DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-02-2018 08:01
SXEU31 DWAV 140800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 14.02.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
WW (Winkel-Westlage). Heute keine markanten Wetterereignisse, in der Nacht zum
Donnerstag im östlichen Mittelgebirgsraum und im Süden teils strenger Frost. Am
Donnerstag aufkommender Niederschlag, anfangs meist als Schnee, in den
westlichen Mittelgebirgen und südlich davon als gefrierender Regen mit
Glatteisbildung. Außerdem an der Küste und im höheren Bergland aufkommend
stürmische und exponiert auch Sturmböen bis Bft 9. Am Freitag im Süden noch
Regen, teils mit Glatteis. Sonst wieder Übergang zu ruhigem Winterwetter.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland im Randbereich eines Troges, der sich allmählich
zum östlichen Mitteleuropa verlagert und dabei auszutropfen beginnt. Von Westen
schiebt sich ein Höhenkeil heran, der sich von der Biskaya zusehends bis in die
Nordsee ausweitet. Vorausgegangene Kaltluftadvektion hat eine Hochbrücke
entstehen lassen, die die Verbindung zwischen einem Hoch über Nordwestrussland
und hohem Luftdruck über den Kanaren und der Iberischen Halbinsel darstellt. In
deren Bereich erfolgte in weiten Teilen Deutschlands ein Temperaturrückgang in
den Bereich mäßigen bis strengen Frostes.
Im Bereich der Hochbrücke dauert das Absinken heute an, so dass keine
nennenswerte Wolkenbildung zu erwarten ist. Allenfalls ganz im Südosten, d.h. in
Teilen von Niederbayern, machen sich schwache Hebungsantriebe im Randbereich des
Troges in Form von ein paar Schneeflocken bemerkbar.
Nahezu ungehinderte Sonneneinstrahlung lässt die Temperatur im Norden und in
tieferen Lagen Westdeutschlands auf 3 bis 6 Grad steigen. In Teilen der Mitte
und in Süddeutschland bewegen sich am Nachmittag die Temperaturen um oder etwas
über dem Gefrierpunkt.
In der Nacht zum Donnerstag greift der o.g. Keil auf Deutschland über. Ein
nachfolgender, breiter Trog erfasst die Britischen Inseln. Das diesem Trog
vorgelagerte Frontensystem, das einen noch relativ weit geöffneten Warmsektor
aufweist, erreicht die westliche Nordsee und Frankreich. Kräftige
Warmluftadvektion lässt auf den Westen und die Mitte mehrschichtige Bewölkung
übergreifen, in den Mittelgebirgen westlich des Rheins setzt in der zweiten
Nachthälfte Schneefall ein. Zudem frischt im Nordwesten, Westen und in Teilen
der Mitte der Wind auf, so dass an der Nordsee, in höheren Berglagen der
nördlichen, westlichen und zentralen Mittelgebirge und später auch an der
ostholsteinischen Küste stürmische und exponiert auch Böen bis Sturmstärke
auftreten.
Im Osten und Süden ist es größtenteils klar, so dass dort erneut mäßiger, im
Bergland und in Richtung Alpen noch einmal strenger Frost zu erwarten ist. Unter
Wolken tritt leichter Frost auf, wahrscheinlich bleibt es unmittelbar am
Niederrhein bereits frostfrei.

Donnerstag... wird der oben beschriebene Keil rasch nach Osten abgedrängt, so
dass das nachfolgende Frontensystem auf Deutschland übergreifen kann. Folglich
werden von Westen her die Niederschläge bis in die Mitte Deutschlands
vorankommen. Wahrscheinlich bleibt es nur noch zwischen Ostsee und Erzgebirge
sowie in Teilen von Niederbayern weitgehend trocken.
Problematisch ist in diesem Zusammenhang die Niederschlagsphase. Wahrscheinlich
fällt mit dem Einsetzen der Niederschläge zunächst Schnee. Allerdings sind dabei
nur in den Mittelgebirgen mehr als 5 cm Schnee zu erwarten, in tieferen Lagen
ist die Schneephase zum Teil nur von sehr kurzer Andauer. Dabei geht der
Schneefall in den westlichen Mittelgebirgen und südlich davon (wo der Warmsektor
noch geöffnet ist) sehr rasch in Regen (vor allem nördlich der westlichen
Mittelgebirge) oder gefrierenden Regen (im westlichen Bergland und südlich
davon) über. Auch in Teilen der Mitte ist die gefrierende Phase vorstellbar. Im
Westen, d.h. nördlich der westlichen Mittelgebirge, setzt alsbald Durchmischung
ein, so dass dort die Voraussetzungen für gefrierenden Niederschlag nicht mehr
gegeben sind. Am gefährdetsten sind die tieferen Lagen südlich der westlichen
Mittelgebirge und im Südwesten Deutschlands. Dort wären sicherlich markante
Warnungen vor Glatteis gerechtfertigt, örtlich eng begrenzt sind unwetterartige
Auswirkungen nicht auszuschließen. Da auch dort, wenn auch etwas langsamer als
nördlich der westlichen Mittelgebirge, Durchmischung einsetzt, ist nicht von
einer länger andauernden und/oder großräumigen Glatteislage auszugehen.
Bis Mittag steigt die Schneefallgrenze im Westen und Südwesten sowie an den
Alpen, bis zum Abend dann auch in den mittleren Gebieten auf mehr als 1000 m, so
dass dort selbst in den Kammlagen der Mittelgebirge die Niederschläge in Regen
übergehen.
Der Wind frischt etwas auf und dreht von Südost auf Südwest. Im Nordwesten und
ganz im Norden sind Windböen, an der See und im höheren Bergland stürmische und
exponiert auch Böen bis Sturmstärke zu erwarten. Die Tageshöchsttemperaturen
ändern sich gegenüber heute nur unwesentlich.
In der Nacht zum Freitag stellt sich vorübergehend eine Zonalströmung ein, die
nur relativ wenig mäandriert. Hierdurch gelangt die Kaltfront des sich weiter
nach Osten verlagernden Frontensystems über dem Süden Deutschlands ins
Schleifen, so dass dort die Niederschläge noch längere Zeit andauern.
Warnschwellen in Bezug auf Dauerregen werden im südlichen Schwarzwald und im
Allgäu erreicht, zumal die Schneefallgrenze dort noch längere Zeit oberhalb von
1000 Metern verbleibt. Da im Schwarzwald nicht allzu viel Schnee liegt und sich
im Allgäu die Schneedecke bereits gesetzt hat, d.h. etwas Regen verkraften kann,
drängt sich eine Tauwetterwarnung noch nicht unbedingt auf.
In den östlichen Mittelgebirgen gehen bis in tiefere Lagen die Niederschläge
wieder in Schnee über, lassen aber alsbald nach, so dass sich keine
nennenswerten Neuschneemengen ergeben.
Im Norden und Westen setzt sich Hochdruckeinfluss durch, was dort für
Auflockerungen sorgt. Dort sowie im Bergland ist leichter Frost zu erwarten, so
dass Glättegefahr besteht.

Freitag... greift auf den nahen Ostatlantik ein wenig markanter Trog über.
Stromab, d.h. über Mitteleuropa, beginnt sich ein schwacher Rücken aufzuwölben.
Durch diesen wird eine Hochbrücke gestützt, die sich nach Osten ausweitet und
durch Druckanstieg weiter kräftigt. In deren Bereich sind im Norden und über der
Mitte Deutschlands Auflockerungen und auch längere sonnige Abschnitte zu
erwarten.
Im Süden ist dagegen weiterhin der schleifende Einfluss der o.g Front bemerkbar,
die, bedingt durch die Bildung einer schwachen Welle über der Biskaya,
rückläufig zu werden beginnt. Daher sind zunächst bis in die Donauregion hinein
Niederschläge zu erwarten, die an den Alpen den ganzen Tag andauern. Am
Alpenrand sinkt die Schneefallgrenze nur allmählich ab; erst gegen Abend geht am
östlichen Alpenrand der Niederschlag wahrscheinlich bis in die Täler wieder in
Schnee über. Im Allgäu fallen selbst dann die Niederschläge noch als Regen. Da
sich an der Südflanke der Hochbrücke eine östliche bodennahe Windkomponente
einstellt, mit welcher allmählich kältere Luft advehiert wird, ist die Gefahr
von gefrierendem Niederschlag noch nicht gebannt.
Mit der Ausweitung der Hochbrücke sollte der Wind warntechnisch keine Rolle mehr
spielen. Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 4 bis 8, in den Kammlagen der
nördlichen und östlichen Mittelgebirge Werte um 0 Grad.
In der Nacht zum Samstag wird in der für winterliche Verhältnisse schwachen
westlichen Strömung eingelagerte Welle von der Biskaya zu den Alpen gesteuert.
Bedingt durch den auf Frankreich überreifenden Trog kann sich die Welle ein
wenig intensivieren, ohne dass die Lage bezogen auf die Windentwicklung
warntechnisch relevant wird. Ein leichtes Rückdrehen der Strömung lässt mit
Annäherung des Troges die Schneefallgrenze am gesamten Alpenrand wieder auf 1200
bis 1500 m ansteigen. Allerdings ist die Front nur wenig aktiv, so dass in
Alpennähe nur geringe Niederschläge zu erwarten sind. Dennoch sollte die
Glätteproblematik nicht ganz aus den Augen verloren werden.
Im Norden klart es im Bereich der Hochbrücke noch verbreitet auf, in der Mitte
und im Süden bis etwa zur Donauregion macht sich Warmluftadvektion an der
Nordflanke der o.g. Welle in Form von mehrschichtiger Bewölkung bemerkbar, ohne
dass Niederschlag fällt.
Abgesehen von einigen tieferen Lagen Südwestdeutschlands und dem Küstenstreifen
ist ansonsten wieder überall leichter Frost zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Allenfalls zum Ende des Vorhersagezeitraumes zeichnet sich ab, dass
das Übergreifen der Niederschläge noch unsicher ist. Nach ICON ist dies von
Südwesten bis zur Donauregion der Fall, nach EZMW sollte dies nur am Hochrhein
und im südlichen Schwarzwald erfolgen. Nach GFS würden auch die westlichen
Mittelgebirge von diesen Niederschlägen erfasst.
Probabilistische Verfahren stützen die oben getroffenen Aussagen der jeweiligen
deterministischen Modelle.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann