DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

14-02-2018 11:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.02.2018 um 10.30 UTC



In der neuen Woche leichter Temperaturrückgang. Dabei wechselhaft, vor allem im
Osten und Süden teils markanter Schneefall.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 21.02.2018


Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Samstag liegt Deutschland zunächst im
Bereich eines flachen Rückens, der im Bodendruckniveau eine schwach ausgeprägte
Hochdruckbrücke stärkt. Sie verläuft zonal über Deutschland hinweg und verbindet
ein Hoch über dem Südosten Europas mit dem Azorenhoch. Über den äußersten Süden
verläuft weiterhin eine Luftmassengrenze, die in ein Tief über Frankreich
mündet. Sie trennt erwärmte Meereskaltluft im Norden von wärmerer Luft im
äußersten Süden. Mit Passage eines Kurzwellentroges wird die
Niederschlagstätigkeit an der Front wieder verstärkt. Die Schneefallgrenze liegt
dabei zunächst sehr hoch, fällt aber mit Südostverlagerung der Front im Laufe
des Tages bzw. in der Nacht zum Sonntag allmählich ab.

Am Sonntag kommt es nach Passage des Kurzwellentroges zur Intensivierung eines
Höhentroges über Osteuropa, während sich vom nahen Ostatlantik ein Höhenrücken
Richtung Westeuropa aufwölbt. Dabei dominiert in weiten Teilen des Landes
weiterhin schwacher Hochdruckeinfluss. Einzig auf den Norden greift im
Tagesverlauf der Ausläufer eines Tiefs über Südschweden über und bringt dort
leichte Niederschläge, die anfangs im Nordosten auch als Schnee fallen können.

Am Montag stellt sich die Wetterlage um. Der Höhenrücken kann sich bis zum
Nordmeer ausdehnen, sodass die Höhenströmung zwischen dem Rücken und dem Trog
über Osteuropa zunehmend auf Nord dreht. Dabei schwenkt ein weiterer
Kurzwellentrog von Skandinavien Richtung Polen, aus dem schließlich dort in der
Nacht zum Dienstag ein abgeschlossenes Höhentief entsteht. Durch den
einsetzenden Druckfall kommt es an der über Norddeutschland liegenden Front zur
Bildung eines Tiefs, das sich unter Intensivierung über Polen hinweg südostwärts
verlagert. Auf der Rückseite des Tiefs dreht die bodennahe Strömung auf Nordost,
sodass die Zufuhr kälterer Luftmassen nach Deutschland einsetzt. Dabei sinkt die
850 hPa Temperatur im Nordosten bis auf minus 7 Grad ab, sodass die
Niederschläge insbesondere in der Osthälfte bis in tiefe Lagen in Schnee
übergehen.

Am Dienstag verlagert sich das Tief weiter südostwärts Richtung Ungarn und
Rumänien. Die damit verbundene Kaltfront kommt noch etwas weiter Richtung Westen
und Südwesten voran. Allerdings kommt es dort zu keiner Frontpassage, da die
Kaltfront in die Warmfront eines Sturmtiefs bei Grönland übergeht. Postfrontal
setzt sich ausgehend von einem Hoch über Nordeuropa in weiten Teilen des Landes
leichter Hochdruckeinfluss durch, sodass die Niederschlagstätigkeit von Norden
nachlässt.

Am Mittwoch verbindet sich das Hoch mit einem weiteren Hoch bei den Britischen
Inseln, sodass es landesweit zu einer Wetterberuhigung kommt. Diese hält auch in
der erweiterten Mittelfrist an. Weitere, von Norden übergreifende Tiefausläufer
sind dadurch nur schwach ausgeprägt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der jüngsten Modellläufe des EZMW lässt im mittelfristigen
Vorhersagezeitraum deutlich nach, sodass das gestrige Vorhersagekonzept nicht in
allen Punkten beibehalten werden kann.

So gibt es bereits am Sonntag erste Unterschiede. Während es nach dem gestrigen
00 UTC Lauf unter Hochdruckeinfluss weitgehend trocken bleiben sollte, soll nun
auf den Norden ein Frontensystem übergreifen, das dort für leichte Niederschläge
sorgt.

Markanter werden die Unterschiede in der neuen Woche. Die erneute Zufuhr
kälterer Luft aus dem Nordosten Europas wird zwar weiterhin prognostiziert, sie
fällt aber nicht so kräftig aus, wie gestern noch angenommen. Denn das Tief, das
sich von Skandinavien über das östliche Mitteleuropa südwärts verlagern soll und
ein Hoch über Nordeuropa sind seit dem gestrigen 12 UTC Lauf deutlich schwächer
ausgeprägt. Zudem kommt das Tief deutlich rascher Richtung Südosteuropa voran.
Insofern ist von der Zufuhr kälterer Luft nach EZMW insbesondere die Osthälfte
betroffen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Erste Modellunterschiede ergeben sich bereits am Samstag. So kommt die Front
nach GFS weiter nach Norden bis in die mittleren Landesteile voran mit
Schneefall in den Mittelgebirgen, während es dort nach ICON und EZMW trocken
bleibt.

Auch im weiteren Verlauf der Woche weicht GFS deutlich von ICON und EZMW ab. So
kommt der atlantische Höhenrücken deutlich weiter ostwärts voran, wobei sich
über der Nordsee ein abgeschlossenes Höhenhoch bildet. Das von ICON und EZMW
prognostizierte Tiefdruckgebiet ist zwar in Ansätzen zu erkennen, es füllt sich
aber rasch auf. Dadurch sind auch die Niederschläge deutlich schwächer
ausgeprägt und greifen nicht bis in den Süden aus.

ICON und EZMW sehen hingegen die Tiefentwicklung am Montag bzw. Dienstag recht
ähnlich, wenngleich sowohl das Hoch über Skandinavien als auch das Tief bei ICON
etwas stärker ausgeprägt sind, was wiederum einen stärkeren Gradienten über
Deutschland zur Folge hat. Zudem lässt ICON die Front weiter nach Westen
vorankommen. Während also die minus 5 Grad Isotherme nach EZMW über den Osten
Deutschlands verläuft, kommt sie nach ICON am Dienstag bis in den Westen des
Landes voran. Dadurch würden auch die Schneefälle zumindest im Bergland weiter
nach Westen ausgreifen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne von Offenbach besitzt bis einschließlich Sonntag bezüglich
Temperatur und Geopotential einen relativ geringen Spread. Nachfolgend nimmt
dieser deutlich zu. Dabei zeigt sowohl die Mehrheit der Member als auch der
Kontrolllauf einen stärkeren Rückgang der Temperatur und des Geopotentials als
der Hauptlauf. Somit ist die ICON-Lösung, bei der sowohl der Trog als auch die
Kaltluft weiter nach Westen ausgreifen sollen, durch das Ensemble abgedeckt und
zudem wahrscheinlicher. Dies wird auch durch die früheren Niederschlagssignale
im Vergleich zum Hauptlauf bestätigt, was auf eine raschere Frontpassage, wie
von ICON prognostiziert, hindeutet.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum von t+72 bis 96 Stunden drei
Cluster, wobei sich für Mitteleuropa keine signifikanten Unterschiede ergeben.
Für den Zeitraum von Montag bis Mittwoch gibt es zwei Cluster. Nach Cluster 1,
in dem sich auch Haupt- und Kontrolllauf befinden, befindet sich Deutschland
zwischen dem Höhenrücken und dem Höhentrog über Osteuropa. Nach Cluster 2
hingegen erfolgt die Austrogung deutlich weiter westlich, sodass wir unter dem
Höhentrog liegen. Diese Variante entspricht im Großen und Ganzen der Prognose
des gestrigen 00 UTC Laufs des EZMW, die immerhin noch durch 24 Member
(gegenüber 27 Member in Cluster 1) repräsentiert wird.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag kommt es etwa südlich der Donau zu Niederschlägen. Dabei liegt die
Schneefallgrenze zunächst relativ hoch, bevor sie im Laufe des Tages bzw. in der
Nacht zum Sonntag allmählich auf etwa 600 bis 400 m absinkt.
Die Neuschneemengen liegen aber überwiegend unter 10 cm in 12 Stunden.

Am Montag muss mit den aufkommenden Niederschlägen im Nordosten und Osten, in
der Nacht zum Dienstag auch im Süden bis in tiefe Lagen mit Schneefall gerechnet
werden. Dabei sind in den östlichen Mittelgebirgen und an den Alpen markante
Neuschneemengen zwischen 10 und 15 cm in 12 Stunden wahrscheinlich, in den
Staulagen der Alpen sind unwetterartige Neuschneemengen innerhalb von 12 Stunden
gering wahrscheinlich. EZMW -EPS liefert dafür Wahrscheinlichkeiten um 20
Prozent.
Am Dienstag halten die Schneefälle vor allem an den Alpen weiter an, sodass
gebietsweise nochmals markante Neuschneemengen bis 15 cm in 12 Stunden nicht
ausgeschlossen sind.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger