DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

13-02-2018 12:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 13.02.2018 um 10.30 UTC



Am Wochenende meist Hochdruckeinfluss, in der kommenden Woche Kaltluftzufuhr aus
Nord-Nordosteuropa.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 20.02.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Freitag befindet
sich Deutschland auf der Rückseite eines okkludierten Frontensystems, das am
Donnerstag durchgezogen ist und dessen Reste anfangs noch am Alpenrand zu
finden sind (=> dort etwas Schneefall). Ansonsten kommt die rückseitig
eingeflossene erwärmte Meereskaltluft (T850 um -5°C) unter Hochdruckeinfluss,
der sich in Form einer zonal ausgerichteten, fast brückenartigen Hochdruckzone
widerspiegelt. Die Höhenströmung ist entsprechend zonal ausgerichtet, wobei sich
nach Abzug eines Randtroges aus dem Nordosten im Tagesverlauf eine leicht
antizyklonale Wölbung einstellt. Kurzum, der Freitag ist deutschlandweit
weitgehend antizyklonal geprägt.
Am Samstag schwenkt von Westen her ein weiterer Kurzwellentrog herein, der den
Hochdruckeinfluss etwas schwächt. Dabei wird die am Alpenrand kurzzeitig zur
Ruhe gekommene Kaltfront reaktiviert, so dass es im Süden Baden-Württembergs und
Bayerns von Westen her zu Niederschlägen kommt, die teils als Schnee, in tiefen
Lagen auch als Regen fallen. Weiter nördlich bleibt die Hochdruckbrücke kräftig
genug, etwaige Niederschläge zu unterbinden, einzig im äußersten Norden können
sich ein paar Schauer entwickeln.
Zum Sonntag hin regeneriert sich die Hochdruckzone, wobei der Luftdruck fast im
gesamten Vorhersageraum auf 1030 hPa oder etwas darüber ansteigt. Über dem nahen
Ostatlantik wölbt sich ein breiter Höhenrücken auf, während sich über dem nahen
Osteuropa ein Höhentrog intensiviert. Deutschland gelangt zwischen die Stühle
unter eine leicht zyklonal konturierte nordwestliche Höhenströmung, die im Osten
und Norden einzelne schwache Schnee- oder Regenschauer generieren. Ansonsten
bleibt es aber weitgehend niederschlagsfrei.
Zu Beginn der neuen Woche beginnt sich die Großwetterlage umzustellen. Der o.e.
Rücken verstärkt sich bei gleichzeitiger Ausweitung bis zum Nordpolarmeer. An
seiner Ostflanke dreht die Höhenströmung über Skandinavien aber auch bei uns
mehr und mehr auf Nord. Einsetzender Druckfall sorgt für einen allmählichen
Abbau der Hochdruckbrücke, womit der Weg frei wird für ein Tiefdruckgebiet, das
sich unter Vertiefung von den Lofoten über Skandinavien hinweg in Richtung
Ostsee und von dort weiter nach Polen zieht. Das zugehörige okkludierende
Frontensystem greift am späten Montag von Norden her mit seinem
Niederschlagsgebiet auf Deutschland über, wo es sich rasch südwärts ausbreitet.
Dabei fällt zunächst überwiegend Regen, bevor mit weiterer Südverlagerung und
zunehmendem Okklusionsprozess mehr und mehr die feste Phase ins Spiel kommt. Der
auffrischende, in Böen teils stürmische Wind, dreht von anfangs westlichen
Richtungen über Nordwest und Nord auf Nordost, womit sukzessive kältere
Luftmassen aus dem fennoskandischen Raum angezapft werden. So sinkt die
850-hPa-Temperatur bis Dienstag, 24 UTC auf Werte zwischen -7°C im Süden und
-10°C im Nordosten zurück.
In der erweiterten Mittelfrist von Mittwoch bis Freitag etabliert sich über
Nordeuropa ein umfangreiches und kräftiges Hochdruckgebiet, auf dessen Südflanke
ein veritabler Ostfetch induziert wird. Mit dieser Ostströmung wird kontinentale
Kaltluft nach Deutschland gesteuert, die von einem umfangreichen, von der
Barentssee bis nach Frankreich reichenden Höhentrog überlagert ist. In 850 hPa
liegt um oder etwas unter -10°C, in 500 hPa um oder etwas unter -35°C.
Entsprechend kann es immer mal wieder teils schauerartig schneien. IFS deutet
zudem zeitweilige Aufgleitprozesse ergo skalige Schneefälle an, die von einem
Tief südlich der Alpen induziert werden. Für Details ist es aber noch deutlich
zu früh.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS-Modells vom ECMF kann im Allgemeinen als gut, im
Speziellen allerdings nur als mäßig bezeichnet werden. Was im ersten Augenblick
wie ein Widerspruch aussieht, lässt sich wie folgt kurz erklären. Die für die
mittelfristige Entwicklung relevanten Strukturen (Tiefs, Hochs, Tröge, Rücken,
Fronten etc.), die in den jüngsten Vorläufen simuliert wurden, lassen sich auch
im heutigen 00-UTC-Lauf wiederfinden. Insofern ist die Konsistenz als gut zu
bezeichnen.
Im Detail allerdings zeigen sich durchaus relevante Unterschiede. So wird z.B.
am Samstag das Tief, das nach gestriger Version Deutschland ostwärts überqueren
sollte, nun weiter südlich gerechnet, frontale Niederschläge würden ebenfalls
nur im Süden auftreten.
Am Sonntag nähern sich die Lösungen vorübergehend wieder an, bevor zu Beginn der
neuen Woche die Unterschiede erneut zunehmen. Das Übergreifen des
nordeuropäischen Tiefs nebst Frontensystem wird nun gut einen halben Tag später
gezeigt als in den Läufen zuvor. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass
die Zufuhr kalter Luftmassen aus dem nordeuropäischen, später vielleicht sogar
aus dem osteuropäischen Raum damit eingeleitet wird.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Beim Vergleich mit den an dieser Stelle üblicherweise begutachteten
Globalmodellen (ICON, GFS, GEM, UKMO) fällt auf, dass die grobe Richtung von
allen mitgetragen wird. Ähnlich wie bei der Konsistenzbetrachtung offenbaren
sich aber auch hier Unterschiede, die Erwähnung verdienen. Zunächst mal zum
Samstag, wo GFS weiterhin an der Variante mit dem bis zur Mitte ausgreifenden
Niederschlag (=> mehr Warmluft ergo höhere Schneefallgrenze im Süden) festhält,
während die anderen "Strategen" sich auf die Seite vom IFS schlagen.
Die Umstellung zu Wochenbeginn wird von ICON und auch von GEM deutlich schneller
(schon am Sonntag beginnend und von ICON auch mit mehr Niederschlag), von GFS
nur etwas schneller simuliert. Außerdem lässt GFS das Tief weiter östlich über
das Baltikum ziehen, so dass auch die Hauptkaltluftzufuhr etwas weiter östlich
erfolgt. Die leider nur rudimentär vorhandenen Felder von UKMO (und das auch nur
bis T+144h) hingegen ähneln sehr dem IFS-Szenario.
FAZIT: Auf deterministischer Basis deutet das Mehrheitsprinzip auf eine südliche
Niederschlagslage am Samstag hin. Danach wird die Detailprognose unsicherer,
auch wenn der Generalkurs mit zunehmender Kaltluftzufuhr aus Nord-Nordosteuropa
zu stehen scheint.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte von ECMF-EPS zeigen bis
einschließlich Sonntag einen vergleichsweise homogenen Verlauf ohne
nennenswerten Spread. Nur ganz wenige Lösungen zeigen für Samstag eine kleine
Temperaturanomalie nach oben, die mit schwachen Niederschlagssignalen korreliert
ist. Das bedeutet nichts anderes, dass das von GFS vorgeschlagene Szenario mit
recht weit nach Norden ausgreifenden Niederschlägen (siehe oben) zwar nicht
kategorisch auszuschließen, aber eben auch nicht überborden wahrscheinlich ist
Mit Beginn der neuen Woche beginnen die Kurvenscharen, ein größeres Delta zu
produzieren. Dabei ist interessant zu beobachten, dass der Hauptlauf sowohl bei
der 850-hPa-Temperatur als auch beim Potenzial in 500 hPa deutlich nach unten
abgleitet, während sich der Kontrolllauf eher am oberen Rand der Lösungen
etabliert. Das Gros der Ensembles jedenfalls favorisiert kalte Szenarien, was
sich auch sehr gut am dominant besetzten Nordostsektor in der EPS-Windrose
abzulesen ist.
Diesen Sachverhalt findet man übrigens auch in den EPS-Meteogrammen von GFS
wieder, die im Großen und Ganzen ein ähnliches Aussehen haben wie ihre Pendants
vom ECMF. Allerdings gibt es für Samstag deutlich mehr Niederschlagspeaks
(Referenz Offenbach) als bei ECMF-EPS, was wiederum zeigt, dass die
EPS-Simulationen häufig stark am deterministischen Verlauf orientiert sind.
Thema Cluster, für den Zeitraum T+72...96h (Freitag zu Samstag) liegen vier
Cluster vor, die sich für unseren Raum kaum unterscheiden. Vier Cluster sind es
auch von Sonntag bis Dienstag (T+120...168h), die mit 18, 14, 12 und 7 Fällen
besetzt sind. Der Haupt- und Kontrolllauf sind CL 1 zugeordnet. CL 2 entspricht
eher der GFS-Variante mit dem weiter östlich positionierten Tief, CL 3 lässt den
östlichen Trog zum Ende hin noch dichter an den Vorhersageraum heranrücken. Bei
CL 4 fehlt das Tief gänzlich, stattdessen kräftigt sich eine vom nahen
Ostatlantik bis nach Nordeuropa reichende Hochdruckzone, an deren Rand
trocken-kalte Kontinentalluft angezapft wird. Noch mehr Cluster, nämlich sechs,
offenbaren sich in der erweiterten Mittelfrist T+192...240h (Mittwoch bis
Freitag). Drei Cluster (2,3 und 4 + KL) setzen auf einen GWL-Typus HM (Hoch
Mitteleuropa) mit einer ausgewiesenen Omega-Konfiguration im Potenzialfeld. Die
anderen drei Cluster (1, 5 und 6 + HL) hingegen sind zyklonaler aufgestellt mit
überlagertem Trog und bodennah östlicher Grundströmung.
FAZIT: Auch die Statistik kann die Frage, wie weit die Niederschläge am Samstag
nach Norden ausgreifen, nicht abschließend beantworten. Unscharf bleibt auch die
Entwicklung zu Beginn der neuen Woche, auch wenn eigentlich überall Kaltluft
angezapft wird.


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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Von Freitag bis einschließlich Montag liefern sowohl die deterministischen
Modelle als auch die probabilistischen Anschlussverfahren keine oder nur
schwache Hinweise auf markante Wettererscheinungen. Am ehesten kann es im
süddeutschen Bergland am Freitag und Samstag mal stärker schneien, wobei gerade
für Samstag aber noch unsicher ist, wie hoch die Schneefallgrenze steigt.
Größere Neuschneemengen der Größenordnung mehr als 10 cm innert 12 h sind nur
wenig wahrscheinlich.
Interessant hinsichtlich Wind- und Niederschlagsentwicklung wird es zu Beginn
der neuen Woche, wenn das o.e. Tief von Norden das Regiment übernimmt. Noch sind
Intensität und Zugbahn des Tiefs aber zu unsicher, um belastbare Aussagen über
die erwähnten Parameter treffen zu können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMF-EPS und ECMF-MOS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann