dass die Vorhersage mit dem wechselhaften Montag
und dem anschließenden Druckanstieg bei leicht sinkenden Temperaturen bis zum
Dienstag/Mittwoch als sicher angesehen werden kann. Auch danach läuft es trotz
kleiner Unsicherheiten auf eher ruhiges Hochdruckwetter mit nur gebietsweise
leichten Schneefällen hinaus, wobei die Zufuhr kalter Luft anhält. Zum
Wochenende hin in der erweiterten Mittelfrist nehmen die Unsicherheiten zu,
kommen doch immer mehr auch andere Lösungsvorschläge auf. Nur wenige
Modellergebnisse (wie z.B. GFS) deuten dabei den Durchbruch milder Luft an. Eher
bleibt die kalte Luft erhalten, der Hochdruckeinfluss vermutlich aber auch.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI weist am Montag ein schwaches Signal im SOT für Schneefall im Norden und
Westen Deutschlands auf. Die Wahrscheinlichkeit für ein markantes (bzw. sogar
extremes) Schneefallereignis ist jedoch sehr gering. So werden für mehr als 5
l/qm Schneeanteil in 12 Stunden vom EZMW-EPS nur bis 20 % Wahrscheinlichkeit
berechnet. Bei mehr als 10 l/qm Schneeanteil gibt es zwar auch ein Signal, die
Wahrscheinlichkeiten liegen aber durchweg unter 5 %. Im Verlauf der Woche fällt
in der Mitte und im Süden gebietsweise geringer Schnee, signifikante Mengen sind
jedoch nicht in Sicht.

In der zweiten Wochenhälfte liefert EFI dann Hinweise für überdurchschnittlich
kaltes Wetter. Angesichts der fortgeschrittenen Jahreszeit und der bereits etwas
kräftigeren Sonneneinstrahlung, die unter Hochdruckeinfluss zum Zuge kommen
sollte, dürfte es tagsüber aber meist noch Höchsttemperaturen knapp über dem
Gefrierpunkt geben.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS, EZMW-Det.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler